30.03.2020 11:18

Meldung


„Spiel meines Lebens“ - Teil 1: Kreisliga-Rekordschütze Hahn – der Zauberfuß

Ein Mann – 243 Kreisliga-Tore  / Legendär sein Spruch: „Da wäre ich im Leben nicht hingegangen, hätte lieber den nächsten Ball reingemacht“
SSK Cup 2002 Old-Stars Axel Hahn
Die Old-Stars nach ihrem zweiten Streich beim SSK-Cup im Januar 2002. Aus dem privaten Archiv von Steffan.
Von Oliver Steffan 

Für viele Kenner der lokalen und regionalen Fußball-Szene gibt es bis heute ein Mysterium: Axel Hahn. So ganz nachvollziehen können viele fußballerische Weggefährten Axel Hahns bis heute nicht, weshalb er nicht den Schritt über den Bezirk hinaus gewagt hat. Einer der besten Kicker der Hameln-Pyrmonter Fußball-Geschichte – Hahn spielt die eine oder andere Saison im Bezirk, ansonsten knipst er über Jahre verlässlich in der Kreisliga. Damit verkaufe er sich sportlich laut den Experten unter Wert; war damit schlussendlich persönlich dennoch sehr zufrieden. Wie viele Kreisligen in Deutschland gibt es denn wohl, die einen Rekord-Torschützen mit sagenhaften 243 (!) Buden, und dann auch noch einen offensiven Mittelfeldspieler und keinen Stürmer, mit diesem Titel präsentieren können? Spieler, die im Kreis mit überragenden Leistungen auffallen, werden üblicherweise von Spähern entdeckt und etwa zwei bis fünf Klassen höher, von den Vereinen, in die sie hingehören, weggekauft...

Vielleicht ist ansatzweise zu erklären, warum sich der beidfüßig schießende und natürlich verlässlich treffende offensive Mittelfeldspieler in den 80er und auch noch 90er Jahren schwer damit getan hat, die Angebote, vorrangig der Verbandsligisten Preußen Hameln und TuS Hessisch Oldendorf, jedes Jahr aufs Neue abzulehnen.

Trotz Hahns Torgefährlichkeit setzt Trainer Dieter Hergert in der Saison 1980/81, dem ersten Hahn'schen Herren-Jahr, zuvorderst auf erfahrene Kräfte in der Bezirksklasse bei der TSG Emmerthal. „Da waren Leute auf dem Platz, die ich im Training bei jedem Angriff fünfmal nass gemacht habe, am Wochenende sind dann aber trotzdem sie aufgelaufen und keiner wusste warum“, weiß der damals mit den Hufen scharrende Jung-Kicker noch, wie es seinerzeit abging. „Ich habe dann in der Zweiten gespielt und in der 1. Kreisklasse meine Buden gemacht und darauf gewartet, dass die Saison beizeiten zu Ende ist. Wahrscheinlich hatte ich dann in den folgenden Jahren immer zu viel Respekt vor den großen Namen und ein wenig Angst, es nicht zu schaffen und auf der Bank versauern zu müssen.“

Die Vorzüge und Qualitäten eines Axel Hahn kann man fix auf den Punkt bringen: Aus dem Mittelfeld kommend, bereitet der 1,80m große Athlet seine knallharten Schüsse mit überraschenden Sprints und dem entsprechenden Raumgewinn oft selbst vor, um dann unhaltbar einzunetzen. Zudem entzieht sich der elegante Techniker so enger Bewachung und knallharter Attacken der gegnerischen Verteidiger. Überhaupt hilft ihm seine Cleverness, von schweren Verletzungen verschont zu bleiben. Legendär sein Spruch: „Da wäre ich im Leben nicht hingegangen, hätte lieber den nächsten Ball reingemacht“, wenn sich ein Spieler mal wieder schwer verletzt hat. Nicht um jeden Preis ist er bereit, seine Torquote auszubauen. Es unterscheidet einen guten von einem sehr guten Kicker, wenn er das Gespür hat und erkennt, wann es zu gefährlich werden könnte, sich in undurchsichtige Spielsituationen zu begeben.

Die Tore des Axel Hahn und seine gesamte Karriere sind auch nach dem nur semi geglückten Start in den Herrenbereich bei der TSG Emmerthal durchaus begleitet von einem gewissen Maß an Tragik.

Der TSV Groß Berkel, bei dem er nach dem Emmer-Intermezzo auf Asche sein Glück findet, steigt trotz etlicher Hahn-Tore nach der Saison 1985/86 ab. Mit dem SSV Königsförde, und einer Bombentruppe, reicht es anschließend in der 1. Kreisklasse nie zum Aufstieg.

Bezeichnend für seine Klasse ist ein Spiel im Sommer 1989, als eine Auswahl der besten Spieler der Kreisklasse und -liga gegen den gerade aus der Verbandsliga abgestiegenen TuS Hessisch Oldendorf antritt und der damalige Kreisklassen-Spieler (!) der SSG Königsförde beim 4:4 nicht nur aufgrund seiner drei Tore der überragende Mann auf dem Feld ist.

Bei der SpVgg Bad Pyrmont sind die Feierlichkeiten zum Bezirksliga-Aufstieg für Hahn & Co. in der Saison 1992/93 bereitet – nur noch die Pflichtaufgabe in Springe erledigen und den Aufstieg feiern. Die vermeintlich bestbesetzte  Elf der vergangenen 25 Jahre mit „Olli“ Henze im Tor, Nils Hörner, Dirk Aschmuteit, Lutz Pruß, Roger Willemsen, Karsten Quednau, Fredi Lücke, Michael Wilson & Co. erlebt dann am Deister ein 1:5-Debakel, muss sich den großen Coup abschminken und zerfällt.

Jahr für Jahr erzielt Hahn, egal in welcher Klasse, zwischen 20 und 40 Toren. Die erste Meisterschaft fährt „der Gockel“ dann endlich im schon vorbiblischen Alter von 36 Jahren als Spieler-Trainer in der Saison 1997/98 beim HSC Hameln ein – selbstredend als Torschützenkönig mit 36 Hütten...

"Oldstar" Axel Hahn scheitert an TC-Keeper Marcel Janssen
Axel Hahn holte mit den „Oldstars“ beim Stadtsparkassen-Turnier in Afferde fünfmal in Folge den Titel. Aus dem privaten Archiv von Steffan.
Es soll dann aber sogar noch schöner kommen. Lachems rühriger Boss Homeyer verpflichtet  Kanonier Hahn zur Saison 1998/99, um mit den Blau-Schwarzen des SVL nach vergeblichen Anläufen endlich in die Kreisliga aufzusteigen. Der Plan mit Blana, Berger, Hahn und Co. geht natürlich auf. Auch in der Kreisliga mischen die Burschen von Trainer Frank Nowak, und später dann Trainer Dirk Brockmann, munter mit.

In den 00er-Jahren holt Axel mit den „Old-Stars“ fünfmal (!) den Titel beim Stadtsparkassen-Turnier in Afferde, ist der einzige “Old-Star“, der bei allen Triumphen auf dem Parkett steht – und das gegen Gegner, die seine Söhne hätten sein können.

Im Sommer 2002 erfolgt dann der Startschuss in eine Saison, die in die Geschichtsbücher im beschaulichen Weserdörfchen eingehen soll und Axel Hahn, nunmehr 41 Lenze, macht auf seine alten Tage das Spiel seines Lebens.

Doch wie das Spiel gelaufen ist, werden wir dann morgen erfahren…
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Team AWesA
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