15.05.2020 14:40

Spiel meines Lebens


Die beste Kreisliga-Mannschaft aller Zeiten – mit Torjäger Rihn als Kopf

Bad Pyrmont wird 2002/03 ohne Niederlage Meister / Mit Sölla kommt der Erfolg

Torben Rihn im Trikot der SpVgg. Bad Pyrmont.
Er gehört zu den Gesichtern der stärksten Kreisliga-Mannschaft aller Zeiten: Torben Rihn. Spricht man über den Fußball in und um Bad Pyrmont Ende der 90er und vor allem nach der Jahrtausendwende, fällt sein Name ganz schnell. Und das nicht umsonst: Für die Spielvereinigung schnürt er über 20 Jahre lang die Schuhe, gehört stets zu den Leistungsträgern und sorgt insbesondere in seinen jüngeren Jahren für Tore am Fließband. „Stimmt, am Anfang habe ich ja noch vorne gespielt“, lacht Rihn heute, angesprochen auf seine Herrenlaufbahn – als hätte er beinahe vergessen, dass er seinerzeit zu den gefährlichsten Offensivspielern der Region gehört und das Interesse der meisten großen Klubs der Umgebung weckt. Doch seine Geschichte beginnt ganz klein – so wie bei allen Fußballern.

Rihns fußballerische Zeitrechnung findet ihre Anfänge – und jetzt kommt die Überraschung – nicht bei der Spielvereinigung. Seine ersten Schritte im Vereinsfußball macht er als kleiner „Bub“ bei den Bergdörfern, entdeckt dort seine Leidenschaft für das runde Leder und das Füreinander in einem Mannschaftsgefüge. „Nach einem Jahr bin ich dann nach Bad Pyrmont gewechselt und habe bin von da an immer dort geblieben“, erzählt der heutige Besitzer der „TR-Gruppe“ - seine Initialen in der Namensgebung lassen es erahnen. Von der E- bis zur A-Jugend lernt Rihn das Einmaleins des Fußballs in der Kurstadt, entwickelt sich zu einem Stürmer mit einem ausgeprägten Torinstinkt. Er lernt dabei unter anderem von dem wohl besten Fußballer, den es je in der Kurstadt gegeben hat: Andreas „Andy“ Loges, ehemaliger Zweitliga-Fußballer des VfL Osnabrück und eine Pyrmonter Fußballlegende.

Torben Rihn SpVgg Bad Pyrmont AWesA
So kennt man ihn über zwei Jahrzehnte lang: Torben Rihn in rot-weiß
Rihns Wechsel in die Herren Ende der 90er Jahre verläuft reibungslos – doch so richtig explodiert er erst, nachdem Trainer Dirk Sölla zur Saison 2000/01 seine Zelte im Stadion an der Südstraße aufschlägt. Mit ihm verbindet Rihn bis heute eine tiefe Freundschaft. „Dirk ist ein toller Mensch. Er hat als Trainer auf bestimmte Dinge großen Wert gelegt, die mir als Fußballer ebenfalls immer sehr wichtig waren. Dazu gehören Kameradschaft, eine enge Bindung mit den Zuschauern und Identifikation mit dem Verein. Als es mit Dirk in Bad Pyrmont losging, ging es gleichzeitig bergauf. Wir sind zu einer Einheit verschmolzen, alle Spieler haben sich untereinander super verstanden und die Verständigung zwischen der jüngeren und der älteren Generation lief gut – wobei es damals noch üblich war, dass die jungen Spieler für die älteren alles erledigen mussten. Wir haben ganz schön geschuftet (lacht).“

Nach einem passablen fünften Rang in Söllas Debütsaison, langt die Spielvereinigung auf dem heimischen Transfermarkt ordentlich zu, verpflichtet die Hagener Leupold und Emeksic, die Lügder Marcus Loges, Eldar Zahirovic und Dennis Haße, die Preußen Marcel Heetel und Ruhan Adigüzel, Tusch aus Sabbenhausen sowie Marcel Heetel, Dennis Boztuy und Krisztian Majer vom Landesligisten SSG Halvestorf. Für den ganz großen Wurf reicht es 2001/02 aber noch nicht, Preußen Hameln steigt auf, die Sölla-Elf wird Vierter.

Aller guten Dinge sind drei – und das trifft auch auf die Pyrmonter zu. Die Saison 2002/03 wird in die Geschichtsbücher eingehen: Bad Pyrmont spielt die beste Kreisliga-Saison aller Zeiten, gewinnt 28 seiner 30 Spiele und kassiert nicht eine einzige Niederlage.

Rihn erzählt: „Deshalb habe ich auch kein wirkliches Spiel des Lebens. Das Rückspiel gegen den SV Lachem, der am nächsten an uns dran war, war sicherlich besonders. Es war aber die gesamte Saison, die so einmalig war. Ohne Niederlage Meister zu werden, ist eine Leistung, die nur sehr wenigen Mannschaften gelingt, egal in welcher Klasse. Wir waren einfach in einer unglaublichen Form. Es haben so viele Faktoren zusammengepasst. Zum einen hatten wir einen Trainer, der perfekt zur Mannschaft gepasst hat. Zum anderen war die Mannschaft hochkarätig besetzt. Wir hatten mit unserem 'Papa' Özcan Karakas einen super Torhüter, davor war Klind Steger ein bärenstarker Abräumer. Er war nicht der größte Fußballer, aber ein unglaublicher Zweikämpfer, hat Meter ohne Ende gefressen. Ruhan Adigüzel war ein echter Terrier, ein Wahnsinns-Manndecker. Er war sogar in der Lage, Lachems Top-Torschützen Marco Blana die Stirn zu bieten. Marcus Loges war ebenfalls ein starker Kicker, ebenso wie Christoph Tusch. Marius Drüke hatte es ebenfalls richtig drauf, Marcel Heetel sowieso. Und mit Marco Heetel hatten wir einen überragend Fußballer, der geniale Pässe schlagen und gleichzeitig aus selber abschließen konnte. Krisztian Majer war vor dem Tor einfach nur abgeklärt, er hat aus keiner Chance mindestens ein Tor gemacht.“

Die Rahmenbedingungen stimmen ebenfalls. „Und dann sind da noch die Zuschauer. Nach jedem Spiel sind wir zu unseren Fans gegangen, nie sofort in die Kabine. Das war unserem Trainer Dirk sehr wichtig. Dadurch hat sich eine ganz besondere Bindung ergeben. Wenn du so einen Trainer, so eine Mannschaft und dann noch so einen Zusammenhalt untereinander hast, läuft es scheinbar wie von selbst. Wir waren in so einer Situation. Je länger die Saison gedauert hat, desto besser wurden wir. Unsere Taktik war simpel wie erfolgreich: Hinten standen wir möglichst sicher und im Mittelfeld und Sturm waren wir so gut besetzt, da hat sich schon was ergeben“, schwärmt Rihn.

Sein ehemaliger Coach Dirk Sölla erinnert sich: „Der Angriff war wichtig, aber noch wichtiger war die Abwehr. Wir haben 16 Mal zu Null gespielt, haben in der gesamten Saison nur 18 Gegentore bekommen. Aber es war nicht nur die sportliche Qualität, die den Ausschlag gegeben hat. Bei der Zusammenstellung der Mannschaft war uns der Charakter sehr, sehr wichtig. Dadurch hat sich eine Einheit gebildet, die zusammengehalten hat. Darüber hinaus haben wir viel Wert darauf gelegt, dass keine Gehälter gezahlt werden.“

SpVgg Bad Pyrmont Kreisliga Meister 2002 03
Das Meisterfoto der SpVgg. Bad Pyrmont.
Die Zahlen geben Sölla und seinem ehemaligen Schützling Rihn recht: 111:18 Tore – stärkster Angriff, stärkste Abwehr. Getreu dem Motto: Hinten sicher stehen – und vorne helfen Heetel (25 Tore), Rihn (26) und Majer (20). Das Offensiv-Trio der Kurstädter schießt 2002/03 alles in Grund und Boden, erzielt zusammen 71 (!) der 111 Tore. „Marco hat Krisztian und mich mit seinen überragenden Pässen gefüttert, jeder kannte die Laufwege des anderen“, so Rihn, der in all seiner Bescheidenheit kaum ein Wort über seine eigenen Qualitäten verliert. Daher hebt Sölla die Stärken seines ehemaligen Torjägers hervor: „Torben war kein großer Edeltechniker wie ein Marco Heetel, der wohl zu den besten Fußballern gehört, die je in Hameln-Pyrmont gespielt haben. Aber er wusste, wo das Tor steht und hat sich auf dem Platz zerrissen. Er war eine Führungsfigur und jahrelang mein verlängerter Arm auf dem Rasen. Er hat sich immer voll reingeschmissen und wusste im Sechzehner ganz genau, was er zu tun hatte. Seine Lust auf Fußball war unerschöpflich.“

Morgen lest Ihr: Bad Pyrmont überrollt die Kreisliga – und Rihn macht das Spiel seines Lebens gegen den ärgsten Verfolger SV Lachem...
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