02.08.2023 08:55

Meldung


Platzsperre der Stadt Hameln stößt auf Unverständnis - Bertram schlägt Dialog vor 

Bertram: „Es macht den Eindruck, als sei die Entscheidung der Stadt Hameln vom Schreibtisch aus gefällt worden“ / Stadt Hameln: „Es ist eine Gratwanderung“
Kampfbahn Hameln Rasenplatz
Dieses Foto von der Kampfbahn in Hameln erreichte uns am Dienstagabend gegen 18 Uhr. Foto: privat.
Thomas Bertram Marcel Woyciechowski Kreispokal Übergabe
Thomas Bertram, Vorsitzender des NFV-Landkreises Hameln-Pyrmont.
Am Dienstag trudelte um 16.09 Uhr eine für die Vereine im Bereich der Stadt Hameln verhängnisvolle eMail ein. Der Inhalt: Die Stadt Hameln hat die Plätze gesperrt. Vom 1. bis zum 4. August. Zugegebenermaßen: Es hat in den letzten Tagen durchaus Niederschlag gegeben, zwischendurch auch mal richtig „gegallert“. Trotzdem stellt sich die Frage: Muss ein Platz im Hochsommer gesperrt werden, weil der Himmel ein bisschen mehr geweint hat als in den nahezu regenfreien Jahren zuvor? Die Antwort der Vereine im Stadtgebiet ist ziemlich eindeutig: nein. AWesA erreichten noch am Dienstagabend Nachrichten, dass die Plätze in absolut einwandfreiem Zustand seien.

Anlässlich der Sperre haben wir dem Vorsitzenden des NFV-Landkreises Hameln-Pyrmont, Thoams Bertram, gesprochen. Er kann Sperre nicht nachvollziehen. „Zum einen ist der Zeitpunkt, an dem die Sperre an die Vereine weitergeleitet wurde, schwierig. Wir wollten nach dem Eintreffen der Mail noch mit der Stadt in Kontakt treten, haben aber niemanden mehr erreicht. Zwei bis drei Stunden vor Spielanpfiff so eine Sperre auszusprechen, ist hart. Und zum anderen widersprechen die Nachrichten, die ich von den Vereinen erhalten habe, dieser Sperre. Es gab Vereinsmitglieder, die die Plätze begutachtet haben und aus allen Richtungen hieß es: Man hätte problemlos spielen können. Es macht den Eindruck, als sei die Entscheidung der Stadt Hameln vom Schreibtisch aus gefällt worden“, so Bertram, dem die Sperre, noch vor Beginn den Punktspielbetriebs, Sorgen bereitet: „Wir haben Anfang August und die Plätze in Hameln sind gesperrt. Was soll denn erst im Herbst passieren? Unser Spielausschuss arbeitet die Spielpläne aus und Voraussetzung für einen reibungslosen Ablauf des Spielbetriebs ist, dass die Vereine auch spielen dürfen. Voreilige Absagen und dann auch noch über einen relativ langen Zeitraum von vier Tagen machen den Vereinen große Probleme.“
Dass die sich Vereine und die Stadt in Sachen Platzsperre oft uneinig sind, ist nichts Neues. Bereits in der Vergangenheit stießen Sperren auf großes Unverständnis, auch Vergleiche zu anderen Städten, die ihren Vereinen bei der Platzpflege und Platzsperren viel mehr Freiheiten lassen, werden immer wieder gezogen (wir berichteten). Diese Autonomie gesteht die Stadt Hameln ihren Vereinen nicht zu. Bertram sagt: „Die Stadt Hameln hat mit den vielen Plätzen einen hohen Erhaltungsaufwand, das ist völlig klar. Trotzdem würde mehr Selbstbestimmung für die Vereine allen Seiten helfen. Die Stadt Bad Pyrmont ist hier ein gutes Beispiel. Dort herrscht ein ständiger Austausch mit den Vereinen, die die Plätze der Stadt Bad Pyrmont nutzen. Dadurch geht man automatisch vom Einzelfall aus. Das hat sich bewährt und die Zahl der ausgefallenen Spiele ist gesunken. So ein Modell ist ganz sicher auch bei der Stadt Hameln möglich. Es ist also nicht so, dass wir hier über ein Problem sprechen, dessen Lösung kompliziert oder aufwändig ist.“

Um eine Besserung der Situation herbeizuführen, möchte der Fußballvorsitzende in einen Dialog mit der Stadt Hameln treten: „Ein Austausch zwischen der Stadt und dem NFV-Vorstand Hameln-Pyrmont wäre sicherlich förderlich, gerne auch mit Oberbürgermeister Claudio Griese. Es ist ja auch im Interesse der Vereine, dass sie Plätze nutzen, die in gutem Zustand sind und nicht in kritischen Zuständen gespielt oder trainiert wird. Mehr Kommunikation und gegenseitiges Vertrauen kann also nur förderlich sein.“

Frau Michelhans von der Stadt Hameln erklärt auf AWesA-Nachfrage: „Alle Rasenplätze wurden angefahren und kontrolliert. Wir haben die Entscheidung auf Basis des aktuellen Platzzustandes, der Regenfälle der letzten Tage und Wochen sowie den Wettervorhersagen getroffen. Grundsätzlich versuchen wir, die Sperren möglichst zu vermeiden. Auf der anderen Seite haben wir auch die kommenden Monate im Blick. Im letzten Jahr waren die Plätze bis in den November hinein für den Spielbetrieb zugänglich und wurden erst im Dezember für den Winter gesperrt. Das war auch möglich, weil wir zwischendurch mit Teilsperren der Plätze für eine Erholung der kritischen Stellen gesorgt haben. Der späte Zeitpunkt der Nachricht an die Vereine hat sich aus einer Vielzahl an unterschiedlichen Themen ergeben, die bearbeitet werden mussten. Zugegeben: Es ist eine Gratwanderung.“

Ein Vereinsvertreter, der an dieser Stelle weder Namen noch Verein der Öffentlichkeit preisgeben möchte, sagt überdies: „Diese Sperre ist in Deutschland wahrscheinlich einmalig und auch nicht mit einer Weitsicht auf die kommenden Monate begründbar. Warum gesteht man den Vereinen nicht endlich mehr Spielräume zu? Es ist doch nicht im Interesse der Vereine, die Plätze, die ihre Heimat sind, kaputtzutreten oder verantwortungslos damit umzugehen. Was die durchaus ausbaufähige Kommunikation betrifft: Ich kann die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Hameln ein wenig verstehen. Es gibt mitunter auch Anfeindungen auf persönlicher Ebene, die die Mitarbeiter abseits ihres Berufs treffen. Das ist indiskutabel und behindert die Kommunikation eher, als dass es hilft.“
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Autor des Artikels

Jannik Schröder
Jannik Schröder
Jannik stieg nach seinem Praktikum vor einigen Jahren neben dem Studium als Freier Mitarbeiter bei AWesA ins Boot – und ist nach seinem Master-Abschluss in Germanistik und Geschichte seit Oktober 2015 Chefredakteur.
Telefon: 0176 - 6217 6014
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