27.04.2020 08:02

Spiel meines Lebens


„Spiel meines Lebens“: Showdow an der Saale – und Lehnhoffs Goldener Treffer

Ostkreis-Nachwuchs kann „in Richtung Saale niemand stoppen“ und steigt 1981 in die Bezirksliga auf / Teil 2 von 2
Lauenstein Salzhemmendorf Meisterfoto 1981 Axel Lehnhoff
Das JSG-Meisterfoto aus der Saison 1981/82 (Foto: Rolf-Henning Schnell).

Von Oliver Steffan

In der A-Jugend-Meisterschaftsrunde kommt es am Sonntagmorgen, dem 17. Mai 1981, um 10.30 Uhr dann zum großen „Showdown“ im „Saale-Stadion“. Der Tabellenführer, die JSG Lauenstein/Salzhemmendorf empfängt den Zweitplatzierten, den SC Harsum. Ein Punkt reicht der aufstrebenden Ostkreis-Gang, um den zweiten Aufstieg hintereinander zu realisieren. „Es war mit der Truppe gar nicht möglich, auf Ergebnis zu spielen. Die Jungs gingen in die Partie nach dem Motto 'Alles oder nichts'“, weiß Trainer Tietz noch gut, dass er seiner Mannschaft gar nicht mitgeben musste, auf einen Punkt zu spielen, diese sowieso gespielt hätten, wie sie es wollten …

„Die Harsumer waren richtige 'Ochsen', echte Kanten, die waren uns körperlich total überlegen. „Sigi“ Motzner und „Major“ Knoke waren die einzigen, die von der Größe her mithalten konnten. Wir hatten bei strömendem Regen - und es war „Fritz Walter-Wetter“ - aber einen gewissen Vorteil gegenüber den Harsumern. Technisch waren wir wirklich stark, fix auf den Füßen und besaßen mit den leider viel zu früh verstorbenen Lutz Kinast und Christian Utke zwei Raketen, die die 100 Meter in gut elf Sekunden liefen. Natürlich waren wieder etliche Zuschauer, trotz des regnerischen Wetters, dabei, die uns großartig unterstützt haben“, weiß „Kaschi“ Fitzner noch, wie es damals zuging. Fitzner gelingt in der ersten Hälfte die Führung für die Ostkreisler, doch postwendend gleichen die Gäste aus Hildesheim aus. „In der zweiten Hälfte haben wir dann in Richtung Saale gespielt, da konnte uns niemand stoppen“, blickt Axel „Ukku“ Lehnhoff zurück.
Abschlusstabelle Saison 1980 81 A Jugend Bezirksklasse Axel Lehnhoff
Die Abschlusstabelle der Meister-Saison 1980/81. Aus dem privaten Archiv von Lehnhoff.


DeWeZet Meister Bericht vom Mai1981 Axel Lehnhoff Lauenstein Salzhemmendorf
Der Dewezet-Bericht von der Meisterschaft 1981. Aus dem privaten Archiv von Lehnhoff.
Axel Lehnhoffs sehenswerter Fernschuss mit seinem starken rechten Fuß bringt die Tietz-Elf dann zum 2:1 auf die Gewinner-Straße: „Den habe ich gut erwischt, ich war zwar nicht sonderlich schnell, konnte den Ball aber gut abschirmen und wusste, wo die Kiste steht. Am liebsten habe ich aus der halbrechten Position ansatzlos ins lange Eck abgezogen, das hatte einen gewissen Überraschungsmoment“, kennt „Ukku“ noch seine alten Stärken. Nach einem überfallartig vorgetragenen Konter macht „Pfeil“ Lutz Kinast zehn Minuten vor Schluss dann mit dem 3:1 alles klar. Durch den Sieg ist der Aufstieg in die Bezirksliga unter Dach und Fach. In der Kabine wird, nach guter alter Ostkreis-Tradition, die ein oder andere Schachtel getrunken, bevor es nach Lauenstein „Zum Griechen“ geht. Im Restaurant am Freibad wird nicht nur üppig getafelt, von dem Gelage dort, wird noch lange Zeit gesprochen – feiern geht immer bei den Jungs! Gut drei Monate nach dem großen Triumph der Lauenstein/Salzhemmendorfer A-Jugend vom Mai 1981 bekämpfen sich am 23. August 1981, dem ersten Spieltag der Saison 1981/1982, die nun für den MTV und BW aus der Jugend aufgerückten Kicker im Herrenbereich, treffen auf dem Solter Sportplatz die beiden ewigen Rivalen im Ostkreis-Derby aufeinander. Die Lauensteiner Führung durch Joachim Kruppki gleicht BW-Kicker Rüdiger Mell aus. In der 82. Minute erzielt Motzner mit einem seiner gefürchteten Fernschüsse das 2:1 auf dem Salzhemmendorfer Sportplatz.

Trainer Holger Tietz coacht das Junior-Team nach dem Aufstieg in die Bezirksliga noch eine Saison und beendet nach acht Jahren seine Tätigkeit als A-Jugendtrainer: „Ich habe in der Zeit zweimal in der Woche mit der Ersten in Lauenstein trainiert, dann noch zweimal mit der A-Jugend. Die Belastung war schon irre, Sonntagmorgens ging es dann mit der Jugend zu den Punktspielen, nachmittags dann mit dem MTV gleich weiter in der Kreisliga. Ich habe einen Opel Rekord gekauft, damit die Jungs alle transportiert werden können“, lacht der rührige bald 74-Jährige heute über die Verrücktheiten von damals. „Die alte Frau Wohlleben aus unserem Dorf hat meine Frau, als sie mit dem Kinderwagen unterwegs war, gefragt: „Gehört dazu auch ein Mann?“, bekennt „Putte“ heute durchaus leicht verschämt. „Putte“ kümmert sich als Platzwart beim MTV über lange Jahre um die Pflege der Plätze und um alles, was dem Verein zugute kommt. „Zauberer“ Jupp Cernick, der Geld auf wundersame Weise vermehren konnte, übernimmt zur Saison 1982/83 die A-Jugend und auch das Jahr sollte besonders werden, aber das ist wieder eine andere Geschichte …


Das Trainer-Team Harland/Lehnhoff führt Eintracht Afferde zur Kreisliga-Meisterschaft 2017.
Für Axel Lehnhoff ist diese Begegnung in der A-Jugend einst im Mai 1981 das Spiel seines Lebens. Für den heute Angestellten beim Straßenbauamt nimmt der Fußball dann eher eine untergeordnete Rolle ein. Denn seine Tätigkeit bei der Bundeswehr im fernen Munster lässt Training und somit regelmäßige Einsätze in der ersten Herren nicht zu. „Im zweiten Jahr in Munster habe ich mir den Stress des Nachhause-Fahrens nach Salzhemmendorf nicht mehr angetan, bin nach meiner mehrjährigen Verpflichtung als Zeitsoldat dann auch nach Munster gezogen. In Munster selbst wollte ich nicht kicken. Ich hatte keinen Bock, auch auf dem Fußballplatz nur auf Soldaten zu treffen. So spielte ich ein paar Kilometer entfernt beim MTV Gerdau in der 1. Kreisklasse Uelzen, coachte nebenbei das Team, wenn der Trainer verhindert war. So bin ich schon recht früh auf den Geschmack gekommen, später richtig ins Trainergeschäft einzusteigen. Nach meiner Bundeswehr-Zeit ging es dann 1994 wieder zurück in die Heimat. Als Spieler-Trainer bei der Reserve des TSV Groß Berkel habe ich dann hier im Kreis wieder Fuß gefasst, um dann, als ich das Alter erreichte, wieder mit den alten Kameraden bei Blau-Weiss, in der Altherren-Kreisliga die gegnerischen Teams aufzumischen“, kommen auch in späten Jahren die Erfolge wieder zurück.

Kreisauswahl Hameln Pyrmont Axel Lehnhoff Trainer
Axel Lehnhoff (re.) als Trainer bei der Kreisauswahl Hameln-Pyrmont.
In der MTV-Jugend steigt der inzwischen ins Eigenheim nach Lauenstein gezogene Kurz-Haar-Träger 1998 dann im Nachwuchs ein. „Ukkus“ gute Arbeit spricht sich auch bei den Verantwortlichen im Fußball-Kreis herum, so wird ihm 2003 die Trainer-Aufgabe der E-Jugend-Kreis-Auswahl übertragen. Zeitgleich beginnt seine Arbeit im Verbund mit seinem Trainer-Kollegen Dietmar Harland bei der Landesliga-C-Jugend in Tündern. 15 Jahre gibt es die beiden „alten Hausdegen“ nur im Paket - im Gespann mit Dietmar Harland erlebt er in den „10-er-Jahren“ beim MTV Lauenstein, SV Eintracht Afferde und dem WTW Wallensen in der Kreisliga schöne Zeiten, steigt in den Bezirk auf, um sich dann 2018 wieder ganz seiner Jugend-Trainer-Tätigkeit zu widmen.
Afferdes Trainer Team Dietmar Harland Axel Lehnhoff
Afferdes Trainer-Team Axel Lehnhoff (li.) und Dietmar Harland (Foto: Nils Propfen).
Gemeinsam mit Torwart-Trainer Robin Bartels, seinem Keeper 2003 bei BW Tündern, leitet er die sportlichen Geschäfte bei den U10-Schützlingen und führt die Talente im Kreis nach oben. Die C-Jugend der JSG Hameln-Land coacht er zudem in der Bezirksliga und ist so wieder zu seinen (Trainer-)Wurzeln zurückgekehrt.

Und immer wieder einmal kommen dann bei “Ukku“ die Erinnerungen hoch, als sich in den 70er Jahren die Pimpfe anschicken, die Fußball-Welt im Ostkreis mit ihrem mutigen Spiel aus den Angeln zu heben – mit der Krönung im “Spiel seines Lebens“ gegen den SC Harsum im Mai 1981 ...
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