16.05.2023 12:11

Meldung


Streik, Streit & Stress: Schiri-JHV artet aus - versuchte Revolution scheitert

Misstrauensvotum gegenüber Michael Rieke abgelehnt / „Diejenigen, die darunter leiden, sind die Vereine und nicht der Schiedsrichterausschuss“
Schiedsrichter JHV 2023 Geehrte
Die Geehrten der diesjährigen Schiedsrichter-JHV wurden (leider) zur Nebensache.
Gute Schiedsrichter, Schlechte Schiedsrichter – die JHV-Telenovela der Hameln-Pyrmonter Unparteiischen endete mit einer gescheiterten „Revolution“, die, angeführt vom ehemaligen Lehrwart Niklas-Kevin Schütte, ins Leben gerufen wurde. Das Ziel der zusammengetrommelten Schiedsrichter: die Abwahl des Schiedsrichterausschussvorsitzenden Michael Rieke.

Die Vorgeschichte begann bereits vor einigen Wochen, als Schütte von seinen Aufgaben als Lehrwart unter Ausschluss der Öffentlichkeit entbunden wurde und Max Völksen den Posten kommissarisch übernahm. Als einen undemokratischen Akt sah es Schütte, der in der Folge eine Gruppe an Unparteiischen formierte, die mit dem aktuellen Kurs des Schiedsrichterausschusses ohnehin bereits unzufrieden gewesen seien.

Das Schauspiel begann bereits vor Tagesordnungspunkt 1, Eröffnung und Begrüßung, mit der Forderung eines Schiedsrichters, ein Misstrauensvotum per Dringlichkeitsantrag gegen den Vorsitzenden zu vollziehen, um anschließend eine Neuwahl des Vorsitzenden zu erwirken. Dabei berief sich der Schiedsrichter auf die Geschäftsordnung des NFV für Verbandstage auf Verbands-, Bezirks- und Kreisebene. Hier heißt es in §4, Absatz 3: „Nach Ablauf der Sechs-Wochen-Frist bzw. Drei-Wochen-Frist eingehende Anträge können nur als Dringlichkeitsanträge vor Eintritt in die Tagesordnung zugelassen werden, wenn dies eine Zweidrittel-Mehrheit der Delegierten beschließt.“ Infolge dieser Forderung stand ein nicht geringer Teil der rund 100 Anwesenden auf, um Unterstützung für den Antrag zu signalisieren.
Schiedsrichter JHV 2023 Protest
Die Schiedsrichter stehen auf, um die Forderungen nach einem Misstrauensvotum zu unterstützen.
Dies rief wiederum den stellvertretenden Vorsitzenden des NFV-Kreisvorstands Hameln-Pyrmont, Norbert Handelsmann, auf den Plan. Dieser sprach als Zuständiger für die Schiedsrichter für den Ausschussvorsitzenden Rieke und lehnte den Antrag sogleich ab mit der Begründung, dass der Antrag unzulässig sei, weil die Vorlauffrist für einen Antrag nicht eingehalten worden sei und der Schiedsrichterausschussvorsitzende ohnehin beim Kreisverbandstag gewählt werde – und nicht auf der Jahreshauptversammlung der Schiedsrichter. Zudem betonte Handelsmann mehrfach, dass Schütte nicht „rausgeschmissen“ worden sei, sondern von seinen Aufgaben entbunden, um andere Aufgaben zu übernehmen. Welche Tätigkeiten das sein sollen, wurde bis zum Ende nicht verraten. Nach langem Hin und Her, vielen teils lauten Anschuldigungen, persönlichen Vorwürfen, Streikdrohungen der „Revolutionäre“ sowie der zusätzlichen Berufung auf das Bürgerliche Gesetzbuch wies der Kreissportgerichtsvorsitzende Reinhard Feyer nochmals darauf hin, dass die Geschäftsordnung des NFV für Verbandstage auf Verbands-, Bezirks- und Kreisebene nicht für die JHV der Schiedsrichter greife.

Darauf reagierten die aufbegehrenden Schiedsrichter mit lauten Pfiffen aus ihren Pfeifen, was die bereits ungeduldig gewordenen, alteingesessenen Unparteiischen so sehr provozierte, dass sie den „Revoluzzern“ drohten und forderten, nach rund 45 Minuten mit dem offiziellen Teil der JHV zu beginnen.

Michael Rieke übernahm das Wort und führte die Anwesenden anschließend ohne weitere Aufreger durch die Tagesordnung (Ehrungen sind unten aufgeführt).

Angekommen bei Tagesordnungspunkt 7, „Anfragen“, ließ sich Schiedsrichter Konrad Voss, der das Geschehen neutral beobachtete, die Gelegenheit nicht nehmen, noch einmal darauf hinzuweisen, dass die Diskussionskultur an diesem Abend unterirdische Formen angenommen habe und man so in einem demokratischen Land keine Lösungen finden könne. „Wir fordern Respekt gegenüber Schiedsrichtern von den Vereinen ein, bekommen es aber nicht einmal hin, uns gegenüber diesen eingeforderten Respekt zu zeigen“, traf Voss den Punkt und erntete dafür viel Zustimmung.

Nachdem bereits mehrfach die Frage gestellt wurde, weshalb Niklas-Kevin Schütte von seinen Aufgaben als Lehrwart enthoben wurde und konkrete Antworten ausblieben, erneuerte ein Schiedsrichter gegen Ende des Abends die Frage ein weiteres Mal – und diesmal antwortete Rieke in aller Deutlichkeit mit einem breiten Katalog an Argumenten, weshalb eine „vertrauensvolle Zusammenarbeit“ keine Basis mehr habe. Rieke habe vor der Wahl gestanden, entweder den Rücktritt des gesamten Ausschusses hinzunehmen oder Schütte von seinen Aufgaben zu entheben. Doch sei dies kein Alleingang von Rieke gewesen, sondern eine Entscheidung, die auch der NFV-Kreisvorstand nach langen Unterhaltungen mitgetragen habe.

Schiedsrichter JHV 2023 Protest (2)
Die unzufriedenen Schiedsrichter zeigen die Rote Karte.
Daraufhin wollte Schütte das Wort am Sprechpult ergreifen, wurde jedoch von Rieke unterbrochen. Letzterer beendete die Jahreshauptversammlung. Als einen Schlag ins Gesicht der Demokratie sahen es Schütte und seine Mitstreiter, die abschließend für ein Foto posierten und dem Schiedsrichterausschussvorsitzenden die Rote Karte zeigten. Am Morgen danach waberten überdies bereits Nachrichten durch die bekannten Messengerdienste, dass die Schiedsrichter ihren Streik bereits am kommenden Wochenende in die Tat umsetzen wollen. Die Streikvorhaben fanden bereits gestern Abend nicht bei allen Anklang. „Diejenigen, die darunter leiden, sind die Vereine und nicht der Schiedsrichterausschuss“, hieß es von einigen.

Doch was veranlasste die „Revoluzzer“ überhaupt dazu, gegen Rieke zu „demonstrieren“? Laut der Schiris gibt es eine große Liste an expliziten Vorwürfen, die AWesA derzeit nicht vorliegt. Zur Sprache kamen vier Argumente: Der Vorsitzende sei aufgrund beruflicher Verpflichtungen nie vor Ort, es gebe Bevor- bzw. Benachteiligungen einzelner Schiedsrichter, es werde nichts für die Gewinnung von Jungschiedsrichtern getan bzw. es seien sogar Aktionen verhindert worden und der Ausschuss hülle sich in Intransparenz. Einzelne Schiedsrichter kamen überdies auf den Autor dieses Artikels zu und erläuterten, dass sie ein Vielfaches der 15 Pflichtspiele absolviert hätten, jedoch aufgrund ein oder zwei nicht besuchten Lehrabenden keine Verlängerung ihrer Schiedsrichterlizenz erhalten haben. „Teilweise leiten Schiedsrichter 50, 60 oder noch mehr Spiele und weil sie aufgrund anderer Verpflichtungen im Leben nicht die Mindestanzahl der Lehrabende besuchen können, wird ihre Lizenz nicht verlängert. Da fehlt jegliches Fingerspitzengefühl, zumal wir doch einen akuten Mangel an Schiedsrichtern haben. Das geht auch zulasten der Vereine, für die diese Schiedsrichter im Einsatz sind“, sagte ein Schiedsrichter dem Autor unter vier Augen.

Einschätzung des Autors
Die Gräben sind so tief, dass sie aktuell den Eindruck machen, nicht überwunden werden zu können. Die Frage ist, wie diese Diskrepanzen wieder „gekittet“ werden können – doch das ist eine Frage für diejenigen, die sich derzeit im Streit befinden. Fest steht nur eines: Dieser Abend hat keiner der Parteien geholfen und die Schiedsrichter als Gesamtheit geschwächt. Anstatt zu versuchen, die vertieften Gräben intern und hinter verschlossener Tür zu lösen, wurde ein Weg über die öffentliche Jahreshauptversammlung gewählt, ohne im Vorfeld innerhalb der Meldefrist einen Antrag zu stellen. Stattdessen wanderten zahlreiche Informationshäppchen wochenlang durch die Messenger. Alle wussten Bescheid, doch haben alle es auch auf diese Konfrontation ankommen lassen. Beide Parteien beschuldigten sich gegenseitig der Uneinsichtigkeit. Eine Basis für einen konstruktiven Diskurs war und ist nicht gegeben. Die Folge: eine unsachliche, von persönlichen Belangen geleitete Grundsatzdiskussion, die nur eine Konsequenz hat. Die Schiedsrichter sind in zwei Lager geteilt und eine Partei will in den Streik gehen...

Ehrungen


10 Jahre
Peter Krüger (TSV Groß Berkel)
Mark Lorenz (TSG Emmerthal)
René Mügge (BW Salzhemmendorf)
Frank Schütte (MTV Lauenstein)
Niklas-Kevin Schütte (MTV Lauenstein)
Kevin Beljan (TSV Germania Reher)

20 Jahre
Ömer Akin (TSV Großenwieden)

25 Jahre
Helmut Kirstein (JFV Union Bad Pyrmont)

30 Jahre
Bernhard Pohl (TB Hilligsfeld)
Manfred Picke (TSG Emmerthal)

40 Jahre
Andreas Kriks (TSV Bisperode)

50 Jahre
Bernd Sonnemann (FC Flegessen-Hasperde)
Rolf Pennartz (TuS SW Löwensen)
Heinz Bergmann (SV Germania Beber-Rohrsen)

Jungschiedsrichter des Jahres
Niko Zielonka (MTSV Aerzen)

Schiedsrichter des Jahres 2023
Heinz Bergmann (SV Germania Beber-Rohrsen)
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Autor des Artikels

Jannik Schröder
Jannik Schröder
Jannik stieg nach seinem Praktikum vor einigen Jahren neben dem Studium als Freier Mitarbeiter bei AWesA ins Boot – und ist nach seinem Master-Abschluss in Germanistik und Geschichte seit Oktober 2015 Chefredakteur.
Telefon: 0176 - 6217 6014
schroeder@awesa.de

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