19.03.2020 16:18

Meldung


„Spiel meines Lebens": Kampfschwein „Kriku" feiert Bisperoder Double

2016 gelingt dem TSV Bisperode das erste Double der Vereinsgeschichte / Krikunenko-von Korff erinnert sich an das Spiel seines Lebens
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Daniel Krikunenko von Korff TSV Bisperode Fussball Kreisliga Jubel
Daniel Krikunenko-von Korff bejubelt seinen Treffer zum 1:0 im Aufstiegsgipfel gegen Eintracht Afferde.
Bullig, schnell, groß gewachsen – wenn der Bisperoder Sturmtank Daniel Krikunenko-von Korff mit all seiner Dynamik auf eine gegnerische Defensive zuwuchtet, schrillen die Alarmglocken. Doch ist es nicht nur das körperliche Erscheinungsbild, das die Schweißperlen auf die Stirn eines jeden Bezirks- oder Kreisliga-Verteidigers tropfen lässt. „Kriko" ist dazu noch dribbelstark, als Kopfballungeheuer bekannt und verfügt über einen Schuss wie ein Pferd. Am 28. Mai 2016, auf dem Zenit seiner Schaffenskraft, macht er im Kreisliga-Finale gegen Eintracht Afferde das Spiel seines Lebens. In unserer neuen gleichnamigen Rubrik blicken wir gemeinsam mit ihm zurück.

Ausgangslage, die brisanter kaum sein könnte


Daniel Krikunenko von Korff TSV Bisperode Fussball Kreisliga Schuss
Daniel Krikunenko-von Korff legt all seine Kraft in den Schuss.
Die Voraussetzungen sind in der mittlerweile fast 41-jährigen Historie der Kreisliga Hameln-Pyrmont einmalig. Bisperode ist vor dem letzten Spieltag Zweiter, Gastgeber Eintracht Afferde belegt den ersten Rang. Besonders pikant: Im Kreispokal-Endspiel treten beide Mannschaften zwei Wochen zuvor bereits gegeneinander an. Dank eines Doppelpacks von Abas Jaber und dem Treffer von Timon Scharmann siegt Bisperode 3:0. Obwohl Afferde bereits ein Remis am letzten Spieltag reicht, hat Bisperode mit all seiner Erfahrung und dem Pokalsieg im Rücken den psychologischen Vorteil. „Wir wussten natürlich, dass wir gewinnen mussten. Dementsprechend sind wir ins Spiel gegangen. Wir wollten eine anfängliche Abtastphase vermeiden und direkt Druck machen“, erinnert sich Krikunenko-von Korff an die damalige Ausgangslage: „Auf der anderen Seite war den Afferdern klar, dass ihnen ein Remis reicht. So sind sie auch aufgetreten und haben defensiv sehr gut gestanden.“

„Afferde hat auf mich damals ein wenig gehemmt gewirkt“

Daniel Krikunenko von Korff TSV Bisperode Fussball Kreisliga Tango
Tänzchen gefällig? Daniel Krikunenko-von Korff spielt Afferdes Daniel Fulek schwindelig.
Im Verlauf des ersten Durchgangs sind die Blau-Gelben Bisperoder zwar das tonangebende Team und erspielen sich einige gute Chancen, kommen jedoch noch nicht zum Torerfolg. Die Afferder Eintracht, trainiert vom Erfolgsduo Dietmar Harland und Axel Lehnhoff, konzentriert sich indes auf die Verteidigung des eigenen Gehäuses, strahlt auf das Tor des TSV kaum bis gar keine Gefahr aus. „Afferde hat auf mich damals ein wenig gehemmt gewirkt“, erzählt Krikunenko-von Korff, der eisern einen Kilometer nach dem anderen frisst: „In der Vorbereitung haben wir mit unserem Trainer Werner Brennecke Kondition ohne Ende gekloppt. Ich war fit wie noch nie.“ An der Seitenlinie der Kicker aus dem Pappelstadion steht jedoch aufgrund Brenneckes gesundheitlicher Probleme ein anderer Mann: Markus Schwarz. Der ehemalige Angreifer der Bisperoder hilft in der Rückrunde als Übungsleiter aus – und hat eine Mission: die Kreismeisterschaft. Krikunenko-von Korff kann heute kaum wiedergeben, was Motivationskünstler Schwarz seiner routinierten Mannschaft vor dem Spiel sagt: „Es war gar nicht so wichtig, was er gesagt hat. Viel mehr war es das Wie. Nach der Ansprache würdest du auf dem Platz alles tun. Seine Aura ist einzigartig. Dank Markus waren wir in der Lage, über unsere 100 Prozent hinauszugehen und dank Werner konnten wir problemlos 90 Minuten durchlaufen.“

„Kriko“ knipst

TSV Bisperode Meisterfeier Fussball Kreisliga
Bisperode feiert 2016 das erste Double der Vereinsgeschichte.
Nach dem Seitenwechsel übernimmt Bisperode endgültig die Kontrolle über das Spiel, erspielt sich Chance um Chance. In der 63. Minute kennt der Jubel dann keine Grenzen mehr: „Zauberfuß“ Yannick Wagner schlägt einen chirurgisch präzisen Eckstoß auf Krikunenko-von Korff, Letzterer schraubt sich in die Luft und nickt unhaltbar zum 1:0 ins linke untere Eck ein. Von der Ekstase gepackt, sprintet der 1,90 Meter-Hüne, verfolgt von seinen Mannschaftskameraden, über den halben Platz Richtung Auswechselbank, wo er seinen mit offenen Armen wartenden Trainer Schwarz unter einer blau-gelben Jubeltraube begräbt. „Yannick und ich haben zu diesem Zeitpunkt schon einige Jahre zusammengespielt. Ich habe geahnt, wo er den Ball hinschlägt. Er kam genau dahin, wo man es sich wünscht, zwischen den Fünfer und den Elfmeterpunkt. Dadurch hatte ich relativ leichtes Spiel“, beschreibt der 1:0-Torschütze die für ihn unvergessliche Szene.

Sektdusche vor Abpfiff

TSV Bisperode Markus Schwarz Hochleben Fussball Kreisliga
„Mission erfüllt", sagt Trainer Markus Schwarz damals – hier lässt er sich von seinem Team hochleben.
Anstatt einer Afferder Aufholjagd, drängt Bisperode anschließend auf die Entscheidung – und ist erfolgreich: Abas Jaber lädt die Afferder Defensive an der rechten Seite des Strafraums zu einem kleinen Tango-Tänzchen ein, lässt gleich mehrere Abwehrspieler stehen und beweist anschließend Übersicht, als er den in der Mitte einlaufenden Robert Voss geistesgegenwärtig sieht und mustergültig bedient. Voss hat leichtes Spiel, grätscht das Leder in der 75. Minute zum 2:0 in die Maschen. Anschließend laufen die von Freude benebelten Bisperoder instinktiv zu ihren Fans, erhalten noch vor Abpfiff die erste Sektdusche. Einer, der das Spektakel aus der Ferne betrachtet, ist Krikunenko-von Korff, der zuvor für seine Mannschaft überall auf dem Platz grätscht, kämpft, auf die Zähne beißt und Rasen frisst, langsam die Nachwirkungen spürend: „Ich war zu diesem Zeitpunkt schon völlig fertig, alles hat wehgetan. Ich habe hinten gestanden und mir gedacht: Jetzt müssen wir es noch über die Zeit bekommen.“ Und sie schaffen es: In der Schlussphase hält Bisperode die Null, ehe der Abpfiff erfolgt.

„Völlig erschöpft und überglücklich zusammengesackt“

All die Anstrengung, die Opfer und der Kampfeswille: Krikunenko-von Korff macht das Spiel seines Lebens – und wird mit dem ersten Double-Sieg der Vereinsgeschichte belohnt. Kreispokalsieger und Kreismeister. „Ich bin völlig erschöpft und überglücklich zusammengesackt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich vorher noch nie so viel in einem Spiel gelaufen bin. Bis heute frage ich mich, wie viele Kilometer das damals waren. Wenn das nicht zweistellig war, dann habe ich vor den Profis, die regelmäßig elf oder zwölf Kilometer machen, noch viel mehr Respekt als ohnehin schon“, lacht Krikunenko-von Korff rückblickend.

Krankenwagen-Einsatz bei Double-Feier

Doch für die folgende Double-Party mobilisiert der Mann, der gegen Afferde gefühlt auf jeder Position außer im Tor spielt, noch einmal die allerletzten Reserven: „Ich weiß nicht, wie viele Liter Bier noch in Afferde geflossen sind. Wir sind jedenfalls nicht ganz nüchtern in Bisperode angekommen, wo wir von unseren Fans erwartet wurden. Wenn ich mich recht erinnere, standen unsere Fans Spalier und haben uns große Weizengläser in die Hand gedrückt. Mit einem davon hat 'Joshi' Wiechens unserem Teammanager Thilo Becker verfolgt. Dabei hat sich Thilo so schwer verletzt, dass er vom Krankenwagen abgeholt werden musste. Das hat die Stimmung getrübt, aber er hat uns gesagt, dass wir durchziehen sollten. Und das haben wir getan (lacht). Es war eine unvergessliche Party. Es sind Erinnerungen, die ein Leben lang bleiben.“
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Team AWesA
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