20.04.2021 15:57
Meldung
Aktueller Anlass: Der beste Hameln-Pyrmonter Kicker der letzten 50 Jahre
Andreas „Andi“ Loges verzaubert Zuschauer & narrt Gegenspieler / Teil eins einer dreiteiligen Geschichte
Am vergangenen Samstag ist die Hameln-Pyrmonter Fußball-Legende Andreas Loges verstorben. Unser Gast-Autor Oliver Steffan sieht in ihm den wohl besten Hameln-Pyrmonter Fußballer der letzten 50 Jahre. Andreas Loges spielte sich in die Fan-Herzen der SpVgg. Bad Pyrmont, des VfL Osnabrück, Olympia Wilhelmshaven und der Hamelner Preußen, gab seine außergewöhnlichen Erfahrungen anschließend über viele Jahre hinweg als Trainer an die Jugend weiter. Loges' Dienste für den lokalen Fußball vor Ort sind kaum in Worte fassen, sein Engagement bleibt unvergessen. Der gesamte Fußball-Kreis und das Team AWesA möchten allen Angehörigen und Freunden von Andreas Loges ihr herzliches Beileid und tiefes Mitgefühl ausdrücken.
Von Oliver Steffan
Publikumsliebling Andreas „Andi“ Loges 1975 im Pyrmonter Dress. Foto: Aus dem privaten Archiv von Loges.
Der beste und kompletteste Fußballer der vergangenen 50 Jahre im Landkreis Hameln-Pyrmont, da sind sich die Experten einig, ist zweifelsohne der 1955 in Bad Pyrmont geborene Andreas „Andi“ Loges. Mit seiner in keine Form oder Schablone passende, auf Inspiration basierenden, Spielweise verzückt der Freigeist auf dem Spielfeld die Zuschauer in den 70er und 80er Jahren immer wieder aufs Neue und stellt seine Gegenspieler stets vor schier unlösbare Rätsel.
Andreas Loges und seine Pyrmonter werden Staffelmeister der Schüler. Foto: Aus dem privaten Archiv von Loges.
Das Talent hat der wieselflinke Stürmer, dessen zwei Jahre älterer Bruder Michael mit ihm in Pyrmonts Oberliga-Team spielt, sicherlich in die Wiege gelegt bekommen. Vater Rolf „Auten“ Loges zählt nach dem Krieg zu den bekanntesten und besten Spielern in der Kurstadt. Gemeinsam mit Wolfgang Christoph, Udo Defitowski und Bruder Michael schafft „Andi“ aus der Jugend kommend sofort den Sprung in die erste Elf, verzaubert die Zuschauer mit seinen Tempo-Dribblings, den wehenden langen blonden Haaren und avanciert schon bald zum Publikumsliebling. „Andi-Andi“-Sprechchöre gehören bei den Heimspielen der Pyrmonter in der Saison 1974/75 zum guten Ton im Stadion an der Südstraße, wenn der 19-Jährige Loges Gas gibt. Das Angebot vom Meister VfB Oldenburg lehnt der gelernte Dekorateur ab, da der große Favorit um den Aufstieg in die Zweite Liga in der Aufstiegsrunde überraschend schwächelt und in der Dreier-Gruppe Westfalia Herne und dem Spandauer SV den Vortritt lassen muss. So bleibt der 1,70m große Techniker im rot-weißen Dress, wechselt zwei Jahre später für eine Spielzeit ins Lippische zum TuS Lügde, dann wieder zurück zur Spielvereinigung, um sich Ende der 70er Jahre dem Oberligisten Preußen Hameln 07 anzuschließen.
„Nach Oldenburg wäre ich damals in die Zweite Liga gewechselt. Immer wieder gab es Anfragen von diversen Zweitligisten, aber danach passte es einfach nicht“, trauert der beidfüßig starke Kicker möglicherweise vertanen Chancen nicht groß hinterher. Zur Saison 1981/82 machen sich Anne und „Andi“ Loges, Sohn Danny ist schon dabei, dann doch noch auf den Weg – das Ziel: Osnabrück. Der Zweitligist VfL Osnabrück, der beim Werben um den „blonden Pfeil“ endlich Erfolg hat, versucht nach Einführung der eingleisigen Zweiten Liga, mit einer jungen, hungrigen Mannschaft zum Erfolg zu kommen.
Da das Stadion Bremer Brücke aufgrund von Umbaumaßnahmen am ersten Spieltag der Saison noch nicht zur Verfügung steht, schauen Osnabrücks Kapitän, VfL-Zweitliga-Rekord-Spieler Lothar Gans und seine Kameraden zu, wie die Bundesliga-Absteiger Schalke 04, 1860 München und auch Hertha BSC den Auftakt meistern. Schalkes Start gelingt im Absteiger-Duell mit einem 3:1 gegen 1860 München, Janzon, Elgert und Drexler treffen für S04, Sidka für 1860.
Der Spieltag-Ansetzer meint es nicht gut mit dem VfL: Zwei Auswärtspartien zu Beginn und dann auch noch im Stadion an der Grünwalder Straße auf Giesings Höhen gegen 1860 und danach im Parkstadion auf Schalke – was für ein Hammerprogramm!
Der VfL Osnabrück in der Saison 1981/82. Foto: Aus dem privaten Archiv von Loges.
Beim TSV 1860 München ist man nach dem völlig unnötigen Abstieg geschockt, versucht den Betriebsunfall aber mit einer hochkarätig besetzten Mannschaft sofort zu reparieren. Mit den Gladbacher Meisterspielern Horst Wohlers und Hans Klinkhammer, Ex-Nationalspieler Erich Beer, dem angehenden Leverkusener Nationalspieler Herbert Waas und dem langjährigen Herthaner Wolfgang Sidka, der am Ende der Saison gemeinsam mit Torschützenkönig Rudi Völler (37 Tore) von München nach Bremen wechselt, hat Trainer Willibert Kremer eine Bombentruppe am Start. Für die „Löwen“ wird die Saison allerdings zum Fiasko, nach einem vierten Platz, einen Punkt am Aufstieg vorbei, wird dem Bundesliga-Absteiger des Vorjahrs die Lizenz verweigert und der Deutsche Meister von 1966 wird ins Amateur-Lager durchgereicht. Die Münchener spazierten auf dem Drahtseil, sind zu große finanzielle Belastungen nach dem zuvor erreichten Wiederaufstieg in die Bundesliga eingegangen und werden mit dem Lizenz-Entzug bestraft.
Für die Osnabrücker beginnt die Saison dann am Dienstag, 04. August 1981, in München. Der rumänische Nationalspieler Viorel Nastase schießt die Gastgeber vor 15.000 Zuschauern bereits nach 19 Minuten mit 1:0 in Führung. Die 60er erhöhen den Druck, gehen auf das 2:0, Osnabrück gerät mehr und mehr unter Druck, rettet sich in die Pause. VfL-Trainer Bernd Hoss reagiert, bringt in der 46. Minute die Neu-Erwerbung von Preußen Hameln, den 26-jährigen Andreas Loges für Vitomir Rogoznica, um für Überraschungsmomente zu sorgen. Der Plan geht auf: In der 72. Minute wird Loges geschickt, umkurvt Libero Wohlers und netzt trocken zum 1:1 ein. Die restlichen 18 Minuten verteidigen die Lila-Weißen geschickt und nehmen einen Punkt von der Isar mit in die Friedensstadt.
Eine typische Loges-Szene: immer alles im Blick und dem Gegner gedanklich immer einen Schritt voraus. Foto: Aus dem privaten Archiv von Loges.
„Trainer Hoss mochte meine Art zu spielen. Es lief für mich sehr ordentlich in der Vorbereitung, ich habe einige Tore geschossen und war auf dem Sprung in die erste Elf. Er hat mich vorne das spielen lassen, was mir am liebsten war. Ich durfte machen, was ich wollte,“ erzählt der Pyrmonter „Andi“ schmunzelnd: „Das war mein Ding. Ich hatte keine direkte Anweisung, konnte mich fallen lassen, auf die Flügel ausweichen, auch mal was riskieren, das kam mir sehr entgegen.“
Vier Tage darauf reisen die Osnabrücker zum von Neu-Trainer Siegfried Held gecoachten FC Schalke 04 ins Park-Stadion – doch davon im zweiten Teil mehr...
Teil 2
Andreas „Andi“ Loges verzaubert Zuschauer & narrt Gegenspieler / Teil zwei einer dreiteiligen Geschichte
Teil 3
Andreas „Andi“ Loges verzaubert Zuschauer & narrt Gegenspieler / Der letzte Part einer dreiteiligen Geschichte
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