17.09.2019 14:03

Oberliga


Oberliga, aufgepasst: Erstarkt Vizemeister Northeim wieder?

Braukmüller: „Unser Ziel, den sportlichen Leistungsstand unserer Region abzubilden“ / Am Samstag kommt's zum zweiten Duell mit Tündern
FC Eintracht Northeim Mannschaftsfoto
Der FC Eintracht Northeim kommt am Samstag ein zweites Mal nach Hameln (Foto: Eintracht Northeim/Moritz Braukmüller.

Am Samstag kommt ein Team in die Rattenfängerstadt, das vor einigen Wochen bereits im 200 Meter entfernten Weserberglandstadion zu Gast war: Blau-Weiß Tündern empfängt den FC Eintracht Northeim am Samstag, 16 Uhr, auf der Hamelner Kampfbahn. In der ersten Runde des Niedersachsenpokals musste sich die Elf von Trainer Siegfried Motzner trotz guter Leistung mit 2:4 geschlagen geben. Am Wochenende bedeutet das Aufeinandertreffen beider Kontrahenten das Kellerduell in der Oberliga. Allerdings sind die Vorzeichen trügerisch...

Festgestellt, dass man sich gegenseitig dann doch nicht so schlimm findet“

Am 1. April 1992 erblickte die Eintracht das Licht der Welt. SuS Northeim, VfB Northeim und der Sultmershagener FC bündelten ihre Kräfte und schlossen sich zum FC Eintracht Northeim zusammen. Der Grund für die Fusion überrascht aus heutiger Sicht nicht. Moritz Braukmüller, heute Presse- sowie Stadionsprecher des Vereins und 1992 F-Jugend-Spieler der Northeimer, erklärt: „Es waren die klassischen Ansätze, die auch heute zu vielen Zusammenschlüssen führen: schwindende Spielerzahlen. Man hat damals festgestellt, dass man sich gegenseitig dann doch nicht so schlimm findet und ist diesen entscheidenden Schritt gegangen.“

Zu gut für die Landesliga, gerade gut genug für Niedersachsen

Wappen FC Eintracht NortheimDass dieser Entschluss aller drei Ursprungsvereine der richtige Schritt war, zeigen die folgenden knapp zweieinhalb Dekaden. Zunächst in der Bezirksliga gestartet, schaffte die Eintracht 1994 den Aufstieg in die Landesliga Braunschweig. Dort angekommen, gaben sich die Rot-Gelben längst nicht zufrieden. 1999 verdiente sich der FC die Beförderung in die Niedersachsenliga Ost. Der Verein verpflichtete in dieser Zeit regionalligaerfahrene Spieler, die den Aufstieg in die damals noch viertklassige Oberliga Nord ermöglichen sollten – allerdings ging der Schuss gehörig nach hinten los. Niedersachsens Oberhaus war dann doch eine Nummer zu groß, Northeim stieg postwendend wieder ab. Es sollte nicht die letzte Degradierung bleiben. Northeims alteingesessene Fans durften in den Folgejahren nicht nur euphorische Aufstiege feiern, sondern mussten auch bittere Tränen weinen. Zu gut für die Landesliga und gerade gut genug für Niedersachsens höchste Klasse – 2002 kehrte die Eintracht in die Niedersachsenliga zurück und mischte anschließend im bitteren Abstiegskampf mit. 2004 hielt der Verein nur die Klasse, weil der TSV Neuenkirchen seine Mannschaft zurückzog. Jedoch wurde der Abstieg damit letztlich nicht verhindert, sondern auf ein Jahr später vertagt – und dann kamen sie 2006 doch direkt wieder in die Niedersachsenliga Ost zurück.

Fahrtstuhljahre endlich vorbei?

Diesmal war Northeim gekommen, um zu bleiben – oder doch nicht? In der Saison 2007/08 wurde der FC hinter dem unangefochtenen Meister MTV Gifhorn (67 Punkte) mit 53 Zählern Zweiter und erarbeitete sich eine Vormachtstellung im Süden Niedersachsens. 2010 qualifizierte sich die Mannschaft darüber hinaus für die eingleisige Oberliga Niedersachsen und traf nunmehr auf die Eliten des gesamten Bundeslandes. Zum Leidwesen der Südniedersachsen stellte sich heraus: es reicht nicht. Als Fünftletzter stieg die Eintracht nach der Saison 2010/11 wieder in die Landesliga ab. Allerdings dürfte mittlerweile klar sein: Aus der Bahn hat dieser Rückschlag den von zahlreichen Höhe- und Tiefpunkten gestählten Verein nicht geworfen. Im Gegenteil: Northeim nahm Anlauf – und schaffte im dritten Versuch, 2013/14, die viel umjubelte Rückkehr in die Oberliga.

Beste Saison der Vereinsgeschichte

Und diesmal blieben sie wirklich. Bis heute. Doch die Northeimer spielten in den Folgejahren nicht nur in der Oberliga – sie prägten sie mit. Gleich nach dem Wiederaufstieg gelang unter Trainer Wolfang Schmidt 2014/15 ein beachtlicher fünfter Rang. In der darauffolgenden Spielzeit verbesserten sich die Rot-Gelben auf vierten Rang und befanden sich kurz vor Abschluss ihrer Metamorphose zu einem Oberliga-Topteam. Daraus, und aus der Verpflichtung von Trainer Malte Forehlich, entsprang schließlich eine Saison, die sich als die beste der Vereinsgeschichte herausstellen sollte. Eintracht Northeim sammelte 60 Punkte, wurde hinter SSV Jeddeloh Vizemeister und qualifizierte sich für die Regionalliga-Relegation. Dort waren die Südniedersachsen aber chancenlos und mussten sich Eutin 08, Altona 93 und dem Bremer SV geschlagen geben. Der verpasste Aufstieg zog, trotz einer historischen Saison, personelle Konsequenzen nach sich. „Wir haben damals einige wichtige Spieler verloren und wurden dazu gezwungen, unseren Kader zur verändern“, erinnert sich Braukmüller. Dadurch konnte die Eintracht nicht an die überragende Form der Vorsaison anknüpfen, spielte dennoch solide. Allerdings musste Froehlich trotzdem seinen Hut ziehen, für ihn rückte der sportliche Leiter Philipp Weißenborn an die Seitenlinie. Unter Weißenborn wurde der FC schließlich Sechster und startete 2018/19 einen erneuten Angriff auf die Tabellenspitze.

Erinnerungen werden wach

Mittlerweile hatte sich die Mannschaft vom personellen Aderlass erholt und entwickelte sich erneut zu einem in der Oberliga gefürchteten Gegner. Mit dem HSC Hannover lieferten sich die Weißenborn-Elf ein erbittertes Rennen um die Meisterschaft und den damit verbundenen direkten Aufstieg in die Regionalliga – jedoch setzten sich die Landeshauptstädter letztlich durch, während für Northeim erneut in der Aufstiegsrunde Schluss war. Der Fußballclub verlor beide Endspiele gegen den Lüneburger SK. Plötzlich wurden Erinnerungen wach. Erneut wurde der Verein zu einem personellen Umbruch gezwungen, mit Simon Schneegans darüber hinaus ein neuer Trainer verpflichtet. „Wir hatten eigentlich vor, den Kader zusammenzuhalten und punktuell zu ergänzen. Das ist uns zunächst auch gelungen, aber nach dem verpassten Aufstieg kamen die Abgänge. Danach mussten wir noch einige Neue holen. Im Sommer hat sich leider herausgestellt, dass einige gesundheitliche Altlasten und neue Verletzungen unsere Vorbereitung überschattet haben. Eins kam zum anderen“, bedauert Braukmüller.

Oberliga, aufgepasst: Northeim erstarkt wieder

Die Folge: Northeim erwischte einen ernüchternden Saisonstart, hat nach sieben Spielen nur vier Punkte. Allerdings lichtet sich das Lazarett. Tragende Säulen, die dem Verein seit Jahren zur Seite stehen, kehren zurück. Kapitän Christian Horst feierte am vergangenen Sonntag sein Comeback und soll der Abwehr wieder mehr Stabilität verleihen. Angreifer Melvin Zimmermann, der laut transfermarkt.de in 110 Oberliga-Spielen 73 (!) Tore erzielte, war ebenfalls erstmals nach seiner Verletzung wieder im Kader. Und Spielgestalter Torben Rudolph zieht seit mittlerweile fünf Jahren die Fäden im Northeimer Mittelfeld. Den Verein habe der schwierige Saisonstart nicht aus der Bahn geworfen. „Alle sind ruhig geblieben. Wir kennen die Umstände ja, daher sind wir nicht überrascht. Wir haben uns zuletzt gegen FT Braunschweig und den Heeslinger SC gesteigert und wollen gegen Tündern darauf aufbauen“, erläutert Braukmüller.

„Unser Ziel, den sportlichen Leistungsstand unserer Region abzubilden“

Ohnehin sei es eine der Stärken des Vereins, nicht in panischen Aktionismus zu verfallen. Braukmüller unterstreicht: „Wir versuchen immer, den Verein weiterzuentwickeln und setzen dabei auf unsere sehr gute Jugendarbeit. Unsere A- und B-Junioren spielen in der Niedersachsenliga. Darauf sind wir stolz. Wir wollen unsere eigenen Spieler weiterentwickeln und nicht groß einkaufen. Letztlich ist es unser Ziel, den sportlichen Leistungsstand unserer Region abzubilden. Wenn es nur für die Landesliga reicht, ist das so. Wenn es für Regionalliga reicht, ist das natürlich umso schöner.“ Darüber hinaus wolle Northeim „auswärtigen“ Spielern bei ihrem nächsten Entwicklungsschritt helfen. Ein Beispiel: Mattis Daube. „Werder Bremens U23 kam auf uns zu, da er sich verletzt hatte und bei uns wieder fit werden sollte. Letztlich hat er sich bei uns so gut entwickelt, dass er jetzt bei Viktoria Berlin in der Regionalliga eine gute Rolle spielt.“ Aktuell gehe es ausschließlich um den Klassenerhalt. „Wir wollen die notwendigen Punkte sammeln, um in der Oberliga zu bleiben. Alles andere wäre aktuell vermessen. Wenn es sich entwickelt, können wir unsere Ziele noch einmal korrigieren, aber zunächst gilt es, wieder an Stabilität zu gewinnen“, stellt Northeims Pressesprecher klar. Drei Punkte gegen Tündern würden helfen – allerdings brauchen Robin Tegtmeyer & Co. die Zähler ebenso dringend...
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