Autor: Oliver Steffan. Erschienen in der Chronik: „40 Jahre Kreisliga Hameln-Pyrmont“. Das Buch wurde im Jahr 2019 veröffentlich. Die „jüngere“ Geschichte wird ggf. ergänzt.
Der „Fremdling“ aus Rohden und Segelhorst – vor der Geburt der neuen Kreisliga spielt der TuS noch im „fremden“ Land Schaumburg und bringt ein Geschenk mit nach Hameln-Pyrmont: den Schaumburger Kreispokal. „Wir haben im Juni 1979 in Obernkirchen im Finale den ETSV Haste geschlagen und den Pokal geholt. Dann kam der Wechsel nach Hameln-Pyrmont und wir haben den Wanderpokal mitgenommen. Dadurch konnte der Pokal nie mehr verteidigt werden – darüber waren nicht alle begeistert. Die Schaumburger haben sich sehr geärgert“, lacht Stephan Sassenberg, der dem Verein bereits seit vielen Jahrzehnten eine treue Seele ist.
Durch den Wechsel in den Landkreis Hameln-Pyrmont sind die Rohdener von Beginn an in der Kreisliga dabei – und werden diese vorerst nicht verlassen. Während das Team von Trainer Günther Schmidt in der Kreisliga eher mäßig unterwegs ist und im Premierenjahr 1979/80 nur Zwölfter wird, präsentieren Torjäger Horst Stummeier und seine Mitstreiter dem Kreis Hameln-Pyrmont ihre Stärke im Pokal und holen den Pott durch einen 3:2-Sieg im Finale gegen den TB Hilligsfeld. Libero Egbert Piotrasch, Vorstopper Klaus Stummeier, Torwart Rainer Schmidt, die Brüder Willi und Günther Goedecke, Klaus Füllbier, Jürgen Haberer, Jürgen Weisser, Walter Angermann, Bernd Sassenberg, Rolf „Opi“ Brunk oder Rudi Wevers – der „Joshua Kimmich der 80-er“, wie Stephan Sassenberg ihn nennt – verbessern sich in der Saison 1980/81 leicht und werden Zehnter. Das Jahr 1981/82 hält anschließend einiges für die Schwarz-Roten bereit: In der Liga erreicht der TuS einen starken sechsten Rang und im Pokal gelingt der dritte Coup: In einem nervenaufreibenden Endspiel trennen sich Rohden und der VfB Hemeringen in der regulären Spielzeit 2:2. Horst Stummeier und Spielertrainer Karl-Heinz Schelenz treffen für die Ex-Schaumburger. In der Verlängerung schießt Stummeier Rohden in Front, Hemeringens Kapitän Siegfried Brixius gleicht zum 3:3 aus und dann schießt Schelenz seine Elf mit dem 4:3 in Ekstase – und krönt die bisher beste Saison mit dem Kreispokal-Triumph. „Diese Jahre waren eine richtig erfolgreiche Zeit. Die Mannschaft war fußballerisch wie kämpferisch sehr stark. Denkwürdig ist auch das Spiel gegen den HSC Hameln, als wir nach 0:4-Rückstand noch 5:4 gewonnen haben“, erinnert sich Sassenberg.
Nach einem ebenfalls guten siebten Platz und 19 Treffern von Rudolf Wewers in der Saison 1982/83, folgen jedoch Jahre des bitteren Abstiegskampfes. 1983/84 krallt sich Rohden mit letzter Kraft den rettenden 14. Platz, mit nur einem Punkt Vorsprung zum MTV Bakede. Die Jubeljahre im Pokal sind ebenfalls verflogen: Im Finale verliert Rohden mit 0:3 gegen den MTV Lauenstein. In der kommenden Saison 1984/85 gibt es jedoch keine Rettung mehr für Rohden. Stephan Sassenberg kennt den Grund: „Der Zusammenhalt hat die Mannschaft ausgezeichnet. Es sind wenig externe Spieler dazugekommen. Das war am Ende auch das Problem. Die Spieler wurden älter und zu wenig ist nachgerückt“. Der TuS steigt als Tabellenletzter ab. Eine sechsjährige Ära findet ihr Ende – und eine neue wird lange auf sich warten lassen: ganze 19 Jahre.
Erst nach der Jahrtausendwende, in der Saison 2003/04, ist in Rohden und Segelhorst wieder eine Elf herangewachsen, die stark genug ist, sich den windigen Höhen des Kreis-Oberhauses zu stellen. Unter Trainer Uwe Rekate wird Rohden Zweiter hinter – ausgerechnet – Derbygegner TSV Großenwieden. Das tut der Freude der neuen Fußballer- Generation allerdings keinen Abbruch. Klasse-Keeper Stefan Dreier macht die Schotten dicht, davor gibt es mit Jens Mauritz, Andrej Gljanz, Christian Kolb, Recep Buran, Raphael und Patrick Pasternak, Dimitrij und Vitali Apelt, Matthias Cichocki, Nico Klat, Raphael Kazior, Willi Dierßen, Ole Schelenz oder Tobias Meier spielerisch starke und unermüdliche Kämpfer, die sich für das Kreis-Oberhaus qualifizieren. Dass der Aufstieg in die Kreisliga sportlich absolut gerechtfertigt ist, beweist die Rekate-Elf ohne Umschweife: TuS Rohden erreicht 2004/05 als Neuling einen beachtlichen siebten Rang. Und plötzlich läuft es auch wieder im Pokal: Im Finale bezwingt Rohden die favorisierten Hagener Germanen mit 3:1. „Wir als Außenseiter haben den Favoriten völlig überraschend besiegt“, weiß Stephan Sassenberg noch ganz genau. Die darauffolgende Saison 2005/06 wird auf dem vierten Rang abgeschlossen, die beste Platzierung in 40 Jahren Kreisliga.
Torhüter Dreier gelingt im August 2008 ein extrem seltenes Kunststück: Er erzielt beim 4:4 gegen den WTW Wallensen ein 100-Meter-Tor. Sein Abschlag senkt sich tief in der Hälfte der Ostkreisler, küsst noch einmal den Boden und fliegt dann im hohen Bogen zum 1:0-Pausenstand in die Maschen. Auch dank 19 Treffern vom talentierten Marco Elias hält Rohden 2009/10 als Drittletzter mit 27 Zählern die Klasse. Die Zeit von Rekate als Übungsleiter ist trotzdem kurz vor der Rückrunde zu Ende: Am 03. März 2009 trennen sich beide Parteien. Stephan Schröer übernimmt die Mannschaft. Unter seiner Führung wird Rohden in der Saison 2010/11 Zwölfter – dann steht bereits die Trennung an. Schröer sehnt sich nach einer Fußballpause. Der Verein reagiert und zieht mit Markus Wienecke einen neuen Trainer an Land und belegt 2011/12 erneut den zwölften Platz. Wienecke orientiert sich nach nur einem Jahr nach FC Springe. An der Seitenlinie übernimmt Dirk Matthias zur Saison 2012/13 das Zepter und führt seine erfahrene Mannschaft erneut auf den zwölften Rang. Obwohl der Großteil des Rohdener Kaders bereits seit vielen Jahren zusammenspielt, will sich an der Seitenlinie keine Dauerlösung finden lassen. Nach einem Jahr ist Matthias wieder weg, Ex-Hemeringen-Coach Thilo Klotz wird sein Nachfolger – allerdings bleibt er nur ein halbes Jahr, um sich dann der höherklassig spielenden SSG Halvestorf anzuschließen. Zur Überbrückung coachen Torwart-Routinier Dreier und der zurückgekehrte Mischa Flaspöhler das Team und belegen 2013/14 den elften Rang. Im Sommer 2014, als Deutschland sich den vierten Stern auf der Brust verdient, wird Hendrik Funke als Trainer installiert – allerdings stellt sich diese Lösung nicht als dauerhaft heraus. Nach einer kräftezehrenden Saison steht fest: Rohden kann die Klasse nicht halten und steigt auf dem 14. Rang ab.

TuS Rohden-Segelhorst in der Saison 2014/15. Obere Reihe v.l.: Trainer Uwe Rekate, Christian Kolb, Sirag Al-Bardawil, Andrej Gljanz, Clemens Schwiezer-Koch, Sascha Schäfer, Christopher Lietzau, Björn Glaser, Betreuer Steffen Knoche. Untere Reihe v.l.: Ali Berjawi, Janis Höpfner, Daniel Pape, Stefan Dreier, Daniel Meier, Jonas Lietzau, Dimitri Apelt.
Eine elf-jährige Ära endet für den Dorfverein, der stets betont, froh gewesen zu sein, überhaupt so lange im „Konzert Kreisliga“ mitgespielt zu haben. Christian Kolb, der den Verein nicht nur als Spieler, sondern auch als Spartenleiter über viele Jahre begleitet, erzählt: „Unsere große Stärke war immer der Kampf. Vor allem zu Hause waren wir richtig stark. Was uns immer ausgezeichnet hat, war der Zusammenhalt. Viele Spieler, die 2004 in die Kreisliga aufgestiegen sind, sind heute noch in der ersten Herren am Ball. Sie alle haben einen tollen Charakter und machen diesen Verein aus“. 2015 kehrt Rekate zurück, um es wie 2004 zu machen – doch der Aufstieg gelingt nicht. Seitdem versucht der Verein, wieder in die „Bundesliga“ Hameln- Pyrmonts zurückzukehren. Die Vereinsvorsitzende Mona Sassenberg unterstreicht: „Wir geben nicht vor, wieder aufsteigen zu müssen. Unser aktueller Trainer Recep Buran will es aber unbedingt schaffen. Wichtig ist für uns, dass wir die Zeit überbrücken, bis neue Spieler aus der Jugend hochrücken. Da haben wir uns mit der JSG Rohden/Großenwieden/Fischbeck gut aufgestellt“.
Fotos

SG Großenwieden/Rohden/Segelhorst II - MTV Coppenbrügge (2024)

SG Rohden - SSG Marienau (2023)

SG Klein Berkel/Königsförde II - SG Rohden/Segelhorst/Großenwieden (2023)

TSC Fischbeck - TuS Rohden (2023)

MTSV Aerzen II – TuS Rohden-Segelhorst (2022)

SpVgg. Bad Pyrmont II - TuS Rohden (2021)

SV Azadi Hameln - TuS Rohden (2021)

SC RW Thal - TuS Rohden (2021)

VfB Eimbeckhausen - TuS Rohden (2020)

TuS Rohden - TSV Großenwieden (2019)

TuS Rohden - SG Königsförde/Klein Berkel (2019)

TuS Rohden - SSV Königsförde (2018)

SF Osterwald - TuS Rohden (2018)

SG Flegessen - TuS Rohden (2017)

SSG Marienau - TuS Rohden (2016)

SV Hajen - TuS Rohden (2016)

TSV Germania Reher - TuS Rohden (2015)

TuS Rohden - SG Marienau/Coppenbrügge/Diedersen (2015)

TSV Großenwieden - TuS Rohden (2015)

VfB Hemeringen - TuS Rohden (2015)

TuS Rohden - BW Salzhemmendorf (2015)

TuS Rohden - VfB Hemeringen (2014)

TSV Klein Berkel - TuS Rohden (2014)

BW Salzhemmendorf - TuS Rohden (2014)

TuS Rohden - MTSV Aerzen (2013)

FC Latferde 80 - TuS Rohden (2012)

TSV Bisperode - TuS Rohden (2012)

MTSV Aerzen - TuS Rohden (2012)

TuS Rohden - SV Eintracht Afferde (2011)

TuS Rohden - SG Hameln 74 (2011)

TSV Klein Berkel - TuS Rohden (2011)

TuS Rohden - SG Hameln 74 (2011)

TuS Rohden - SSG Marienau (2010)

TSG Emmerthal - TuS Rohden (2010)

SV Hastenbeck - TuS Rohden (2010)