26.04.2020 09:05

Spiel meines Lebens


„Spiel meines Lebens“: „Ukku“ und die „Jahrhundert-A-Jugend“

Axel Lehnhoff: Das einstige Riesen-Talent steht sinnbildlich für ein Erfolgsteam – und formt heute den Nachwuchs / Teil 1 von 2
JSG Lauenstein Salzhemmendorf Meister 1981 Bezirksklasse mit Axel Lehnhoff
Die A-Junioren der JSG Lauenstein/Salzhemmendorf in der Bezirksklassen-Saison 1980/81.Obere Reihe v.l.: Christian Utke, Siegfried „Sigi“ Motzner, Thorsten Bartels, Trainer Holger „Putte“ Tietz, Axel „Ukku“ Lehnhoff, Matthias „Major“ Knoke, Thomas „Tobi“ Ulbrich, Carsten „Carlo“ Schmidt, Karsten „Kaschi“ Fitzner, Uwe Kaller, Betreuer Willi Schmidt. Untere Reihe v.l.: Betreuer Andreas „Appel“ Hahn, Matthias „Matze“ Klahr, Lutz Kinast, Thorsten „Torte“ Warm, Roman de Vries. Liegend davor: Thomas Hahn. Foto: Aus dem privaten Archiv von Lehnhoff.

Von Oliver Steffan

Viele Fußballfreunde, und hier vollem die jugendlichen, im Landkreis Hameln-Pyrmont kennen Axel Lehnhoff seit langen Jahren als engagierten, lautstarken und kompetenten Kreisauswahl-Trainer. Hier entdeckt der ehemalige Zeitsoldat die Talente im Kreis und fördert diese bei seinen ansprechenden und stets auf neuestem spieltaktischen Stand aufgebauten Trainingseinheiten.

Nur wenige wissen, dass der heute 56-Jährige zu Jugendzeiten und in den ersten Herrenjahren selbst zu den hoffnungsvollsten Nachwuchskickern seiner Spieler-Generation zählt.

In der einst nach heftigen Geburtswehen im Jahr 1978 gegründeten Jugendspiel-Gemeinschaft der alten Ostkreis-Rivalen, BW Salzhemmendorf und dem MTV Lauenstein, werden die Kräfte nun gebündelt und die Erfolge lassen auch nicht lange auf sich warten. Schon im zweiten Jahr steigen zeitgleich sowohl die C-, als auch die B- und die A-Jugend-Mannschaften der JSG aus den jeweiligen Kreisliga-Staffeln in die Bezirksklasse auf.

Abschlusstabelle Saison 1979 80 A Jugend Sonderklasse Axel Lehnhoff
Die Abschlusstabelle der A-Jugend-Saison 1979/80. Aus dem privaten Archiv von Lehnhoff.
Zum Ende der Punktspiel-Serie in der Kreisliga, der damals so genannten „A-Jugend-Sonderklasse Hameln-Pyrmont“, der Saison 1979/80 erzielen sowohl die JSG Lauenstein/Salzhemmendorf als auch die Spielgemeinschaft Bakede/Hamelspringe jeweils 30:14 Punkte. Da das Torverhältnis damals noch nicht zählt, treffen die beiden besten Teams in einem Entscheidungsspiel auf neutralem Platz in Hastenbeck aufeinander, um den Aufsteiger in die Bezirksklasse zu ermitteln. Die Nordkreisler gehen als leichter Favorit in die Partie, konnten doch beide Punktspiele gegen den Ostkreis-Gegner gewonnen werden. Es kommt jedoch anders und knüppeldick für die Jungs aus Bakede und Hamelspringe. Denn Bernd „Schimmel“ Lietke schießt die Lauenstein/Salzhemmendorfer mit einem Vierer-Pack beim 4:1-Erfolg, seinem „Spiel des Lebens“, nach oben.

Doch auch die Saison 1980/81 soll für das von Trainer Holger „Putte“ Tietz gecoachte Team in der Bezirksklasse wieder eine ganz besondere werden. Direkt nach dem Aufstieg mischen die Mannen um Kapitän Matthias „Major“ Knoke gleich oben mit und spielen einen Offensiv-Fußball zum Niederknien. „Wichtig war, dass wir in unsere ohnehin ordentlich besetzte Mannschaft mit dem von den Preußen zurückgekehrten Uwe Kaller einen weiteren spielerisch guten und kampfstarken Mann fürs Mittelfeld dazubekamen“, ist sich Spielmacher „Kaschi“ Fitzner sicher, dass der Ex-07er Kaller ein wichtiger Faktor für den Erfolg werden sollte. Die technisch und taktisch gut ausgebildeten Nachwuchskicker sind nun auf allen Positionen erstklassig besetzt. „Putte“ Tietz, der selbst in langen Ostkreis-Jahren sowohl beim MTV als auch bei BW sein fußballerisches Können als ausgezeichneter Flügelstürmer nachgewiesen hat, weiß die Jungs zu führen. Mit strenger Hand und entsprechenden Ansagen, aber auch der nötigen väterlichen Güte, schweißt er eine prima funktionierende Einheit zusammen.

Gerade in Salzhemmendorf, wo die A-Jugend ihre Heimspiele austrägt, registriert man die erstaunlichen Leistungen der Junioren mit Wohlwollen, voller Hoffnung und einer gewissen Vorfeude auf Zukünftiges. Die erste Herren der Blau-Weißen reißt die seinerzeit überschaubare Zuschauermenge an der Saale mit ihrem technisch limitierten, uninspirierten Rumpel-Fußball damals nicht gerade vom Hocker. In der Punktspielrunde dümpeln die „großen Blau-Weissen“ im unteren Mittelfeld, dem Niemandsland der Tabelle, herum - Herren-Fußball ist in diesen Tagen einigermaßen langweilig.

Axel Lehnhoff Kopffoto
Aktuelles Kopffoto von Axel Lehnhoff. Aus dem privaten Archiv von Lehnhoff.
Die Blau-Weissen-Fusionisten-Junioren hingegen liefern sich mit dem SC Harsum, dem SSV Elze und der SG Delligsen/Hohenbüchen ab Ende der Hinrunde, im Spät-Herbst ein spannendes Rennen um die Meisterschaft. In Harsum gelingt „Sigi“ Motzner Ende November '80 mit einem fulminanten Freistoß-Kracher in der Schlussminute der 3:2-Siegtreffer für die Tietz-Elf. Der Ball landet von der Unterkante der Latte knapp hinter der Linie. Der Treffer belohnt die Ostkreisler für den mutigen Sturmlauf nach einem 0:2-Rückstand. „Wir haben uns getreten wie die ganz Großen“, weiß „Sigi“ Motzner zu berichten, „das war ein kampfbetontes Spiel wie ich es selten in meiner Karriere erlebt habe. Als uns der Freistoß kurz vor Schluss zugesprochen wurde, war klar, dass ich ihn schießen würde. Ich hatte den härtesten 'Wumms' und schoss auch recht platziert. Allerdings hatte ich nur vor, den einen Harsumer, mit dem ich mich das ganze Spiel über gebufft hatte, aus der Mauer zu schießen. Ich visierte ihn an und dann dreht sich sich der Kerl weg - ich dachte: 'So eine Scheiße', doch durch die Lücke fand der Ball den Weg direkt aufs Tor. Meine Kameraden jubelten zuerst, ehe ich realisierte, dass der Ball drin war,“ verrät „der Blonde mit dem linken Strahl“ lachend.

Der 3:2-Erfolg in Harsum sollte den Tietz-Buben weiteren Auftrieb geben. Im Bezirkspokal läuft es auch wie geschmiert. Nach einfachen Siegen in den ersten beiden Pokal-Runden gegen TuSpo Lamspringe und den HSC Hannover treffen „Ukku“ Lehnhoff und seine Kameraden im März 1981 im Achtelfinale auf den Tabellenführer der A-Jugend-Bezirksliga, den OSV Hannover. Nach einem mitreißenden Spiel schießen Rechtsaußen Thomas Hahn, Spielmacher Karsten Fitzner und Vorstopper Siegfried Motzner die Saale-Kicker in die nächste Runde. In der Punktspiel-Saison spitzt sich die Lage zu, denn nach einer unnötigen Punkteteilung in der Partie gegen den Tabellendritten, den SSV Elze, schmilzt der Vorsprung auf die lauernden Harsumer. Ende April läuft alles auf eine Entscheidung in der finalen Begegnung drei Wochen später daheim gegen den Tabellenzweiten Harsum hinaus.


Dietmar Harland (re.) und Axel Lehnhoff tüfteln am Matchplan.
Zuvor steht das Bezirkspokal-Viertelfinal-Match gegen die Sportfreunde Ricklingen an. Der 1. Mai 1981 ist ein Freitag: Am „Tag der Arbeit“ werden traditionell Nachhol- und Pokalspiele angesetzt. Nach dem spektakulären 3:2-Erfolg gegen den OSV Hannover soll nun der Bezirksliga-Zweite aus Ricklingen auf dem „heiligen Söltjer Rasen“ ausgeschaltet werden. Zeitgleich zur A-Jugend tritt die Salzhemmendorfer Erste im Kreisliga-Punktspiel auf dem B-Platz (!) gegen den TSC Fischbeck an. Das Spiel um die „Goldene Ananas“ - der Zwölfte trifft auf den Neunten – interessiert niemanden, sodass neben den Trainern, Betreuern und Ersatzspielern vier wackere Fans das Spiel verfolgen, das übrigens 3:3 endet.

Auf dem A-Platz brennt dagegen der Baum, liefern sich die Gäste aus Hannover und die spielstarken Ostkreisler einen Kampf auf allerhöchstem Niveau, verfolgt die unglaubliche Anzahl von über 300 Zuschauern (A-Jugend-Spiel!) das mitreißende Duell. Zur Pause wird Vorstopper Motzner noch fix, gerade vom beendeten Dienst beim Bundesgrenzschutz kommend, mit quietschenden Reifen „eingeflogen“. Der blonde 17-Jährige soll das Spiel nach einem 0:2-Rückstand in den zweiten 45 Minuten noch rumreißen. Nach spannenden 80 Minuten verlassen die Gastgeber 2:3 geschlagen, jedoch erhobenen Hauptes und mit Standing Ovations, das Feld. „Ich habe in der Zeit meine Lehre zum Klempner bei Sanitär-Knoke in Salzhemmendorf gemacht“, erzählt “Kaschi“ Fitzner, „wenn wir am Tag noch ein paar schwerere Sachen zu tragen hatten und abends noch spielten, meinte mein Geselle nur: “Lass mal, “Kaschi“, du musst heute Abend noch in der Jugend ran, schon dich mal lieber!“ Das war in der Zeit vollkommen unüblich, schon irre, wir wurden echt besonders behandelt damals, das kann man sich gar nicht mehr vorstellen“, blickt er lachend zurück.

Morgen lest Ihr: Showdow an der Saale – und Lehnhoffs Goldener Treffer.
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