08.07.2020 08:31

Spiel meines Lebens - Teil 2


Kahnbeinbruch: Aus der Not eine Tugend – Hännings Weg zum Trainer

Landesliga-Sensation mit „LüPy“ / Die Gründung der HSG Lügde-Bad Pyrmont

Jörn Hänning feuert seine Mannschaft an.
Im zweiten B-Jugend-Jahr kokettiert Hänning lange mit einem Wechsel zum TuS WE Lügde, da die Zukunft der Pyrmonter A-Jugend ungewiss ist. „Es war nicht klar, ob wir eine A-Jugend zusammenbekommen. Wir hatten zu wenig Spieler, keinen Trainer. Also habe ich halb in Lügde zugesagt, ich wollte ja weiterhin Handball spielen. Aber immer mit der Einschränkung, dass ich nicht wechseln werde, wenn Bad Pyrmont doch noch eine Mannschaft formt. Und am Ende hat es auch geklappt, mit Jörg Reichert haben wir einen sehr guten Trainer bekommen, der als Spieler auch höher unterwegs war. Von ihm habe ich ungemein viel gelernt“, sagt Hänning, für den anschließend der Schritt in den Herrenbereich ansteht...

„Als A-Jugendlicher habe ich bereits bei den Herren mittrainiert, die immer direkt nach uns angefangen haben. Dort habe ich bereits erste Erfahrungen gesammelt. Die erste Mannschaft hat damals in der Bezirksoberliga gespielt, hatte mit Peter Tommes einen guten Trainer und war mit Spielern wie Jörg Reichert, Matthias Tommes und Uwe Maltzahn sehr stark besetzt. Der Sprung von der Jugend in den Herrenbereich ist sehr groß und man wurde sicherlich auch das eine oder andere Mal von den älteren Spielern auf Herz und Nieren getestet“, erzählt Jörn Hänning, der zur Saison 2000/01 endgültig zu den Erwachsenen wechselt und vorerst in der zweiten Mannschaft auf Kreisebene spielt.

„Ich habe zwar immer das Ziel gehabt, auch mal fest in der ersten Mannschaft zu spielen, so ganz ist mir der Sprung aber nicht gelungen. Einerseits war der Kader der Ersten stark besetzt, andererseits war ich für den Rückraum etwas zu klein für die Außenposition etwas zu langsam“, gesteht Hänning. Ein Grund, sich selbst abzuschreiben, sind die Widrigkeiten für das Bad Pyrmonter „Stehaufmännchen“ aber nicht. In der zweiten Saison spielt die Erste gegen den Abstieg, verliert den Kampf aber. „Der damalige Trainer Peter Schur hat mich gegen Saisonende in den Kader der ersten Mannschaft gezogen, abgestiegen sind wir trotzdem (lacht). Am Ende meinte Peter: 'Streng dich an, zieh in der Vorbereitung mit und dann schauen wir ob es dauerhaft für die Erste reicht'“, erinnert sich Hänning, der tatsächlich den Sprung zur Saison 2002/03 schafft, aber kaum Einsatzzeiten erhält. „Darüber hinaus gab es noch die eine oder andere Meinungsverschiedenheit zwischen dem Trainer und mir. Daher habe ich gesagt, dass ich in der Zweiten spiele, aber notfalls aushelfe.“ Im gleichen Atemzug ergänzt „Oernie“: „Peter und mich verbindet heute eine jahrelange Freundschaft und wir haben unsere Differenzen vor lange Zeit beiseite gelegt.“

MTV Bad Pyrmont 2005 Handball
Der MTV Bad Pyrmont 2005. H.v.l.n.r.: Stanislav Zachert, Alexander Oswald, Thomas Wartewig, Michael Busch, Stefan Kohl, Andreas Gödecke, Björn Bachmann.
V.r.v.l.n.r.: Thilo Münnighoff, Rene Boldt, Oernie Hänning, Christian Wagner, Christoph Günther, Sascha Boldt und Trainer Jens Neuhaus.
„Aushelfen“ muss Hänning letztlich gar nicht, denn die erste und zweite Herren gehen alsbald zusammen. „Beide Mannschaften wurden zusammengewürfelt und wir sind in der Kreisliga angetreten“, so Hänning. „Wir haben versucht, so schnell wie möglich aufzusteigen, uns dabei heiße Derbys mit dem MTV Rohrsen und dem VfL Hessisch Oldendorf II geliefert. Da waren geile Momente dabei, massig Zuschauer haben sich die Spieler angesehen. Leider haben wir es in zwei aufeinanderfolgenden Spielzeiten nicht geschafft Meister zu werden.“ Insbesondere die fehlende „Patte“ in den fremden Hallen macht Hänning und seinen Pyrmontern zu schaffen.

Im Jahr 2005 zieht sich Hänning, der bis dahin von Verletzungen weitestgehend verschont bleibt, einen Bruch im Kahnbein zu – und fällt damit viele Monate aus. Sogar seine Laufbahn als aktiver Handballer steht auf dem Spiel. Der Schock sitzt zunächst tief, doch aus der Not heraus trifft Hänning eine Entscheidung, die zukunftsweisend für den Handball in Bad Pyrmont ist. „Nach der Operation war nicht sicher, ob ich wieder spielen kann. Ich wollte dem Handball aber erhalten bleiben und habe im Jahr 2006 die Trainer-C-Lizenz mit meinem Kumpel Alexander Warnke gemacht.“

Hänning übernimmt die Bad Pyrmonter C-Junioren, Warnke die B-Junioren und parallel sehnt sich Hänning nach einer neuen Herausforderung als Spieler. „Spielertrainer Björn Kutschera kam auf mich zu und wollte einfach mal was Neues kennenlernen. Also bin ich in die zweite TSG-Herren gewechselt“, erzählt Hänning, der mit Hendrik Lity und dem damaligen A-Junior Jan Owczarski zusammenspielt. So wirklich kommt er aber nie bei der TSG an, im Januar der Saison 2006/07 treten die Probleme an der Hand wieder auf – und diesmal ist die Situation noch ernster. Hänning erzählt: „In einer Bückeburger Klinik wurde mit mitgeteilt, dass vielleicht sogar das Handgelenk versteift werden muss. Für jemanden, der 26, 27 Jahre alt ist, ist das natürlich keine gute Nachricht. Danach war ich dann in der MHH und dort wurde alles in Ordnung gebracht. Richtig gespielt habe ich danach aber nicht mehr, das Risiko war mir dann doch zu groß.“

Beachhandball in Datterode
Beachhandball in Datterode (Heimat Björn Bachmann 96).
Zwar wechselt Hänning zur Saison 2007/08, nach einem verletzungsbedingt verkorksten Jahr in Emmerthal, wieder zurück zu seinem Heimatverein – spielen wird er allerdings nur noch im absoluten Ausnahmefall. Stattdessen legt Hänning den Fokus auf seine Trainertätigkeiten und die Zukunftsgestaltung des Handballs in und um Bad Pyrmont. Die Spielerzahlen sinken, der MTV und TuS WE Lügde können sich als eigenständige Mannschaften immer schwieriger über Wasser halten. „In der Jugend hatten wir zu diesem Zeitpunkt schon seit Jahren eine funktionierende Jugend-Spielgemeinschaft. Es gab in diesen Jahren auch immer wieder Bestrebungen, im Herrenbereich einen ähnlich Weg einzuschlagen. 2008 wurden die Gespräche schließlich ernst und wir haben einige Abende zusammengesessen und über Statuten und Pläne diskutiert. Es war viel Detailarbeit“, erinnert sich Hänning.

Im Bad Pyrmonter „Zollhaus“, einem Lokal in der Kurstadt, wird die HSG Lügde-Bad Pyrmont schließlich aus der Taufe gehoben. „Bei der Namensgebung hat ein Münzwurf des Betreiberpaares entschieden, da wir uns nicht einigen konnten, zuerst genannt wird: Lügde oder Bad Pyrmont (lacht)? Mir persönlich war das herzlich egal“, sagt Hänning, der den Posten des Seniorenwarts übernimmt und zu den Gründungsmitgliedern der HSG gehört.


Jörn Hänning an der Seitenlinie.
In dieser Zeit übernimmt Hänning gemeinsam mit Warnke die weibliche Bad Pyrmonter A-Jugend. „Wir haben zusammen gesessen und mussten einen Trainer finden. Ich habe Alex angestupst und ihn gefragt, ob wir es nicht mal probieren wollen.“ Was zunächst ein Experiment sein soll, stellt sich als Erfolgsgeschichte heraus – direkt in der ersten Saison steigen die Frauen unter Hänning und Warnke in die WSL-Oberliga au, haben bis zum letzten Spieltag keinen einzigen Minuspunkt, verlieren erst am letzten Spieltag, als es um nichts mehr geht. „In der ersten Saison in der WSL-Oberliga haben wir die Liga direkt gehalten“, meint Hänning, der zur Saison 2009/10 einige Verstärkungen für seinen Kader erhält: Torfrau Melanie Danger, Doreen Männich, seine Ehefrau Daniela Hänning und die damalige Schulreferendarin Juliane Milkowski. „Gerade Juliane war ein echter Glücksgriff. Sie hat jede Spielerin um sie herum besser gemacht. Vor der Saison wussten wir nicht, wo wir stehen“, sagt Hänning. Und dann setzt seine Mannschaft zu einer Serie an, die in der überraschenden Meisterschaft mündet. Drei Tage vor Saisonende wird die HSG LüPy – Hänning kann diesen Spitznamen übrigens nicht ausstehen – ohne Verlustpunkt Meister und steigt in die Landesliga auf. „Und wieder haben wir das letzte Spiel verloren. Das hat uns beide Male geärgert, war aber letztlich auch egal“, meint Hänning. Nach der Saison hört Warnke auf, konzentriert sich auf seine durchaus aussichtsreiche Schiedsrichter-Laufbahn. „Oerni“ Hänning, nunmehr alleine an der Seitenlinie, muss hingegen mit ansehen, wie seine junge Mannschaft in der Saison 2010/11 Woche für Woche Lehrgeld gegen die erfahrene Landesliga-Konkurrenz zahlt. „Wir haben lange keinen einzigen Punkt geholt und es gab einige Punkte, die mir nicht gepasst haben. Ich habe ab einem gewissen Zeitpunkt keinen Sinn mehr darin gesehen, die Mannschaft weiterhin zu trainieren – es mussten neue Impulse her. Also bin ich zurückgetreten, um Raum für frischen Wind zu geben“, denkt Hänning an eine seiner schwierigsten Entscheidungen als Trainer zurück.

Freitag lest Ihr: Hänning wird Trainer beim MTV Rohrsen und kehrt zur Basis zurück...
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