07.04.2020 09:26

Meldung


„Spiel meines Lebens“: Loges' legendärer Doppelpack gegen Schalke!

Andreas „Andi“ Loges verzaubert Zuschauer & narrt Gegenspieler / Teil zwei einer dreiteiligen Geschichte
Der VfL Osnabrück in der Saison 1981/82
Der VfL Osnabrück in der Saison 1981/82. Foto: Aus dem privaten Archiv von Loges.
Von Oliver Steffan

Für die Osnabrücker beginnt die Saison dann am Dienstag, 04. August 1981, in München.

Publikumsliebling Andreas Andi Loges 1975 im Pyrmonter Dress
Publikumsliebling Andreas „Andi“ Loges 1975 im Pyrmonter Dress. Foto: Aus dem privaten Archiv von Loges.
Der rumänische Nationalspieler Viorel Nastase schießt die Gastgeber vor 15.000 Zuschauern bereits nach 19 Minuten mit 1:0 in Führung. Die 60er erhöhen den Druck, gehen auf das 2:0, Osnabrück gerät mehr und mehr unter Druck, rettet sich in die Pause. VfL-Trainer Bernd Hoss reagiert, bringt in der 46. Minute die Neu-Erwerbung von Preußen Hameln, den 26-jährigen Andreas Loges für Vitomir Rogoznica, um für Überraschungsmomente zu sorgen. Der Plan geht auf: In der 72. Minute wird Loges geschickt, umkurvt Libero Wohlers und netzt trocken zum 1:1 ein. Die restlichen 18 Minuten verteidigen die Lila-Weißen geschickt und nehmen einen Punkt von der Isar mit in die Friedensstadt.

„Trainer Hoss mochte meine Art zu spielen. Es lief für mich sehr ordentlich in der Vorbereitung, ich habe einige Tore geschossen und war auf dem Sprung in die erste Elf. Er hat mich vorne das spielen lassen, was mir am liebsten war. Ich durfte machen, was ich wollte,“ erzählt der Pyrmonter „Andi“ schmunzelnd: „Das war mein Ding. Ich hatte keine direkte Anweisung, konnte mich fallen lassen, auf die Flügel ausweichen, auch mal was riskieren, das kam mir sehr entgegen.“

Vier Tage darauf reisen die Osnabrücker zum von Neu-Trainer Siegfried Held gecoachten FC Schalke 04 ins Park-Stadion

Hatte eine eigene Autogrammkarte: Andreas Loges' signiertes Portrait im Osnabrücker Dress.
Hatte eine eigene Autogrammkarte: Andreas Loges' signiertes Portrait im Osnabrücker Dress. Foto: Aus dem privaten Archiv von Loges.
Pünktlich um 15.30 Uhr pfeift FIFA-Schiedsrichter Dieter Pauly am 08. August 1981 die Zweitliga-Partie des großen Aufstiegsfavoriten Schalke 04 gegen den VfL Osnabrück an. Die erste Chance hat der VfL, doch Toni Fagot und Detlev Olaidotter zögern zu lange mit dem Abschluss. In der 18. Minute kommt S04-Stürmer Norbert Elgert zum Schuss, verzieht jedoch knapp – Manfred Drexler scheitert fünf Minuten später an VfL-Keeper Rolf Meyer. In der 29. Minute fällt das vielumjubelte Osnabrücker 1:0: Loges wird von Lehmann mit einem Steilpass auf die Reise geschickt, setzt sich gegen seinen Bewacher Thomas Kruse durch und bezwingt Nationaltorhüter Norbert Nigbur mit einem Schuss ins linke untere Eck.

Meyer klärt fünf Minuten später mit einer Glanzparade gegen Elgert, wehrt dessen Schuss zur Ecke ab. Die anschließende Ecke köpft Norbert Janzon relativ unbedrängt von der Fünfmeter-Linie ins VfL-Tor – 1:1. Und noch einmal schlägt der VfL zu. Diesmal ist es Wessel, der Loges mit einem Steilpass bedient. Dieser ist erneut schneller als Kruse und wuchtet das Leder erneut unhaltbar für Nigbur in die linke Torecke, schnürt damit ein Doppelpack. Der VfL führt mit 2:1. Zu einem psychologisch ungünstigen Zeitpunkt kassiert der Gast den Ausgleich. Parallele zum ersten Tor: Wieder segelt eine Ecke in den Osnabrücker Strafraum, dieses Mal steht Drexler frei und vollendet: 2:2 zur Pause.

In der zweiten Hälfte wird Schalke aggressiver. Uli Bittcher versucht Meyer zu überlisten (51.), der reagiert blitzschnell. Bernd Thiele sieht in der 52. Minute nach einem bösen Foul an Olaidotter, der kurz darauf verletzt raus muss – Gelb. Drexlers Schuss erfordert Meyers Parade (59.), der VfL bleibt durch Konter stets gefährlich. Lehmanns Schuss verfehlt den Schalker Pfosten um Zentimeter (73.) und es folgt noch eine glänzende Kombination zwischen Fagot und Loges, die den FC Schalke in Gefahr bringt (79.). Die letzte Chance hat der VfL, Gans zwingt Nigbur mit einem wuchtigen Schuss zu einer Parade.

Schiedsrichter Pauly beendet die Begegnung in der 93.Spielminute. Endstand: 2:2. Die Osnabrücker reißend jubelnd die Arme hoch.

Eine typische Loges-Szene: immer alles im Blick und dem Gegner gedanklich immer einen Schritt voraus
Eine typische Loges-Szene: immer alles im Blick und dem Gegner gedanklich immer einen Schritt voraus. Foto: Aus dem privaten Archiv von Loges.
Jürgen Bitter notiert für die „Neue Osnabrücker Zeitung“ am 10. August 1981: „Großartig gekontert, prächtig kombiniert und die Nerven bewahrt! Der VfL mausert sich zum Favoritenschreck, denn nach dem überraschenden 1:1 an der 'Grünwalder Straße' in München schockte die junge Mannschaft von der 'Bremer Brücke' auch den FC Schalke 04 und erreichte im Parkstadion ein sensationelles 2:2. Und wie auch in München waren die Osnabrücker in Gelsenkirchen einem Sieg sehr nahe. Immerhin führten sie zweimal durch den neuen 'Gipfelstürmer' Andreas Loges, um sich dann postwendend die Gegentore einzuhandeln. (…) Spätestens zu diesem Zeitpunkt, als sich die VfL-Spieler im Strafraum wie die Kinder aufführten und der zweifache Torschütze Andreas Loges sich der Sympathiebekundungen seiner Mitspieler kaum erwehren konnte, wussten die 4.000 mitgereisten Osnabrücker Zuschauer, dass sie für ihre Reise nach Gelsenkirchen belohnt wurden. (…) Dem 26-jährigen Andreas Loges merkte man in keiner Phase des Spiels an, dass er noch vor wenigen Wochen in der Oberliga Nord für Preußen Hameln kickte und im Profibereich keinerlei Erfahrung besitzt. Er spielte so kaltschnäuzig und wahrte im Gegensatz zu seinem Auftritt in München die wenigen Chancen, die sich ihm boten, dass die Fans auf den Rängen einigermaßen verblüfft waren. Zweimal wurde Loges auf die Reise geschickt und jedes Mal spielte er seine Schnelligkeit und Technik aus und gab auch Nationalkeeper Nigbur das Nachsehen.“

Andreas Loges steht nach diesem Spiel natürlich im Mittelpunkt des Interesses: „Macht mir aus dem nur keinen Star“, raunzt Trainer Hoss die versammelte Journalie aber leicht verstimmt an.

Der nunmehr dreifache Torschütze Loges ist nach dem Spiel noch viel zu sehr beschäftigt, was im Spiel passiert ist: „Ich hatte zu lange Respekt vor diesem Thomas Kruse. Bis ich gemerkt habe, dass ich viel schneller bin als der“, meint er später. Dabei ist Thomas Kruse nicht irgendwer, sondern ein blonder junger Mann, der schon längst im Notizbuch von Bundestrainer Jupp Derwall steht und es schon zu zwei Einsätzen in der B-Nationalmannschaft und vier Einsätzen im U21-Team von Bert Vogts gebracht hat. Doch in seinem zweiten Spiel im Profilager schüttelte Loges seinen „Schatten“ fast spielend ab und schoss zwei herrliche Tore.

Der Sprinter im VfL-Dress hat dafür damals eine plausible Erklärung für seinen Erfolg: „Schnell war ich schon immer, so 11,2 Sekunden über 100 Meter.“

Nach der Partie auf Schalke ist es mit der Ruhe beim Training der Osnabrücker vorbei: „Am Montag kam ein Kamera-Team des NDR und wollten ein Portrait über mich machen, vom 'Kicker' erschienen zwei Redakteure und fragten nach einem Interview“, sind Loges die damaligen Ereignisse noch immer präsent.

Wir die Karriere für den neuen Osnabrücker danach weiterverläuft und wie er wieder den Weg zurück nach Hameln-Pyrmont findet, lest Ihr im dritten und letzten Teil der Geschichte.

FC Schalke 04: Nigbur - Kruse - Thiele - Stichler - Holcer - Bittcher -  Elgert - Opitz - Szymanek - Drexler – Janzon.
Trainer: Siegfried Held
VfL Osnabrück: Meyer - Gans - Wessel - Gmeiner - Krekeler - Tune-Hansen - Lehmann - Olaidotter (56. Rogoznica) - Loges - Lorenz - Fagot 
Trainer: Bernd Hoss
Tore: 0:1 Loges (29.), 1:1 Janzon (35.), 1:2 Loges (40.), 2:2 Drexler (44.)
Schiedsrichter: Pauly (Mönchengladbach)
Gelbe Karten: Stichler, Thiele - Fagot
Zuschauer: 18.000 (darunter etwa 4.000 aus Osnabrück)
Stadion: Parkstadion Gelsenkirchen

Zu Teil 1:

Andreas Loges Vorschau
 
20.04.2021

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