04.02.2024 07:19
Interview
Rügge ist zurück - Doch wie kam es dazu eigentlich?
Hemeringens neuer Feuerwehrmann gibt einen Einblick in seine persönliche Entscheidungsfindung, die Herausforderung Kreisliga-Klassenerhalt und vieles mehr
Beim Rügge-Abschied im vergangenen Sommer blieben nicht viele Augen trocken.
Wird er der große Feuerwehrmann des VfB Hemeringen? Erst im vergangenen Sommer wurde Tobias „Hansi“ Rügge nach mehr als zehn Jahren beim TSV Germania Reher mit Pauken und Trompeten verabschiedet. Die jahrelange Institution der Germanen, die mit dem TSV unter anderem den Aufstieg in die 1. Kreisklasse feiern durfte, verabschiedete sich von der großen Bühne, um sich eine Auszeit vom Sport zu nehmen und mehr Zeit für seine Familie zu haben. Nachdem der kriselnde Kreisligist aus Hessisch Oldendorf Mitte November und nach nur drei Punkten aus 14 Partien die Zusammenarbeit mit Trainer Thilo Klotz beendet hatte, war die Stelle des Nachfolgers einige Zeit lang vakant. Knapp einen Monat später folgte dann die Nachricht, die sicherlich einige Fußball-Enthusiasten im Kreis überraschte. Nach nur einem halben Jahr ist Rügge zurück aus der Fußallpause und will als neuer Chefcoach des VfB die Mammutaufgabe meistern, den Kreisliga-Abstieg doch noch zu verhindern. Ein Gespräch mit dem engagierten Übungsleiter, der als Spieler einst auch bei Blau-Weiß Tündern für Furore sorgte, war also längst überfällig – höchste Zeit, es nachzuholen.
Hansi, für nicht wenige kam die Info überraschend, dass Du in der Rückrunde den VfB Hemeringen coachen wirst. Erst im vergangenen Sommer folgte der große Abschied vom TSV Germania Reher – auch um mehr Zeit für die Familie zu haben. Wie ist diese neue Entwicklung ins Rollen gekommen?
„Mitte Dezember hat mich Eugen Fabrizius angerufen und angefragt, wie es aktuell bei mir aussieht. Zu diesem Zeitpunkt war gerade die Trennung von Trainer Thilo Klotz kommuniziert worden. Zu diesem Zeitpunkt war aber selbst den Verantwortlichen des VfB noch gar nicht klar, was sie eigentlich suchen – eine Lösung ab Sommer? Eine Übergangslösung? Beides in einem? So sind wir erst einmal ganz locker ins Gespräch gekommen. Ich habe mir die Dinge angehört, die Eindrücke aufgenommen, mit meiner Frau darüber gesprochen – und dann kam das Ganze auch schon ins Rollen.“
Was hat Dich so an der neuen Aufgabe gereizt, damit Du Dein sportliches „Sabbatical“ vorzeitig beendet hast?
„Es ist nicht so, dass ich es ohne Fußball nicht durchgehalten hätte – auch wenn mir das am Anfang keiner zugetraut hätte (lacht). Ich habe mich in den vergangenen Monaten nicht viel mit dem Sport auseinandergesetzt. Und es gibt auch nicht viele Mannschaften, bei denen ich mir ein Engagement hätte vorstellen können. Wenn ich ehrlich bin, wären für mich nur Hemeringen und Emmerthal in Frage gekommen, weil beide in meinen Augen ähnlich strukturiert sind wie Reher. Ein klassischer Dorfverein eben, ohne das in irgendeiner Art und Weise negativ zu meinen. Im Sinne meiner Familie wollte ich natürlich auch in der Gegend bleiben. Außerdem wurde ich in Hemeringen von genau dem überzeugt, was ich erwartet hatte – auch indem ich mir ein Feedback von vielen Trainern aus dem Kreis eingeholt habe. Sicherlich ist die Situation sportlich nicht einfach, aber charakterlich passt es einfach in der Mannschaft. Außerdem ist es für mich die perfekte Möglichkeit, zu schauen, ob ich schon wieder richtig Lust auf Fußball habe, ob alles wieder für mich passt. Deshalb wollte ich das Amt auch gerne bereits im Winter übernehmen. So habe ich bis zum Saisonende vier Monate Zeit und dann setzt man sich zusammen und schaut, wie es weitergeht.“
Für die Germanen warst Du in den vergangenen Jahren nicht nur als Trainer aktiv, auch als Spieler hast Du zu den Leistungsträgern gehört. Können wir also auch mit dem Comeback des Spielers „Hansi“ Rügge rechnen?
„Das kann ich klar mit nein beantworten. Theoretisch könnte ich es zwar durch das halbe Jahr Pause, aber dafür sehe ich mich einfach nicht fit genug – gerade in der Kreisliga. Wenn ich ehrlich bin, habe ich den Sport in den vergangenen Monaten auch ziemlich vernachlässigt. Das letzte Mal mit Kicken hatte ich bei der Verlängerung meiner B-Lizenz zu tun (lacht). Für mich ist die Arbeit beim VfB eine reine Trainerstation.“
Die derzeitige sportliche Situation beim VfB Hemeringen ist keine einfache. Mit drei Punkten befindet Ihr Euch am Tabellenende, der Abstand auf das rettende Ufer liegt bei mindestens sechs Punkten – je nachdem, was noch in der Bezirksliga passiert. An welchen Stellschrauben wollt Ihr drehen, um den Abstieg noch zu verhindern?
„Das kann ich ehrlicherweise noch gar nicht genau sagen, weil ich noch gar nicht weiß, woran es aktuell hapert (lacht). Ich habe die Mannschaft wegen der Winterpause bis hierhin noch nicht einmal im Training oder Spiel gesehen, sondern vieles nur durchs Hörensagen mitbekommen. Das muss in meinen Augen aber kein Nachteil sein. Zwei Spieler kenne ich aus meiner Zeit in Reher, ansonsten geht es erst einmal darum, die Mannschaft kennenzulernen und die Problemherde auszumachen. Ich habe aber schon so meine Ideen (zwinkert).“
Was sind Deine ganz persönlichen Ziele und Wünsche für Deine neue Aufgabe?
„Wünschenswert wäre es natürlich, den VfB in der Kreisliga zu halten, wo er auch hingehört. Das ist natürlich schwierig, in meinen Augen aber nicht unmöglich. Ich möchte mich einfach komplett auf Hemeringen konzentrieren, alles versuchen, um jeden möglichen Punkt herauszukitzeln, und Spaß beim Arbeiten mit der Mannschaft haben. Und persönlich möchte ich für mich natürlich die Frage klären, ob die Lust am Fußball wieder da ist und auch alles mit der Familie vereinbar ist.“
Bis zum Rückrundenstart am 30. März ist es noch ein Weilchen hin. Wie sieht der Vorbereitungsplan für die nächsten Wochen aus?
„Wir starten am 11. Februar in die Vorbereitung. Ich habe gehört, dass man auch in dieser Zeit schon häufig auf dem B-Platz in Hemeringen trainieren kann und der Platz nicht wie in Reher oft bis Mitte März gesperrt ist (lacht). Das Ziel ist es daher, so viel wie möglich draußen auf dem Rasen zu machen. Diesbezüglich sind auch bereits einige Testspiele geplant. Zudem haben wir die Halle in Hemeringen immer noch als Back-up.“
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