30.05.2021 09:41

Meldung


Generationswechsel bei Salzhemmendorf: Granzow geht künftig voran

„Solte“ im strukturellen und personellen Neuaufbau / Kurzum: Viel geschafft – noch mehr zu tun. Mit Granzow an der Speerspitze

Nico Granzow zieht künftig nicht nur in der Defensive der ersten Salzhemmendorfer Herren die Fäden.
Fast eine Stunde lang stellt Nico Granzow die „neuen“ blau-weißen Salzhemmendorfer vor. Warum ausgerechnet Granzow? Eigentlich müsste diese Aufgabe doch dem Spartenleiter Kurt Meyer zukommen? Und genau an dieser Stelle gibt es die wohl größte „Revolution“ bei den Ostkreislern: Meyer macht Platz für eine neue Generation – und an seine Stelle tritt ebenjener Granzow. Gerade einmal 25 Lenzen zählt der Defensiv-Spezialist, der bis dato vor allem als verletzungsgeplagter Leistungsträger in der ersten Herren in Erscheinung trat. „Kurt hat den Verantwortlichen bereits im letzten Jahr mitgeteilt, dass er kürzer treten will. Also hat sich der Verein um einen Nachfolger bemüht. Bei einem Kaltgetränk haben unser Jugendleiter André Krüger und ich uns unverbindlich über diese Thematik unterhalten und darüber gesprochen, dass langsam ein Generationswechsel stattfinden muss. Also haben wir überlegt, wer an welcher Stelle aktiv werden könnte. Ich habe für mich dann erkannt, dass ich mir den Posten als Spartenleiter gut vorstellen kann“, erläutert Granzow, der bereits seit gut einem Monat in seiner neuen Rolle aktiv ist. „André hat mit unserem Vorsitzenden Tobias Klemp über diese Thematik gesprochen und letztlich haben wir uns darauf verständigt, dass ich Spartenleiter werden soll, natürlich mit einer Übergangszeit, in der Kurt Meyer mir mit Rat und Tat zur Seite steht. Er wird dem Verein also nicht den Rücken kehren, sondern ein aktives Mitglied bleiben – nur eben künftig nicht mehr als verantwortlicher Spartenleiter. An dieser Stelle möchte sich der gesamte Verein für sein langjähriges Engagement bedanken, er hat Großes geleistet und ist bei uns immer gerne gesehen.“

Für Granzow selbst spielte bei der Frage nach seiner Aufgabe im Verein mitunter seine lange Verletzungshistorie eine gewichtige Rolle: „Ich fühle mich dem Verein sehr verbunden und möchte dabei helfen, BW Salzhemmendorf für die Zukunft zu rüsten. Wenn ich das möglicherweise nicht als Spieler kann, weil alte Verletzungen vielleicht wieder aufbrechen, möchte ich das Funktionär tun. Am liebsten würde ich natürlich gerne als Spartenleiter und Spieler weitermachen.“

Wie ernst Granzow seine Aufgabe nimmt, wird während seiner Präsentation deutlich. In kurzer Zeit er hat mehrere Konzepte ausgearbeitet, um seine Fußballsparte auf mehreren Ebenen zu erneuern. Darüber hinaus sind wichtige Personalien auf sportlicher Ebene gebunden bzw. neu dazu geholt worden. So bleibt Heiko Schröer in der kommenden Saison Trainer der ersten Mannschaft. Granzow: „Er hat unser vollstes Vertrauen. Auch wenn die Ergebnisse in der abgebrochenen Bezirksliga-Saison nicht gut waren, glauben wir, dass wir künftig die Klasse halten können. Wir haben eine relativ junge Mannschaft, in der noch viel Potenzial schlummert. Dieses wollen wir gemeinsam mit Heiko aus den Jungs herauskitzeln. Er bringt sich super ein, hat ein extrem gutes Standing bei uns und sorgt mit seiner tollen menschlichen Art für einen positiven Umgang untereinander. Er ist ein Riesengewinn für uns, weit über das Sportliche hinaus.“ Aus Granzows Sicht war vor allem die zu ungefährliche Offensive ein Grund für den letzten Rang in der Staffel 9. „Ich möchte hier keineswegs einzelne Spieler angreifen, sondern wir haben als Team zu wenig Gefahr ausgestrahlt“, unterstreicht „Soltes“ neuer Spartenleiter.

Nico Granzow A-Jugend Trainer BW Salzhemmendorf
Granzow war in der Vergangenheit Trainer der Salzhemmendorfer A-Junioren.
Dass Dirk Zehner neuer Trainer der zweiten Herren wird, ist bereits bekannt. Allerdings ist das nur die Spitze des Eisbergs. Die Salzhemmendorfer Reserve befindet sich in einem groß angelegten Umbruch. „In den letzten Jahren hat die Zweite viel von der ersten Mannschaft gelebt, weil der Kader sehr dünn war. Das hat uns zwei einerseits eine hohe Durchlässigkeit verliehen, auf der anderen Seite aber auch für eine hohe Belastung einiger Spieler gesorgt“, weiß Granzow. „Das Primärziel ist, eine schlagkräftige Truppe zu etablieren, sich sich autonom in der 1. Kreisklasse halten kann. Wir wollen auf junge Spieler setzen und dafür ist Dirk als Coach genau der richtige Mann. Er hat bei uns jahrelang als Jugendtrainer gearbeitet und kennt viele der aktuellen Herrenspieler aus vergangenen Jahren sehr gut.“ Zumal in diesem Sommer mit Nick Pramann, Luca Szepst und Niklas Henschel drei Spieler aus der A-Jugend nachrücken, darüber hinaus Janik Pingel von der JSG Hills dazukommt und mit Marcel Schwetje, Niklas Rosenau, Fabian Müller, Till Schönberg und Philipp Becker fünf Spieler reaktiviert wurden. „Insgesamt zählt der Kader der Zweiten 22 Mann, in der Ersten haben wir 21 Spieler. Besonders freut mich, dass wir gleich fünf Ehemalige dazu animieren konnten, wieder anzufangen. Drei von den Jungs wohnen in Hannover und bilden eine Fahrgemeinschaft, um einmal in der Woche zum Training zu kommen und zu den Spielen.“ Das Ziel lautet auch hier: Klassenerhalt. Die zweite Herren solle die Brücke zwischen der ersten Mannschaft und der Jugend schlagen. Nicht vergessen hat Granzow den scheidenden Trainer Jörg Liemant: „Er hat sechs Jahre lang die Zweite trainiert und davor jahrelang als Jugendtrainer mitgewirkt. Ihm gilt großer Dank!“

Ebenfalls nicht mehr dabei ist Kai Henrich. Er musste seine Laufbahn aufgrund einer Knieverletzung aufgeben. Fänger Cord Meyer (Beruf), Michael Kahle (Umzug) und Aljoscha Grote stehen zudem nur noch aushilfsweise zur Verfügung. „Auch bei ihnen bedanken wir uns für ihren jahrelangen Einsatz“, betont Granzow.

Beim „Team um die Teams“ haben die Blau-Weißen ebenfalls Nägel mit Köpfen gemacht: Carsten Granzow bleibt Torwarttrainer für beide Herrenmannschaften, Björn Sievers teilt sich künftig das Amt des Betreuers mit Nico Schäfer. Bei der zweiten Herren greift Marvin Makowski weiterhin als Betreuer unterstützend ein. André Krüger teilt sich aufgrund weiterer Ehrenämter zu sofort das Amt des Jugendleiters mit dem 23-jährigen Rouven Müller. Und René Mügge steht nach wie vor als stellvertretender Spartenleiter zur Verfügung. Als Betreuer aufhören wird hingegen Felix Granzow, der nach langer Verletzung wieder als aktiver Fußballer eingreift.

Sportlich und personell ist die kurz- bzw. mittelfristige Zukunft in Salzhemmendorf also gesichert. Doch ist das noch nicht alles. Aktuell werkelt Granzow an Konzepten, die wieder mehr Zuschauer an die Flöthstraße locken sollen: „Wir möchten für die Menschen, die im Dorf wohnen, an Heimspieltagen einen festen samstäglichen Treffpunkt bieten.“ Dazu haben die „Solter“ nicht nur eine Fanfreundschaft mit den Sportfreunden Osterwald gegründet – dazu hat Granzow in den kommenden Wochen noch einige Informationen angekündigt –, sondern auch ihre Spieltagsgestaltung neu angeordnet. Im Optimalfall sollen A-Jugend, erste Herren und die Altherren der SG Osterwald/Salzhemmendorf samstags direkt hintereinander spielen – zumindest in der Rückrunde. Denn in der Hinrunde absolvierten die „Oldies“ ihre Heimspiele in Osterwald. „Wir erhoffen uns dadurch einen größeren mannschaftsübergreifenden Zusammenhalt und natürlich mehr Zuschauer. Außerdem möchten wir einmal im Quartal eine Spieltagsparty ausrichten. Die Zielgruppe ist hier nicht an ein bestimmtes Alter geknüpft, sondern richtet sich an alle fußballinteressierten Bewohner im Dorf und darüber hinaus. Uns ist es wichtig, dass der Verein und das Dorf noch enger zusammenrücken“, verdeutlicht Granzow, der momentan auch das Ehrenamt in Salzhemmendorf neu definiert. „Anfallende Arbeiten müssen auf mehrere Schultern verteilt werden. Uns allen ist bewusst, dass das Ehrenamt von vor 30 Jahren heute nicht mehr funktioniert. Die Menschen müssen beruflich und privat viel flexibler als früher sein, deshalb passen wir uns dieser Entwicklung an. Künftig werden wir unsere Arbeiten in Projekte gliedern und insbesondere jüngere Vereinsmitglieder sollen anpacken. Uns ist es wichtig, dass möglichst viele Menschen aktiv an der Gestaltung dieses Vereins teilnehmen. Das schafft eine neue Form der Identifikation.“ Kurzum: Viel geschafft – noch mehr zu tun. Mit Granzow an der Speerspitze.
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Autor des Artikels

Jannik Schröder
Jannik Schröder
Jannik stieg nach seinem Praktikum vor einigen Jahren neben dem Studium als Freier Mitarbeiter bei AWesA ins Boot – und ist nach seinem Master-Abschluss in Germanistik und Geschichte seit Oktober 2015 Chefredakteur.
Telefon: 0176 - 6217 6014
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