15.04.2020 09:04

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„Spiel seines Lebens“ - Teil 2: Erinnerungen an Rolf Schünemann sen.

Der Fußballer Rolf Schünemann senior verstarb am 29. März / Ein Mann, der die großen Zeiten der SpVgg. Bad Pyrmont prägte
Rolf Schünemann Senior mit Hut
Immer mit guter Laune ausgestattet: der legendäre Pyrmonter Fußballer Rolf Schünemann senior. Foto: privat.
Von U. Fünfzig

In der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals, für die sich damals lediglich 32 Vereine qualifiziert hatten und in der mit Hin- und Rückspiel den „kleinen Vereinen“ dadurch kaum eine Chance zum Weiterkommen blieb, bekam die SpVgg. Bad Pyrmont mit Werder Bremen immerhin einen attraktiven Gegner zugelost. Am 4. Dezember 1971 machte Linksverteidiger Rolf Schünemann gegen die Bremer dann auch tatsächlich „das Spiel seines Lebens“. Bei schmuddeligen Winterwetter und vor 6.500 Zuschauern verlor der Viertligist aus dem Weserbergland zwar mit 1:4 (Tore: Rudi Assauer, Herbert Laumen, Werner Weist und Dieter Zembski für Bremen - Manfred Goschzik für Pyrmont), doch der inzwischen 30-jährige Routinier Schünemann lief erneut zur Höchstform auf. Seinen Gegenspieler Werner "Annemarie" Görts degradierte er zum Statisten. Auch beim 0:6 im Rückspiel (Tore: Weist (3), Zembski, Bernd Schmidt und Karl-Heinz Kamp) hatte Görts, der in seiner Karriere immerhin 391 Bundesliga-Partien für Borussia Neunkirchen und den Bremer Traditionsverein bestritten hatte, im mit 4.000 Zuschauern nur dünn besetzten Weser-Stadion erneut nichts zu melden. „Den Görts hatte ich gut im Griff“, schwärmte "Rolli senior" noch viele Jahre später. „Der fing in Pyrmont schon an zu zittern, als ich ihn gleich nach dem Anpfiff fragte: „Na, mein Junge, wer bist Du denn?`“

Rolf Schünemann Senior Weihnachtsmütze
Die Weihnachtsmütze darf in der kalten Jahreszeit nicht fehlen. Foto: privat.
Auch unter Laszigs Nachfolger Heinz „Kanne“ Brannolte gehörte das Konditionswunder lange Zeit zur Stammformation. In der erfolgreichen Aufstiegsrunde zur Landesliga Niedersachsen, in der sich die SpVgg. Bad Pyrmont im Sommer 1973 gegen den TSV Sievern (3:2 / 1:0), Wolfenbütteler SV (1:0 / 6:3) und TuS Lingen (2:0 / 0:5) durchsetzen konnte, war Schünemann bei allen Begegnungen dabei. Auf seinen dienstältesten Akteur wollte Brannolte auch nach dem Aufstieg nicht verzichten. „Der Prediger“, wie Schünemann seinen Trainer auch gern nannte, wusste seine spielerischen Vorzüge eben gut einzuschätzen. Und der zuverlässige Verteidiger verstand sich auch mit seinem Trainer bestens. „Der hat vor den Spielen auf uns manchmal eingeredet wie ein Pastor auf seine Gemeinde bei der Predigt“, so hat er Jahre später mal schmunzelnd aufgeklärt, wie der Coach aus der nur wenige Kilometer von Bad Pyrmont entfernten Nelkenstadt Blomberg überhaupt auf den Namen „Der Prediger“ gekommen sei. „Immerhin hat er Erfolg damit gehabt.“ Als im September 1973 im Pyrmonter Stadion das erste Landesliga-Derby gegen den großen Rivalen SpVgg. Preußen Hameln 07 angepfiffen wurde, stand Schünemann noch einmal in der Startelf. Mit 32 Lenzen war er da nicht nur der mit Abstand älteste Spieler, sondern bei der 2:2-Punkteteilung vor 3.500 Fans (Tore: Ritz und Elsler für Pyrmont - Rühmkorb im Doppelpack für Preußen) auch einer der besten Akteure auf dem grünen Rasen. Danach räumte er wegen einer langwierigen Verletzung seine Abwehrposition in der Ersten an die „jungen Wilden“ wie Wolfgang Christoph und Michael Pyka. Nach seinen bereits erwähnten Einsätzen als „Feuerwehrmann“ in der total verkorksten Amateuroberliga-Saison 1976/77 war es mit der Jagd auf Punkte und Tore dann aber endgültig vorbei.

Schnell stellte der Bewegungskünstler jedoch fest, dass auch der Sport mit der kleinen Filzkugel auf dem Tennisplatz viel Freude machen kann. Und so wurde er ein eifriger Punktesammler für den TC Bad Pyrmont. Egal, ob bei den Herren 40, -50 oder -60. Viel zu lachen hatten seine Gegner nicht, wenn sie gegen den Ex-Fußballer auf der roten Asche oder auch in der Halle antreten mussten. Doch ein Leben so ganz ohne die geliebte Lederpille war für Schünemann senior dann doch nur schwer zu ertragen. Und so kickte er als Stammspieler (als was auch sonst) noch viele Jahre bei der sagenumwobenen Pyrmonter U50 (unter 50) munter mit. Nicht nur gegen die u. a. mit Ronald Worm, Dietmar Erler, Wolfgang Grzyb, Achim Bäse, Wolfgang Brase, Klaus Meyer und Walter Schmidt angetretene Traditionsmannschaft von Eintracht Braunschweig, auch in England gegen die nicht zu Unrecht unbekannten Boxford Rovers, in Baden bei Wien, in Melchingen auf der Schwäbischen Alb, in Erfurt, Xanten oder Jever schnürte Oldie Schünemann seine „Töppen“. Glänzte nicht nur auf dem Platz, sondern nach dem Spiel auch in der „dritten Halbzeit“ mit so manch gelungener und bühnenreifer Show-Einlage.

Rolf Schünemann Senior Skifahren
„Rolli“ Schünemann senior beim Skifahren in Ofterschwang. Foto: privat.
Als weitere große Liebe in Sachen Sport kam dann auch noch das Skifahren hinzu. Als Spätberufener startete er mit einigen seiner U50-Kollegen durch. Mit der Gipfelbahn auf dem Stubai-Gletscher bei bitterer Kälte angekommen, stellte „Rolli“ überraschend fest, dass er seine Handschuhe vergessen hatte. Also rein in den Sport-Shop und Neue holen. Das dauerte ewig und sorgte bei seinen Begleitern schon für reichlich Unmut: „Wo bleibt der denn?“ Dann kam er endlich, einen Handschuh in der Hand und einen ebenso unsinnigen wie unvergessenen Spruch auf den Lippen: „Hier ist er, mein neuer Handschuh. Hat 89 Mark gekostet. Aber den zweiten habe ich umsonst bekommen.“ So wurde es doch noch ein Skitag vom Feinsten und den brachte der Abfahrtspezialist am Abend dann auch kurz und knapp auf den Punkt: „Jungs, haben wir heute nicht zwei wunderschöne Tage erlebt." Mehr sollte in Erinnerung an Rolf Schünemann senior dann auch nicht gesagt werden...
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Team AWesA
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