23.02.2024 14:25

Sportmix


Helden des Ehrenamts: Ein Mann, der stets andere Menschen in den Vordergrund rückt

„Ich kann nicht Nein sagen, das hat mir auch meine Frau schon oft gesagt“
Henner Kerl freier Journalist FC  Preussen Hameln NFV Hameln Pyrmont Pressesprecher
Henner E. Kerl.
Sport hier, Topleistungen da – doch er sind überhaupt die Menschen, die tagtäglich dafür sorgen, dass die Sportlerinnen und Sportler nichts anderes machen müssen, als ihrer Mannschaft zum Erfolg zu verhelfen? Die Menschen, die Stunden vor Anpfiff den Platz abkreiden, während der Spiele die Schaulustigen bewirten, die Kabinen reinigen, Eintritt kassieren und einfach überall helfen, wo helfende Hände gebraucht werden. „Das sind die wahren Helden des Amateursports. Sie erwarten keine Gegenleistungen, stehen nie im Rampenlicht, werden dafür in den seltensten Fällen gewürdigt. Dabei sind genau diese Menschen diejenigen, die dafür sorgen, dass die Vereine mit Leben gefüllt werden“, unterstreicht AWesA-Gründer Matthias Koch.

Aus diesem Grund gibt es eine neue Serie: Helden des Ehrenamts.

Heute: Henner E. Kerl – Pressesprecher, Stadionsprecher, Websiteentwickler für FC Preussen Hameln & NFV Hameln-Pyrmont 

Ein Mann, der stets andere Menschen in den Vordergrund rückt, sich selbst aber immer zurücknimmt – schon von Berufs wegen stehen bei Henner Kerl stets andere im Vordergrund. Als Sportredakteur, später auch als Redakteur für Servicethemen schreibt Kerl über die Protagonisten von Sportevents, über unterschiedlichste Themen. Doch nie schreibt er über sich selbst.
„Ich hab den Beruf Sportredakteur gelernt, war dann aber primär in anderen Ressorts unterwegs. Nebenbei bin ich dem Sport aber thematisch immer verbunden geblieben“, sagt Kerl heute. Mitunter berichtet der in Lautenthal geborene, in Clausthal-Zellerfeld aufgewachsene und bei Madsack ausgebildete Redakteur für die Hamburger Morgenpost über den Sport in Niedersachsen und baut bei BILD Hannover Serviceressorts wie Reisen, Auto oder Bauen auf. „Damals habe ich mitunter von jedem Auswärtsspiel von Hannover 96 berichtet“, erinnert sich Kerl, der von 1987 bis 89 auch freiberuflich unterwegs ist, ehe ihn ein alter Weggefährte fragt, ob er mit nach Berlin kommen wolle, um dort den „Kurier am Sonntag“ aufzubauen. Doch es kommt alles anders. „Als ich dann um Weihnachten herum von Berlin nach Hause kam, damals wohnten wir noch in Peine, und meiner Frau von den Plänen berichtete, kam das Veto. Meine Frau wollte nicht, dass wir mit unseren drei Kindern nach Berlin ziehen“, so Kerl. So oder so ist die Entscheidung folgenschwer. Denn die anschließende Lebensphase lässt die Familie bis heute in Hameln-Pyrmont sesshaft werden.

„Horst Körber, den ich bereits zu einem früheren Zeitpunkt kennengelernt habe, war mittlerweile Anzeigenchef bei der Dewezet und fragte, ob ich mir vorstellen könne, dort zu arbeiten. Am nächsten Morgen saß ich bei Verleger und Herausgeber Günther Niemeyer im Büro. Nach einer halben Stunde war der Arbeitsvertrag besprochen und ich habe bei der Dewezet angefangen“, beschreibt Kerl das Gespräch, welches dazu führt, dass seine Familie die Zelte im Weserbergland aufschlägt – und diese bis heute nicht verlegt hat. Die Aufgabengebiete bei der Dewezet: Serviceressorts aufbauen, gemeinsam mit seinem damaligen „Lehrling“ Jens Meyer, der später Kerl als Leiter Redaktion PR- und Sonderthemen beerbt.

„Der Kontakt zu Preußen Hameln ist Anfang der 90er Jahre entstanden. Ich war schon immer fußballinteressiert und Preußen spielte, damals noch unter Trainer Uwe Cording, um den Aufstieg und ich dachte mir: Komm, schaust du dir mal an. Ich habe mit 600, 700 Zuschauern gerechnet, dann aber ungefähr 150 Zuschauer vorgefunden. In der Zeit war ich auch für den Hamelner Markt vertretungsweise im Einsatz, das Vorgänger-Anzeigenblatt von Hallo Sonntag, und habe einen Kommentar zu dem Spiel verfasst mit dem Titel: 'Stell dir vor, Preußen steigt auf und keiner geht hin', in Anlehnung an das berühmte Zitat 'Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin'. Das hat wiederum der damalige Vereinsvorsitzende, Hans Peter Labisch, gelesen und mich daraufhin kontaktiert, dass er jemanden wie mich für die Pressearbeit im Verein brauche. Ein Jahr später wurde ich dann gefragt, ob ich den Stadionsprecher auch machen möchte, was ich ebenfalls bejaht habe“, erläutert Kerl seinen Weg zu den Hamelner Preußen. Der Anfang für die „zweite Ehe“ ist getan: Henner Kerl lebt und arbeitet in Hameln-Pyrmont und ist ehrenamtlich für Preußen Hameln aktiv.

In den folgenden Jahren wächst die Verbundenheit zum Verein: Trotz durchaus turbulenter Jahre mit sportlichen Höhen- und Tiefflügen sowie ständig wechselnden Personalien auf sportlicher und organisatorischer Ebene hält Kerl seinem neuen Herzensverein die Treue. „Ich bin nicht der Typ, der Dinge anfängt, um kurz darauf wieder aufzuhören“, erzählt Kerl, der dennoch kürzer treten will, weil ihm Familie, Beruf und Ehrenamt langsam über den Kopf wachsen. Doch tritt das genaue Gegenteil ein. Im Jahr 1996, drei Wochen vor der Mitgliederversammlung der Preußen, spricht ihn der auf den Vorsitzenden Labisch gefolgte Landtagsabgeordnete Klaus Nolting an. „Er hat mir gesagt, dass er aufgrund einer Krebserkrankung nicht neu kandidieren könne und bereits von allen politischen Ämtern zurückgetreten sei. Dann schauten wir uns wortlos an und er sagte mir, dass ich der einzige sei, der ihn als Vorsitzender beerben kann. Also wurde ich Vereinsvorsitzender.“ In den folgenden elf Jahren geht Kerl als Kopf des Vereins voran, ehe ihn im November 2007 eine Herzkrankheit aus der Bahn wirft. „Natürlich musste ich dann den Vorsitz an meinen Vertreter Wolfgang Dammeier übergeben und mich der Herz-Operation stellen“, sagt Kerl rückblickend. Da muss selbst sein bisheriges Markenzeichen, die Tabakpfeife, dran glauben. „Früher hatte ich ein eigenes Büro, in dem ich meine Pfeife rauchen durfte. Wenn Kollegen in mein Büro kamen, gab es von anderen immer den Hinweis: 'Bitte nehmen Sie Rücksicht darauf, dass Herr Kerl seine Pfeife raucht'“, lacht der mittlerweile pensionierte Redakteur.

In Kerls Abwesenheit geht es mit der Spielvereinigung steil bergab, obwohl zwischenzeitlich noch die Aufstieg in die Oberliga Niedersachsen gelingt. 2010 stellt das Ende des Vereins dar – aufgrund finanzieller Schwierigkeiten melden die Verantwortlichen Insolvenz an. Nur rund einen Monat später gibt es bereits Bestrebungen, die Preußen am Leben zu halten. Die treibende Kraft ist diesmal Wolfram Wittkopp. „Er hat die Neugründung als FC Preussen Hameln angeschoben und mich gebeten, die Arbeit weiterzuführen, die ich anfangs ausgeübt habe: die Pressearbeit. Ich war eines der ersten Vereinsmitglieder und stand natürlich zur Verfügung“, sagt Kerl auch dieses Mal Ja. Darüber hinaus baut er die Website des FCP auf und ist wieder Stadionsprecher, betreut darüber hinaus das traditionelle Hallenturnier, den Volksbank-Benze-Cup, federführend. „Der Benze-Cup war eines meiner liebsten Kinder. Leider gibt es das Turnier aufgrund des Todes von Herrn Hans-Jürgen Benze nicht mehr. Dennoch planen wir, in den nächsten Jahren ein neues Hallenturnier auszurichten.“

2012 spricht ihn überdies der NFV-Kreisfußballverband Hameln-Pyrmont an. „Mein langjähriger Freund Manfred Kühne mir erzählt, dass jemand aus dem Vorstand ausgeschieden sei und daraufhin sprach mich Werner Jorns an, ob ich mir vorstellen könne, ehrenamtlich für den NFV-Kreisverband aktiv zu sein. Also war ich fortan für die Planung der Spielpläne der Jugend und gemeinsam mit Norbert Handelsmann für die Pressearbeit zuständig. Im Jahr 2022 hat mich der neue Vorsitzende, Thomas Bertram, gefragt, ob ich die neue Website des Kreisverbands erstellen könne. Auch das habe ich gerne getan“, meint Kerl, der darüber hinaus auch als zweiter Vorsitzender des Turnkreises Hameln-Pyrmont fungiert.

„Ich kann nicht Nein sagen, das hat mir auch meine Frau schon oft gesagt“, scherzt Kerl, der in seinem einen Leben Ehrenamtsarbeit für mehrere Menschenleben geleistet hat. „Irgendwo waren es immer der Spaß und der Ehrgeiz, die mich angetrieben haben, weniger die Anerkennung. Anerkennung bekommt man als Ehrenamtlicher so gut wie nie, das kann kein Antrieb sein. Vielleicht mag es für Außenstehende so wirken, als mache ich zu viel, und das mag für die Zeit, in der beruflich tätig war, auch stimmen. Im Ruhestand bin ich aber dankbar, dass ich so viel um die Ohren habe. Das hält jung. Außerdem geht es mir trotz meiner gesundheitlichen Vorgeschichten aktuell sehr gut. Das wäre nicht möglich, wenn ich unzufrieden wäre. Als Rentner muss man etwas zu tun haben, sonst fällt man in ein Loch. Außerdem ist auch irgendwo die Sorge da, dass die Arbeit, wenn ich aufhören sollte, nicht fortgeführt wird, weil keine Nachfolge gefunden wird. Dann waren all die Jahre für die Katz. Das Ehrenamt steckt in einer Krise, das merkt man vor allem als Ehrenamtlicher.“ Und so ist davon auszugehen, dass Henner E. Kerl, Autorenkürzel HEK, auch weiterhin die Hamelner Preußen und den NFV-Landkreis nach außen hin vertritt, dafür sorgt, dass die Fußballjugend einem geregelten Spielbetrieb nachgehen darf und mit seiner charmanten Art allen Weggefährten ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Er hat nie viel Anerkennung für seine ehrenamtliche Arbeit bekommen. Er ist derjenige, der andere ins Rampenlicht rückt – ein stiller Held des Ehrenamts. Diesmal drehen zwei Herren den Spieß um:

Das sagt Wolfgang Kusch, Vorstandssprecher des FC Preussen Hameln, über Henner Kerl:
„Henner ist Preussen Hameln. Er hat sich schon bei der Spielvereinigung Preußen Hameln wie kaum ein anderer engagiert, war in unterschiedlichen Ämtern, unter anderem als Vorsitzender, aktiv und hat dem Verein immer die Treue gehalten. Als 2010 klar wurde, dass Preußen Hameln in die Insolvenz gehen muss, war er gemeinsam mit Wolfram Wittkopp maßgeblich daran beteiligt, dass es mit dem FC einen Nachfolgeverein gibt, der als Heimat für die vielen Anhänger des Vereins fungiert. Heute ist Henner als pensionierter Redakteur vor allem für die Pressearbeit des Vereins zuständig: Er führt unsere Website, befüllt sie mit Inhalten, verfasst Pressemitteilungen, ist während der Spieltage Stadionsprecher und steht mit vielen Menschen im Verein in regem Austausch. Er ist für uns ein unersetzbares Urgestein.“

Das sagt Thomas Bertram, Vorsitzender des NFV-Landkreises Hameln-Pyrmont, über Henner Kerl:
„Henner ist ein Phänomen. Ich muss manchmal zweimal schauen, wenn ich auf die Uhrzeiten schaue, an denen Henner uns mit Mails versorgt. Er ist also nachweislich ein Nachtarbeiter (lacht). Er ist für uns beim NFV-Landkreis Hameln-Pyrmont ein unersetzbarer Faktor. Bis heute ist für mich unvorstellbar, wie schnell er zum Beispiel die Spielpläne für die Jugend-HKM hinzaubert und wie schnell er kurzfristige Änderungen in diesem Sammelsurium an Partien zuverlässig umsetzen kann. Er hat die Website für unseren NFV-Landkreis nahezu alleine aus dem Boden gestampft, sich da trotz seiner mittlerweile fortgeschrittenen Lebenserfahrung in ganz neue technische Themen eingearbeitet. Das Ergebnis kann es mit Websites von modernen Agenturen aufnehmen. Darüber hinaus macht Henner für unseren NFV-Landkreis wichtige Pressearbeit. Manchmal dauert es wenige Minuten, ehe ein Artikel nach Maileingang auf der Website veröffentlicht ist. Nochmal: Henner ist für uns unersetzbar.“
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Autor des Artikels

Jannik Schröder
Jannik Schröder
Jannik stieg nach seinem Praktikum vor einigen Jahren neben dem Studium als Freier Mitarbeiter bei AWesA ins Boot – und ist nach seinem Master-Abschluss in Germanistik und Geschichte seit Oktober 2015 Chefredakteur.
Telefon: 0176 - 6217 6014
schroeder@awesa.de

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