04.06.2020 11:53

Milleniums-Serie 1999/2000


Rekord: Über 1.000 Zuschauer beim „Spiel der Spiele“ - Preußen vs. Afferde

Thal stellt darüber hinaus Negativ-Rekord auf / Der 31. Spieltag
Schünemann Afferde Kruse Preußen Hameln 2000
Rolf Schünemann (li.) erzielt im großen Aufstiegsgipfel zwei Tore. Foto: Heinrich Vollmer.
Es ist angerichtet: Die Kreisliga blickt gebannt auf das Duell des Jahres – im Weserberglandstadion empfängt Preußen Hameln am 31. Spieltag die Eintracht Afferde zum großen „Endspiel“ um die Meisterschaft. Die Spannung ist groß wie selten in der Hameln-Pyrmonter Kreisliga-Geschichte, über 1.000 Schaulustige strömen am 14. Mai 2000 in die Rattenfängerstadt, stellen damit einen Zuschauerrekord auf, der wohl für die Ewigkeit gilt.

Ein Favorit ist kaum auszumachen und wenn überhaupt, gibt höchstens die Formkurve einen ganz kleinen Wink in Richtung Afferde. Preußen Hameln stolpert wenige Tage zuvor im Nachholspiel gegen Eimbeckhausen, rettet sich erst in der 80. Minute dank Dimitri Manolis zu einem 1:1-Remis, nachdem der VfB durch Mahmut Bayrak in der 45. Minute in Front geht. Viele sehen Preußen zudem aufgrund der vielen Nachholspiele in kürzester Zeit und der damit verbundenen höheren Belastung im Nachteil. Dafür ist die Tabelle endgültig begradigt, nach 28 Spielen hat 07 zwei Punkte Rückstand, muss gewinnen, um die Tabellenführung zurückzuerobern. Afferde hingegen surft auf einer nicht enden wollenden Erfolgswelle. Das „Wunder von Pyrmont“, wie Trainer Oliver Steffan es bis heute nennt, hat seine Wirkung nicht verfehlt. Nach der verloren geglaubten Meisterschaft im Winter, setzt die Eintracht zu einer Aufsehen erregenden Siegesserie an – zehn Dreier an der Zahl – und schießt Tore ohne Ende. Frisch geölt geht die Angriffsmaschinerie um den designierten Rekord-Torschützenkönig Rolf Schünemann in dieses wohl größte Kreisliga-Topspiel aller Zeiten. 98 Mal darf die Steffan-Elf vor dem Gipfel bereits jubeln und so viel sei vorweg gesagt: Im Spiel gegen Preußen wird Afferde die Schallmauer von 100 Saisontoren knacken...

Mit einer derartigen Form im Rücken, gibt sich Steffan im Vorfeld der Partie dementsprechend positiv gestimmt: „Wir können unsere Erfolgsserie auch im Weserberglandstadion fortsetzen und das Spiel gewinnen.“ Und: „Zahlen möchte ich nicht nennen, aber ich glaube, dass wir auch im Weserberglandstadion unsere Erfolgsserie fortsetzen und gewinnen.“ Über die Schwächen des Gegners möchte der „Olli“ nicht sprechen: „Mir reicht es, wenn ich die Gegnerischen Stärken kenne und mich darauf konzentrieren kann. Einer der Garanten für den Preußen-Erfolg ist zweifelsohne das Sturm-Duo Günay Camci/Roland Giehr, im Mittelfeld zieht Thomas Stöck geschickt die Fäden. Dirk Schumachers ist wohl der vermeintlich beste Libero der Kreisliga, Mustafa Sariboga und Dursun Yilmaz sind wegen ihrer Kopfballstärke nicht zu unterschätzen. Mit Matthias Kriks verfügt 07 zu guter Letzt über einen ausgezeichneten Torhüter.“ Sein Gegenüber, Spielertrainer Schumachers, erklärt: „Afferdes Stärken liegen in der Ausgeglichenheit aller Mannschaftsteile. Die haben in jedem Bereich sehr gute Spieler, und sie sind torgefährlich. Seit Brockmann wieder dabei ist, haben sie mit Schünemann, Hupe und Hauschild Akteure, die ein Spiel allein entscheiden können. Ich sehe bei Afferde kaum Schwächen. Natürlich sind sie auch nicht unschlagbar. Wenn man in der Lage ist, richtig Druck zu machen, wird auch die Afferder Defensiv-Abteilung anfällig. Es wird auf jeden Fall ein kampfbetontes Spiel mit einem knappen Ergebnis. Wir gewinnen 1:0.“

Am Sonntag, 14. Mai, erfolgt um 18 Uhr - das Spiel wird aufgrund der großen Nachfrage extra nach hinten verschoben - schließlich der Anpfiff zur großen Gaudi vor Rekordkulisse. In der Chronik „40 Jahre Kreisliga Hameln-Pyrmont“ wird ausführlich über den großen Showdown berichtet:

Das Spiel der Spiele

In der 9. Minute düpiert Schünemann seinen Gegenspieler „Kalle“ Kruse und überwindet 07.Keeper Matthias Kriks mit einem Lupfer zur frühen Eintracht-Führung. Die Afferder Bank sitzt kaum nach dem großen Jubel, da schweißt Dirk Brockmann das Spielgerät zum 2:0 ins Hamelner Gehäuse. Afferdes überragender Keeper Ugur Erbek rettet mit großartigen Paraden die Führung in die Halbzeit. Nach dem Wechsel lässt die Afferder Deckung um den umsichtigen Libero Libowksi und Abräumer Eikmeier nichts mehr zu. 70 Minuten sind gespielt, da gibt es in aussichtsreicher Position, 18 Meter vor dem 07-Tor, Freistoß. Die Freistoß-Expoerten Dirk Brockmann und „Rolli“ Schünemann, beide mit feinen Füßchen ausgestattet und im Spätherbst ihrer Karriere angekommen, nehmen sich kurz in den Arm, schauen versonnen auf die Tribüne und denken an gemeinsame Verbandsliga-Zeiten, an ihre Spiele im Hessisch Oldendorfer und Hamelenr Trikot. Dann nickt Schünemann kurz, „Brockel“ weiß Bescheid – heute macht „Rolli“ das Ding. Zwei, drei Schritte Anlauf, ein kurzer Blick hoch, rechter Innenspann; der Ball fliegt im hohen Bogen genau in den linken Torwinkel – das 0:3! Stöcks Ehrentreffer in der 86. Minute ändert nichts mehr an den Machtverhältnissen. Mit 3:1 gewinnen die Afferder im Weserberglandstadion, schrauben den Vorsprung drei Spieltage vor Schluss auf fünf Punkte.


Gegenüber der Dewezet resümiert Steffan nach dem Spiel: „Die frühen Treffer haben uns Sicherheit gegeben. Die Mannschaft hat das umgesetzt, was wir vorher besprochen haben.“ Schumachers zieht ebenfalls Bilanz: „Afferde hat aus keiner Chance zwei Tore gemacht und Tore entscheiden nun einmal ein Fußballspiel. Das 0:3 hat unsere Moral gebrochen.“

Doch wird nicht nur ein Zuschauerrekord an diesem Spieltag gebrochen – Thal stellt unfreiwillig einen bis dahin neuen Negativ-Rekord auf: Aufgrund 0:5-Klatsche gegen Bisperode brechen die Rot-Weißen als erste Kreisliga-Mannschaft die Marke von 150 Gegentoren. 2013/2014 pulverisiert die SG Marienau/Coppenbrügge den Rekord übrigens spielend und sammelt unfassbare 225 (!) Gegentore.

Während Thal bereits als Absteiger feststeht, tobt wenige Plätze über dem SC eine erbitterte Schlacht gegen den Abstieg. Eimbeckhausen reißt Marienau mit einem 2:0-Erfolg – Björn Beyer (44.) und Mario Prochnau (66.) treffen – noch tiefer in den Sumpf, verschafft sich dabei gleichzeitig einen Punkt Vorsprung auf den fünften Abstiegsplatz. Hagen (4:1 gegen Emmerthal) und Hilligsfeld (3:1 gegen Bad Pyrmont) gelingen darüber hinaus überraschende Siege. Das Ergebnis: Marienau, Hagen und der TBH haben je 39 Punkte. Eines dieser drei Teams wird es erwischen und so oder so: keine der Mannschaften hat es verdient. Doch das juckt im „Haifischbecken“ Kreisliga nur diejenigen, die den bitteren Gang in die 1. Kreisklasse antreten müssen...

31. Spieltag


Preußen 07 – Eintracht Afferde 1:3 (0:2).

Tore: 0:1 Rolf Schünemann (9.), 0:2 Dirk Brockmann (10.), 0:3 Schünemann (72.), 1:3 Thomas Stöck (86.).

HSC Tündern II – Hemeringen 4:1 (1:1).

Tore: 0:1 Hendrik Stiller (25.), 1:1 Ralf Schacht (38./Handelfmeter), 2:1 Schacht (58.), 3:1 Sandro Müller (75.), 4:1 Schacht (85.).

Eimbeckhausen – Marienau 2:0 (1:0).

Tore: 1:0 Björn Beyer (44.), 2:0 Mario Prochnau (66.).

Coppenbrügge – Großenwieden 2:1 (0:0).

Tore: 1:0 Michael Greve (56.), 2:0 Andreas Meissner (69.), 2:1 Jörg Mielke (85.).

Bisperode – Thal 5:0 (1:0).

Tore: 1:0 Rolf Brandt (43.), 2:0 Dennis Dröge (59.), 3:0 Dröge (68.), 4:0 Markus Schwarz (81.), 5:0 Dröge (89.).
Besonderes: Gelb-Rot für Thals Holger Zurmühlen (70.).

Hilligsfeld – Bad Pyrmont 3:1 (2:1).

Tore: 0:1 Torben Rihn (19.), 1:1 Markus Zylla (28.), 2:1 Dirk Püttger (40.), 3:1 Urim Ferati (78.).

Hagen – Emmerthal 4:1 (2:1).

Tore: 1:0 Cengiz Colak (7.), 2:0 Srecko Rajic (12.), 2:1 Sasa Rajcevic (38.), 3:1 Colak (65.), 4:1 Rajic (71./Strafstoß).

Klein Berkel – Lachem 1:0 (1:0).

Tore: 1:0 Oliver Dräger (7.).

Nachholspiele vom 22. Spieltag


Hemeringen – Marienau 1:3 (0:1).

Tore: 0:1 Frank Mende (13.), 1:1 Dieter Kraft (61.), 1:2 Mende (70.), 1:3 Carsten Granzow (81.).

Preußen 07 – Eimbeckhausen 1:1 (0:1).

Tore: 0:1 Mahmut Bayrak (45.), 1:1 Dimitri Manolis (80.).

Aerzen – Lachem 1:0 (1:0).

Tor: 1:0 Necmi Kaymak (2.).

Die Tabelle nach dem 31. Spieltag

1. Eintracht Afferde (A) | 101:29-Tore | 72 P.
2. Preußen 07 (A) | 82:29-T. | 67 P.
3. Lachem (N) | 76:43-T. | 51 P.
4. Emmerthal | 71:52-T. | 51 P.
5. HSC Tündern II (A) | 59:32-T. | 49 P.
6. Bad Pyrmont | 70:48-T. | 48 P.
7. Klein Berkel | 58:44-T. | 48 P.
8. Aerzen | 65:43-T. | 46 P.
9. Bisperode | 56:58-T. | 44 P.
10. Eimbeckhausen | 61:47-T. | 40 P.
11. Marienau | 67:59-T. | 39 P.
12. Hagen | 58:56-T. | 39 P.
13. Hilligsfeld | 58:56-T. | 39 P.
14. Coppenbrügge (N) | 38:76-T. | 21 P.
15. Hemeringen | 36:101-T. | 17 P.
16. Thal (N) | 28:150-T. | 13 P.
17. Großenwieden | 25:86-T. | 9 P.


Torschützenliste

1. Rolf Schünemann (Afferde/42)
2. Necmi Kaymak (Aerzen/26)
3. Roland Giehr (Preußen/24)
4. Günay Camci (Preußen/23)
5. Marco Blana (Lachem/22)
6. Guido Kriegelstein (Marienau/19)
7. Markus Schwarz (Bisperode), Cengiz Colak (Hagen/beide 18)
9. André Maedchen (Eimbeckhausen/17)
10. Axel Hahn (Lachem), Sasa Rajcevic (Emmerthal/beide 16)
12. Sven Ringleff (Hemeringen), Thomas Pernath (Klein Berkel), Mario Prochnau (Eimbeckhausen), Ralf Schacht (Tündern II/alle 14)
16. Iwan Slizko, Torben Rihn (beide Pyrmont/beide 13)
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Team AWesA
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