06.09.2023 19:14

Meldung


Der beste Stürmer der letzten zehn Jahre sagt „adé“ - und zwar endgültig

Liebe Ü32-Kreisligisten: Zieht euch warm an...
Robin Tegtmeyer BW Tuendern Fussball Landesliga Jubel
Dieses gewohnte Bild auf der Kampfbahn gehört der Vergangenheit an: Robin Tegtmeyer jubelt künftig für Ü32 am Tünderaner Lawerweg.
Von 2014 bis 2023 erzielte er laut Transfermarkt.de in 118 Landesligaspielen beeindruckende 111 Tore und legte dabei noch 16 Tore vor. In der Oberliga war er in 60 Spielen 26 Mal erfolgreich. Dabei stimmen diese Statistiken im Amateurbereich nicht immer, weil nicht komplett und die Zeit vor 2014 ist noch gar nicht eingerechnet – immerhin ist Tünderns Stürmer seit 2010 im Herrenfußball aktiv. Sein Name ist Amateurfußballkennern weit über die Grenzen Hameln-Pyrmonts hinaus ein Begriff. Robin Tegtmeyer ist unbestritten der beste Stürmer, den unser Landkreis in den letzten zehn Jahren hatte.

Beckmann Tegtmeyer und Bozok
Traf schon, als online noch gar keine Torschützen getrackt wurden: Tegtmeyer als „junger Bub".
Zum Ende der Saison 2022/23 hat die lebende Torgarantie die Herren-Fußballschuhe an den Nagel gehängt – und schließt eine Rückkehr in den Herrenbereich entgegen einiger Gerüchte aus. Im Gespräch erklärt der 32-jährige „Robsi“ seine Entscheidung: „Ich habe schon im letzten Jahr überlegt aufzuhören und meine Gedanken auch den damaligen Trainern, Tim Piontek und Alexander Stamm, mitgeteilt. Ich habe dann aber noch ein Jahr aus Verbundenheit zum Team drangehängt. Diesmal habe ich aber die Entscheidung endgültig getroffen.“ Doch warum schon mit 32 Jahren aufhören? Zahlreiche Spieler helfen jenseits der 40 noch aus, um ihren Verein im Herrenbereich zu unterstützen. Tegtmeyer: „Es geht um die Zeit und die Gesundheit. Mein Ziel war, dass ich gesund aufhöre. Jenseits der 30 merkt man doch schon, dass die Blessuren immer länger brauchen, um zu heilen. Fußball ist ein intensiver Sport und gerade in der letzten Saison habe ich einiges abbekommen. Da geht man auch mal eine Woche lang mit einem blauen Auge zur Arbeit. Ich möchte keinesfalls aufgrund einer schweren Verletzung aufhören müssen, sondern jetzt die Freiheit haben, aus freien Stücken aufhören zu können.“ Ohnehin habe Tegtmeyer den Großteil seines Lebens Fußball gespielt. „Nach so vielen Jahren ist es ein echter Luxus, plötzlich viel mehr Zeit zu haben. Mehrmals unter der Woche Training, am Wochenende die Spiele – ich kann auf einmal ganz andere Dinge machen und mich in neuen Bereichen ausprobieren.“ Die Möglichkeit, dass die ehemalige „Lebensversicherung“ der „Schwalben“ aufgrund fehlender sportlicher Reize nun in eine Lethargie verfällt, ist ausgeschlossen. „Ich mache nach wie vor Fitness- und Krafttraining und bin allgemein an allen möglichen Sportarten interessiert, die ich gerne ausprobiere – ganz ohne einen Leistungsgedanken.“

Tegtmeyer in seinem Element.
In der Spielzeit 2022/23 erzielte Tegtmeyer starke 24 Tore in der Landesliga und hatte damit großen Anteil daran, dass die Blau-Weißen ihre anfängliche Formkrise hinter sich brachten und ohne Abstiegssorgen die Saison beenden durften. Diese Qualitäten fehlen der Elf von Neu-Trainer René Hau nun. Derzeit befindet sich BWT auf einem Abstiegsplatz. Zumindest gelang am letzten Wochenende der erste Saisonsieg bei der Abstiegskonkurrenz aus Bückeburg (5:2). Hoffnungen, dass der Stürmer vielleicht doch noch seinen Rücktritt rückgängig macht, um den Klassenerhalt in dieser Saison zu schaffen, sollten sich die Fans der Tünderaner nicht machen. „Körperlich würde es noch gehen, die letzte Saison war ja aus persönlicher Sicht erfolgreich. Auf der anderen Seite gibt es aber auch viele Beispiele, die den Absprung nicht geschafft und sich dann noch im höheren Alter verletzt haben. Nicht selten hat man dann für den Rest seines Lebens was davon. Das möchte ich in jedem Fall vermeiden. Natürlich bin ich auch ein bisschen traurig. Fußball hat mir immer viel Spaß gemacht und ich war gerne Teil der Mannschaft. Die Freude, gesund aufzuhören, überwiegt aber. Den Schritt, den ich gemacht habe, werde ich durchziehen. Außerdem haben die Jungs ja mit dem 5:2 in Bückeburg eine Reaktion gezeigt und bewiesen, dass genügend Qualität vorhanden ist. Wenn die Defensive noch sicherer steht und die Null wieder etabliert wird, kommen auch die Erfolge. Nach vorne ist mit dieser Offensive immer was möglich, da sind einige sehr talentierte Fußballer dabei. Tündern hat mit René Hau einen neuen Trainer, dazu haben sie viele junge Spieler dazubekommen. Das braucht Zeit, das muss sich finden und ich bin überzeugt, dass der Mannschaft das gelingen wird.“ Aktuell habe Tegtmeyer nicht viel Kontakt zu seinem ehemaligen Team. „Ich habe noch nicht wieder vorbeigeschaut, aber grundsätzlicher Kontakt besteht natürlich. Ich bin ja nicht aus der Welt und fühle mich dem Verein nach wie vor sehr verbunden. Demnächst werde ich auch wieder häufiger vorbeischauen.“

Ugur Aydin Robin Tegtmeyer BW Tuendern Aufstieg Oberliga Jubel
Ugur Aydin (li.) und Robin Tegtmeyer beim Oberliga-Jubel.
Neben individuellen Topleistungen, die Tegtmeyer über viele Jahre hinweg zu einem unverzichtbaren Teil seiner Mannschaft machten, feierte der Torjäger in der Saison 2018/19 den größten Erfolg seiner Laufbahn: Die sensationelle und völlig unerwartete Landesliga-Meisterschaft sowie den gleichzeitigen Oberliga-Aufstieg – der größte Triumph der Tünderaner Vereinsgeschichte. Tegtmeyer steuerte in 30 Saisonspielen unglaubliche 33 Tore bei und wurde Torschützenkönig. „Das war für uns als Mannschaft, aber auch für mich persönlich das beste Jahr, das ich miterleben durfte. Es hat einfach Spaß gemacht. Wir waren eine tolle Einheit und haben auch abseits des Platzes viel zusammen unternommen“, erinnert sich Tegtmeyer gerne zurück. Doch bewies er auch in der Oberliga seiner Torjägerqualitäten eindrucksvoll. Trotz der Tünderaner Rolle als „Paradiesvogel“ in Niedersachsens höchster Spielklasse traf Tegtmeyer in insgesamt 60 Oberliga-Auftritten starke 26 Mal, ebenfalls eine Topquote. Dass die Fußballer aus dem Windmühlendorf früher oder später der Abstieg erwarten würde, stand angesichts des nicht konkurrenzfähigen Etats außer Frage. Tegtmeyer machte dennoch höherklassige Interessenten auf sich aufmerksam. Unter anderem klopfte der damalige Regionalligist HSC Hannover an und wollte sich seine Dienste sichern. „Es stimmt, dass sich der eine oder andere Verein gemeldet hat. Aber ich habe nie bereut, dass ich mich gegen einen Wechsel entschieden habe. Zum einen gibt es immer auch private Dinge, die so einen Wechsel erschweren und zum anderen weiß man ja nicht, wie es gelaufen wäre, wenn ich mich dafür entschieden hätte. Ich bin, so wie es gelaufen ist, zufrieden und mache mir gar keine Gedanken darüber, wie es hätte sein können“, unterstreicht Tegtmeyer.

Tuenderns Robin Tegtmeyer gegen den Heeslinger SC
War sich für keine Abwehraktion zu schade: Arbeiter Tegtmeyer.
Tündern ohne Tegtmeyer. Daran müssen sich die Zuschauer nun gewöhnen. Schnelligkeit, Laufstärke, Trickreichtum, Abschlussstärke, körperliche Robustheit und insbesondere seine vielen Laufwege für die Defensive – der Offensivkönner brachte alles mit, was einen Topstürmer auszeichnet. Die neuen Hoffnungsträger heißen nunmehr Kamil Jermakowicz, Alexander Manka, Julian David. Sie treten nicht direkt in „Robsis“ riesige Fußstapfen, sondern müssen seine Klasse mit mehreren Schultern ersetzen. Freuen dürfen sich hingegen die Altherren der Windmühlenkicker. Denn ganz gibt Tegtmeyer seine fußballerischen Künste nicht auf. In nicht allzu ferner Zukunft möchte er für die Ü32 kicken. Also, liebe Ü32-Kreisligisten: Zieht euch warm an...
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Autor des Artikels

Jannik Schröder
Jannik Schröder
Jannik stieg nach seinem Praktikum vor einigen Jahren neben dem Studium als Freier Mitarbeiter bei AWesA ins Boot – und ist nach seinem Master-Abschluss in Germanistik und Geschichte seit Oktober 2015 Chefredakteur.
Telefon: 0176 - 6217 6014
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