14.06.2020 10:58

Spiel meines Lebens - Teil 1


Seit über zehn Jahren das Herz der Grohnder: Robert Engel

Uwe Filla formt den Grohnder zu dem Spieler, der er heute ist / „Habe Fußball unter Uwe als Trainer als ganz neuen Sport kennengelernt“
Robert Engel TSV Grohnde AWesA
Robert Engel verkörpert den TSV Grohnde wie kaum ein anderer.
„Jedes Spiel ist das Spiel meines Lebens“, sagt Robert Engel lächelnd gleich zu Beginn. Scherzhaft gemeint, doch hinter jedem Scherz steckt bekanntlich etwas Wahres. Und dann kommt der Satz, den wohl die meisten Fußballer, die, seit sie denken können mehr oder weniger erfolgreich gegen das runde Leder treten, von sich geben: „Dieses eine Spiel des Lebens habe ich gar nicht. Ich spiele schon so lange Fußball, wie soll ich da ein Spiel herausheben?“ Natürlich haben sie alle recht. Und Robert Engel ganz besonders...

Marven Manser TSG Emmerthal Robert Engel TSV Grohnde AWesA
Hier im Duell mit Marven Manser: Die Derbys gegen Emmerthal gehören später zu seinen Highlights.
Wer den schwussgewaltigen, zweikampfstarken, spielintelligenten und athletischen Sechser des TSV Grohnde außerhalb des Platzes kennenlernt, sieht einen ruhigen, gefassten und unaufgeregten Menschen kennen, der nur dann etwas sagt, wenn er auch etwas zu sagen hat. Wer Robert Engel hingegen auf dem Platz kennenlernt, wird es schnell lieben, ihn zu hassen. Zahlreiche Angebote, doch endlich mal in den Bezirk zu wechseln und sich ein paar Euro dazuzuverdienen, lehnt er ab. Nicht, weil er es sich nicht zutraut, sondern weil sein Herz für nur einen Verein schlägt: den TSV Grohnde. Viele Jahre in der Kreisliga, zuletzt in der 1. Kreisklasse, seinen Gegenspielern häufig meilenweit voraus, ein Einstellungsmonster und auf dem Platz so gar nicht unaufgeregt – Gegenspieler verzweifeln an ihm und wenn sie ihm mal einen Schritt voraus sind, bekommen sie zu spüren, dass sie lieber einen Schritt langsamer sein sollten. Fußball ist für „Robby“ nicht nur Ästhetik, ein süßer Sommerkick, ein Hobby für die dritte Halbzeit. Fußball ist bei ihm etwas Raues, viel Arbeit und vor allem: viel Kampf. Wenn der heute 31-Jährige den Platz betritt, siegeshungrig, teilweise etwas verbissen und immer bereit, sich für seine Jungs aufzuopfern – dann beginnt sein Spiel des Lebens. Woche für Woche.

Und hat Engel den Ball gewonnen, geht’s vorwärts. Entweder startet er einen kraftvollen Sololauf, um Raum zu gewinnen, leitet ein Kombinationsspiel ein, sucht den Pass in die Tiefe oder holt seinen gefürchteten linken Hammer raus – Grohndes tiefer Spielmacher ist vielseitig und nicht nur deshalb seit mittlerweile über einer Dekade das Herz seiner Mannschaft.

Mit vier Jahren beginnt Engels Reise auf dem Grohnder Grün. Sein Vater Lutz, ehemals ein eisenharter Verteidiger des TSV Grohnde – schnell wird deutlich, wer seinem Sohn den Siegeswillen in die Wiege gelegt hat – nimmt Robert mit zum Fußball. Und der Fußball lässt Robert von da an nie wieder los. „Früh haben wir natürlich den ganz Großen nachgeeifert. Obwohl Oliver Kahn Torwart war, war er mit seiner Einstellung eines meiner Vorbilder. Und spielerisch war Thierry Henry für mich damals der Allergrößte“, erinnert sich Engel, der vor allem vom Mit- und Füreinander in einer Mannschaft seit jeder begeistert ist: „Fußball ist ein Mannschaftssport und genau das gefällt mir so sehr. Sicherlich war auch immer der Reiz dabei, sich mit anderen sportlich messen zu können.“

Robert Engel TSV Grohnde AWesA
Robert Engel – hier noch Anfang 20 – im Duell gegen Aerzen.
Engels Talent und sein Ehrgeiz bleiben auch dem damaligen Jugendtrainer Uwe Filla nicht verborgen, der in Grohnde wohnt und gerade dabei ist, eine neue schlagkräftige C-Jugend-Mannschaft für die SpVgg. Preußen Hameln zusammenzustellen. „Uwe hat mich damals angesprochen und ich wollte mich mal in einer höheren Liga probieren“, erzählt Engel. Mit jungen Talenten wie dem späteren Regionalliga-Spieler Sebastian Latowski, Manuel Capobianco, Marvin Dohme oder Tobias Lopez-Peralta mischt Engel 2003/04 die Bezirksliga auf. „Das erste Jahr bei Preußen war richtig geil. Wir haben so gut wie alles gewonnen. Erst am letzten Spieltag haben wir unsere erste und einzige Niederlage kassiert.“ Das 2:5 gegen den DSC Duingen hat allerdings keine Bedeutung mehr, Engel und seine Preußen werden unangefochtener Bezirksliga-Meister und steigen in die Landesliga auf. In der höheren Klasse angekommen, etablieren sich Engel & Co. prompt und erreichen einen starken dritten Rang.

„Ich habe Fußball unter Uwe als Trainer als ganz neuen Sport kennengelernt. Besonders das Taktische habe ich erst unter ihm gelernt. In Grohnde haben wir zum Spaß gekickt, meistens war ein Spielervater der Trainer. Es war alles auf Spaß ausgerichtet. Unter Uwe war das Training plötzlich ganz anders, viel professioneller. Wir hatten Einheiten, die ausschließlich aus Taktikschulungen bestanden, richtiger Theorieunterricht. Unter ihm habe ich so viel gelernt wie unter keinem anderen Trainer davor und danach“, schwärmt Engel von seinem ehemaligen Übungsleiter, der ihm übrigens noch ein zweites Mal begegnen wird.

Als Engel in die B-Jugend aufrückt, wird die Mannschaft langsam auseinandergerissen, einige wechseln in höhere Klassen, andere einfach den Verein oder sie hören auf. Engel hingegen bleibt bis in die A-Jugend hinein bei den 07ern, bis die Rufe seiner Heimat immer lauter werden. „Ich wollte zurück zu meinem Verein, zumal es in Hameln nicht mehr so gut gepasst hat“, so Engel. Gesagt, getan – Engel wechselt im Winter der Saison 2006/07 zurück zum TSV, darf aber noch nicht spielen. „Ich war ja erst 17.“ Also muss der topausbildete Mittelfeldspieler in den sauren Apfel beißen und darf ein halbes Jahr lang nur bei dem Leistungsklassen-Team mittrainieren. Seinen Mitspielern wird bereits da deutlich: Sie haben ein Juwel in ihren Reihen – ein Spieler, der sportlich für viel höhere Aufgaben gemacht ist, sich gedanklich aber voll seinem Heimatdorf und -verein verschrieben hat...

Mittwoch lest Ihr: Engel leitet beim TSV Grohnde eine neue Ära ein – Kreispokal & Kreisliga!
19 / 76

Autor des Artikels

Team AWesA
Team AWesA
Das Team AWesA stellt Euch die aktuellsten Sportnachrichten aus Hameln-Pyrmont kostenlos zur Verfügung. Bei Fragen und Anregungen kannst Du uns gern kontaktieren. Schickt ihr uns Infos, bereiten wir diese zu vollwertigen Artikeln auf.
Telefon: 05155 / 2819-320
info@awesa.de

Webdesign & CMS by cybox