18.01.2022 15:31

Meldung


Ein Hamelner in der „Knappenschmiede“ - Aliu redet wenig & leistet viel

„Priorität hat jetzt, dass ich in der U19 so viel wie möglich spiele, Verantwortung übernehme und natürlich auch an meinen Schwächen arbeite"

Arbnor Aliu spielt mit Schalke in der A-Jugend Bundesliga. Foto: FC Schalke 04.
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Vater Naser Aliu mit seinem Sohn Arbnor. Foto: privat.
Er ist einer der wenigen Hameln-Pyrmonter Fußballexporte, die es vielleicht mal ins Profigeschäft schaffen. Sein Weg scheint prädestiniert für die große Karriere, immerhin folgt er in der „Knappenschmiede“, dem Nachwuchsleistungszentrum des FC Schalke 04, den Spuren eines Leroy Sané, Thilo Kehrer oder Mesut Özil. Doch ist dem gebürtigen Hamelner Arbnor Aliu durchaus bewusst, dass der Sprung in den (gut) bezahlten Fußball alles andere als garantiert ist – ganz egal, wie gut die Voraussetzungen sein mögen. Bescheidenheit ist einer der Charakterzüge, die der junge Schalker groß schreibt. Und ihm ist nicht verborgen geblieben, wie viele hoch gejubelte Talente am Ende aus verschiedensten Gründen – ob selbst- oder fremdverschuldet – ganz tief gefallen sind. Wenig reden, viel leisten.

Im Sommer 2017 wechselt der damals 14-jährige Aliu von Hannover 96 zu den „Königsblauen“, die eine der angesehensten Fußballausbildungen in ganz Europa anbieten. Dafür überwindet er sogar seine anfängliche Angst. „Alles war neu für mich und ich habe das erste Mal mein Zuhause für einen längeren Zeitraum verlassen“, verrät er. „Ich habe bei einer Gastfamilie gewohnt, hatte neue Mitspieler, eine neue Schule, ein ganz neues Umfeld. Ich war froh, dass ich mit einem Mitspieler von Hannover 96 gewechselt bin, das hat es wesentlich einfacher gemacht.“ Ohnehin löst sich die anfängliche Überwältigung von neuen Eindrücken schnell auf, er wird überall gut aufgenommen und kann sich auf seinen geliebten Fußball sowie die Schule konzentrieren. „Ich habe mich schnell an alles gewöhnt und es lief insgesamt sehr gut.“ Auf Schalke bekommt der gelernte Verteidiger und defensive Mittelfeldspieler auf Anhieb viel Spielzeit, gehört sofort in Startelf. Die U16 überspringt er sogar komplett und spielt bereits mit 15 Jahren in der U17. „Das war eine völlig neue Erfahrung für mich. Ich habe dort gelernt, mit älteren Spielern zu spielen, die körperlich schon weiter sind. Gerade in diesen Jahren sind die körperlichen Sprünge von Jahr zu Jahr ziemlich groß und das war eine echte Umstellung. Das Spiel war plötzlich viel schneller. Trotzdem wurde ich von meinem damaligen Trainer Frank Fahrenhorst oft eingesetzt“, erinnert sich Aliu.
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Arbnor Aliu in „königsblau“. Foto: privat.
Im zweiten U17-Jahr wird er sogar zum Kapitän ernannt – doch dann erfährt sein bisheriger Höhenflug den ersten Knick: Corona. Mit der U17 befand sich Aliu in Lauerstellung zum 1. FC Köln, Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach und macht bereits seine ersten Schritte bei der U19. Erneut als jüngerer Jahrgang, versteht sich. „Es bestand sogar die Möglichkeit, mit der U19 gegen Dortmund zu spielen. Das wäre das größte Spiel für mich gewesen. Leider kam dann der Saisonabbruch und es wurde insgesamt schwieriger“, bedauert Aliu. „Man hat keine Spielpraxis mehr, man kann nicht mehr in vollem Umfang trainieren. Und das alles in einer Phase der Entwicklung, in der Spielpraxis das Allerwichtigste ist.“ Trotzdem gelingt ihm mit dem Restart der endgültige Sprung in die U19 zu Trainer Norbert Elgert. Erneut gehört er in die Stammformation, hält hinten die Schotten dicht. In vier Spielen siegen die jungen „Königsblauen“ dreimal, lediglich im großen Derby gegen Dortmund unterliegt der FC 2:3. „Wir hatten einen richtig guten Saisonstart und darüber hinaus habe ich im DFB-Pokal gegen Magdeburg mein erstes U19-Tor geschossen. Unsere Mannschaft war richtig stark. Leider wurde die Saison nach dem vierten Spieltag schon wieder abgebrochen“, erklärt Aliu. „Das war für uns alle ein sehr großer Rückschlag, immerhin sind wir in den Jahren in unserer Entwicklung, die am wichtigsten sind. Zwar haben wir trainiert, aber den Wettkampf kann man nicht simulieren. Deshalb hoffe ich sehr, dass es nicht zu einem weiteren Abbruch kommt.“ Ohnehin sei der Sprung von der U17 in die U19 immens groß. „Die Vereine suchen in dieser Altersklasse die besten Talente aus ganz Europa, man trifft also auf sehr starke Spieler und kann sich mit den Besten seines Alters messen. Das Spiel in der U19 ist noch einmal ein ganz anderes als in der U17.“


Foto: FC Schalke 04.
Aktuell rangieren Schalke und der Junioren-Nationalspieler sowie Co-Kapitän Aliu in der A-Junioren Bundesliga West auf dem sechsten Rang. Zu wenig für die Schalker Ansprüche. Das ist auch Aliu bewusst: „Wir sind nicht im Zielbereich, möchten eigentlich oben mitspielen. Aber die Saison ist noch nicht vorbei. Wir haben noch sieben Spiele, um uns zu verbessern. Es ist noch alles drin.“ Der Abstand zu Platz zwei, der zur Meisterschaftsrunde berechtigt, beträgt aktuell nur drei Zähler. Und viel weiter voraus möchte Aliu gar nicht schauen – dabei hat der mittlerweile 18-Jährige bereits einen Amateurvertrag auf Schalke unterzeichnet, dessen Gültigkeit vorerst auf den 30. Juni 2023 befristet ist. Damit steht dem Aufrücken in die U23 nichts mehr im Wege. „Priorität hat jetzt, dass ich in der U19 so viel wie möglich spiele, Verantwortung übernehme und natürlich auch an meinen Schwächen arbeite. Natürlich ist das Ziel von jedem Spieler, sich für die Profis zu empfehlen. Gerade jetzt, wo der Sprung in den Herrenbereich nicht mehr so weit weg ist, gibt jeder alles. Das gilt auch für mich.“
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Autor des Artikels

Jannik Schröder
Jannik Schröder
Jannik stieg nach seinem Praktikum vor einigen Jahren neben dem Studium als Freier Mitarbeiter bei AWesA ins Boot – und ist nach seinem Master-Abschluss in Germanistik und Geschichte seit Oktober 2015 Chefredakteur.
Telefon: 0176 - 6217 6014
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