01.04.2020 10:19

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„Spiel meines Lebens": Knallharter Spieler, umso feinerer Kerl – „Auge" Buchholz

Knallharter Spieler, umso feinerer Kerl – Vorstopper Buchholz wird geliebt & gefürchtet / Der erste Teil zur Geschichte der Hessisch Oldendorfer Fußball-Legende
Von Oliver Steffan

Günther Auge Buchholz Spielervorstellung Oberliga TuS Hessisch Oldendorf
Günther Buchholz wird im Vereinsheft des TuS Hessisch Oldendorf vorgestellt. Aus dem privaten Archiv von Günther Buchholz.
Ein einziger Spieler des TuS Hessisch Oldendorf schafft es in der Blütezeit der Weserstädter aus der eigenen Jugend in die aufstrebende, nahezu Jahr um Jahr aufsteigende Erste Herren und sichert sich einen Stammplatz, den er mehr als eineinhalb Jahrzehnte innehat. Als eisenharter Manndecker und vor allem charakterlich überragender Typ macht sich “Auge“ deutlich über den Kreis hinaus einen ausgezeichneten und wohlklingenden Namen. Auf allen Fußballplätzen, auf denen der noch immer drahtige Segelhorster auftaucht, gibt es ein großes Hallo – noch heute ist der Abwehrexperte, der in den 70er, 80er  und den beginnenden 90er Jahren aus der Oldendorfer Defensive nicht wegzudenken ist, mit seiner sympathischen Art überall gern gesehen.

Mitte der 70er Jahre gelingt dem für einen Vorstopper mit 1,74 m Körpergröße eher kleinen Verteidiger aufgrund seiner Zweikampfstärke, Sprungkraft und vor allem seines Auges – diese Wortzwitz-Vorlage wird an dieser Stelle eiskalt verwandelt – der nahtlose Übergang aus der TuS-Jugend in den Senioren-Bereich, anfangs noch als 13. oder 14. Mann. „Ich habe nach dem Training die Bälle eingesammelt und im ersten Jahr kaum gespielt“, räumt Buchholz ein. Spielobmann Willi Bradt ist der erste, der an den ehrgeizigen langjährigen Schnauzbartträger glaubt. Unter Trainer Manfred Kühne erfolgt rasch der Durchbruch, schafft „Auge“ den Sprung 19-jährig in die damalige Verbandsliga-Truppe. Von Mitspielern wie Torhüter Manfred Neuschulz, Hans-Jürgen „Schwante“ Schwaneberg, dem ehemaligen 96-Bundesliga-Spieler Wilfried Ahnefeld, Rolf Neumann, Wolfsburgs Ex-Zweitliga-Profi Dittmar Schönbeck oder Fritz Brinkel lernt der „Youngster" eine Menge. Immer an seiner Seite: Vater Gustav, der die Karriere seines Sohnes verfolgt, ihn begleitet und auch als persönlicher und mannschaftlicher Zeugwart beim TuS dafür sorgt, dass die Fußballschuhe stets in einem Top-Zustand sind.

Im entscheidenden Spiel gegen den FC Wunstorf, im Mai 1978, gelingt dem nicht unbedingt als Tormaschine bekannten „Auge“ das Tor, das die Oldendorfer zum Aufstieg aus der Verbandsliga in die damals viertklassige Landesliga hievt. Ein Jahr später gibt es einen Etiketten-Wechsel: Die Landesliga heißt jetzt Verbandsliga, die Verbandsliga jetzt Landesliga – wer sich diese kreative Idee bloß hat einfallen lassen?

Voller Einsatz Günther Auge Buchholz TuS Hessisch Oldendorf
Günther Buchholz (li.) wie er leibt und lebt: stets mit vollem Einsatz. Foto: Rolf-Henning Schnell.
Für Oldendorfer Verhältnisse ungewohnte, lange drei Jahre dauert es nun, ehe 1981 unter Trainer Günther Blume, der bei den Grün-Weißen gerade seinen Dienst antritt, in den 60er Jahren Vertragsspieler bei Arminia Hannover und Tasmania Berlin, vorsichtig nach oben geschaut wird. Turmhoher Favorit vor der Saison 1981/82 ist jedoch der ehemalige Zweitligist, der TSR Olympia Wilhelmshaven, der im legendären „Olympia-Stadion“, im Stadion an der Friedenstraße, seine Heimspiele austrägt.

Am Ende der Saison ist der Einlauf dann aber nicht wie erwartet, die Oldendorfer werden mit 44:20 Punkten und 64:32 Toren Verbandsliga-Meister, Wilhelmshaven wird mit 43:21 Punkten 59:30 Toren Vize-Meister. Preußen Hameln 07 verabschiedet sich nach dem Abstieg aus der Amateur-Oberliga Nord am Ende der Saison 1980/81 nur ein Jahr später, nach der Saison 1981/82, als Tabellenletzter mit 16:48 Punkten und 34:80 Toren auch aus der Verbandsliga. Zwei Abstiege binnen zwei Jahren, der Super-Gau für die einst stolzen Preußen und eine Wachablösung hinsichtlich der Kräfteverhältnisse im Fußball-Kreis Hameln-Pyrmont beginnt.

Neben dem Niedersachsen-Meister TuS Hessisch Oldendorf qualifizieren sich der Niedersachsen-Dritte, die Amateure von Hannover 96, der Meister der Verbandsliga Schleswig-Holstein, Blau-Weiß Friedrichstadt, mit acht Punkten Vorsprung auf den Brunsbütteler BSC ganz oben, sowie Hamburgs Verbandsliga-Vizemeister Urania Hamburg für die Gruppe A der Aufstiegsrunde zur Amateur-Oberliga Nord. In der Gruppe B kämpfen neben Olympia Wilhelmshaven, der Hummelsbütteler SV, mit großartigen 55:5 Punkten und 104:24 Toren, bei einem Vorsprung von gigantischen  14 (!)  Zählern auf Vizemeister Urania, Hamburgs Meister, der Bremer Meister Bremerhaven 93 sowie Schleswig-Holsteins Vize BSC Brunsbüttel.

Den Auftakt in die Aufstiegsrunde haben sich die Blume-Schützlinge dann allerdings ganz anders vorgestellt. Bereits einen Tag vor dem Spiel gegen Blau-Weiß Friedrichstadt reisen Chefstürmer „Gento“ Loges und seine Kameraden nach Nordfriesland, um bestmöglich vorbereitet in die Partie zu gehen. Völlig desillusioniert und mit einer 1:4-Ratsche im Gepäck geht es auf die Heimreise. Nach dem Unentschieden daheim gegen Urania Hamburg im Waldstadion, sind die Hoffnungen der Oldendorfer auf den Nullpunkt gesunken. Die Chancen sind nur noch theoretischer Natur, vier Siege in den verbleibenden vier Partien müssten her. Beide Spiele gegen die Amateure von Hannover 96 gewinnen die TuS-Kicker jedoch und nachdem auch die Revanche gegen Friedrichstadt daheim glückt, muss das Match bei Urania Hamburg die Entscheidung bringen. Sowohl die Oldendorfer als auch die Hanseaten weisen 7:3 Punkte auf, Urania hat aber mit 12:7 gegenüber den 9:8 Treffern der Weserstädter das bessere Torverhältnis, Urania reicht somit ein Remis zum Aufstieg.

Die TuS-Aufstiegshelden Kellermann und Beißner können es nicht fassen
Die TuS-Aufstiegshelden Kellermann und Beißner können ihr Glück nicht fassen. Das sei als „Spoiler" vorweg gesagt... Foto: Rolf-Henning Schnell.
Für „Auge“ Buchholz soll das Spiel an den „Sander Tannen“ in Hamburg-Bergedorf dann das Spiel seines Lebens, das Spiel seines TuS, werden...

Morgen lest Ihr: „Auge" Buchholz macht das Spiel seines Lebens – in einem Duell, bei dem es um alles geht...
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