06.12.2021 17:55
Meldung
Kurstadt-Hammer: Pyrmont & Hagen wollen fusionieren!
Die Spielvereinigung Bad Pyrmont und TuS Germania Hagen planen bereits seit Monaten an einem historischen Schritt, um den Fußball in der Kurstadt und Umgebung nachhaltig zu sichern: die Fusion beider Vereine...
Hagens Spartenleiter Florian Büchler, Pyrmonts Keeper Alexander Deppe und Pyrmonts sportlicher Leiter Jan-Hendrik Deppe (v. li. n. re.).
Die Katze ist aus dem Sack. Die Spielvereinigung Bad Pyrmont und TuS Germania Hagen planen bereits seit Monaten an einem historischen Schritt, um den Fußball in der Kurstadt und Umgebung nachhaltig zu sichern: die Fusion beider Vereine. Um Fragen vorwegzunehmen: Es handelt sich um keine Spielgemeinschaft, da das Spielrecht auf Bezirksebene dann ungültig wäre – beide Vereine verschmelzen zu einem neuen. Dieser Schritt kommt für Außenstehende durchaus überraschend, immerhin gab es zwischen den beiden ehemaligen Rivalen in der Vergangenheit immer wieder mit entsprechendem Echo vollzogene Wechsel oder beide Parteien buhlten oft um die selben Spieler.
„Noch haben wir zwei starke Vereine“
Alexander Deppe, Torhüter der Pyrmonter und einer der Initiatoren dieses historischen Projekts, erklärt: „Noch haben wir zwei starke Vereine, die sich jedoch der demografischen Entwicklung der Zukunft bereits jetzt stellen müssen. Es ist kein Geheimnis, dass die Anzahl der Jugendspieler landesweit in den letzten Jahren stark rückläufig war. Wir haben mit dem JFV Union Bad Pyrmont zwar einen starken Unterbau, doch dieser kann nicht die Belange beider Vereine langfristig decken. Vor einigen Monaten haben die Gespräche begonnen, die entscheidenden Impulse kamen aus den Mannschaften. Wir haben viele Szenarien durchgespielt, unsere Ausgangslagen eingehend analysiert, doch die Fusion ist für uns das nachhaltigste Konzept.“ Das Wunschszenario: Der neue Verein, dessen Name übrigens noch in den Sternen steht, soll in der Landesliga, Bezirksliga, Kreisliga und 2. Kreisklasse an den Start gehen. Ob dies gelingt, ist allerdings ebenso unklar wie der Vereinsname – immerhin muss Bad Pyrmont bei sechs (!) Absteigern die Landesliga halten und die Hagener dürfen sich in der Bezirksliga-Abstiegsrunde ebenfalls nicht allzu viele Fehler erlauben.
Ohne Dreiviertelmehrheit geht nichts
Deppe erläutert: „Damit unsere Spiellizenzen erhalten bleiben, müssen wir fusionieren. Wo wir am Ende tatsächlich antreten, werden wir am Ende der aktuellen Saison sehen. Wir bereiten uns auf alle möglichen Eventualitäten möglichst gut vor.“ Zunächst müssen allerdings beide Vereine bei ihren Jahreshauptversammlungen, die nach Möglichkeit im Januar stattfinden sollen, mit einer Dreiviertelmehrheit für eine Fusion stimmen. Während die Kurstädter dann als kompletter Verein in das neue Konstrukt übergehen, wird bei Germania Hagen lediglich die Fußballsparte „ausgegliedert“ - mit Gymnastik und Tennis gibt es noch zwei weitere Sparten, die dem TuS erhalten bleiben. Bereits in der vergangenen Woche haben beide Vereine ihre Mitglieder über ihr Vorhaben informiert. Die Resonanz sei überraschend gut ausgefallen. „Selbst alt eingesessene Mitglieder waren schnell überzeugt. Wir sind guter Dinge, dass die Mitglieder beider Vereine für die Fusion stimmen werden. Den meisten ist klar, dass es keine echten Alternativen zu diesem Schritt gibt. Wir sehen viele Synergieeffekte: Einerseits konkurrieren wir nicht mehr um dieselben Spieler, andererseits kann man die Sponsoren, die nun eine gestärkte Marke vorfinden, viel besser vereinen“, verdeutlicht Deppe.
Kein Hin- und Herwechseln für den Klassenerhalt
Bereits in der kommenden Saison 2022/23 soll das neue Konstrukt in den Ligabetrieb gehen. Die Frage, ob nun Spieler hin- und herwechseln, um Pyrmont bzw. Hagen jeweils beim Klassenerhalt zu unterstützen, beantworten beide Parteien mit einem deutlichen Nein. Hagens Spartenleiter Florian Büchler unterstreicht: „Beide Mannschaften sind mit ihrem Kader in die Saison gestartet, dementsprechend sollen diese Teams auch mit ihrem Bestandskader weitermachen. Das hat auch mit Vertrauen gegenüber den Spielern zu tun, die für den jeweiligen Verein alles geben.“ Jan-Hendrik Deppe, sportlicher Leiter der Pyrmonter, schließt externe Wintertransfers darüber hinaus so gut wie aus: „Es ist nicht geplant, dass wir noch neue Spieler dazu holen. Wir haben uns Anfang der Saison dazu entschieden, mit unserem Kader die Landesliga zu halten und die Mannschaft hat bereits gezeigt, dass sie das Zeug dazu hat. Wir haben vollstes Vertrauen in unsere Spieler.“
Loges oder Hasani?
Unklar ist hingegen, wer ab der Saison 2022/23 die erste Mannschaft als Trainer übernehmen wird. Mit Christopher Loges auf Pyrmonter Seite und Hysen Hasani bei den Hagenern gibt es zwei ambitionierte Übungsleiter, die für diesen Posten in Frage kämen und bereits in den Vereinen sind. Büchler sagt: „Das ist noch unklar. Wir müssen mehrgleisig planen, da wir noch gar nicht wissen, in welcher Liga wir nächste Saison spielen. Steigt Bad Pyrmont ab, verlieren wir eines der beiden Bezirksliga-Spielrechte. Wir planen ein langfristiges Konzept und die Trainer akzeptieren den Umstand, dass wir noch keine Aussage treffen können.“ Fest steht hingegen: Sollte das Votum auf den jeweiligen JHVs zugunsten der Fusion ausfallen, muss der neue Vereinsvorstand bis Mitte Mai seine Unterlagen beim NFV einreichen – bis dahin muss das Fundament des neuen Vereins stehen. Sicher sind sich beide Parteien bei der Kaderplanung: Experimente aus der Vergangenheit soll es nicht mehr geben. Sprich: ein solides finanzielles Konzept, keine riskanten Transfers und der Fokus auf Spieler aus und um Bad Pyrmont, bestenfalls der eigenen Jugend. Deppe untermauert: „Wir wollen uns langfristig für die Zukunft rüsten.“
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