02.01.2024 14:30
Interview
Vom Torjäger zum Schiedsrichter: Shivan liebt das „Gemeinschaftsgefühl“
„Hameln will aufsteigen und hat in meinen Augen auch das Potenzial, in einer höheren Kreisklasse zu spielen“
Wisam Shivan gehört zu den torgefährlichsten Kickern der 3. Kreisklasse. Foto: FC Preussen Hameln II/fussball.de.
Seit rund eineinhalb Jahren wirbelt und wirbelt er die heimische 3. Kreisklasse (Staffel 1) durcheinander. Erst bei Hilligsfeld II, dann bei Afferde III und jetzt bei Preussen Hameln II: Egal wo Wisam Shivan auf Torejagd geht, gehört der Offensivgeist zu den absoluten Leistungsträgern. Doch nicht nur das: Seit einiger Zeit hat der torgefährliche Sommerneuzugang der Preussen auch eine andere Sicht auf das Fußballgeschehen dazugewonnen. Als Unparteiischer setzt Shivan auf Ruhe und Fairness auf den heimischen Fußballplätzen. Was ihn zu seinen sportlichen Wechseln bewogen hat und wie der Stein der Schiedsrichterei bei ihm ins Rollen kam, erklärt er ihm Winterinterview.
Wisam, vergangene Saison hast Du die Schuhe zunächst für den TB Hilligsfeld II und ab dem Winter für Afferdes Dritte geschnürt. Seit dem Sommer gehst Du für Preussen Hameln II auf Torejagd. Was hat Dich zu diesen Wechseln veranlasst?
„Zum Zeitpunkt meines Wechsels von Hilligsfeld nach Afferde hat mein Bruder auch angefangen, Fußball zu spielen. Da wir unbedingt mal zusammen in einem Verein spielen wollten und ich mich zu dieser Zeit in Hilligsfeld auch nicht zu 100 Prozent wohlgefühlt habe, hat der Wechsel perfekt gepasst. Ich habe mich schon beim ersten Probetraining in Afferde sehr wohlgefühlt und letztlich eine auch gute Saison mit der Eintracht gespielt. Bei einem Gespräch mit den Trainern der Zweiten und Dritten nach Saisonende ist aber klargeworden, dass wir unterschiedliche Interessen und Perspektiven verfolgen. Gemeinsam mit zwei weiteren Kollegen hatte ich das Gefühl, dass Preussen die perfekte Lösung für uns ist. Hameln will aufsteigen und hat in meinen Augen auch das Potenzial, in einer höheren Kreisklasse zu spielen. Trotzdem bin ich mit keinem der beiden anderen Teams im Streit auseinander gegangen.“
Sowohl bei Hilligsfeld auch bei Afferde warst Du in der vergangenen Spielzeit der beste Torjäger in der 3. Kreisklasse. Auch für die Preussen hast Du in dieser Saison bereits sieben Treffer erzielt. Wie stehen die Chancen, Dich in näherer Zukunft auch mal in einer höheren Spielklasse zu sehen?
„Erst einmal muss ich klarstellen, dass ich natürlich auch durch meine Mannschaftskollegen Torjäger geworden bin – sowohl in Hilligsfeld als auch in Afferde. Für mich persönlich ist diese Auszeichnung aber auch nicht von größter Wichtigkeit, wir gewinnen Spiele als Team und verlieren Spiele als Team. Das Gemeinschaftsgefühl ist mir besonders wichtig. Trotzdem stehen die Chancen ganz gut, in Zukunft auch mal in einer höheren Spielklasse zu spielen – das ist auch mit den Trainern so abgesprochen. Mal schauen, was die Zukunft bringt. Ich werde jedenfalls weiterhin Gas geben.“
Mit Preussens Zweiter stellt Ihr in dieser Saison die beste Offensive in Staffel eins (40 Tore). Trotzdem beträgt der Rückstand auf Spitzenreiter Nienstedt bereits neun Punkte. Wie erklärst Du dir das?
„Die 40 Tore zeigen, dass wir bei Preussen eine sehr gute Offensive haben, die es eigentlich auch verdient hätte, in einer höheren Liga zu spielen. Den Unterschied macht aber, dass wir in der Defensive kleine Lücken zulassen, die uns das gesamte Spiel kosten. Daran arbeiten wir aber in jeder Trainingseinheit mit verschiedenen Strategien und Taktiken. Deshalb bleibe ich optimistisch.“
Nach dem Rücktritt von Gunnar Kersten werdet Ihr seit Oktober von Marcel Pöhler, Sönke Wyrwoll und Jan-Philipp Schneider gecoacht. Was zeichnet Euer neues Trainer-Team Deiner Meinung nach aus?
„Ein besseres Trainerteam hätten wir wahrscheinlich kaum bekommen können. Es hat so vieles mitgebracht, was uns zuvor gefehlt hat. Vor allem das Mannschaftsgefühl wurde seitdem immer größer und größer – nur dadurch kann eine Mannschaft gewinnen und sich weiterentwickeln. Wir verstehen und super und sind dadurch wie eine Familie geworden. Auch die Taktiken, Ziele und die Ernsthaftigkeit, die de Trainer mitgebracht haben, passen sich perfekt ein.“
Neben Deiner Rolle als Spieler nimmst Du das Geschehen auch häufiger aus einer anderen Perspektive wahr, denn seit geraumer Zeit bist Du auch als Schiedsrichter im Kreis tätig. Warum hast Du Dich für diesen Schritt entschieden – und was sind Deine Ambitionen als Referee?
„Ehrlicherweise hatte ich die Idee, als Schiedsrichter tätig zu sein, schon länger im Kopf – auch weil ich von einigen Schiedsrichterkollegen schon vor längerer Zeit gefragt wurde, ob ich nicht auch Lust hätte. Bis zu diesem Zeitpunkt hat mir aber schlichtweg die Zeit gefehlt. Nachdem ich dann angefangen habe, hat sich gezeigt, dass ich als Schiedsrichter nur Vorteile habe. Ich mag es, zu diskutieren und Konflikte zu lösen, möchte aber auch, dass das Spiel fair bleibt und die Spieler Respekt voreinander haben.“
Inwieweit helfen Dir Deine Erfahrungen als Spieler, das Geschehen auf dem Spielfeld als Unparteiischer richtig zu leiten?
„Meine Erfahrungen als Spieler helfen mir sehr dabei. Das hat sich schon bei den Schiedsrichterprüfungen gezeigt. Durch mein Wissen und meine Erfahrungen ging es mit dem Schiedsrichter-Dasein schnell voran.“
Abschließend: Was war Dein bisheriges Saisonhighlight?
„Ich habe in den vergangenen Monaten viele schöne Erlebnisse gehabt, aber wenn ich mich entscheiden müsste, wäre es der 24. September. Damals haben wir mit Preussen gegen Osterwald II gespielt. Ich konnte allerdings erst zur Halbzeitpause beim Stand von 1:1 dazustoßen, weil ich vorher noch ein Spiel zu pfeifen hatte. Nach meiner Einwechslung habe ich mit meinen beiden Treffern sicherlich auch dazu beigetragen, dass wir am Ende doch noch 7:1 gewonnen haben. An diesem Tag gab es aber direkt noch ein zweites Highlight hinterher: Direkt im Anschluss an die Partie durfte ich mein Debüt für die Erste von Preussen gegen Hajen/Latferde in der Kreisliga geben.“
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