07.01.2016 11:02

Meldung


Klein Berkels „Grünschnäbel“ als Vertreter der „guten, alten“ Tugenden

Die Drittvertretung des TSV ist geschlossen aus der A-Jugend hochgerückt... / ...und spielt größtenteils seit der E-Jugend zusammen
TSV Klein Berkel III Mannschaftsfoto
Der TSV Klein Berkel III überwintert in der dritten Kreisklasse als unangefochtener Herbstmeister.
Der heutige junge Spieler steht immer wieder ob seiner Einstellung in der Kritik – er identifiziere sich nicht mit seinem Verein und seinen Teamkameraden, folge nur demjenigen, der mit dem größten Bündel Geldscheinen wedelt. Das mag sicherlich auch auf viele Fußballer zutreffen – nicht nur im Profibereich. Auch bei Amateurkickern gilt immer häufiger die Regel: „Ich spiele nur, wenn der Rubel rollt“. Doch eine blutjunge Mannschaft widerspricht diesem auf jedem Stammtisch willkommenen Thema. Geführt von Trainer Olaf Weinert, hat sich in Klein Berkel zur Saison 2014/15 eine „blutjunge“ dritte Herren gegründet, die geschlossen aus der A-Jugend in den Seniorenbereich hochrückte. Das Besondere: Ein Großteil der jungen Männer spielt bereits seit der E-Jugend (!) zusammen – und wird seitdem von Weinert trainiert. „Als einige Spieler des älteren Jahrgangs in den Herrenbereich gehen mussten, war relativ schnell klar: Die Jungs wollen als Einheit zusammenbleiben. Also ist die A-Jugend geschlossen, samt des jüngeren Jahrgangs, als dritte Herren in den Erwachsenenfußball aufgerückt“, erläutert der Übungsleiter die Gründung seiner dritten Mannschaft. In der zweiten Staffel der dritten Kreisklasse sorgte die neue Klein Berkeler Mannschaft für Aufsehen, hatte mit 91 Treffern in 18 Spielen den mit Abstand stärksten Angriff der Liga und wurde Vizemeister – hinter den erfahrenen „Haudegen“ aus Börry/Latferde.„Man hat gesehen, dass wir teilweise noch etwas blauäugig waren und mussten einige Male Lehrgeld zahlen“, erinnert sich Weinert. Das erste Herrenjahr als Reifeprozess trifft bei seinem Team den Nagel auf den Kopf.

„Haben einen Sprung nach vorne gemacht“

Denn im zweiten Jahr haben die jungen Klein Berkeler nochmal einen Sprung nach vorne gemacht, dominierten die Staffel bis zur Winterpause quasi nach Belieben. Aus den acht bisher gespielten Duellen holte der TSV die Maximalausbeute von 24 Punkten, schoss 49 Tore und kassierte lediglich sieben – das kann sich sehen lassen. „Wir haben im Vergleich zur letzten Saison nochmal einen ordentlichen Sprung gemacht. Das liegt allerdings nicht nur an der Erfahrung, sondern auch an unserer Spielanlage. In der letzten Spielzeit waren wir sehr abhängig von Jonas Schulze, das gesamte Spiel lief auf ihn zu. Das war für die Gegner relativ einfach zu verteidigen. Jetzt versuchen wir, die Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen“, erzählt Weinert. Die Zahlen geben ihm Recht: Unter den zehn besten Torschützen befinden sich mit Schulze, Lauritz Meyer, Jörn Howind, Jonas Dorn, Alexandros Noble und Marvin Beljan sechs (!) Klein Berkeler. Ganz logisch, dass junge Spieler bei einer solch starken Leistung auch dafür belohnt werden wollen – und zwar mit dem sportlich verdienten Aufstieg. Da versteckt sich allerdings die große Schwierigkeit, die Weinert und seinen Jungs Probleme macht. Die dritte Herren kann nicht aufsteigen, solange die Zweitvertretung in der zweiten Kreisklasse kickt. „Schon letztes Jahr konnten wir keine Relegation spielen, weil die zweite Herren den Aufstieg leider knapp verpasst hat. Dieses Jahr steht der Aufstieg gar nicht zur Debatte, sodass wir wohl in der dritten Kreisklasse bleiben müssen“, bedauert Weinert und gesteht: „Manchmal ist es aufgrund dieser Tatsache nicht einfach, die Spannung in der Mannschaft hoch zu halten. Doch auf der anderen Seite muss man sagen: Die Jungs brechen nicht auseinander, wir haben 22 Mann im Kader, meistens zwischen zwölf oder 13 Spielern beim Training. Das ist für eine Mannschaft, die viele Studenten hat, sehr gut. Und spricht für den Charakter, den mein Team hat. Zumal viele ja schon im Jugendbereich in der Bezirksliga aktiv waren und durchaus sportliche Ansprüche haben.“

Klein Berkel III widerspricht Vorurteilen

Vor allem ein Spiel ist Weinert in Erinnerung geblieben, in dem seine Mannschaft ihren hervorragenden Teamgeist unter Beweis gestellt hat: Beim 8:2-Sieg gegen Reher II im November. „Da haben wir im ersten Durchgang unter unseren Möglichkeiten gespielt, lagen zum ersten Mal in der Saison hinten. Die Jungs haben sich aber berappelt und zur Pause ausgeglichen. In der Kabine haben wir unsere Fehler deutlich angesprochen und was die Mannschaft dann gerissen hat, hat mich schon beeindruckt. Wir haben völlig entfesselt gespielt und in der zweiten Halbzeit noch sechs Tore geschossen.“ Die dritte Klein Berkeler Herren ist etwas Besonderes, weil sie den gängigen Vorurteilen widerspricht, die der jungen Generation von Fußballern gerne angehängt werden. Da sind 22 junge Männer, die sich, trotz Studium in der Ferne, jedes Wochenende treffen, um zu kicken. Die nicht auseinanderbrechen, weil sie gerne höher spielen möchten. Und die den Teamgeist und Zusammenhalt vor den sportlichen Erfolg stellen. Klein Berkels dritte Herren beweist, dass es auch heute noch junge Menschen gibt, die den „guten, alten“ Tugenden folgen.



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