13.05.2021 08:40

Interview - Leidenschaft Heimatsport


„Freude, Hoffnung, Spannung oder für uns Hamburger: Schmerz, Verzweiflung & Trauer"

Wir sprechen mit unseren Sportler*innen über ihre Leidenschaft / Heute: Julian Volquardsen vom TSC Fischbeck
Julian Volquardsen TSC Fischbeck Fussball Kreisklasse Kopfbild
Julian Volquardsen muss sich aufgrund seiner Freistöße regelmäßig im Supermarkt vor aufgebrachten Fans rechtfertigen.
Im AWesA Jahresrückblick 2020 haben wir bereits mit zahlreichen Sportler*innen der Region über ihre Leidenschaft gesprochen: den Sport. „Doch waren das längst nicht alle“, erzählt Timo Schnorfeil, Chef vom Dienst bei AWesA. „Uns ist es wichtig, dass wir möglichst viele Menschen zu Wort kommen lassen. Warum lieben sie ihren Sport? Warum lieben sie ihren Verein? Und warum investieren sie im Normalfall sogar noch Geld, um ihren Sport überhaupt ausüben zu können?“ Deshalb gibt es unsere Kurzinterview-Serie: Leidenschaft Heimatsport.

Name: Julian Volquardsen
Alter: 26
Postion: Linksaußen
Spitzname: Jule
Sportliches Vorbild: Mladen Petric

Was macht die Faszination Fußball aus?
„Fußball ist ein 'Wir'-Sport, der so viel Emotionen in den Menschen hervorbringt – Freude, Zweifel, Hoffnung, Spannung oder für uns Hamburger: Schmerz, Verzweiflung und Trauer (lacht). Auf dem Feld brennen und leben die Spieler für den Sport und auch der Zuschauer, der nicht Teil des Spiels ist, brennt und lebt für den Verein. Es entsteht ein Wir-Gefühl zwischen Spielern und Fans. Manche tätowieren sich ihren Verein, obwohl sie nicht eine Minute für ihn gespielt haben, bloß aus Stolz und Sympathie. Diese Faszination merke ich besonders beim Fußball – zumindest habe ich noch nie etwas von Schach- oder Darts-Ultras gehört, die mit dem gestochenen Tattoo ihres Vereins und Bengalos zum Auswärtsspiel ihrer Mannschaft losfahren (lacht).“

Warum ausgerechnet der TSC Fischbeck?
„Weil mich der Hamburger SV nicht wollte (lacht). Vor allem, weil ich hier mit den Leuten spielen kann, mit denen ich aufgewachsen bin. Mit vielen hat man schon auf dem Pausenhof und in der Jugend zusammen gespielt und viele dieser Jungs sind bis heute im Verein geblieben und werden es hoffentlich auch in Zukunft. Dazu kommen die Fans, die dich jede Woche 90 Minuten unterstützen und bedingungslos hinter dem Verein stehen, dich aber genauso gut im heimischen Supermarkt für eine schlechte Leistung oder einen miserablen Freistoß bis zum nächsten Spieltag aufziehen (lacht).“

Wie sieht ein klassischer Spieltag aus?
„Ich stehe früh genug auf, um vor dem Spiel mit genügend Verdauungszeit zu essen. Anschließend wird dem Trainer per WhatsApp auf dem Weg meist noch einen Notlüge aufgetischt, weshalb man diesmal wieder ausnahmsweise zu spät zum Treffen erscheint. Ab hier freue ich mich auf die wiederkehrenden Rituale, die ich bei vielen Mitspielern beobachten kann, die mir jede Woche den Spaß und das Leben des Amateurfußballs zeigen. Der eine spricht über Backrezepte, die er auswendig gelernt hat, um dem gegnerischen Stürmer zu irritieren. Ein anderer muss jedes Mal urplötzlich beim Warmlaufen mit Magenproblemen auf die Toilette. Nach dem Spiel geht es zu den heimischen Fans, um sich entweder die verdiente Kritik abzuholen oder auch das ersehnte Lob nach einem Sieg.“

Weshalb gewinnt der Amateursport gegen den Profisport?
„Gerade in der aktuellen Zeit merkt man im Amateursport den Zusammenhalt und die Kreativität der einzelnen Mannschaften. Während die Profis das Privileg haben, uneingeschränkt ihrer Leidenschaft nachzugehen, steckt man im Amateurbereich nicht den Kopf in den Sand und versucht durch gemeinsame Online-Workouts oder Gewinnspiele den Verein in Bewegung zu halten und Angebote für alle zu schaffen. Der Zusammenhalt und das Engagement der ehrenamtlichen Mitarbeiter verdient Hochachtung und zeigt mir, dass der Amateurfußball dem Profifußball in Sachen 'Verein leben und lieben' weit voraus ist.“
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Team AWesA
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