12.06.2020 08:46

Spiel meines Lebens - Teil 3


Jäkel verhilft Afferde – mittlerweile als Manager – zu ungeahnten Höhen

Neben seiner Tätigkeit in Afferde arbeitet Jäkel als freier Mitarbeiter für die DeWeZet / „Der Sport hat mir so viel gegeben“
Von Oliver Steffan

In Afferde bekleidet der inzwischen 49-Jährige Norbert Jäkel nun den Posten des Sportchefs, zieht jetzt als Manager die Strippen bei der binnen drei Jahren aus der Kreisklasse in die Bezirksliga hochgeschossenen Eintracht, hilft als Übergangslösung nur dann aus, wenn er zuvor einen Trainer entlassen hat: „Auch in Afferde konnte Aufstiegs-Coach 'Paule' Klenner auf eine erstklassige Mannschaft bauen. Die Mischung stimmte, denn herausragende, technisch brillante Spieler wie Libero Bernd Dubberstein, 'Zauberer' Peter Hanus, Laufwunder Hermann Meyer, kompromisslose Spieler wie 'Toni' Donath, Manfred Libbe, Richard Guske, die Strategen Freddy Mainitz, Norbert Rentsch, Rüdiger Gereke, dann die kampfstarken Engländer, wie Paul Pitts, Bradburry oder Steven Rock und im Sturm die blutjungen Knipser 'Kalle' Dubberstein und Ismail Bildik – das passte sehr gut! Ich wollte nicht mehr auf dem Platz stehen, war fast 50 und habe die Fäden im Hintergrund gesponnen“, begründet Jäkel seinen Entschluss vom Trainer- auf den Manager-Posten zu wechseln. „Die 'Nebentätigkeiten' eines Sportchefs, die eigentlich auch immer in all den Jahren Teil meiner Trainertätigkeit war, wurden nun mein Hauptgeschäft, der Stress somit um ein Vielfaches geringer – man wird ja auch nicht jünger“, erzählt er lachend.

Norbert Jäkel - beim 07-Freundeskreis ein gern gesehener Gast
Norbert Jäkel - beim 07-Freundeskreis ein gern gesehener Gast. Aus dem privaten Archiv von Jäkel.
Neben seiner Tätigkeit bei der Eintracht macht sich Jäkel auch als ausgewiesener Kenner der Hamelner Fußballszene schreibend, hier als freier Mitarbeiter für die DeWeZet, einen Namen. Er bringt sein Wissen bei den Vorberichten und den montäglichen Fußballberichten der Wochenendspiele zu Papier und kommt an Informationen, die ihm bei seiner Tätigkeit in Afferde, bei der Zusammenstellung des Kaders, zupass kommen. Häufig eckt er auch bei Spielern des eigenen Vereins an, wenn seine nicht selten vorkommenden Verrisse bei vermeintlich schwachen Leistungen einzelner Akteure für Unmut in den eigenen Reihen sorgen. Da gibt es dann auch schon mal zehn Tage Funkstille, wenn sich ein „Verteidiger, der von seinem Gegenspieler über 90 Minuten schwindlig gespielt wurde“, so Jäkel in seinem Bericht, ungerecht behandelt fühlt.

Norbert Jäkels „Spezi“ Dieter Hergert setzt die Aufbauarbeit, die unter Klenner begonnen hat, unbeirrt fort. Talente aus dem Hamelner Umfeld finden den Weg nach Afferde. „Hansi“ Nähring, der bei den Hamelner Preußen seine Landesliga-Tauglichkeit nachgewiesen hat, kommt gemeinsam mit dem unberechenbaren Sturm-Ass Jens Rekate von der SSG Halvestorf, 07-Torhüter Stephen Sword wird der Abwehr über Jahre die nötige Sicherheit geben, der kopfballstarke Beidfuß Willi Gurgel ordnet, aus Aerzen kommend, die Aktionen im Mittelfeld, Richard Guske macht Dampf, Frank Depping wirbelt im offensiven Mittelfeld und die defensivstarken Eigengewächse Barnim Helmsen, Michael Libowski und vor allem Jens Bönning sowie Sturmspitze Frank Weiner verstärken das Team noch einmal deutlich. Auch Thomas Meyer-Burgdorfff, Jörg Schulz und Marel Knoblauch (heute Körner) stoßen Mitte der 80er aus der Jugend hinzu – die hervorragende Jugendarbeit macht sich bezahlt.

Der TuS Hessisch Oldendorf siegreich beim III. SSK-Cup 1988
Der TuS Hessisch Oldendorf siegreich beim III. SSK-Cup 1988 – dem Turnier, das Jäkel aus der Taufe hebt. Foto: Heinrich Vollmer.
Die wohl größte Leistung des Norbert Jäkel besteht darin, seine erstklassigen Verbindungen zu heimischen Firmen gewinnbringend für den Verein zu nutzen. Als Chef der Muster-Abteilung bei den Vorwerk-Teppichwerken spinnt er sein Netzwerk zum Wohl des Vereins, gewinnt Sponsoren und setzt vor allem seine herausragenden Ideen zur Akquise lukrativer Einnahmequellen um. Durch das erstklassige Netzwerk kann Afferdes Boss Dinge anschieben und umsetzen, von denen andere Vereine nur träumen und verwirklicht so seine zahlreichen Ideen und Geschäftsmodelle. Der clevere Manager hebt die Stadt-Meisterschaften aus der Taufe, gewinnt mit der Stadtsparkasse einen verlässlichen Partner, um ein dreitägiges  Hallenturnier Anfang Januar eines jeden Jahres, und das seit 35 Jahren, ins Leben zu rufen, lässt um den Weserbergland-Pokal spielen, erwirbt die Rechte, bei den Altstadtfesten in Hameln einen großen Getränkestand zu bewirtschaften und beweist so sein erstaunliches wirtschaftliches Geschick. „Mit meinem guten Freund und Betreuer der Ersten, Günther Paschke und dessen Ehefrau Erika, standen wir von Freitagmittag bis Sonntagabend fast nonstop hinter der Theke. Auch die Spieler, alle haben mit angepackt, waren in den jeweiligen Schichten durchaus gern an Bord. Die Kameradschaft wurde gefördert und der 'Eintracht-Wagen' war so der Anlaufpunkt für die Sportler aus dem gesamten Kreisgebiet – und ein bisschen verdient haben wir ja auch“, berichtet der clevere Geschäftsmann grinsend.

„Die immer erstklassige Ausstattung der Mannschaft – ich erwirkte, dass die Erste Herren im Verein bezüglich aller finanziellen Aktivitäten und Einnahmemöglichkeiten sondergestellt wurde – musste schließlich bezahlt werden. Zudem konnte ich durch unsere Projekte dafür sorgen, dass die Spieler für sämtliche Feiern, Mannschaftsabende und -fahrten nichts bezahlen mussten. Wir waren ein 'Verein im Verein', reisten nach Spanien, Italien, Schweden, Holland und spielten mitunter dort auch“, schwärmt der langjährige Strippenzieher noch heute von den Fahrten durch halb Europa.

SV Eintracht Afferde 1987/88
Der SV Eintracht Afferde in der Saison 1987/88. Aus dem privaten Archiv von Jäkel.
Unter Trainer Axel Marahrens, der bei seiner Verpflichtung vor der Saison 1987/88 mit Jörg Willmer vom SC Börry und Oliver Steffan vom MTV Lauenstein zwei hoffnungsvolle Akteure aus der Kreisliga mitbringt, schickt sich die zuvor als eher graue  Maus wahrgenommene Eintracht an, die Bezirksliga aufzumischen. Nur knapp scheitern die Grün-Weißen am Aufstieg in die Bezirksoberliga und müssen sich einzig den Aufsteigern vom SV Linden 07 und dem SV Alfeld beugen.

Mit der „Hilligsfeld-Connection“, Andreas Schrader, Michael Söchting und Torhüter „Oskar“ Borkert sowie weiteren SVE-Youngstern wie Peter Semmler, Frank Strüber, Jens Hupe und Lutz Klingen, den von Eintracht Hameln dazustoßenden Steffen Kießig und Kanonier Dirk Kridde, dem quirligen Jörg Kosok und dem unberechenbaren Thomas Raabe zaubert Jäkel Ende der 80er, Anfang der 90er immer wieder Spieler auf das Eintracht-Gelände, die dafür sorgen, dass die Afferder im Bezirk bestehen können.

Bis in die späten 90er Jahre lenkt Norbert Jäkel die Geschicke bei Eintracht Afferde, stets im Bezirk, bevor er seinen Rückzug aus dem Fußball-Geschehen herbeiführt, ohne nicht zuvor eine ordentliche Übergabe der Geschäfte an „Ulli“ Freise vorgenommen zu haben.

Die Ü80er beim 07-Freundeskreis im Jahr 2016 - mit Norbert Jäkel
Die Ü80er des 07-Freundeskreises im Jahr 2016. Aus dem privaten Archiv von Jäkel.
Sportplatzbesuche, vor allem in Afferde, und die Teilnahme an den Treffen des “07-Freundeskreises“, des von seinem langjährigen Trainerkollegen „Manni“ Kühne und seinem Mit-Organisator „Paule“ Hauschild aus der Taufe gehobenen “Fußball-Klassentreffens“, gehören für den Fußball-Experten auch im reifen Alter zum Muss. „Nur komme ich mit manchen Verhaltensweisen heutzutage nicht mehr ganz mit. Als ich vor Jahren beim entscheidenden Spiel der Afferder gegen Bisperode zugeguckt habe, saßen auf der Afferder Trainerbank zwei Freundinnen der Eintracht-Spieler, erzählten sich einen und rauchten. Wäre ich noch Trainer gewesen, hätte ich die beiden Damen unverzüglich rausgeschmissen, was bedeutet hätte, dass deren bessere Hälften wohl auch gegangen wären. Die Führung der Spieler und des Teams hat sich deutlich verändert. Mit den Methoden von früher würde es heute wirklich nicht mehr gehen, hätte man nach ein paar Monaten nur noch eine Handvoll Spieler in der Kabine“, sieht Jäkel deutliche Unterschiede zwischen seiner Trainerzeit in den 60er, 70er und 80er Jahren und heute.

„Dass ich mit Coppenbrügge seinerzeit aufgestiegen bin, war großartig. Leider blieb es mir später in all den Jahren verwehrt, mit den von mir gecoachten Mannschaften oder den Teams, bei denen ich als sportlicher Leiter die Verantwortung hatte, erneut aufzusteigen“, blickt der ehemalige Spieler, Schiri, Trainer und Manager insgesamt zufrieden auf ein erfülltes, erfolgreiches und vor allem ereignisreiches Fußballer-Leben zurück. „Wenn ich alles noch einmal erleben sollte, würde ich, so platt das häufig bei älteren Menschen im Rückblick klingt, alles noch einmal so machen. Der Sport hat mir so viel gegeben. Vor allem hat mich die Arbeit mit den jungen Leuten selbst noch einigermaßen jung gehalten“, freut sich der Fußball-Pensionär mit seinen knapp 87 Lenzen…

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