02.04.2020 10:08

Meldung


„Spiel meines Lebens": „Auge" Buchholz & der TuS - Aufstieg in Liga 3

Knallharter Spieler, umso feinerer Kerl – Vorstopper Buchholz wird geliebt & gefürchtet / Der zweite Teil zur Geschichte der Hessisch Oldendorfer Fußball-Legende
Kapitäns-Duell: Günther Auge Buchholz (TuS) vs. Andy Heinecke (Ricklingen).
„Auge" Buchholz - wie immer - mit vollem Einsatz. Rabiat am Boden, mit Übersicht im Stand und stehend in der Luft. Foto: Rolf-Henning Schnell
Von Oliver Steffan

Den Auftakt in die Aufstiegsrunde haben sich die Blume-Schützlinge dann allerdings ganz anders vorgestellt. Bereits einen Tag vor dem Spiel gegen Blau-Weiß Friedrichstadt reisen Chefstürmer „Gento“ Loges und seine Kameraden nach Nordfriesland, um bestmöglich vorbereitet in die Partie zu gehen. Völlig desillusioniert und mit einer 1:4-Ratsche im Gepäck geht es auf die Heimreise. Nach dem Unentschieden daheim gegen Urania Hamburg im Waldstadion, sind die Hoffnungen der Oldendorfer auf den Nullpunkt gesunken. Die Chancen sind nur noch theoretischer Natur, vier Siege in den verbleibenden vier Partien müssten her. Beide Spiele gegen die Amateure von Hannover 96 gewinnen die TuS-Kicker jedoch und nachdem auch die Revanche gegen Friedrichstadt daheim glückt, muss das Match bei Urania Hamburg die Entscheidung bringen. Sowohl die Oldendorfer als auch die Hanseaten weisen 7:3 Punkte auf, Urania hat aber mit 12:7 gegenüber den 9:8 Treffern der Weserstädter das bessere Torverhältnis, Urania reicht somit ein Remis zum Aufstieg.

Für „Auge“ Buchholz soll das Spiel an den „Sander Tannen“ in Hamburg-Bergedorf dann das Spiel seines Lebens, das Spiel seines TuS, werden...

TuS Hessisch Oldendorf Fans feiern Aufstieg
Die rund 200 TuS-Fans feuern ihr Mannschaft bei Urania euphorisch an. Foto: Rolf-Henning Schnell.
Keine vier Minuten sind gespielt, als Bundesliga-Schiedsrichter Heitmann aus Drentwede den in extra gecharterten Bussen mitgereisten TuS-Anhang, die TuS-Akteure und auch Trainer Blume schockt. Hamburgs Gigar geht nach einer Attacke von Oldendorfs Außenverteidiger Thomas Kellermann im eigenen Strafraum zu Boden. Der erfahrene Referee pfeift sofort, Urania-Libero Krontal verwandelt sicher, TuS-Klasse-Keeper Holm Mauritz ist chancenlos.

Trotzig und überhaupt nicht geschockt, nehmen die von Mittelfeldmotor Dirk Lübke angeführten Oldendorfer nun selbst das Heft des Handelns in die Hand und greifen das Hamburger Gehäuse immer wieder an. Glück haben die Grün-Weißen, dass Uranias Schlussmann Hellwig einen Beißner-Freistoß aus 18 Metern, gekonnt über die Mauer geschlenzt, erst unmittelbar hinter der Linie erwischt. Die Oldendorfer reißen die Arme hoch, Schiri Heitmann zögert kurz, zeigt dann doch zur Mitte – der Ausgleich in der 11. Minute. In der Halbzeitpause schwört Coach Blume sein Team auf die finalen 45 Minuten ein. Ein weiteres Tor würde den Aufstieg bedeuten.

Günther Blume Trainer TuS Hessisch Oldendorf Jubel
TuS-Trainer Günther Blume im Feiermodus. Foto: Rolf-Henning Schnell.TuS-Trainer Günther Blume im Feiermodus. Foto: Rolf-Henning Schnell.
Die Oldendorfer erhöhen den Druck, Offensiv-Verteidiger „Tommy“ Kellermann dringt fünf Minuten nach dem Wechsel in den Hamburger Strafraum ein, wird von Dämmrich am Fuß getroffen, fädelt clever ein und Heitmann zeigt wieder auf den Punkt – dieses Mal Elfmeter für den TuS. Libero Manfred Rusteberg übernimmt die Verantwortung und verwandelt eiskalt zum 2:1 für die Gäste. Mit der Führung im Rücken machen die Oldendorfer immer mehr Dampf, die Hamburger sind angezählt, die Schritte werden langsamer, die Kräfte schwinden. Die Entscheidung fällt dann in der 74. Minute. Wieder ist es Mittelstürmer Rainer Beißner, der nach einem Zuspiel von Altmeister Fritz Brinkel Urania-Hüter Hellwig mit einem platzierten Schuss aus zwölf Metern keine Chance lässt. Gegen die nun endgültig resignierenden Hamburger setzt Scharfschütze Dieter Brachvogel mit einem 18m-Aufsetzer, für Hellwig unerreichbar, den Schlusspunkt.

Eberhard Gräf notiert für die Dewezet: „Der große Rückhalt in dieser Saison, Torhüter Holm Mauritz, brauchte sich in Hamburg kaum auszuzeichnen, Libero Rusteberg steigerte sich nach zwei Fehlern zu Beginn und tauchte immer wieder gefährlich im Urania-Strafraum auf, Zoltan Karaffa setzte die Serie seiner starken Spiele fort, Kellermann zeigte dieses Mal starken Offensivdrang. Die zwei Tore von Beißner sprechen für sich, von einem Mittelstürmer kann in solch einem Spiel nicht mehr erwartet werden. Peter Kriks machte viel Dampf, Dirk Lübke drückte dem Spiel seinen Stempel auf und Brinkel beackerte den Raum zwischen den Sechzehnern mit einem riesigen Laufpensum. Aus einer starken Deckung ragte Vorstopper Günther Buchholz heraus, der mit einer fehlerlosen Leistung Mittelstürmer Dämmrich zur absoluten Wirkungslosigkeit verurteilte. Auch Reinhard 'Gento' Loges blieb Sieger über seinen Gegenspieler Knaak und trug viel zum Oldendorfer Druck bei.“

Die TuS-Aufstiegshelden Kellermann und Beißner können es nicht fassen
Die TuS-Aufstiegshelden Kellermann und Beißner können ihr Glück nicht fassen. Foto: Rolf-Henning Schnell.
Der Traum der Oldendorfer erfüllt sich doch noch. Anschließend wird gefeiert im Weserstädtchen.

Nicht von ungefähr zählen die beiden Spezies Günther Buchholz und Reinhard Loges, die weit über eine Dekade Seite an Seite im Oldendorfer Trikot füreinander  einstehen, auch im bedeutendsten TuS-Spiel zu den besten Akteuren. Das besondere Verhältnis und die Freundschaft der beiden TuS-Legenden „Auge“ und „Gento“ hält auch noch Jahrzehnte nach ihrer gemeinsamen TuS-Zeit an. Völlig unerwartet verstirbt „Gento“ dann einen Tag vor Weihnachten, im Dezember 2017. Bei seiner Trauerfeier erweisen dem von allen geschätzten und verehrten untadeligen Sportsmann und überragenden Menschen unzählige ehemalige Weggefährten die letzte Ehre.


TuS Hessisch Oldendorf die Sektkorken knallen
Aufstiegsfeier: Der TuS Hessisch Oldendorf lässt die Sektkorken knallen. Foto: Rolf-Henning Schnell.
Morgen lest Ihr: Luden und Steinwürfe in Lübeck, Spuckattacken am Millerntor, Respekt in ganz Niedersachsen - Buchholz erinnert sich an seine Zeit mit seinen „11 Freunden“.

Die Aufstellungen:


SC Urania Hamburg – TuS Hessisch Oldendorf 1:4 (1:1).
SC Urania Hamburg 08:
Hellwig - Krontal - Knaack - Hennings - Beßel - Hübner – Worm (78. Jahncke) - Frische - Gigar - Güclü – Dämmich (78. Klauck).
TuS Hessisch Oldendorf:
Mauritz - Rusteberg - Buchholz - Kellermann - Karaffa - Brinkel - Lübke – Kriks, P. - Brachvogel - Beißner - Loges, R..
Schiedsrichter: Heitmann (Drentwede)
Zuschauer: 1.600 Zuschauer
Tore: 1:0 Krontal (FE, 4.), 1:1 Beißner (11.), 1:2 Rusteberg (FE, 50.), 1:3 Beißner (74.), 1:4 Brachvogel (78.).

Aufstiegsrunde zur Oberliga Nord


Gruppe A
1. TuS Hessisch Oldendorf | 6 Spiele | 13:9 Tore | 9-3 Punkte
2. SC Urania Hamburg | 6 | 13:11 | 7-5
3. Blau-Weiß Frierichstadt | 6 | 17:16 | 7-5
4. Hannover 96 Amateure | 8:15 | 1-33

Gruppe B
1. TSR Olympia Wilhelmshaven | 6 | 15:8 | 9-3
2. Hummelsbütteler SV | 11:8 | 7-5
3.  SFL Bremerhaven | 12:16 | 4-8
4. BSC Brunsbüttel | 13:19 | 4-8

Zu Teil 1

Günther Auge Buchholz Vorschau
 
01.04.2020

„Spiel meines Lebens": Knallharter Spieler, umso feinerer Kerl – „Auge" Buchholz

Knallharter Spieler, umso feinerer Kerl – Vorstopper Buchholz wird geliebt & gefürchtet / Der erste Teil zur Geschichte der Hessisch Oldendorfer Fußball-Legende

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