03.08.2022 12:44

Meldung


Nach großem EM-Auftritt: Neuer Frauenfußball-Hype auf Lokalebene?

Voss: „Dafür müssten die Verbände und auch die Vereine nachhaltige Konzepte entwickeln, fördern und die Infrastruktur und Bedingungen entsprechend verbessern“
17,9 Millionen Menschen sahen in Deutschland das EM-Finale der Frauen - ein Rekord. Frauenfußball scheint endlich in der Mitte Gesellschaft angekommen zu sein. Wir haben uns mit AkteurInnen aus dem lokalen Frauenfußball unterhalten. Der Tenor: Aus der entstandenen Euphorie müsse man nun auch langfristig einen Vorteil ziehen...


Laura Rischmüller.
Laura Rischmüller (SV Hastenbeck)




Corinna Pradella.
Corinna Pradella (FSV Gütersloh)
„Die deutsche Nationalmannschaft hat eine gute Leistung durch die ganze EM hinweg gezeigt. Die Spielfreude und Bereitschaft alles zu geben, gibt Vorfreude auf die WM im nächsten Jahr. Dass die EM so viele Menschen begeistert, ist vielversprechend für die Zukunft. Der Effekt darf aber nicht direkt verpuffen und muss seitens des DFB aufrecht gehalten werden. Damit müssen auch strukturelle Veränderungen einhergehen, dass die Spielerinnen ihren Sport noch professioneller ausüben können. Nach meinem Empfinden wird der Frauenfußball in der Region Hameln gut angesehen. Mit Hastenbeck und Tündern spielen auch zwei Vereine auf gutem Niveau und ziehen am Wochenende viele Zuschauer an den Platz. Auch gibt es viele fußballbegeistete Mädchen im Kreis. Hier muss das Ziel sein, diese in Teams zu integrieren (Jungs- und/oder Mädchenmannschaft) und diese langfristig zum Kicken zu begeistern."



Lara Meier.
Lara Meier (SV Hastenbeck)
„Die Leistungen bei dieser EM waren konstant stark. In jedem Spiel mindestens zwei Tore zu schießen, zeugt von einer offensiven Spielweise, die die Zuschauer begeistert. Der Sieg wäre verdient gewesen, doch leider fehlte im Finale ein wenig Glück und eine gute Schiedsrichterleistung. Im DFB-Pokal sind wir mit dem TSV Limmer vor vier Jahren auf den Bundesliga-Aufsteiger Werder Bremen getroffen. Von diesen Spielerinnen hatten nur zwei Drittel einen Vertrag und haben somit Geld verdient. Erschreckend, zumal der Aufwand sowie die Taktik und Technik mit dem Männerfußball gleichzustellen sind. Es sind nur die körperlichen Voraussetzungen, an denen wir leider nichts ändern können (lacht). Im Frauenfußball muss man einiges an Geld mitbringen und bekommt von Männern zu hören, dass die Liga ja mit der Kreisliga zu vergleichen ist. Es wäre cool, wenn der Hype der EM etwas daran ändert. Was die Zuschauer, das Drumherum und die Berichterstattung vor Ort angeht, ist das auf einem hohen Niveau. Top!"



Emely Niemann.
Emely Niemann (SV Hastenbeck)
„Ich glaube, die DFB-Frauen haben alle Erwartungen übertroffen. Man konnte richtig spüren, was da für ein Team hinter steht. Nicht nur die Elf auf dem Platz, sondern vor allem das Team dahinter und drumherum haben selbst mich, die Frauenfußball aktiv verfolgt, neu begeistert. Ich hoffe, dass die aktuelle Aufmerksamkeit und das mediale Interesse aufrecht erhalten bleiben können und auch auf die Frauen-Bundesliga überschwappen, damit mehr junge Frauen und Mädels sehen, dass volle Stadien, gute Stimmung und große Fußballfeste nicht nur im Männerfußball zu erwarten sind."

Anna Franke.
Anna Franke (BW Tündern Frauen)
„Die Frauen Nationalmannschaft hat in diesem Sommer mit ihrem Teamgeist, ihrem Zusammenhalt, ihrem fußballerischen Talent und ihrer authentischen Art viele neue und alte Fan begeistert. Die Mädels haben mit dem Turnier den Frauenfußball stark repräsentiert und sie können sehr stolz auf sich sein. Ich hoffe durch diese Turnier kann das Interesse auch lokal am Frauenfußball gestärkt werden und kann neue Fan für sich gewinnen. Die Frauenmannschaften freue sich über jeden Zuschauer, der sie unterstützen kommt!"


Konrad Voss Tuendern Kopffoto
Konrad Voss.
Konrad Voss (Trainer BW Tündern Frauen)
„Die Leistungen der deutschen Frauenfußball Nationalmannschaft habe ich mit großem Interesse verfolgt. Die Spiele waren aus meiner Sicht gut anzuschauen, vor allem der taktische Bereich und der Teamgeist stachen hervor. Man kann also aus deutscher Sicht mit dem Turnier sehr zufrieden sein, auch wenn es am Ende unglücklicherweise nicht zum Titel gereicht hat, aber das war in meinen Augen wunderbare Werbung für den Frauenfußball. Ich hoffe natürlich, dass der entstandene Hype übertragen und mitgenommen werden kann, auch in den Ligaalltag und den Amateurbereich. Bei Letzterem würde ich mir einen Zuwachs besonders in der Jugend wünschen. Dass junge Mädchen dadurch den Mut bekommen Fußball zu spielen und die Nationalmannschaft als Vorbild sehen. Ich rechne mit einem leicht erhöhten Zulauf im Bereich der F- und E-Junioren, auch bei den lokalen Vereinen. Ich würde mir natürlich wünschen, dass der Frauenfußball allgemein in der Gesellschaft mehr Anerkennung findet. Dabei helfen im Übrigen auch die unsäglichen Vergleiche zum Männerfußball niemandem. Ich empfehle es einfach als eigenständige Sportart zu sehen, so wie das auch in anderen Bereichen gemacht wird und dem Ganzen eine Chance zu geben. Ich vergleiche ja auch nicht männliche und weibliche Models und deren Gehälter. Ich bin aber ehrlich gesagt skeptisch, ob der positive Hype lange bestehen bleibt. Dafür müssten die Verbände und auch die Vereine nachhaltige Konzepte entwickeln, fördern und die Infrastruktur und Bedingungen entsprechend verbessern. Vor allem natürlich im professionellen Bereich, aber auch auf Amateurebene."



Sylvan Spilker.
Sylvan Spilker (Trainer BW Tündern II Frauen)
„Ich habe die EM mit Begeisterung verfolgt. Die Leistungen der deutschen Frauen waren schon etwas überraschend, wenn auch erhofft. Da hat sich wieder gezeigt, wie ein Team während eines Turnieres (zusammen) wachsen kann. Die Spitze des europäischen Frauenfußballs ist aber wesentlich enger geworden. Die deutschen Frauen haben jedoch erhebliches Potenzial, das sie hoffentlich auch in den nächsten Jahren abrufen werden. Für unsere Region würde ich mir wünschen, dass viele fußballbegeisterte Mädchen den Weg in die Vereine suchen und auch finden und sie dann an der Basis dementsprechend positiv aufgenommen werden, insbesondere in Jungenmannschaften." 



Bianca Lity.
Bianca Lity (Trainerin SV Hastenbeck Frauen)
„Die Deutschen Fußballfrauen hatten eine Riesenchance, sich in den Fokus der Öffentlichkeit zu spielen und sie haben sie ergriffen und zwar auf eine sehr beeindruckende Weise. Sie haben die Menschen abgeholt, mitgenommen und berührt auf eine ganz natürliche Art und Weise, ohne sich zu verbiegen, einfach weil sie den Sport so dargestellt haben, wie er ist: leidenschaftlich, nahbar und auf einem unglaublich hohen Niveau. Die Mädels tragen den Adler voller Stolz auf der Brust und das wird nun von den Menschen in Deutschland honoriert in Form von Anerkennung und Wertschätzung. Ich hoffe, dass von dieser Begeisterung auch der Mädchen- und Frauenfußball profitieren wird. Vorbilder wecken Ziele und vielleicht finden wieder mehr Mädchen und Frauen den Weg zum Fußball, sodass die Mannschaftszahlen wieder steigen. Für eine gute Leistungsspitze bedarf es immer auch einer gewissen Breite. Auch lokal haben die fußballspielenden Mädels eine Chance verdient, gesehen zu werden. Daher möchte ich jeden Leser einladen, sich zum Beispiel eine Oberligapartie meiner Mannschaft am Hastenbecker Reuteranger anzuschauen. Ein Team, das in den vergangenen Jahren mit ganz viel Herzblut, Freude und auch Können immer eine gute Rolle in der höchsten Spielklasse Niedersachsens gespielt hat."



Hendrik Lity.
Hendrik Lity (Manager SV Hastenbeck Frauen)
„Für mich war die Leistung der deutschen Mannschaft herausragend und hat mich sehr beeindruckt. Dem Frauenfußball im allgemein ist durch die EM eine große Chance gegeben worden, um sich zu zeigen. Schlussendlich wurde sie mehr als genutzt. Man hat bei den teilnehmenden Mannschaften viele Tugenden gesehen, die man sonst nur auf Amateurplätzen findet! Nämlich Herz, Leidenschaft und das Wir-Gefühl. Als Effekt erhoffe ich mir, dass es viele junge Mädchen motiviert, Fußball zu spielen. Genauso erhoffe ich mir, dass der Frauenfußball endlich die Anerkennung bekommt, die er verdient und nicht wie so oft nur belächelt wird."

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