21.09.2010 10:08

Bundesfinale „Jugend trainiert für Olympia“ – Das Berlin-Tagebuch


Favoriten aus Cottbus und Berlin setzen sich durch

Montag, 20.09.2010, zweiter Tag / Gruppenphase gegen stärkste Gegner und Bundestagsbesuch
Tag 2 Berlin 1
Anspannung vor dem ersten Spiel gegen Cottbus, den Vertreter Brandenburgs.

Kleiner Nachtrag zu gestern: 1. Die Akkreditierung am Hauptbahnhof – Überprüfung aller Daten, Ausgabe der Tickets etc.- der Veranstalter war eine logistische Meisterleistung. Alles klappte wie am Schnürchen, Hut ab.
2. Das Verhalten der jeweiligen Sportlergruppen beim Empfang in der Landesvertretung verdeutlichte: Die Sportler sind nicht gleich zu beurteilen. Schnell wurde klar: einige männliche Aktive sind hier, um in erster Linie zu zeigen, was für tolle Typen sie sind. Die Ruderer und Hockeyspieler fielen vor allem durch ihr Schnösel-Gehabe auf, redeten permanent, wenn sich andere Sportler vorstellten und lachten in einer Tour.

3. Beim abendlichen Absacker, dem Abschlussbier vor dem Zubettgehen, zeigte sich wieder einmal die Kommunikationsfähigkeit der Sportler. Ob Hessen, Westfalen, Bayern, ruckzuck ist man im Gespräch. Alte Bundesfinal-Hasen berichten von ihren Erfahrungen mit den Wunschträumen und Glücksgefühlen oder auch Enttäuschungen der jungen Sportler. Neulinge bekunden ihre Nervosität, die Schüler sind komplett euphorisiert, es knistert, aber ein verdammt positives und angenehmes Knistern! Interessant ist die Aussage des Hemminger Trainers, der Elf, die in der WK II den Landestitel geholt hat: „Die Eliteschulen des Fußballs, etwa drei Viertel der teilnehmenden Teams, Voraussetzung ist eine Kooperation mit einer Mannschaft, die mindestens in der dritten Liga spielt, stehen gewaltig unter Druck. Sollten die Ergebnisse und Platzierungen nicht so sein, dass die Chefs zufrieden sind, warten Konsequenzen. Spieler fallen aus dem Kader, Trainer und Betreuer werden ihrer Aufgaben enthoben – ein kleines Haifischbecken im Schulsport des gehobenen Niveaus.“

06.06 Uhr – der Wecker bimmelt, kurz geschüttelt, – vor dem Frühstück geht es erst einmal für eine knappe halbe Stunde zum Laufen; nicht für die Schüler ... Duschen, anziehen und um 07.30 Uhr treffen wir uns zum Frühstück. Auch hier wird deutlich: die besten Nachwuchssportler finden sich zum Finale in Berlin ein. Ganze Heerscharen mit dem Emblem des 1. FC Kaiserslautern und dem Sponsorenlogo der `Deutschen Vermögensberatung`, die WK II-Burschen der Rheinland-Pfalz-Auswahl spielen nahezu allesamt beim FCK. Bayer Leverkusen, die Münchner Löwen, der HSV, Dynamo Dresden – vermutlich sind alle Bundesliga-Vereine mit mindestens einem Spieler hier vertreten.

Und nicht zu vergessen: die Salzhemmendorfer Jungs.
Punkt 09.45 Uhr erfolgt der Anpfiff zu unserem ersten Match. Doch vor dem Anpfiff weist Betreuer Walter Hunold die Jungs noch einmal an, dass sie nicht allein sind. Die Tages-Losung, Gottes Wort für jeden Tag, hat für die Burschen folgendes Bibelwort, Psalm 18,30, parat: „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen. Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern die Kraft der Liebe und der Besonnenheit.“
Wenn das nicht auf unsere ´Ostkreis-Gallier´ zutrifft, auf wen denn dann ...?!
Die KGS-Kicker treten gegen das mit etlichen Landes- und Bundesauswahlspielern gespickte Team aus Cottbus, vom Sportgymnasium, Eliteschule des Fußballs, an. Direkt zum Anpfiff sind auch die Eltern und die Schüler der 9Rb eingetroffen. Vom Anpfiff weg wird schon klar, unseren Jungs geht die Düse. Der Ball wird, trotz Anstoßes, nach hinten bis zu Keeper Alex Rehberg zurückgespielt. Nach acht Minuten klingelt es dann das erste Mal. Kurz vor der Pause sorgt ein Dreier-Pack für eine beruhigende 4:0-Pausenführung des Bundesliga-Nachwuchses. In der zweiten Halbzeit hält Alex Rehberg, bis auf ein sehenswertes Tor des quirligen Sturmführers, seinen Kasten sauber. Kurz vor Spielende sorgt der Mittelstürmer des Sportgymnasiums für den Höhepunkt der Partie, als sein Fallrückzieher knapp über den linken Winkel streicht.

Schlussendlich siegt Cottbus völlig verdient mit 5:0.

Gegen den Mecklenburg-Vorpommern-Vetreter, das Sportgymnasium Neubrandenburg, ebenfalls Eliteschule des Fußballs, sind die Burschen noch im Tiefschlaf. Bereits nach 50 Sekunden liegt der Ball im Netz der KGS. Nach 13 Minuten erzielen die Neubrandenburger das 2:0. Mit dem Halbzeitpfiff wird ein Distanzschuss von Torjäger Hendrik Eickhoff vom Gästekeeper glänzend pariert. In Halbzeit zwei markieren die Meck-Pomms das 3:0, gute Ansätze der Kanstein-Riege enden am gegnerischen Sechzehner.

Tag 2 Berlin 3
Die Poelchau-Oberschule Berlin hatte klasse Kicker in ihren Reihen.


Die Stimmung der Jungs pendelt zwischen Respekt (mit großen Augen), Stolz ("Und wir sind auch dabei") und Selbstvertrauen ("Die müssen uns erst einmal schlagen").

Beim ersten Spiel um 09.00 Uhr müssen sich die Underdogs aus dem Hameln-Pyrmonter Ostkreis noch gedulden.
Tag 2 Berlin 2
Fußball-Veteranen unter sich: Otto Steffan (li.) mit dem Trainer der Berliner Auswahl.

Gegen die Poelchau-Oberschule Berlin, wie sollte es auch anders sein, im dritten Spiel die dritte Eliteschule des Fußballs, grüßt das Murmeltier. Auch hier steht es nach wenigen Sekunden 0:1. Ein Traumzuspiel von Junior, dem dunkelhäutigen Hertha-Goalgetter der U16  und Mittelstürmer der U15-Nationalmannschaft (!!!), verwertet der zweite Stürmer nervenstark. Nach einem weiteren Treffer gehen wir mit einem 0:2 in die Halbzeit. Ein präziser Pass von Nico Wiegmann in die Tiefe, ein toller Sprint von Hendrik Eickhoff und ein aufmerksamer Berlin-Keeper, der Sekundenbruchteile eher am Ball ist und Hendrik ordentlich einen aufschreibt; die Sturmhoffnung muss ausgewechselt werden. Kurze Zeit später fällt das 0:3, das auch das Endergebnis sein soll.

Eins vorweg: Die Jungs haben leidenschaftlich gekämpft, sich von Spiel zu Spiel gesteigert und immer besser ins Turnier hineingefunden. Gegen Teams, die nahezu täglich, z. T. sogar zweimal am Tag trainieren, können die Vollblut-Amateure dann auch nichts ausrichten. Zudem wird jeder Fehler gnadenlos bestraft und den Respekt haben die Burschen erst viel zu spät abgelegt.

Eine tolle Erfahrung gegen den ein oder anderen zukünftigen Bundesliga-Spieler angetreten zu sein. Ein Offizieller richtet die Mannschaft mit folgenden Worten auf: „Ihr dürft nicht vergessen, dass ihr die Landesmeisterschaft gewonnen habt, hier antretet und zu den sechzehn besten Teams eurer Altersklasse zählt; mein Kompliment!“
Tag 2 Berlin 4
Enttäuscht: KGS-Captain Malte Fitzner.
Betreuer, Zuschauer und Fans sind stolz auf das Team und das Ziel morgen lautet: Das erste Tor soll fallen. Ins Hotel und duschen, dann mit der Bahn in die Innenstadt.

Die nachmittägliche Spree-Tour ist ein Muss für Berlin-Besucher. Die wichtigsten Gebäude auf einem Boot zu erkunden, ist für alle Schülerinnen und Schüler und die Eltern ein ganz besonderes Erlebnis.

Direkt nach dem Gewinn der Landesmeisterschaft und der Qualifikation für Berlin kontakteten wir mit Gabriele Lösekrug-Möller, um zu erfragen, ob wir unsere heimische Bundestagabgeordnete im Bundestag besuchen dürften.

Über Katharina Manz, Mitarbeiterin im Büro LöMö und übrigens aus Brünnighausen stammend, ehemalige KGS-Schülerin, erhielten wir die prompte, überaus freundliche und glücklicherweise positive Antwort, dass es klappen würde.

Einige bürokratische Hürden mussten im Vorfeld überwunden werden: Eine Liste mit Namen, Vornamen und Geburtsdaten aller Teilnehmer musste zugeschickt werden und gültige Lichtbildausweise mitgeführt werden, Fotoapparate müssen wir nun abgeben, Handys müssen selbstverständlich ausgeschaltet werden, denn ab 19.00 Uhr beginnt der Vortrag auf der Besuchertribüne des Plenarsaals. Im Anschluss stand uns Frau Manz im Gespräch Rede und Antwort. Von der Dachterrasse des Bundestages haben wir danach einen beeindruckenden Blick über Berlin bei Nacht.

Um Punkt 22.00 Uhr erreichen wir das Hotel; wir haben das Abendessen auf Punkt 10 geordert, sind pünktlich wie die Maurer und kaputt wie die Hunde; heute wird der Schlaf sicherlich eher eintreten.

Ein ereignisreicher Tag geht zu Ende.


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