18.08.2022 15:32

Leichtathletik


Sechster Ironman mit Handicap: Ein Ding der Unmöglichkeit? Nicht für Marahrens! 

„Die Ärzte haben mir gesagt, dass es nichts wird. Aber ich habe mein Ziel nicht aus den Augen verloren“

Axel Marahrens tritt am Sonntag zum sechsten Mal beim Ironman an. Foto: Manfred Scholz.
Er ist der lebende Beweis, dass das Alter eben doch nur eine Zahl ist: „Iron“ Axel Marahrens macht das halbe Dutzend voll. Am Sonntag startet der Mann, der beim Terminus „Aufgeben“ im Duden einfach weiterblättert, in seinen sechsten Ironman-Wettbewerb. Zwei in Hamburg und der mittlerweile vierte in Kopenhagen – alle absolvierte Marahrens im siebten Jahrzehnt seines Lebens. Dabei sagten ihm seine Ärzte, Dr. René Kornas und Dr. Andreas Mosel, dass die sechste Teilnahme ein Ding der Unmöglichkeit sei. Im Februar dieses Jahres brach sich „Iron“ Axel beim Skifahren das Sprunggelenk. „Zum Glück war es ein glatter Bruch und es musste nichts operiert werden. Die Ärzte haben mir gesagt, dass es nichts wird. Aber ich habe mein Ziel nicht aus den Augen verloren und es wurde nach und nach besser“, sagt Marahrens.


Axel Marahrens und seine Frau Sabine wollen am Sonntag die sechste Trophäe präsentieren.
Anfangs musste er von Freunden ins Schwimmbad gefahren werden, um zumindest im kühlen Nass trainieren zu können. Wochen später traute er sich aufs Fahrrad – an Laufen war bis dahin überhaupt nicht zu denken. Beim Hamelner Triathlon am 22. Mai ging er dennoch an den Start. „Ich habe es irgendwie durchgezogen. Das Laufen war noch sehr schwierig und unrund. Für mich stand aber fest: Um einen Motivationsschub für meinen Kopf zu bekommen, muss ich das Ding durchziehen“, unterstreicht Marahrens. Und was dieser Mann sich vornimmt, setzt er in die Tat um. Im Juni folgte schließlich der Halbdistanz-Ironman in Hannover-Limmer. Trotz anhaltender Schmerzen beim Laufen brachte er die Distanz hinter sich. „Beim Laufen musste ich richtig beißen. Zum Glück habe ich während des Laufens einen Sportler kennengelernt, der mich sehr motiviert hat. Ich konnte sein Tempo gerade so halten und so hat er mich ins Ziel gebracht.“ Trotz Schwierigkeiten durfte Marahrens sich am Ende mit einer Zeit von 6:21 Stunden in der Altersklasse 65-69 über den ersten Platz freuen – alleine diese Leistung ist schier unglaublich. Doch der (noch) fünfmalige „Eisenmann“ will mehr. 
Axel Marahrens Sabine Vincent Familie Ironman Hamburg AWesA
Die Familie motiviert Axel Marahrens immer wieder zu Höchstleistungen.
Um seinen verletzungsbedingten Trainingsrückstand zumindest teilweise aufzuholen, meldete sich Marahrens im Fitnessstudio an. „Eigentlich mag ich Fitnessstudios nicht und gehe lieber an die frische Luft. Rückblickend muss ich aber sagen, dass die Entscheidung genau richtig war. Ich habe das Gefühl, dass meine Muskeln seit meinem Sportstudium nicht mehr so fit waren. Vor allem beim Schwimmen merke ich einen Unterschied im Vergleich zu den vergangenen Jahren.“ Gemeinsam mit seinen Trainern Dr. Andreas Mosel und Cord Grabbe, ebenfalls Ironman-Absolvent (Bestzeit: 9:18 Stunden), absolvierte Marahrens im Studio zahlreiche Extraeinheiten. „Andreas und Cord haben mich enorm motiviert und mich nicht nur körperlich nach vorne gebracht. Ich bin vom Mindset her vielleicht stärker als je zuvor. Damit kann ich körperliche Rückstände wettmachen.“ Bewiesen hat er dies bereits, denn zwischenzeitlich handelte sich der Fußball-A-Lizenz-Trainer a.D. noch eine Patellasehnenentzündung ein. Trotz Schmerzen schwang sich der unbeugsame Vollblutsportler aufs Fahrrad und kraulte im Wasser einen Kilometer nach dem anderen.

„Mittlerweile bin ich seit drei Wochen im schmerzfreien Training. Es sind nicht die Umfänge der letzten Jahre, aber ich bin absolut schmerzfrei. Das ist das Wichtigste und hat mir nochmal einen großen Schub gegeben. In den letzten Jahren war ich besser vorbereitet, diesmal will ich einfach durchkommen. Ich will es mir beweisen“, kriegt Marahrens einfach nicht genug vom Spaß am Sport.

Mit seiner Trainingsgruppe, bestehend aus Florian Vogt, Marc Hamann und Benjamin Kessler, sowie seiner Frau Sabine und seinem Sohn Vincent, ist Axel bereits nach Kopenhagen gereist und bewohnt in einem Vorort ein Ferienhaus. Jutta, Melanie, Kai und Katja Schiemann aus Hannover reisen extra an, um ihn zu unterstützen. Am Sonntag ist der Stichtag. Und wenn alles gut läuft, heißt es am frühen Abend zum sechsten Mal: „And the next Ironman is...“
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Autor des Artikels

Jannik Schröder
Jannik Schröder
Jannik stieg nach seinem Praktikum vor einigen Jahren neben dem Studium als Freier Mitarbeiter bei AWesA ins Boot – und ist nach seinem Master-Abschluss in Germanistik und Geschichte seit Oktober 2015 Chefredakteur.
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