28.03.2020 13:02

Meldung


„Spiel meines Lebens“ - Teil 1: „Boss Koss“ schießt Arminia in die Zweite Liga!

Koss lehnt Bundesliga-Karriere zugunsten seines Studiums ab / Die wilden 70er Jahre
Eckhard Koss Fußballkeller
Eckhard Koss in seinem Fußballkeller. Aus dem privaten Archiv von Koss.
Von Oliver Steffan

In den 70er Jahren zählt Eckhard Koss zu den besten Außenbahnspielern Norddeutschlands. In der Jugend des VfR Deensen ausgebildet, wechselt der laufstarke Rechtsfuß im A-Jugendalter zum TuSpo nach Holzminden. Mit der Erst-Herren-Mannschaft, in der er sich 1966 sofort einen Stammplatz erkämpft, kickt er in der Verbandsliga. Nach der Meisterschaft und dem Aufstieg in die Landesliga, die damals vierthöchste deutsche Klasse, zählt der angehende Ingenieur weitere vier Jahre zur ersten Elf im Club aus dem südöstlichen Niedersachsen.


1971 beginnt dann die wilde sportliche Fahrt – und führt „Ecki“ bis in die zweite Bundesliga.

Sowohl der TuS Celle als auch Arminia Hannover, beide in der Regionalliga am Ball, buhlen um die Gunst des sprintstarken Mannes auf dem rechten Flügel, als dieser nach Hannover zieht. Die Arminen machen das Rennen, denn so lässt sich das Lernen zum Ende des Studiums mit dem zeitaufwändigen Hobby Fußball in Hannover gut vereinbaren.

Justus Eccarius, eine norddeutsche Spieler- und Trainergröße und nur kurz Koss' Trainer, baut auf den einsatzfreudigen und ehrgeizigen Neuling. Sein zweiter  Trainer Jan Notermanns, 25-facher niederländischer Nationalspieler, funktioniert ihn Anfang 1972 zum offensiven Außenverteidiger um – eine Position wie geschaffen für den nimmermüden Blondschopf, der so seine Geschwindigkeit auf der Bahn und seine Präzision beim Flanken bestens ausspielen kann.

Eckhard Koss Arminia Hannover Schuhe
Trainer Gerd Bohnsack schnürt „Boss Koss“ die Schuhe. Aus dem privaten Archiv von Koss.
„Jan Notermanns wechselte dann zur Arminia nach Bielefeld und wollte mich unbedingt in die Bundesliga mitnehmen. Ich musste ihm aber leider absagen, denn ich wollte mein Studium in Hannover beenden und mit 26 Jahren nicht auf die 'unsichere Karte Fußball-Bundesliga' setzen. Gefördert hat mich in meiner Arminia-Zeit am meisten unser späterer Aufstiegstrainer Gerd Bohnsack, der nur sieben Jahre älter war als ich. Er brachte neue Ideen in unser Spiel und hatte ein prima Gespür, wie er auch mit schwierigen Charakteren, wie unserem 'Enfant terrible' Charly Mrosko, immerhin Jahre zuvor beim FC Bayern Stammspieler neben Maier, Beckenbauer und Müller, umzugehen hatte.“

Jahr um Jahr mischen die Arminen mit ihrem Kapitän Koss in der Regionalliga, dann nach Einführung der Zweiten Liga, in der Amateur-Oberliga Nord oben mit. Doch immer wieder ist es der FC St. Paul oder die Braunschweiger und Wolfsburger, die der zweiten Kraft in der Landeshauptstadt Hannover einen Strich durch die Rechnung machen. 1975 ist es dann soweit. Arminia Hannover erreicht als Tabellenzweiter hinter dem Meister, VfB Oldenburg, die Aufstiegsrunde zur Zweiten Liga – Gegner in der Dreier-Relegationsrunde sind Union Solingen (Meister Verbandsliga Niederrhein) und Bayer Leverkusen (Meister Verbandsliga Mittelrhein). Leverkusen setzt sich als Erster in der Gruppe durch, steigt auf, das entscheidende Spiel um den weiteren Aufstiegsplatz verlieren die „Blauen“ in Solingen mit 0:2 – aus der Traum von der Zweiten Liga. Leverkusen hingegen marschiert weiter, steigt vier Jahre später schließlich in die Bundesliga auf und etabliert sich zu einer der besten deutschen Fußball-Mannschaften.

Trainer Gerd Bohnsack kann seine Arminen aber davon überzeugen, dass der Traum aufzusteigen, in der kommenden Spielzeit Wirklichkeit werden kann.
So soll es denn auch sein: die Arminen holen sich in der Saison 1975/76 mit 50:18 Punkten und 81:42 Toren in der Amateur-Oberliga Nord den Meistertitel, mit vier Punkten Vorsprung auf den Vize-Meister, VfL Wolfsburg. Am anderen Ende der Tabelle belegt die SpVgg. Bad Pyrmont mit 11:57 Punkten und 29:120 Toren als abgeschlagenes Schlusslicht den letzten Platz, Preußen Hameln landet mit 32:36 Punkten und 65:71 Toren auf Rang 12. Da nach der Aufstiegsrunde sowohl Arminia Hannover als auch der VfL Wolfsburg jubeln dürfen, gibt es keinen Absteiger – die Pyrmonter halten die Klasse, werden in der Spielzeit darauf aber richtig durchgeschüttelt. Ohne Sieg und mit 159 Gegentoren steigen die Badestädter 1977 aus der Amateur-Oberliga ab. Gegen Bremerhaven 93 verlieren die Kurstädter mit 0:10, gegen den HSV Barmbek-Uhlenhorst mit 2:11 und gegen die Amateure von Werder Bremen gar mit 1:12.

Für die Aufstiegsrunde zur Zweiten Bundesliga qualifizieren sich neben dem Nord-Meister Arminia Hannover noch der  Meister der Verbandsliga Westfalen, der SC Herford und der Meister der Amateurliga Berlin, der SC Union 06 Berlin.

„Der Auftakt in der Aufstiegsrunde konnte besser nicht laufen. In einer von uns nicht unbedingt überzeugenden Partie kamen wir am 27. Mai 1976 zu einem glücklichen 1:0-Erfolg daheim gegen den starken SC Herford. Charly Mrosko war es in der 44. Minute vorbehalten, aus spitzem Winkel den einzigen Treffer des Tages anzubringen“, weiß Koss zu berichten.

Das Westfalen-Blatt titelt am Tag nach der Partie: „Härte bis zur Brutalität, Mrosko schoß das Siegtor“, und weiter: „Die starke Herforder Anhängerschaft drohte den Arminen jedenfalls für das Rückspiel Revanche auch in Bezug auf die harte Gangart an“.

Arminia Hannover Eckhard Koss Jubel Aufstieg
So sehen Aufsteiger aus! Aus dem privaten Archiv von Koss.
Bereits drei Tage nach dem Herford-Spiel fliegen die Arminen zum ersten Auswärtsspiel nach Berlin zur Partie gegen Union 06 und kommen nach einem 1:2 ohne Punkte wieder heim. Revanchieren können sich die „Blauen“ gegen die Berliner zwei Wochen später am „Bischofsholer Damm“ - und dann gleich richtig mit einem 6:0-Kantersieg. Somit ist der Tisch bereitet für den großen „Showdown“ am 17. Juni 1976 in Herford: der SC empfängt Arminia Hannover zum alles entscheidenden Duell. Einen Zähler benötigen die „Blauen“ noch, um in die Zweite Bundesliga aufzusteigen.

Morgen lest Ihr: Eckhard Koss schießt Arminia Hannover vor 18.400 Zuschauern in die Zweite Liga!
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