10.07.2020 08:57

Spiel meines Lebens - Teil 3


Mehr als „nur“ LüPy oder Rohrsen: Handball prägt „Oernie“ Hännings Leben

Hänning über Rohrsen: „Geile Truppe, es hat Riesenspaß gemacht“ / „Über den Handball kennengelernt und schließlich ist er mein Trauzeuge geworden“

Voller Einsatz an der Linie: Jörn Hänning als Rohrsen-Coach.
Jörn „Oerni“ Hänning, nunmehr alleine an der Seitenlinie, muss mit ansehen, wie seine junge Frauen-Mannschaft in der Saison 2010/11 Woche für Woche Lehrgeld gegen die erfahrene Landesliga-Konkurrenz zahlt. „Wir haben lange keinen einzigen Punkt geholt und es gab einige Punkte, die mir nicht gepasst haben. Ich habe ab einem gewissen Zeitpunkt keinen Sinn mehr darin gesehen, die Mannschaft weiterhin zu trainieren – es mussten neue Impulse her. Also bin ich zurückgetreten, um Raum für frischen Wind zu geben“, denkt Hänning an eine seiner schwierigsten Entscheidungen als Trainer zurück.

Nach dem Rücktritt legt Hänning eine Handball-Pause an, richtet den Fokus auf die Gründung seiner Familie – bis plötzlich eine Anfrage aus Rohrsen herein flattert. „Handball-Chef Thomas Niepelt hat mich kontaktiert, ob ich nicht Herren-Trainer beim MTV werden möchte“, erzählt Hänning, der das Amt von Sönke Koß übernimmt. Koß verabschiedet sich mit dem Landesliga-Aufstieg, sodass Hänning die schwierige Aufgabe hat, die Rohrser in der höheren Spielklasse zu etablieren. Letztlich verfehlt der MTV unter Hänning in der Saison 2011/12 das Ziel, die Klasse zu halten – allerdings hält der Verein an seinem Übungsleiter fest. „Anschließend wollten wir in der Regionsoberliga zumindest oben anklopfen, haben die Relegation aber knapp verpasst. Wir hatten erfahrenen Spielern wie Jan Koss und Lars Knoke und jungen Akteuren wie Jannis Ricke oder Philipp Schonert eine geile Truppe, es hat Riesenspaß gemacht“, erinnert sich Hänning gerne an jene Zeit zurück.

MTV Rohrsen Mannschaftsfoto Jörn Hänning
Der MTV Rohrsen unter Trainer Jörn Hänning. H.v.l.n.r.: Vincent Voigt, Daniel Möhlenbruch, Adam Florczak, Lars Knoke, Lars Büker, Marcel Krüger, Robert Drechsler, Ralf Waßmann, Oernie Hänning. V.v.l.n.r.: Jan Koss, Stefan Mittmann, Phillipp Schonat, Christian William, Stefan Kunze. Aus dem privaten Archiv von Hänning.
Jedoch will im dritten Jahr unter Hänning, in der Saison 2013/14, nichts mehr zusammenlaufen. „Das Ziel war, nach der verpassten Relegation, die Rückkehr in die Landesliga. Stattdessen haben wir gegen den Abstieg gespielt. Wir mussten einige unglückliche Niederlagen hinnehmen, sind dadurch in eine Negativ-Spirale geraten und konnten uns aus dieser nicht mehr befreien. Ich habe mit Vincent Voigt überlegt, was man ändern könnte, habe sogar meine Person zur Diskussion gestellt. Vincent hat zunächst aber betont, dass es nicht am Trainer liege. Als die Ergebnisse weiterhin ausblieben, kam im März 2014 der Anruf von Vincent, dass wir uns trennen müssen“, erinnert sich Hänning und betont: „Wir haben uns im Guten getrennt, ich konnte die Entscheidung nachvollziehen. Trotz dieser schwierigen Phase behalte ich die Zeit in Rohrsen in bester Erinnerung. Beim MTV habe ich viele tolle Menschen kennengelernt, mit denen ich bis eng befreundet bin. Das ist das, was bleibt – und das ist das schönste an meinem Engagement in Rohrsen.“
Kabinenparty Aerzen Rohrsen
Party in der Aerzener Kabine nach dem Spiel.
Besonders gerne erinnert er sich an ein Derby mit den Handballfreunden aus Aerzen zurück. „Leider sind wir in diesem Spiel nicht über ein Unentschieden hinausgekommen. Das eigentlich Highlight fand aber nach dem Derby statt, als wir gemeinsam in der Kabine gesessen haben. Beim Stichwort 'siebenjähriger Havana Club' weiß jeder der Beteiligten Bescheid – oder auch nicht (lacht).“

Järn Hänning nach Derby gegen Aerzen
Nach dem Freundschaftsderby feiern Rohrsen und Aerzen gemeinsam. Aus dem privaten Archiv von Hänning.
Nach der Zeit in Rohrsen legt Hänning eine erneute Schaffenspause ein und besinnt sich in dieser Phase zurück zu seinen Wurzeln: die Jugendarbeit. „Zwischendurch habe immer mal wieder bei den Frauen der HSG Lügde-Bad Pyrmont als Trainer ausgeholfen.“ Anschließend coacht Hänning gemeinsam mit Sebastian Möller die männliche D-Jugend der HSG Lügde-Bad Pyrmont. Anschließend folgt die „Reunion“ mit dem langjährigen Weggefährten Alexander Warnke. „Ich kann gar nicht genau erklären, weshalb ich wieder Jugendtrainer geworden bin. Auf der einen Seite werden immer Trainer gesucht, auf der anderen Seite kann nicht Nein sagen (lacht). Mir macht die Arbeit mit Jugendlichen, gerade im älteren Bereich, großen Spaß – zu sehen, wie die Spieler Fortschritte machen, sich handballerisch, aber auch menschlich entwickeln“, erläutert „Oernie“ Hänning, der noch vereinzelt in der von Sascha Boldt trainierten ersten Herren aushilft.

Landesliga-Relegation männliche A-Jugend HSG Lügde-Bad Pyrmont Jubelfoto
Die HSG-A-Junioren feiern 2018 den Landesliga-Aufstieg unter Jörn Hänning und Alexander Warnke. Aus dem privaten Archiv von Hänning.
Das Erfolgs-Duo, das bereits die Frauen in die Landesliga geführt hat, übernimmt der A-Junioren der HSG Lügde-Bad Pyrmont – und surft erneut auf der Erfolgswelle. 2017/18 gelingt der viel umjubelte Landesliga-Aufstieg, in der Saison darauf hält die Sieben um Warnke und Hänning die Klasse. „Wir haben sogar relativ spontan an der Oberliga-Relegation teilgenommen, mussten kurzfristig viel organisieren, um das Highlight zu ermöglichen. Obwohl wir letztlich deutlich verloren haben, hat es allen großen Spaß gemacht“, meint Hänning, der zusammen mit Warnke die Zukunft der HSG-Herren mitgeformt hat.

Thomas Wartewig Jörn Hänning helfen aus
Jörn Hänning (re.) und Thomas Wartewig (in der A-Jugend und auch in der Herren früher zusammengespielt) helfen 2016/17 noch einmal in der HSG-Herren aus. Aus dem privaten Archiv von Hänning.
In der Gegenwart angekommen – und das verwundet nicht –, hat der Handball-„Tausendsassa“ schon wieder eine neue Aufgabe. Diesmal zieht es ihn zum TSV Hillentrup im Landkreis Lippe. „Es war eigentlich nicht geplant, was Neues zu machen. Ich teile mir die Aufgabe seit dem 1. Juli mit dem dortigen Spielertrainer. Ich glaube, dass wir uns ganz gut ergänzen werden.“

Jörn Hänning Sohn Nelson
Sohnemann Nelson ist ebenfalls sportbegeistert, spielt Handball und Fußball. Hier beim Champions League-Spiel des THW Kiel gegen Pick Szeged. Aus dem privaten Archiv von Hänning.
Wenn er gedanklich in seinen erlebten Handball-Jahrzehnten blättert, wird Jörn Hänning schnell klar: viel Zeit ist vergangen. Eine lange Reise liegt hinter dem mittlerweile 38-Jährigen – und eine lange liegt vor ihm. Wenn er gedanklich einmal Halt macht und sich umschaut, wird nicht nur deutlich, was er dem Handball, insbesondere in Bad Pyrmont, gegeben hat. Deutlich wird auch, was der Handball ihm gegeben hat. Ohne jemals ein Top-Spieler gewesen zu sein, ohne jemals als Trainer ganz hoch hinaus geflogen zu sein. Stets bodenständig, immer hilfsbereit und ein Lächeln auf den Lippen. „Egal, was ich im Handball mitgemacht und erlebt habe, welche Entscheidungen ich als Spieler und als Trainer getroffen habe – es hat mich als Mensch immer weitergebracht. Ich habe unheimlich viele tolle Menschen kennengelernt, Freunde gewonnen. Wenn ich mit meinem Sohn Nelson, der begeisterter Fußballer und Handballer ist, durch die hiesigen Hallen fahre, treffe ich alte Weggefährten oder Gegner wieder, deren Kinder ebenfalls begeistert Sport machen. Das sind schöne und teils auch beeindruckende Momente, die ich ohne den Handball wohl nicht erleben könnte“, unterstreicht Hänning. Wie sehr ihn der Handball geprägt hat, wird vor allem in einer besonderen Freundschaft deutlich. Als junge Erwachsene noch gemeinsam Jugendtrainer, später das Erfolgs-Duo bei den Frauen, schließlich bei den A-Junioren der HSG LüPy, hat sich zwischen „Oernie“ Hänning und Alexander Warnke eine tiefe Freundschaft entwickelt. Hänning: „Er ist ein Freund fürs Leben. Wir haben uns über den Handball kennengelernt und schließlich ist er mein Trauzeuge geworden. Und meine Ehefrau ist Handballerin. Muss ich noch mehr sagen?“ Nein, muss er nicht.
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