16.10.2023 16:42

Meldung


Nach Aufreger in Hajen: Jetzt spricht der Schiedsrichter

Wahrheit ist relativ: Eine Situation - unterschiedliche Sichtweisen
Linienrichter Fussball Beispielfoto
Am Sonntagnachmittag gab es im Duell zwischen der SG Hajen/Latferde und dem TSV Nettelrede Aufregung. Kay-Jonas Dirnberger glich für die Hajen/Latferder in der 86. Minute zum vermeintlichen 1:1 aus. Als sich die Spieler schon wieder in ihre Spielhälften begeben hatten, hob die Linienrichterin ihre Fahne – sie hatte ein vorangegangenes Handspiel von Dirnberger gesehen und dies dem Schiedsrichter, Laurenz Elias Lamers, mitgeteilt. Einige hatten den zwischenzeitlichen Pfiff des Unparteiischen als eine Aufforderung zum Anstoß interpretiert. Wäre der Anstoß erfolgt, hätte Lamers das Tor nicht mehr zurücknehmen dürfen. Hajen/Latferdes Trainer Werner Brennecke sagte im Bericht zum Spiel: „Das Tor wurde anerkannt, denn Netterlede hat schon den Anstoß ausgeführt. Auf einmal hat die Linienrichterin die Fahne gehoben, der Schiedsrichter ist hingelaufen und hat nach kurzer Besprechung das Tor aufgrund eines angeblichen Handspiels wieder aberkannt. Es ging also mit dem 1:0 für Nettelrede weiter. Das habe ich in meinen 50 Jahren Fußball noch nie erlebt.“ Wir haben den Schiedsrichter um eine Stellungnahme zu diesem Vorfall gebeten und dieser antwortet wie folgt:
„Ich habe die Situation nicht hundertprozentig sehen können, weil zwei, drei Spieler mir die Sicht auf die Szene versperrt haben. Meine Linienrichterin hatte jedoch freie Sicht auf die Situation. Laut Regelwerk darf ein Tor nicht zählen, wenn der Ball vorher mit der Hand berührt wurde. Als es zum Anstoß ging, wurde ich von Nettelredes Spielern darauf aufmerksam gemacht, dass meine Linienrichterin die Fahne oben hatte. Also habe ich zweimal gepfiffen, um zu signalisieren, dass ich zu meiner Linienrichterin gehe, um ihr Anliegen kurz zu besprechen. Sie hat mir gesagt, dass der Torschütze zum 1:1, Kay-Jonas Dirnberger, den Ball vor seinem Torerfolg mit der Hand berührt hat. Ich habe sie gefragt, ob sie sich zu 100 Prozent sicher sei, das hat sie bejaht. Sie hat erst spät ihre Fahne gehoben, das ist richtig. Dazu sei aber auch gesagt, dass es ihr erstes Spiel war. In der 86. Minute so eine Entscheidung zu fällen bei so einem Spielstand, ist nicht einfach, gerade für eine Schiedsrichterin, die ihr erstes Spiel macht. Während des Spiels hat sich übrigens von keiner Seite jemand darüber beschwert, dass der Anstoß angeblich bereits erfolgt sei. Das Thema kam erst nach dem Spiel auf, als jemand gegoogelt hatte, dass man nach einem Anstoß nicht mehr ein geschossenes Tor zurücknehmen kann. Da hat derjenige auch recht. Wenn der Anstoß erfolgt wäre, hätte ich das 1:1 nicht mehr zurücknehmen dürfen. Nur habe ich das Spiel nicht angepfiffen, sondern signalisiert, dass ich zu meiner Linienrichterin gehe, um die Situation zu besprechen.“

Frank Voges, Fußballspartenleiter des TSV Nettelrede, äußert sich ebenfalls zu dem Fall: „Der Spieler von Hajen/Latferde hat den Ball unabsichtlich mit der Hand gespielt, bevor er zum vermeintlichen 1:1 getroffen hat. Als der Ball bereits am Mittelpunkt lag, hat die Linienrichterin erst die Fahne gehoben. Der Schiedsrichter hat einen doppelten Pfiff ertönen lassen, um anzuzeigen, dass er zur Linienrichterin gehen möchte, da diese die Fahne gehoben hatte. Einer unserer Spieler hatte dies tatsächlich als Aufforderung zum Anstoß aufgefasst und den Ball zu seinem Mitspieler gespielt. Die Linienrichterin hat die Fahne erst sehr spät gehoben, sodass ich den Ärger aufseiten der Hajen/Latferder schon ein Stück weit verstehen kann. Es stand aber während des Spiels nicht zur Debatte, dass möglicherweise ein Anstoß ausgeführt und dann erst das Tor zurückgenommen wurde. Was das angebliche Handspiel bei unserem Treffer zum 1:0 betrifft: Unser Torschütze, Jannes Aunitz, hat nicht zugegeben, dass er vor seinem Tor ebenfalls den Ball mit der Hand gespielt hat, wie es in dem Bericht zum Spiel suggeriert wurde. Das stimmt so nicht und es lag ohnehin kein Handspiel vor.“ 
237 / 5159

Autor des Artikels

Jannik Schröder
Jannik Schröder
Jannik stieg nach seinem Praktikum vor einigen Jahren neben dem Studium als Freier Mitarbeiter bei AWesA ins Boot – und ist nach seinem Master-Abschluss in Germanistik und Geschichte seit Oktober 2015 Chefredakteur.
Telefon: 0176 - 6217 6014
schroeder@awesa.de

Webdesign & CMS by cybox