23.09.2015 10:11

Bezirksliga Damen


Es sollte ein Spielbericht werden...es wurde eine Hommage an den Sport

Die Leiden des Jürgen Hasse / Sabbenhausen gewinnt 4:3 gegen Favorit Delbrück
Was bedeutet Sport? Was bedeutet es, sich jedes Wochenende im Dreck zu suhlen, zu ackern und zu kämpfen, als ginge es um das eigene Leben? Jürgen Hasse, Trainer der Bezirksliga-Damen von Sabbenhausen, fängt dieses Gefühl ein. Und beschreibt uns die Leidensgeschichte aus der Sicht eines leidenschaftlichen Sportlers – und erklärt uns auch, warum man diese Schmerzen, diese Belastungen und diesen Stress jede Woche aufs Neue durchmacht. Ein etwas anderer Spielbericht. Definitiv lesenswert!

Von Jürgen Hasse

TSV Sabbenhausen – Delbrücker SV 4:3 (3:1).
„Nein, heute muss ich es einfach aus der Sicht eines leidenschaftlichen Sportlers schreiben und weniger aus der langweiligen analytischen Sicht eines unterklassigen Trainers. Ein Sportler, der sich an diesem Sonntag von seiner Mannschaft an die großen selbsterlebten Gefühle der frühen 90er Jahre erinnert fühlen durfte. Immer, wenn sich Spieler unserer ehemaligen Bezirksligatruppe treffen, dann kommen sie unweigerlich zurück; diese unvergessenen Spiele der 90er Jahre, wo wir als absoluter ,Underdog' den Großen der Liga auf der Wörmkewiese das Fürchten lehrten. Als Eliten der Liga dekoriert, mit sündhaft teuren Kadern ausgestattet, reisten die Gegner in das belächelte Dörfchen Samsen und kehrten nach teils dramatischen Kämpfen geschockt, gedemütigt und vor allem geschlagen zurück. Für uns ,Bauern', wie sie uns nannten, waren es die Spiele des Lebens. Die Zuschauer im Rücken, diese Atmosphäre, das Adrenalin im Blut, 90 Minuten Stress und Hochspannung, stehend K.O., sehnlichst endlich den Abpfiff erwartend, in dem Bewusstsein, zusammen mit seinem Team was ganz Besonderes geleistet zu haben - dieser Moment entschädigte die vorherige Schinderei.

Wie gesagt, Andreas Heptner und ich durften diese kostbaren Momente einige Male erleben und heute, 25 Jahre später, da war es auf einmal wieder da, dieses Gefühl – eines dieser Spiele. Nein, genossen habe ich es während der 90 Minuten wahrlich nicht. Es war purer Stress, jede Sekunde habe ich gezählt, gelitten und mich gelangweilt auf dem Sofa sitzend gewünscht. Was waren das heute morgen für Vorzeichen. Mit Delbrück reist eine ungeschlagene Mannschaft an, die dem Spitzenreiter mit nur einem Punkt Rückstand dicht auf den Fersen ist. Ausgerechnet da fällt bei uns fast das gesamte Defensivgefüge mit Böttcher, Müller, Kräft und Dudziak aus. „Jürgen“, denke ich: „Was willst du denen gleich erzählen? Eigentlich ist es eine Mission Impossible. Es sei denn, wir können den Gegner vom Tor weghalten und die Mitte dichtmachen. Die Qualität nach vorne ist ja noch vorhanden und mit Zunahme eines 80-prozentigen Fußballwunders ist vielleicht ein Unentschieden drin.“

Und dann passiert so ein Spiel. Milutinovic erzielt nach zwei Minuten die Führung, Delbrück gleicht in der 22. Minuten durch ein Eigentor von Patty Griese aus. Defensiv stehen wir erstaunlich gut, weil auch unsere Schöngeister des Mittelfeldes keiner Drecksarbeit aus dem Wege gehen. Als Heptner und die gut aufgelegte Milutinovic eine 3:1-Halbzeitführung herausschießen, bin ich positiv geschockt. Von dem zwischenzeitlichen Höhenflug holt Malin Bruns uns allerdings schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Die ein glänzendes Comeback feiernde Notverteidigerin muss nach aufopferungsvollem Fight völlig entkräftet ausgewechselt werden. Nichts geht mehr, auch bei mir nicht. Die daraus folgenden Entscheidungen sind eher notgedrungen als taktisch fundiert: Heptner in die Innenverteidigung, Tölle verteidigt außen und Peggy Stein als Defensivpol in das Mittelfeld. Das mag eine Zeit gutgehen. Doch das Mittelfeld wird dadurch nicht gerade entlastet. Zur weiteren Stabilisierung wird die eigentlich nicht spielfähige Stammverteidigerin Sina Müller schließlich noch eingewechselt.

Die Zeit vergeht so unendlich langsam. Für mich ist es gefühlt schon Mittwoch der nächsten Woche als Delbrück in der 69. und 71. Minute durch zwei Standartsituationen ausgleicht. Einsicht und Demut überkommen mich in diesem Moment, verbunden mit der Bitte: „Lieber Gott, lass diese tapfer kämpfende Mannschaft jetzt nicht auch noch verlieren.“ Nur drei Minuten später, als die Nacht am dunkelsten scheint, wird Milutinovic im 16er gefoult – Elfmeter. Ich freue mich und gleichzeitig will ich das alles nicht mehr. Anna Heptner wird ausführen und ich nehme allen Mut zusammen, um hinzuschauen. Sie läuft an - drin – 4:3. 15 unendlich lange Minuten noch und das, was der Heptner und ich da draußen erleben, da helfen keine Medikamente und kein Alkohol -  allenfalls einschläfern. Bis endlich der Schlusspfiff kommt. Und es wieder da ist, dieses Gefühl. Wie vor 25 Jahren. Danke!“
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