28.10.2022 07:59

Meldung


Platzsperren: So sieht's in der Nachbarschaft aus - Stadt Hameln steht Rede und Antwort

„Seitens der Stadt ein regelmäßig tagender 'Runder Tisch Sport' angedacht“
TSV Bruennighausen Fussball Kreisklasse Platz Rasen Matsch AWesA
Beispielfoto.
In der letzten Woche wurden die Plätze der Stadt Hameln gesperrt, während im Umkreis allerorts der Spielbetrieb aufrecht erhalten wurde. Wir sind der Sache nachgegangen und haben uns mit Personen aus angrenzenden Landkreisen über die Vorgehensweise der Verwaltungen unterhalten. Es wird deutlich: Vielerorts wird den Vereinen mehr Eigenständigkeit gewährt.

Anton Gebhard, Geschäftsführer des Sportportals „sportnews-hildesheim.de“, sagt: „Die Verwaltung der Stadt Hildesheim lässt den Vereinen größtenteils freie Hand. Die Vereine pflegen ihre Plätze selbst und dürfen auch selbst entscheiden, ob ein Platz bespielbar ist oder nicht. Bei uns gelten die Vorwürfe eher den Vereinen, die angeblich eine Platzsperre als Vorwand verwenden, um wegen personeller Not nicht spielen zu müssen. Aber das ist die Ausnahme. Mein Eindruck ist, dass die Vereine größtenteils zufrieden mit der ihr zugestandenen Autonomie sind.“

Auch in Eschershausen wird dem ortsansässigen MTSV viel Freiheit geboten. So heißt es von Vereinsseite, dass man gewisse Kriterien zur Bespielbarkeit des Rasens anhand eines Platzsperrprotokolls abarbeite und auf dieser Basis Entscheidungen treffe. Ähnlich wie in Hameln laufe es wiederum in Holzminden – dort sei die Lage ähnlich wie in Hameln.

Im Bereich der Stadt Rinteln im Landkreis Schaumburg wird den Vereinen ebenfalls nahezu komplette Freiheit gelassen. Am Beispiel des SC Rinteln gebe es einen Platzwart, der den Platz selbstständig pflegt und darüber entscheiden darf, ob gespielt wird oder nicht. Bei größeren Arbeiten stehe die Stadt Rinteln unterstützend zur Verfügung.

In Göttingen sei das Problem mit Platzsperren nahezu irrelevant, heißt es von einem Fußballkenner aus der Unistadt. Aufgrund der sechs vorhandenen Kunstrasenplätze im Stadtgebiet könne man problemlos auf andere Spielstätten ausweichen. Ähnlich dürfte es im Bereich der Stadt Detmold aussehen, wo, Stand Juli 2021, sieben Kunstrasenplätze zur Verfügung stehen.

Wir haben bei der Stadt Hameln nachgefragt


Wie läuft der Prozess von der Vermutung der Unbespielbarkeit eines Platzes bis zur endgültigen Sperre ab?
„Nach entsprechenden Wettervorhersagen, z.B. anhaltenden Regenschauern, wird die Häufigkeit der Platzkontrollen festgelegt. In der Regel werden die Plätze einmal in der Woche angefahren, je nach Bedarf auch öfter. Sind Spiele unter der Woche angesetzt und Platz und Wetter sind kritisch, werden diese Plätze gesondert angefahren. Wenn eine Platzsperrung droht, werden in Abstimmung mit den Sportvereinen Alternativspielflächen gesucht.“
 
Wie muss man sich die Platzbegehung vorstellen? Begehen Sie alle Plätze im Gebiet der Stadt Hameln oder machen Sie Stichproben bei einzelnen Plätzen?
„Es werden alle Plätze der Reihe nach angefahren und abgelaufen. Die kritischen Stellen der einzelnen Plätze sind bekannt. Auf diesen liegt auch das Hauptaugenmerk. Um den Spielbetrieb möglichst lange aufrechterhalten zu können, werden die Plätze je nach Zustand nur teilgesperrt, um stark belastete Bereiche zeitweise zu entlasten. Dies bedeutet eine Einschränkung der Vereine im Trainingsbetrieb, ermöglicht jedoch im besten Fall die Durchführung der angesetzten Punktspiele.“

Welche Kriterien werden verwendet, um die Bespielbarkeit des Platzes festzustellen?
„Aus unseren Erfahrungswerten wird der Gesamtzustand des Platzes (gibt es hier größere Kahlstellen, Maulwurf im Platz, erhöhtes Verletzungsrisiko etc.) und die aktuelle Bodenbeschaffenheit (ist der Boden feucht, nass oder gar plastisch, gibt es Stellen, wo das Wasser steht etc.) bewertet.“
 
Warum wird den Vereinen, die mehrmals in der Woche vor Ort sind und den Platz bespielen, nicht mehr Autonomie in dieser Sache und der allgemeinen Pflege zugesprochen – wie beispielsweise in dem Gebiet der Stadt Hildehseim?
„Die Gesamtunterhaltung der Sportplätze ist sehr zeit- und kostenintensiv und von den Vereinen in Eigenleistung, welche oft von Ehrenamtlichen abhängig sind, nur schwer zu leisten. Die Vereine sind bereits zur Eigenleistung angehalten. Eine weitere Aufgabenübertragung wird von den meisten Vereinen abgelehnt. Zur Gleichberechtigung aller Vereine sind daher die Aufgaben und Rechte einheitlich. Neben den Sportplätzen selbst muss die gesamte Sportanlage mit ihrer Begrünung unterhalten werden. Deshalb ist es sinnvoll und wirtschaftlich, die Sportplatzpflege und Grünpflege gesamthaft zu betrachten. Zudem können wir derzeit als Eigentümer der Flächen die Verkehrssicherungspflicht nicht komplett auf die Vereine übertragen. Ein gewisser Anteil verbleibt beim Eigentümer.“
 
Was spricht im Gegensatz dazu konkret dagegen, den Vereinen das Recht auszusprechen, die Plätze selbst zu pflegen und zu sperren bzw. die Stadt Hameln greift höchstens unterstützend ein?
„In  der Vergangenheit haben die Vereine die Plätze nach eigenem Ermessen gesperrt, mit dem Ergebnis, dass einige Vereine ihre Plätze so stark bespielt haben, dass diese grundhaft saniert werden mussten. Dies wollen wir vermeiden. Die enge Taktung der einzelnen Spiele und die kurzen Spielpausen machen eine Überarbeitung/Grundsanierung der Sportplätze schwierig.“
 
Warum ist der Hamelner Kunstrasen ausgerechnet in der Zeit, in der die Kunstrasenplätze am meisten benötigt werden, wegen Bauarbeiten gesperrt?
„Im Februar dieses Jahrs gab es am Ballfangzaun des Kunstrasenplatzes einen Sturmschaden, jener seitens der Stadt Hameln nicht repariert werden konnte. Aufgrund der Kostenhöhe des Schadens musste die Reparatur öffentlich ausgeschrieben werden. Hier greift das Vergaberecht und damit sind u. a. Fristen zu beachten. Das kostet Zeit. In diesem konkreten Fall musste die Ausschreibung wiederholt werden, da es bei der ersten Ausschreibung keine Angebote eingereicht wurden. Dadurch ließ sich ein Reinrutschen in die Herbstmonate leider nicht vermeiden.“

Die Vereine fühlen sich häufig wegen mangelnder Kommunikation seitens der Stadt Hameln alleine gelassen. Wie könnte man die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Verein Ihrer Meinung nach optimieren?
„Wir als Stadt versuchen stets die Abläufe zu optimieren. Unser Ziel ist, dass alle zu beteiligten Akteure gleichermaßen gut informiert sind. Gleichwohl ist uns bewusst, dass mehrere Abteilungen und dann auch die Vereine involviert sind und dann der gleichbleibend gute Informationsfluss „herausfordernd“ ist. Weiterhin ist seitens der Stadt ein regelmäßig tagender „Runder Tisch Sport“ angedacht. Dieser soll dazu genutzt werden, mit allen Vereinen in einen gemeinsamen Austausch zu kommen. Dazu findet ein regelmäßiger telefonischer Austausch mit Vereinsvertretern statt, um z.B. Prozesse zu optimieren oder technische Fragen zu klären. Wir sind der Meinung, dass die Kommunikation mit den Vereinen sich in den letzten Jahren stetig verbessert hat.“
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Autor des Artikels

Jannik Schröder
Jannik Schröder
Jannik stieg nach seinem Praktikum vor einigen Jahren neben dem Studium als Freier Mitarbeiter bei AWesA ins Boot – und ist nach seinem Master-Abschluss in Germanistik und Geschichte seit Oktober 2015 Chefredakteur.
Telefon: 0176 - 6217 6014
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