31.08.2023 09:53
Interview
„Mit dem Wechsel in die Regionalliga sind alle Stimmen verstummt“
Geschle wechselte zum JFV Calenberger Land - seine Spielerberateragentur hat mit ihm ein Interview durchgeführt
Jaden Geschle im Trikot des JFV Hameln. Mittlerweile kickt Geschle für JFV Calenberger Land.
Achtung: Das Interview wurde durchgeführt von der Spieleragentur Dynamic Talents. Alle folgenden Inhalte stammen von Dynamic Talents und nicht von AWesA.
Jaden Jerome Geschle aus Hameln hat mit seinem Transfer zum Calenberger Land zur startenden Saison den Sprung von der Landesliga in die Regionalliga geschafft. Mit gerade einmal 17 Jahren spielt der Nachwuchsspieler, der ab August auch parallel sein zweites Ausbildungsjahr in der Logistik bestreitet, damit außergewöhnlich hoch. Seine Spielerberatungsagentur Dynamic Talents hat Jaden zusammen mit seinem Vater Chris zum Interview getroffen.
Jaden, erzähl doch mal ein bisschen, was dich am Fußball begeistert und wie dein sportlicher Weg bisher verlaufen ist.
Jaden Geschle: „Mit dem Fußball angefangen hat bei mir alles durch Papa. Jahrelang bin ich mit ihm auf den Fußballplatz gegangen, als er selbst noch aktiv gespielt hat. Ich habe dann zuerst in seinem Verein gespielt. Man hat früh Potenzial in mir gesehen und das wurde dann auch früh gefördert – sowohl im Verein als auch privat mit Papa. Ich bin dann für ein Jahr in die Bezirksliga gewechselt, bevor ich ein weiteres Jahr beim JfV Hameln in der Landesliga gespielt habe. Von dort ging es zum TSV Havelse, wo ich nun auch bis Ende der Saison gespielt hatte. Dort musste ich zum ersten Mal sehr hart arbeiten, denn es war so, dass nicht mehr Talent gezählt hat, sondern harte Arbeit und ich musste auch privat mehr tun. Dadurch, dass ich in der Zeit auch eine Ausbildung angefangen habe, musste ich erst einmal sehen, wie ich das hinbekam. Aber es hat gut geklappt und ich habe mein Potenzial erweitern können. So habe ich mir schließlich durch ein Scouting auch ein Angebot aus der Regionalliga vom Calenberger Land erarbeitet. So bin ich in die Regionalliga gekommen.“
Wann hast du das erste Mal Fußball gespielt?
„Mit vier Jahren habe ich den Ball das erste Mal selber in die Hand genommen und gesagt: 'So, jetzt geht’s ab aufs Tor!'“
Was begeistert dich am Fußballspielen?
„Das Teambuilding. Einfach, als Mannschaft etwas zu erreichen und Spaß mit den Jungs zu haben. Auch mal gegen höherklassige Mannschaften zu spielen oder einfach anderen eine Freude mit deinem Fußball zu machen. Viele kommen ja, um sich Jugendfußball anzugucken, weil sie schönen Fußball sehen wollen. Und es macht Spaß zu sehen, wie sich andere Leute über deinen Fußball freuen.“
Du hast gesagt, dass Fußball nicht nur Spaß, sondern auch harte Arbeit ist. Wie gehst du damit um, wenn es mal zu Rückschlägen oder Enttäuschungen kommt? Wie behältst du trotzdem deine Motivation und die Freude am Fußball?
„Ich halte mir einfach immer vor Augen, was ich bis jetzt schon erreicht habe und was daraus noch werden kann. Ich weiß einfach, dass es nichts bringt, den Kopf hängen zu lassen. Dadurch verlierst du das, was du dir schon aufgebaut hast und das ist mir persönlich einfach zu schade. Dafür habe ich schon zu viel gegeben.“
Wie entscheidend waren Positionswechsel in deiner Fußballlaufbahn, um deine Ziele zu erreichen?
„Der letzte Positionswechsel hat mich auf jeden Fall nach vorne gebracht. Bis vor zwei Jahren habe ich noch auf der Sechs gespielt. Dann habe ich mich entschieden, in die Innenverteidigung zu gehen. Dadurch bin ich für Havelse auffällig geworden und habe mir auch auf dieser Position das Regionalligaangebot erarbeitet. Ich persönlich vermute, hätte ich den Positionswechsel nicht gemacht, wäre ich noch nicht so weit.“
Siehst du dich auch langfristig auf dieser Position?
„Ja, das ist auf jeden Fall die Position, die mir am meisten Spaß macht und auf der ich mich am wohlsten fühle.“
Was sagt denn so dein Umfeld zu diesem Wechsel?
„Die meisten waren erstmal begeistert davon, dass ich es geschafft habe. Viele hätten es gar nicht erwartet. Sie sind sehr froh darüber, da es in meinem Alter ja schon eine sehr hohe Liga ist, gerade auch in einer älteren Jugend. Viele haben auch gesagt, dass es sehr stressig wird und ich es gut kompensieren muss mit meiner Ausbildung. Aber ich habe allen gesagt, dass ich das schon hinbekomme. Und ich habe auch viel Unterstützung in meiner Familie, die mich z.B. zu den Trainings fährt, sodass ich Zeit spare, was es mir wiederum auch mit der Ausbildung leichter macht.“
Nun bist du in der Regionalliga angekommen. Was sind denn darüber hinaus deine Ziele?
„Das erste Ziel ist natürlich, Profi zu werden. Das ist, glaube ich, das Ziel von jedem Jugendfußballer. Aber jetzt das Ziel in der Regionalliga ist, mich weiterzuentwickeln und mich so gut wie möglich auf den nächsten Step vorzubereiten. Auch Neues dazuzulernen, was ich in meinen anderen Vereinen bisher vielleicht noch nicht hatte und mit den Impulsen meines Trainers zu arbeiten. Unser Mannschaftsziel in der Liga ist, unter den ersten Fünf zu sein. Ein Traum wär natürlich der Aufstieg in die Bundesliga. Das wäre das Highlight von allem.“
Was für Tipps hast du denn für andere Jugendspieler, die auch gern höherklassig spielen möchten?
„Früh genug anfangen. Mental bei der Sache zu sein. Das bedeutet auch, auf Vieles zu verzichten, wie beispielsweise Zeit für Freunde oder Zeit für eine Freundin zu haben, wie es ja in meinem Alter eigentlich typisch ist. Auch verzichtet man viel auf das Familienleben mit fünf Trainings pro Woche. Man ist selten zuhause, gerade, wenn man auch außerhalb der eigenen Region spielt.Man muss sich mental darauf einstellen, auf viel Privates zu verzichten und auch darauf, immer härter zu arbeiten als alle anderen, um in solchen Klassen ein Ausnahmespieler zu sein. Wichtig ist, immer alles zu geben, bei Rückschlägen den Kopf nicht hängenzulassen und einfach weiterzuarbeiten. So kommst du stärker zurück. Nicht aufgeben und immer an das denken, was man sich schon aufgebaut hat.“
Fällt dir dieser Verzicht manchmal schwer?
„Natürlich denkt man auch manchmal darüber nach, gerne mal einen freien Tag zu haben oder mit Freunden hier und dort hinzugehen. Aber wenn man dann darüber nachdenkt, was man sich bisher schon aufgebaut hat, dann verzichtet man schon auch gerne darauf.“
Was hat dich bisher gestärkt, so fokussiert zu sein?
„Mental bestärkt mich ganz besonders mein Vater. Er hat auch immer eine große Rolle gespielt, mich zum Training zu ermutigen, bis ich auch selbst verstanden habe, dass ich es einfach muss. Und dass man dann keine Wahl mehr hat, auch wenn man mal keine Lust hat. Du musst dann eben. Und gerade in der ersten Zeit ist es ganz wichtig, jemanden zu haben, der einen da so ein bisschen an die Hand nimmt und sagt: 'So, los geht’s!'“
Wie wurdest du in deinem neuen Team aufgenommen?
„Ich wurde gut in dem neuen Team aufgenommen. Ich habe jetzt schon ein paar Freundschaften gefunden und ich habe auch viele Jungs in dem Team, die ich auch aus der vorherigen Saison privat vorher schon kannte und mit denen ich mich schon gut verstanden hatte. Die Jungs an sich sind ganz gut. Das Trainerteam ist sehr cool. Sie sind auch bereit für viel Spaß. Bis jetzt läuft alles super.“
Wie fühlst du dich in deinem Werdegang von deiner Agentur betreut und begleitet?
„Ich fühle mich sehr gut betreut, da ich ohne die Agentur gar nicht bei Calenberg reingekommen wäre. Ohne die Agentur wäre Calenberg nicht auf mich aufmerksam geworden und wäre wahrscheinlich gar nicht dazu gekommen, mich zu scouten. Das war auf jeden Fall ein großer Punkt, dass mir die Gelegenheit gegeben wurde, mich dort zeigen zu können.“
Beobachtest du selbst auch viel das allgemeine Fußballgeschehen?
„Ich bin schon immer auf dem Laufenden, gerade auch, was den Jugendprofibereich angeht. Man kann auch viel lernen, wenn man sich die jungen Profis anschaut und es gibt auch viele Videos, in denen sie auch speziell für meine Position Tipps teilen. Fußball ist ja nicht nur das Spielen an sich, sondern auch ganz viel Taktik, die man lernen und sich einprägen muss. Da sind ständiges Lernen und Weiterbilden wichtig.“
Hast du selbst ein Vorbild für deine Position?
„Ja, Maldini. Ist schon ein paar Jahre her, dass der gespielt hat, aber er ist mein Spielervorbild.“
Christian Geschle.
Chris, du warst selbst Profi und hast in der Dritten Liga in England gespielt. Was macht das mit dir, zu sehen, wie dein Sohn sukzessive Schritte in Richtung Profi geht?
Christian Geschle: „Es ist ganz einfach. Es ist das beste Gefühl, das es gibt. Zu sehen, wie mein Sohn in meine Fußstapfen tritt. Zwar auf einer anderen Position, aber fast genauso weit ist wie ich es damals war. Das ist schon toll anzusehen.“
Welche Position hast du gespielt?
„Im Zentralen Mittelfeld, hinter den Spitzen meistens.“
Wie würdest du Jadens Entwicklung in den letzten zwölf Monaten beschreiben?
„Ja, Wahnsinn. Also, von einem Landesligaspieler beim JvF Hameln zum Niedersachsenspieler bei TSV Havelse zur Regionalliga – das ist schon wunderbar.“
Als jemand, der regelmäßig die Trainings und Spiele sieht, was denkst du, in welchen Bereichen hat er sich verbessert?
„Fitness auf jeden Fall. Fitness, aber auch taktisch hat er Einiges dazugewonnen. Spielverständnis und Spielaufbau sind meiner Meinung nach seine große Stärke. Also, da hat er schon ordentlich zugelegt, gerade auch im Vergleich zur Landesliga, wo es noch so ein bisschen 'kick and rush' war.“
Er ist ja nun als Innenverteidiger auch für den Spielaufbau zuständig. Was hast du beobachtet, speziell was die Kommunikation und das Rausschieben angeht?
„Da hat er sich auch ordentlich verbessert. Er übernimmt auch eine große Rolle, was das Sprechen und das Schieben seiner Vorderleute angeht, holt sich die Sechser meistens zurück, wenn es mal eng wird. Da hat er schon echt viel, viel dazugelernt.“
Nun ist es ja so, dass auf einem höheren Niveau nicht mehr so die Masse entscheidend ist, sondern eher die Größe. In der Regel sind die Innenverteidiger schon immer über 1,90m. Da hat ja Jaden Defizite, die er nicht verändern kann. Was sagst du, wie ist seine Sprungkraft und wie ist seine Kopfballstärke im Verhältnis zu anderen Innenverteidigern, die du auch in der Niedersachsenliga gesehen hast?
„Wenn man bedenkt, dass ein Innenverteidigerkollege über 2m groß ist und Jaden mit seinen derzeit 1,87m jedes Kopfballduell im Training gewonnen hat – das hat schon einiges mit Sprungkraft zu tun. Da hat er überhaupt keine Probleme, mit Größeren mitzuhalten.“
Was ist deine Prognose für die kommende Saison? Wie ist deine Einschätzung, wird er auch auf 1000 Spielminuten kommen?
„Meine Einschätzung ist, dass es ganz allein an ihm selber liegt. Das liegt ganz allein daran, wie er arbeitet, wie er sich zeigt. Was ich bis jetzt im Training gesehen habe, ist ordentlich, ist gut. Es ist nicht einfach. Er ist ein 2006er, die anderen sind alle schon eine Saison dabei gewesen. Einfach ist es nicht, aber durch harte Arbeit und durch Leistung, die er bringt, ist das auf jeden Fall möglich – und natürlich wünschenswert.“
Darf man fragen, wie du das Trainerteam im Vergleich zu Havelse wahrgenommen hast?
„Das sind zwei verschiedene Welten. Das Trainerteam in Calenberg ist viel kommunikativer, redet viel mehr mit den Spielern, bindet die Eltern mehr mit ein; Eltern dürfen Fragen stellen. Das Training an sich ist ganz, ganz anders aufgebaut: viel Taktik, viel Spielwitz auch im Training. Die Jungs dürfen auch mal scherzen; die haben Musik dabei beim Training. Das ist also ganz anders und lockerer – trotzdem aber ernst bei der Sache.“
Wie war es in eurem gemeinsamen Umfeld, wenn man als Teenager kommuniziert, dass man Profi werden möchte, während mal selbst noch in einer niedrigen Klasse spielt – wie habt ihr die Resonanz erlebt und was denkt ihr heute über die Stimmen, die ihr damals gehört habt?
„Naja, viele haben es belächelt und ihm nicht einmal zugetraut, dass er es irgendwie in die Niedersachsenliga schaffen würde. Die haben schon damals gesagt, dass er nur ein Ergänzungsspieler sein würde, um den Kader aufzufüllen. Also denen hat er es schon gezeigt, dass er es in Havelse schon geschafft hat. Mit dem Wechsel in die Regionalliga sind alle Stimmen verstummt. Und plötzlich sagen sie dann: 'Das haben wir schon immer gewusst, dass er das mal schafft.'“
Was wünschst du dir für die Zukunft für deinen Sohn?
„So weit in die Zukunft möchte ich da gar nicht gucken. Ich gucke da lieber step by step und möchte im Moment erstmal, dass er sich in Calenberg festsetzt, erstmal alles an Erfahrung mitnimmt, was er aus der Regionalliga mitnehmen kann. Das Spiel ist schon ein bisschen anders als in der Niedersachsenliga und da muss er sich erstmal reinspielen. Immer, wie gesagt, step by step. Und den nächsten step – da schauen wir mal, was das dann wird.“
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