20.04.2020 16:27

Meldung


„Spiel meines Lebens“: Assauer holt Dierßen ins Schalker Parkstadion

Dierßen kämpft mit Schalke um Bundesliga-Rückkehr & steht im Pokal-Halbfinale / Teil zwei von vier
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Neue Trikots auf Schalke: Manfred Drexler, Bernd Dierßen, Bernars Dietz, Manager Rudi Assauer und Olaf Thon
eue Trikots auf Schalke: Manfred Drexler, Bernd Dierßen, Bernars Dietz, Manager Rudi Assauer und Olaf Thon. Aus dem privaten Archiv von Dierßen.
Von Oliver Steffan

Bernd Dierßen heute
Bernd Dierßen heute. Foto: privat.
Der damalige 96er Bernd Dierßen blickt auf das legendäre 5:5 gegen Werder Bremen im Jahr 1980 zurück (alles zum Spiel in Teil 1 - siehe unten): „ Als ich dann nach einem Doppelpass mit dem 'Langen' per Vollspannstoß in der 117. Minute zum 5:4 traf, jubelten wir wie die Kinder. Ich lief über die Aschenbahn in die Kurve und ließ mich feiern. Wir hatten das Ding doch eigentlich schon im Sack, wollten auf Zeit spielen, den Ball nur noch unters Tribünendach dreschen, doch Rynio hielt den Ball im Spiel. Mit der letzten Aktion des Spiels kam es, wie es kommen musste: Der immer torgefährliche Instinkt-Stürmer Uwe Reinders, nicht unbedingt als Kopfballkönig bekannt, wuchtete eine Rechtsflanke kurz nach seiner Einwechslung zum 5:5 ins lange Eck. Abpfiff. Mist...“

An das Wiederholungsspiel drei Wochen danach, Elfmeterschießen gab es damals noch nicht,  hat Bernd Dierßen keine guten Erinnerungen: „In Bremen unterlagen wir, durch einen Möhlmann-Treffer sechs Minuten vor Schluss, unglücklich mit 0:1. Wir fuhren guten Mutes nach Bremen, die Enttäuschung nach dem Pokal-Aus war groß, wir waren echt geknickt und das hatte dann auch Auswirkungen auf die Punkte-Runde. Die gesamte Saison spielten wir zwar oben mit, wurden aber nur Vierter und verpassten den Sprung in die Bundesliga", so Dierßen, dessen Gehalt als Zweitligafußballer im Vergleich zur heutigen Zeit für große Augen sorgt: „Ich verdiente in der ersten Saison man gerade 2.500 DM brutto, für einen Junggesellen O.K., aber ohne große Perspektive, bin dann zum Präsidenten Horst-Fredo Henze gegangen und habe um eine Aufstockung meiner Bezüge gebeten. Ich versicherte, nicht weiter studieren zu wollen. Wir wurden uns doch noch einig“, schmunzelt der 1,72m große „Shorty“, dem in Hannover von Trainer Ferner  seinerzeit der Spitzname verpasst wird, unter dem er noch heute bekannt ist. Es gibt mit Bernd Gorski einen „zweiten Bernd“ und der ist mit 1,83m viel länger…

FC Schalke Saison 1983/84
Der FC Schalke in der Saison 1983/84. Hintere Reihe v.l.: Bücker, Jakobs, Andrae, Berge, Drexler, Kruse, Skibbe, Kühn, Stichler, Clute-Simon, Dierßen, Schipper. Vordere Reihe v.l.: Dietz, Trainer Ferner, Geier, Abramczik, Opitz, Macak, Kunz, Junghans, Thon, Abel, Täuber. Aus dem privaten Archiv von Dierßen.
„Auch in der Saison darauf, der eingleisigen Zweiten Liga, lief es gut, aber wiederum sollte es nichts mit dem Aufstieg werden. Wir wurden Fünfter einen Punkt hinter Kickers Offenbach, die gegen Bayer Leverkusen in der Relegation scheiterten. Nach der dritten Serie in Hannover, der Saison 1982/83, wir krebsten jetzt im unteren Mittelfeld herum, gab es in Hannover keine große sportliche Perspektive mehr. 'Didi' Ferner wurde von Gerd Bohnsack abgelöst, wechselte zur neuen Saison zu Schalke 04, die gerade zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte in die Zweite Liga abgestiegen waren. In den Relegationsspielen mussten sich die 'Knappen' als Drittletzter in Liga 1 völlig überraschend Bayer Uerdingen 05, dem Dritten in Liga 2, beugen. 'Didi' Ferner beauftragte Schalkes Manager Rudi Assauer vor der Saison 1983/84, mich zu kontaktieren und mich zu einem Wechsel nach Gelsenkirchen zu bewegen. Die Schalker suchten einen Spielmacher und bei Ferner hatte ich nach der gemeinsamen 96-Zeit einen Stein im Brett. Als Assauer zu uns nach Feggendorf kam, um die Vertragsverhandlungen zu führen, staunte er nicht schlecht. Vor der Dorfkneipe, die meine Eltern führten und in der ich groß geworden bin, stand ein knallroter Alfa Romeo Spider und Assauer fragte erstaunt: 'Wem gehört der denn?' Ich sagte, dass ich mir den vor Kurzem gekauft hätte und Rudi grinste nur. Die Verhandlungen gingen dann fix über die Bühne...“, schmunzelt Bernd noch heute.

„Rudi Assauer wurde in den kommenden Jahren ein wirklich väterlicher Freund. In der öffentlichen Wahrnehmung ist ja immer nur der 'Macho' Assauer mit dicker Zigarre, deutlich jüngeren Partnerinnen und kernigen Aussagen präsent. Ich konnte mir keinen besseren Manager im Profibereich vorstellen. Er hatte immer ein offenes Ohr für alle Spieler, Bediensteten und war ein super Typ, Tag und Nacht für uns da. Es ist mir sehr nahe gegangen, als er an Demenz erkrankte und so viel von seiner Kraft, seinem Erinnerungsvermögen und seinem Leben verlor“, denkt Bernd gern aber auch traurig an die Zeit mit Rudi Assauer auf Schalke zurück.

Bernd Dierßen Schalke Autogrammkarte
Bernd Dierßens Autogrammkarte auf Schalke. Aus dem privaten Archiv von Dierßen.
Assauer arbeitet im Sommer 1983 wie ein Wilder, um eine schlagkräftige Mannschaft in der Zweiten Liga ins Rennen zu schicken, die den sofortigen Wiederaufstieg realisieren soll. Dementsprechend kauft er ein: Linksverteidiger Michael Jakobs, der Bruder des Nationalspielers Ditmar Jakobs, kommt vom VfL Bochum, Klaus „Boxer“ Täuber von den Stuttgarter Kickers, doch der mit Abstand wichtigste Neuzugang kommt aus der A-Jugend. Der noch für die Junioren spielberechtigte Olaf Thon wird im zweiten A-Jugend-Jahr in das Senioren-Team hochgezogen und einer der Aufstiegsgaranten werden.

„Jochen Abel, der im Aufstiegsjahr 14 Buden gemacht hat, war neben Olaf Thon und Topp-Torjäger 'Boxer' Täuber der dritte entscheidende Offensivakteur bei uns. Leider musste er nach einer komplizierten Rückenverletzung bereits im Sommer 1984 seine Karriere beenden. Er ist mit 16 Elfmetertoren bei 16 Versuchen, und seinen 100 Prozent, noch heute Rekord-Elfmeterschütze in der Bundesliga. Jochen, beidfüßig, nicht schnell, aber cool ohne Ende, völlig emotionslos vor der Kiste – war ein beeindruckender Stürmer. Mit Walter Junghans, dem Ex-Bayern, im Tor, dem Kapitän der Europameister-Mannschaft 1980, Bernard Dietz, den offensivstarken Verteidigern Thomas Kruse und Peter Stichler sowie dem Kopf des Teams, Manfred Drexler, gab es weitere Eckpfeiler im Team“, so Dierßen.

Die Saison verläuft für S04 ordentlich: Nahezu im Gleichschritt steuern die Gelsenkirchener mit dem zweiten Absteiger Karlsruhe wieder zurück ins Oberhaus, können sich jedoch nicht entscheidend gegenüber dem ärgsten Konkurrenten, dem MSV Duisburg, absetzen.

Im Pokal läuft es dagegen richtig rund: Der Zweitligist besiegt in der ersten Runde Fortuna Düsseldorf mit 3:0, kommt in Runde 2 abermals zu einem 3:0-Erfolg, jetzt in Charlottenburg, bevor im Achtelfinale der Karlsruher SC im Parkstadion mit 2:1 bezwungen wird. Im Viertelfinale muss die Ferner-Elf in Berlin antreten. Bei der Hertha heißt es nach 120 Minuten 3:3, die Schalker holen einen 1:3-Rückstand auf, doch Torjäger Abel erzielt drei Minuten vor Schluss den Ausgleich. Das Wiederholungsspiel auf Schalke gewinnen die Blau-Weißen mit 2:0.

So kommt es am Mittwoch, den 02. Mai 1984 um 20.00 Uhr, zum epischen Halbfinal-Spiel gegen den FC Bayern München – das als das beste Pokalspiel aller Zeiten in Erinnerung bleiben wird. Doch dazu morgen mehr...

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