05.07.2020 08:23

Spiel meines Lebens - Teil 1


Jörn „Oernie“ Hänning: Im positivsten Sinne handballverrückt

„Handball ist ein fester Bestandteil meines Lebens“ / Hänning über das Schuhezubinden, eine 2:37-Niederlage und die Schönheit des Mannschaftszusammenlebens
Wo er in den hiesigen Sporthallen auftaucht, ist er gerne gesehen – Jörn „Oerni“ Hänning ist ein äußerst sympathischer Zeitgenosse und hat dem regionalen Handball in und um Hameln-Pyrmont unglaublich viel gegeben. Nicht durch seine überragende sportliche Klasse, auch nicht durch eine bahnbrechende Vision des Handballs, die ihn als Trainer auf den Thron hebt. Es sind andere Werte, die Hänning auszeichnen: Seine Leidenschaft zum Handballsport, die Treue „seiner“ Mannschaft gegenüber, seine Freude mit Menschen zusammenzuarbeiten. „Handball ist ein fester Bestandteil meines Lebens“, sagt er. „Ich kann mir ein Leben ohne Handball eigentlich gar nicht vorstellen.“ Und hätte Bad Pyrmonts Handball ein Bewusstsein, könnte er sich sein Leben wahrscheinlich auch nicht ohne Jörn Hänning vorstellen.

Jörn Hänning D-Jugend MTV Bad Pyrmont
Jörn Hänning in der D-Jugend des MTV Bad Pyrmont. Foto: Michael Djuric.
Hännings Handballreise beginnt mit „sechs, sieben“ Jahren, sein Großvater Walter Hänning nimmt ihn einfach mal mit in die Sporthalle. „Ich wurde in eine Handballfamlie hineingeboren. Mein Opa kommt eigentlich aus dem Leichtathletik- und Fußballbereich, aber wurde dann gefragt, ob er den Handball beim MTV Bad Pyrmont mit aufbauen möchte. Also hat er einen Trainerschein gemacht. Meine beiden Onkel, Ingo und Jörg Hänning, haben sich ebenfalls dem Handball verschrieben. Einzig meine Mutter Christiane tanzt als Fußballerin ein bisschen aus der Reihe“, lacht Hänning.

Einmal in der Sporthalle, ist der kleine Jörn nicht mehr an die freie Luft zu bekommen. „Ich habe alle möglichen Sportarten ausprobiert: Handball, Kinderturnen, Trampolin, Badminton. Damals gab es noch keinen Nachmittagsunterricht in der Schule, ich war vier oder fünf Tage in der Woche in der Halle.“

Nur ein paar Monate habe als kleiner „Bub“ pausiert. „Das lag daran, dass mir meine damalige Trainerin Dagmar Rieke die Schleife beibringen wollte, damit ich mir die Schuhe zubinden kann. Darauf hatte ich aber gar keine Lust und bin dann einige Male nicht zum Training gekommen. Ich bin dann aber wieder hingegangen, habe die Schleife gelernt und dann war alles gut“, sagt Hänning, der dabei herzhaft lacht und in seiner kompletten Jugendzeit für den MTV Bad Pyrmont den Handball abwehrt und wirft.

Jörn Hänning D-Jugend MTV Bad Pyrmont II
An der frischen Luft: Bad Pyrmonts D-Junioren. Foto: Michael Djuric.
„Anfangs war ich noch Torwart. Als wir in der D-Jugend mal bei der TSG Emmerthal gespielt haben, war der Gegner viel, viel stärker als wir. Wir waren hoffnungslos unterlegen. Bis zur Halbzeit hat nur Dominic Leinhart, der später mit dem VfL Hameln in der dritten Liga gespielt hat, ein Tor geworfen. In der Halbzeit meinte mein Trainer zu mir: 'Das wird nichts mehr mit dir im Tor, geh mal raus und versuch ein Tor zu werfen.' Also habe ich in der zweiten Halbzeit draußen gespielt und ein Tor geworfen. Der Endstand war 2:37 – das war wohl das größte Negativerlebnis in meiner Jugendlaufbahn, auch wenn ich eines von zwei Toren geworfen habe“, erinnert sich Hänning, wieder mit einem ansteckenden Lachen.

Jörn Hänning Sommerturnier Stadtoldendorf
Jörn Hänning und seiner Pyyrmonter bei einem Jugendturnier in Stadtoldendorf. Foto: Michael Djuric.
Der eine oder andere Jungspund reagiert vielleicht mit einer langanhaltenden Demotivation, hat keine Lust mehr, widmet sich anderen Hobbys. Nicht so „Oerni“ Hänning. Zu wichtig sind ihm schon zu jener Zeit seine Mannschaftskameraden, zu viel Spaß macht ihm das Handballspielen. „Im Einzelsport kannst du sagen: trainiere ich heute nicht, trainiere ich halt morgen. In einer Mannschaft verspürst du die Verantwortung gegenüber deinen Mitspielern, die ja meistens auch deine Freunde sind. Fehlst du, ist vielleicht kein richtiges Training möglich, vielleicht kommen andere dann auch nicht. Hast du mal keine Lust, gehst du halt für die Mannschaft hin. Und außerdem habe ich einfach großen Spaß verspürt, wenn ich Handball gespielt habe. Die vielen Tore, die Härte im Spiel, die Kameradschaft in der Mannschaft und dazu noch die spannenden Bundesliga-Spiele des VfL Hameln in der Rattenfängerhalle – dieser Sport hat sich einfach bei mir eingebrannt“, schwärmt Hänning, der nach jenem D-Jugend-Spiel nur noch im Feld spielt, meist im linken Rückraum, auf Linksaußen, teils auch auf Rückraum Mitte.

Jörn Hänning Jubiläumstreffen B-Jugend
Jörn Hänning und seine ehemaligen Mannschaftskameraden bei einem Jubiläumstreffen im Jahr 2010. Foto: Michael Djuric.
In den darauffolgenden Jahren durchläuft der dauerhaft vom Handballfieber infizierte Schüler die Altersklassen der Kurstädter, stets auf Kreisebene spielend, und frönt seinem Hobby. In der B-Jugend schaffen Hänning und seine Mitstreiter es sogar in die Bezirksliga-Relegation, haben dort aber knapp das Nachsehen. „Wir hatten in dieser Saison einen sehr kleinen, aber starken Kader, unser 82er-Jahrgang war nicht unbedingt üppig besetzt. Also haben wir immer wieder Unterstützung aus der sehr starken C-Jugend bekommen, unter anderem haben Andreas Gödecke, der später für den VfL Hameln große Dienste geleistet hat, und Milan Djuric, der später auch für den TuS Spenge in der zweiten Liga gespielt hat, immer wieder ausgeholfen. Im Gegenzug habe ich bei der C-Jugend mittrainiert, weil Milans Vater Michael dort Trainer zwar. Es hat nicht nur Riesenspaß gemacht, sondern er hat mir auch sehr viel beigebracht“, so Hänning, für den vor den Entscheidungsspielen fast eine Welt zusammenbricht, als sein Einsatz aufgrund eines Unfalls mehr als fraglich ist.

„Ich habe mich in der Woche vor der Relegation in der Schule am Kopf verletzt und musste aufgrund eines Verdachts der Gehirnerschütterung einige Tage im Krankenhaus bleiben. Mein einziger Gedanke war die ganze Zeit über: Hoffentlich verpasse ich dieses Spiel nicht. Ich wollte meine Mannschaft und meinen Trainer nicht im Stich lassen. Ich habe mit dem Arzt gesprochen und als seine Freigabe kam, war ich heilfroh. Letztlich hat es nichts gebracht, dass ich dabei war (lacht). Aber es hat Spaß gemacht. Und das ist die Hauptsache.“

Jörn Hänning Traningslager Thale A-Jugend
Trainingslager in Thale mit der 1. Herren und der damaligen männlichen A-Jugend. Foto: Michael Djuric.
Im zweiten B-Jugend-Jahr kokettiert Hänning lange mit einem Wechsel zum TuS WE Lügde, da die Zukunft der Pyrmonter A-Jugend ungewiss ist. „Es war nicht klar, ob wir eine A-Jugend zusammenbekommen. Wir hatten zu wenig Spieler, keinen Trainer. Also habe ich halb in Lügde zugesagt, ich wollte ja weiterhin Handball spielen. Aber immer mit der Einschränkung, dass ich nicht wechseln werde, wenn Bad Pyrmont doch noch eine Mannschaft formt. Und am Ende hat es auch geklappt, mit Jörg Reichert haben wir einen sehr guten Trainer bekommen, der als Spieler auch höher unterwegs war. Von ihm habe ich ungemein viel gelernt“, sagt Hänning, für den anschließend der Schritt in den Herrenbereich ansteht...

Mittwoch lest Ihr: Jörn Hänning – zwischen Spieler und Trainer, Gründungsmitglied der HSG Lügde-Bad Pyrmont.
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