12.07.2023 09:50

Leichtathletik - Triathlon


Der Traum geht in Erfüllung: Paulus ist auf Hawaii dabei

Neu-Hamelner Triathletin trotzt Thuner Hitze und geht in ihrer Altersklasse voran
Christina Paulus Triathlon Thun Siegerfoto
Christina Paulus qualifizierte sich in Thun für den Ironman auf Hawaii. Foto: privat.

Am vergangenen Sonntag löste Triathletin Christina Paulus in der Schweiz souverän das Ticket für den Ironman auf Hawaii. Nachdem die Neu-Hamelnerin, die für das Schweizer Triathlon-Team „Team Duxsports“ an den Start geht, bereits Anfang Juni die Mitteldistanz-Gesamtwertung über 1,9km Schwimmen, 90km Rad und 21,1km Laufen beim Hannoveraner Wasserstadt-Triathlon gewann, folgte nun der nächste Erfolg. Auch beim Ironman Thun (3,8km Schwimmen, 180km Radfahren, 42,2km Laufen) entschied sie in einem wahren Hitzerennen ihre Altersklasse für sich und überquerte die Ziellinie auf dem fünften Gesamt-Rang.

Eigentlich hätte die damals noch Münchnerin bereits letztes Jahr in Thun starten wollen, doch aus gesundheitlichen Gründen musste Paulus ihren Start sechs Wochen vor dem geplanten Rennen absagen. Bereits 2019 hatte sie in Wales und 2021 in Frankfurt versucht, sich für die Weltmeisterschaft auf Hawaii zu qualifizieren, doch beide Male fehlte ihr nur ein Platz zur erhofften Qualifikation. Diesmal entschied sie sich für den herausfordernden Kurs in den Schweizer Bergen mit Blick auf die drei weltbekannten Gipfel Eiger, Mönch und Jungfrau.

Der sonst so idyllische, türkisfarbene Thuner See, in dem sich normalerweise die majestätischen Alpen weiterspiegeln, zeigte sich am frühen Morgen des 9. Juli von einer eher ungemütlichen Seite. Starker Wind sorgte für ordentlich Wellen und bei manch einem Athleten bereits in der ersten Disziplin für Übelkeit. „Die erste halbe Stunde auf dem Rad war ich erst mal damit beschäftigt, meinen Magen zu beruhigen und meine Verpflegung bei mir zu behalten“, sagte die 37-jährige gebürtige Herzogenauracherin. Wie sich zudem im Nachhinein herausstellte, zeigte mit 4.200 Metern nicht nur ihre Uhr, sondern auch die vieler anderer Teilnehmer eine wesentlich längere Schwimmstrecke als üblich an.
Dafür entschädigte die anschließende 180km lange Radstrecke mit traumhaften Ausblicken. Auf zwei Runden führte sie die Athleten in Richtung Spiez, wo sie ins idyllische Gürbental abbogen. Von da ging es weiter in Richtung Flughafen Bern und durch den Naturpark Gantrisch, bevor es wieder zurück in die Wechselzone am Thuner See ging. „Auf der zweiten Runde machte mir die zunehmende Hitze mit weit über 30 Grad immer mehr zu schaffen. An jeder Verpflegungsstation griff ich mir eine Flasche Wasser zum Kühlen und eine weitere, die ich austrank, um meine selbst mitgeführte Verpflegung in Form von Kohlehydrat-Gels zu verdünnen“, schilderte Paulus.

Das Thema Verpflegung hatte kurz vor dem Wettkampf schon einmal für zusätzliche Aufregung gesorgt, da die bestellte Lieferung nicht mehr rechtzeitig einzutreffen schien und Christina Paulus sich mit ihrem Partner Dennis Melloh bereits ein paar Tage vor dem Wettkampf auf die lange Reise machte. In letzter Minute war sie aber doch noch eingetroffen, sodass die beiden sich mit ausreichend Zucker im Gepäck auf den Weg machen konnten. „Im schlimmsten Fall wäre ich auf die Verpflegung des Veranstalters angewiesen gewesen, womit mein Traum für mich schon vor dem Rennen geplatzt wäre, da ich diese bereits bei meinen letzten Ironman Rennen nicht vertragen und Magenprobleme bekommen hatte“, machte die Triathletin deutlich. Bei der anspruchsvollen Radstrecke mit über 2.200 Höhenmetern spiele die richtige Verpflegung eine extrem wichtige Rolle, um auch den anschließenden Marathon gut bewältigen zu können. „Nach fünf Stunden und 41 Minuten war ich zwar ziemlich erschöpft, aber freute mich darauf, endlich bei meiner Lieblingsdisziplin starten zu dürfen. Ich wusste von Zurufen an der Radstrecke bereits, dass meine Ausgangsposition recht gut war, und baute darauf, dass ich meine Stärke, das Laufen, hier ausspielen könnte“, so Paulus.

Auf der Laufstrecke galt es dreimal, eine 14km lange Runde zu absolvieren. Entlang des Seeufers ging es in die charmante Thuner Innenstadt und wieder zum Eventgelände zurück, wobei sich die majestätischen Alpen stets im Blickfeld befanden. „Zu Beginn jeder Laufrunde durften wir eine Runde durch das Stadion drehen, die Luft stand dort förmlich und es war kein Schatten in Sicht. Ich fühlte mich auf den ersten beiden Kilometern nicht sonderlich gut, aber mein Freund und seine ebenfalls extra aus Hameln angereiste Schwester machten mir Feuer unter dem Hintern, dass ich nur vier Minuten auf Platz zwei und fünf Minuten auf Platz eins aufzuholen brauchte. Bereits in der ersten Runde ließ ich meine Kontrahentinnen hinter mir und baute einen soliden Vorsprung von rund sechs Minuten auf. Von da an hieß es, nicht zu überpacen und sich an den Verpflegungsstationen ausreichend zu kühlen und zu versorgen“, fuhr die 37-Jährige fort. Ihr Vorsprung in der Altersklasse wuchs immer weiter an und das Augenmerk ging nun in Richtung der Gesamtwertung. Lediglich die Gesamt-Führende war zu der Zeit genauso schnell unterwegs. Bei Kilometer 26 betrug der Rückstand auf Gesamtrang fünf nur noch fünf Minuten. Doch Paulus machte es noch einmal spannend und rückte erst auf den letzten drei Kilometern auf den fünften Platz vor. Mit ihrer Laufzeit von 3:21:20 Stunden blieb sie zwar weit unter ihrer Bestzeit, sicherte sich aber dennoch die zweitschnellste Laufzeit unter den Frauen und die 44. Zeit aller Teilnehmer.

Nach 10:31:57 Stunden erreichte sie erschöpft aber überglücklich das Ziel und holte sich mit fast 34 Minuten Vorsprung in ihrer Altersklasse den lang ersehnten Slot für die Ironman World Championships auf Hawaii. Die Aussteigerquote betrug bei der Hitze satte 17 Prozent und machte damit deutlich, wie hart die Bedingungen am Renntag waren. „Ich sehe es als ideale Vorbereitung auf die harten Bedingungen, die mich in rund 14 Wochen auf Hawaii erwarten werden.“
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