13.04.2020 09:01

Meldung


„Spiel unseres Lebens“: „Ralle“ & die Preußen schaffen Drittliga-Aufstieg!

Bei Zwillingen ist es immer eine delikate Aufgabe über gemeinsame, in diesem Fall sportliche, Leistungen zu berichten, wenn beide Burschen sehr gut in ihrem Tun sind, der eine jedoch noch größerer Erfolge gefeiert hat als der andere...
Ralf Scheler Preußen Hameln
Ralf Scheler bei Preußen. Aus dem privaten Archiv von Scheler.
Von Oliver Steffan

Zur Saison 1991/92 wechselt „Andi“ mit Kumpel Dirk „Brockel“ Brockmann, den es bereits im Jahr 1987 zum Liga-Konkurrenten Hessisch Oldendorf verschlägt und der dann im Sommer 1990 für ein Jahr nach Hameln zurückkehrt, ins Waldstadion nach H.O..

Bei den Grün-Weißen schwingt sich der Distanzschütze zum Taktgeber und Spielgestalter auf. Seinen Spitznamen als “Zauberfuß“ erwirbt er sich dann automatisch. Beim traditionellen „Gammeleck“ vorm Warmmachen beim Dienstagstraining tunnelt der Edeltechniker den jungen Sami Cerici in einer Aktion dreimal – schiebt ihm den Ball durch den Schacht, als der „Youngster“ sich dreht ein zweites und sofort danach ein drittes Mal. Die Höchststrafe!

Ralf Scheler gab immer 100 Prozent
Ralf Scheler hat immer 100 Prozent gegeben. Aus dem privaten Archiv von Scheler.
Als Stammspieler zeigt sich der Edeltechniker nun auch kämpferisch voll auf der Höhe und steigt zu einem der wichtigsten TuS-Akteure in diesen Jahren auf. In Bückeburg semmelt der „Linkspote“ den Spielball im September 1993 aus gut 30 Metern mit einer solchen Wucht gegen das Lattenkreuz, dass einige behaupten, auch heute noch im Bückeburger Stadion ein leichtes Wackeln der Torstangen zu verspüren.

„Ralle“ schafft mit den Preußen nach einem Kraftakt zum Ende der Saison 1991/92 die „Last Minute“-Rettung in der Verbandsliga, doch dann geben die Cording-Schützlinge in der Folge-Saison richtig Gas. Nach einer bärenstarken Spielzeit erreichen Kapitän Dirk Schumachers und seine Kameraden im Sommer 1993 die Aufstiegsrunde zur Amateur-Oberliga Nord – eine denkwürdige Aufstiegsrunde sollte folgen!

Zum Ende der Serie erstellen die Sport-Redakteure des zu Beginn der 90er Jahre erscheinenden „Sport-Mikrofons“, eine Sport-Zeitung für den oberen Amateur-Bereich in Norddeutschland, ein Ranking der besten Spieler auf den jeweiligen Spielpositionen. Die Nummer Eins bei den Manndeckern ist: Ralf Scheler.

Preussens Ralf Scheler war der Top Spieler der Verbandsliga
Hamelns Ralf Scheler führte die Top-Ten der Verbandsliga an. Aus dem privaten Archiv von Scheler.


Eberhard Gräf schreibt im „Kicker-Sportmagazin“ vor der Relegation: „Preußen Hameln ist die Überraschungsmannschaft in der niedersächsischen Verbandsliga. In der vergangenen Saison retteten sich die Hamelner erst am letzten Spieltag vor dem Abstieg – jetzt klopfen sie ans Tor zur Oberliga, die sie vor 12 Jahren verlassen haben.“

„Ralle“ geht zum Ende der Serie dann noch Mitte Mai mit Frau Claudia auf Hochzeits-Reise nach Ibiza und ist dann pünktlich zu den Spielen zur Aufstiegs-Runde wieder zurück und dann beginnt die wilde Fahrt:

Heider SV - Preußen Hameln 07 1:2 (0:1)
Zum Auftakt der Sechs-Spiele-Runde reisen die Preußen nach Schleswig-Holstein, zum Heider SV. Kapitän Dirk Schumachers gelingt der erste 07-Treffer in der Aufstiegsrunde. Nach dem Ausgleich der Heider beweist Heiner Klein, nachdem Jens Bönning nach großartigem Solo im Heider Strafraum gelegt wird, kurz vor Schluss gute Nerven und versenkt den fälligen Strafstoß zum 2:1.
Nur die jeweils Ersten der Aufstiegsrunden-Gruppen A und B  werden übrigens  den Sprung in die Oberliga schaffen.
Preußen Hameln 07: Motzner - Schumachers - Scheler - Borghese - Lorenz - Fehrmann - Oswald - Hanses, C. (66. Stelzer) - Hanses, M. - Klein - Eidinger (56.)
Tore: 0:1 Schumachers (25.Min), 1:1 Helms (74. Min.), 1:2 Klein (88.Min. FE)
Zuschauer: 3.000
Schiedsrichter: Gigar (Hamburg)

Ralf Scheler diskutiert über eine Rote Karte
Der volle Einsatz wurde nicht immer belohnt: Ralf Scheler sieht eine Karte. Aus dem privaten Archiv von Scheler.
Preußen Hameln 07 – SC Concordia Hamburg 4:1 (1:0)
Der SC Concordia Hamburg, der mit dem zum FC St. Pauli wechselnden späteren „Weltpokalsieger-Besieger“, Stichwort „Scampi-Affäre“, Holger Stanislawski den überragenden Spieler stellt, gilt als großer Favoriten auf den Aufstieg in der Vierer-Gruppe. Mit 4:1 serviert die Cording-Elf die Hansestädter ab und freut sich über einen Top-Start und 4:0 Punkten nach zwei Spielen. Der 33-jährige Routinier Bernd „Shorty“ Dierßen stellt mit einem seiner seltenen Kopfballtreffer (!) Minuten nach seiner Einwechslung auf Sieg.
Preußen Hameln 07: Motzner - Schumachers - Scheler - Borghese - Lorenz - Fehrmann - Oswald (83. Bönning) - Hanses, C. (60. Dierßen) - Hanses, M. - Klein - Eidinger
Tore: 1:0 Hanses, C. (8. Min.), 1:1 Stanislawski (70. Min.), 2:1 Dierßen (73. Min.), 3:1 Fehrmann (86. Min.), 4:1 Hanses, M. (93. Min.)
Zuschauer: 2.000
Schiedsrichter: Kadach (Suderburg)

FC Bremerhaven 93 – Preußen Hameln 07 1:1 (0:1)
Die Preußen müssen am dritten Spieltag beim FC Bremerhaven 93 antreten. Der Bremer Meister strebt mit Trainer Felix Magath den Aufstieg in die 3. Liga an. Mit dem verdienten Remis können die Hamelner gut leben.
Einen riesigen Schock müssen die Preußen jedoch noch verdauen, als der 07-Bus nach Spielschluss  kurz vor der Abfahrt gen Hameln von vermummten Randalierern mit Steinen beworfen und auf den mit Baseballschlägern eingedroschen wird. Der Höhepunkt ist erreicht, als sogar noch Schüsse fallen. Verletzt wird glücklicherweise niemand, am Bus entsteht ein Sachschaden von etwa 3.000 Mark.
Preußen Hameln 07: Quindt - Schumachers - Scheler – Bönning - Lorenz - Fehrmann - Oswald - Hanses, C. (46.. Hanses, M.) - Dierßen (86.. Borghese) - Klein - Eidinger
Tore: 0:1 Klein (41. Min.), 1:1 Krampe (48. Min.)
Zuschauer: 2.200
Schiedsrichter: Ennuschat (Hamburg)

Ralf Scheler Jubelfoto
Ralf Scheler trifft ins Schwarze. Aus dem privaten Archiv von Scheler.
Preußen Hameln - FC Bremerhaven 93 3:2 (2:2)
Vor dem Rückspiel gegen den FC Bremerhaven 93 titelt die Dewezet: „Cording: 'FC Bremerhaven wird uns alles abverlangen!'“ - wie recht der Preußen-Coach haben sollte…
Die Preußen-Anhänger reagieren auf die Vorfälle vom Spiel beim FCB besonnen, es gibt keine Racheaktionen. Durch einen umstrittenen Foulelfmeter gehen die Gäste früh in Führung, als dann das 0:2 fällt, scheinen die Hamelner auf der Verliererstraße zu sein. Heiner Klein antwortet jedoch prompt mit einem Doppelschlag zum Ausgleich. Dann die nächste Hiobsbotschaft:  07-Abwehrchef Dirk Schumachers muss nach einem unglücklichen Zweikampf mit Verdacht auf Stirnhöhlenfraktur ausgewechselt werden. Torjäger Heiner Klein sorgt mit seinem dritten Treffer für den hart umkämpften Sieg und riesigen Jubel im Preußen-Lager.
Preußen Hameln 07: Motzner - Schumachers (40. Borghese) - Scheler - Bönning - Lorenz - Fehrmann - Hanses, M. - Hanses, C. - Dierßen (65. Oswald) - Eidinger - Klein 
Tore: 0:1 Meyer, J. (16. Min. FE), 0:2 Meyer, J. (23. Min.) 1:2 Klein, (28. Min. FE), 2:2 Klein (30. Min.), 3:2 Klein (63. Min.)
Zuschauer: 3.000
Schiedsrichter: Byernetzki (Hamburg)

Der Aufstieg in die Amateuroberliga ist geschafft
Aufstieg! Aus dem privaten Archiv von Scheler.
Preußen Hameln 07 – Heider SV 2:2 (1:2)
Jetzt gilt es! Ein Punkt gegen den Heider SV reicht den Preußen im vorletzten Spiel, am Mittwoch, den 09. Juni 1993, zum Aufstieg in die 3. Liga. Auch gegen den Heider SV gibt es dann zwei fette Duschen und abermals einen 0:2-Rückstand. Die Preußen beweisen Moral und kurz vor der Pause erzielt Oswald den, so gern bemühten psychologisch wichtigen, Anschlusstreffer zum 1:2. Die Preußen drücken ohne Ende, die Heider Abwehr steht allerdings. In der 74. Minute geht Doppel-Torschütze Bohl allein auf 07-Torhüter Motzner zu, doch „der Lange“ siegt im Eins-gegen-Eins-Duell. Kurze Zeit später knallt „Matze Hanses“ eine weite Lorenz-Flanke per Direktabnahme volley zum 2:2 ins Heider Gehäuse und die Hamelner in den siebten (Aufstiegs-)Himmel. Der Rest ist Feiern, Feiern, Feiern ...
Preußen Hameln 07: Motzner - Fehrmann - Scheler - Borghese (35. Hanses, M.) - Bönning - Lorenz - Dierßen - Oswald - Hanses, C. - Klein - Eidinger (75. Min. Stelzer)
Tore: 0:1 Bohl (7. Min.), 0:2 Bohl (32. Min.), 1:2 Oswald (41. Min.), 2:2 Hanses, M. (80. Min.)
Zuschauer: 3.300
Schiedsrichter: Winter (Wildeshausen)

Andreas Scheler - den Ball stets am Fuß
Andreas Scheler mit dem Ball am Fuß (Foto: Rolf-Henning Schnell).

SC Concordia Hamburg – Preußen Hameln 07 1:2  (1:1).
Mit dem Aufstieg im Gepäck reisen die Hamelner zum bedeutungslos gewordenen Duell nach Hamburg, zum SC Concordia. Auch dort gibt sich die Cording-Truppe keine Blöße, gewinnt mit 2:1. Ansgar Stelzer, der einen Sahnetag erwischt, ist es vorbehalten, den letzten Treffer auf dem Weg nach oben zu erzielen. Somit beendet Preußen Hameln 07 die Aufstiegsrunde ungeschlagen mit 10:2 Punkten!
Preußen Hameln 07: Quindt - Fehrmann - Bönning - Scheler - Borghese (72. Stöck) - Lorenz - Oswald - Hanses, C. - Hanses, M. - Klein (51. Castaldo) - Stelzer
Tore: 0:1 Hanses, M. (23. Min.), 1:1  Bressem (40. Min.), 1:2 Stelzer (68. Min.)
Zuschauer: 400
Schiedsrichter: Schumacher (Bremen)

Die Tabellen


Gruppe A
1. VfB Lübeck | 6:2 Tore | 8-4 Punkte
2. BV Cloppenburg  | 7:5 | 8-4
3. SV Wilhelmshaven | 5:7 | 4-8
4. St. Pauli (A) | 4:8 | 4-8

Gruppe B
1. Preußen Hameln 07 | 14:8 Tore | 10-2 Punkte
2. FC Bremerhaven | 13:15 | 5-7
3. Heider SV | 13:19 | 5-7
4. SC Concordia Hamburg | 13:11 | 4-8

Der Aufstieg in die Amateur-Oberliga zur Saison 1993/94, mit Punktspielen gegen den Deutschen Meister von 1967, Eintracht Braunschweig, den VfL Osnabrück, Holstein Kiel oder den VfB Oldenburg, ist Wirklichkeit geworden.

Morgen lest Ihr: Zwei beeindruckende Laufbahnen finden ein Ende...


Zu Teil 1:

Andreas und Ralf Scheler auf dem Weg in die Herren
 
12.04.2020

„Spiel unseres Lebens“: „Andi“ Scheler – plötzlich Torwart gegen Schalke

Bei Zwillingen ist es immer eine delikate Aufgabe über gemeinsame, in diesem Fall sportliche, Leistungen zu berichten, wenn beide Burschen sehr gut in ihrem Tun sind, der eine jedoch noch größerer Erfolge gefeiert hat als der andere...


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