28.06.2011 13:22

Interview


Schwerdtfeger: „Für uns gibt es nur noch den Blick nach vorne!“

TSV Klein Berkel steht sportlich und wirtschaftlich vor Neuanfang / Interview mit dem Vereins-Chef und Spartenleiter Reinald Lity
Uwe Schwerdtfeger Reinhald Lity TSV Klein Berkel AWesA
TSV-Spartenleiter Reinhald Lity (li.) und Klein Berkels Vereins-Vorsitzender Uwe Schwerdtfeger.

Beim TSV Klein Berkel ist in den letzten Monaten viel passiert. Unter Trainer Siegfried Motzner gewannen die Hummetaler das Double im Kreis und feierten den Sprung in die Bezirksliga. Motzner ging nach Tündern, von Nachfolger Dietmar Harland trennte sich der Verein im Winter auf Druck der Mannschaft. Die Spieler der ersten Herren haben den TSV dennoch allesamt verlassen. Daran konnte auch Holger Biester nichts ändern, dessen Platz auf der Kommando-Brücke nun Bernd Wollborn einnehmen wird – als vierter Trainer innerhalb eines Jahres. Jetzt soll an der Humme endlich Ruhe einkehren. Klein Berkels Vereins-Chef Uwe Schwerdtfeger und Fußball-Spartenleiter Reinhald Lity geben den AWesA-Lesern im Interview einen ausführlichen Einblick hinter die Kulissen der Vergangenheit – und über das, was an den Hohen Linden entstehen soll.

Man sagt sich, der Vereins-Chef des TSV Klein Berkel ist in seinem Job derzeit nicht zu beneiden.
Uwe Schwerdtfeger: „Ich habe Anfang Herbst letzten Jahres relativ allein dagestanden. Dass es nicht einfach wird, wusste ich vorher. Aber so hart hätte ich mir das Ganze natürlich nicht vorgestellt.“

Der Umbau des Vorstands war die eine Baustelle, die erste Herren die andere. Nach dem Abstieg aus der Bezirksliga haben sich nahezu alle Spieler aus dem Staub gemacht. Warum?
Schwerdtfeger: „Ich will hier mit niemandem abrechnen. Es hat einfach nicht gepasst. Die Mannschaft hat nicht die Reaktion gezeigt, die man von einer intakten Mannschaft erwarten kann.“

War diese Abwanderungs-Welle nicht zu stoppen?
Schwerdtfeger: „Ich kannte anfangs nicht mal jeden Spieler persönlich. Und dann kamen Forderungen, die ich nicht beurteilen konnte. Der Knackpunkt war, dass einige Spieler ihre Versprechungen nicht eingelöst bekommen haben. Das wäre für den Verein finanziell auch gar nicht möglich gewesen.“

Dennoch lief es bis zum Winter recht rund. Was war der Wendepunkt?
Reinhald Lity: „Es war entscheidend, dass uns mit Dennis Schimanski ein ‚alter Klein Berkler’ Spieler in Richtung Halvestorf verlassen hat. Das war der erste Bruch, der entstanden ist – und hat eine Folge-Reaktion mit sich gezogen. Viele Spieler haben sich letztlich abgemeldet, weil sie beim TSV keine Perspektive mehr gesehen haben.“
Schwerdtfeger: „Dennis Schimanskis Wechsel hat mir sehr leid getan. Er ist mit dem damaligen Trainer nicht klargekommen.“

Dann habt Ihr Euch aber von Dietmar Harland getrennt.
Schwerdtfeger: „Ich habe voll und ganz hinter dem Trainer gestanden. Aber drei Wochen nachdem Schimanski weg war, ist die Mannschaft zu mir gekommen und hat sich einstimmig gegen den Trainer ausgesprochen. Mit Holger Biester hatten wir dann einen Glücksfall. Da hätte ich von der Mannschaft eine Reaktion erwartet. Die Spieler waren mit den Gedanken aber schon woanders und haben Biester im Regen stehen lassen – und auch den Vorstand!“
Lity: „Aufgrund der vielen öffentlichen Spekulationen in den letzten Wochen haben wir zusätzliche Abgänge von Spielern gehabt, die eigentlich bei uns bleiben wollten. Ich kann das verstehen, wenn jemand gehen will. Aber nicht wenn man einen Abend vorher noch zusammen gesessen und über gemeinsame Zukunfts-Ideen gesprochen hat.“

Wie geht’s jetzt weiter beim TSV Klein Berkel?
Schwerdtfeger: „Wir haben eine super Führungs-Crew. Die zweite Herren werden wir nicht abmelden. Für die Kreisliga haben wir eine Mannschaft, mit der wir die Klasse halten wollen. Für uns ist es nicht nur sportlich sondern auch wirtschaftlich ein Neuanfang. Für uns gibt es nur noch den Blick nach vorne!“
Lity: „Es wird jedes Jahr viel spekuliert und gewechselt. Wenn die Wechselfrist abgelaufen ist und endlich Ruhe einkehrt, wissen wir, was an Schäfchen noch da ist. Und damit werden wir dann den Neuaufbau in der Kreisliga angehen. Die Fehler, die in der Vergangenheit begangen worden sind, dürfen nicht nochmal gemacht werden.“

In Klein Berkel ist in den letzten Jahren ein hervorragender Unterbau entstanden. Die A-Jugend hat in der letzten Saison sogar in der Landesliga gespielt. Aber auch viele Nachwuchs-Spieler haben sich andere Vereine gesucht.
Lity: „Der Negativ-Trend ist in die A-Jugend mit reingegangen. Wir hätten die Herren-Spieler mit Kusshand gehen lassen, wenn wir die A-Jugendlichen hätten halten können. Das hätte dem Verein nicht wehgetan – ganz im Gegenteil!“

Wer übernimmt künftig die sportliche Verantwortung?
Lity: „Bernd Wollborn wird Trainer der ersten Herren. Wenn wir die zweite Herren personell bestücken können, würden sich Gunnar Bous und ich bereits erklären, die Lücke zu füllen. Auch wenn ich eigentlich aufhören wollte. Gunnar ist ein toller Sportsmann, mit dem man gut zusammenarbeiten kann. Gemeldet haben wir die zweite Mannschaft in der Leistungsklasse. Dahinter steht aber noch ein großes Fragezeichen!“

Wie schon erwähnt, haben viele Spieler den Verein verlassen. Was hat sich personell bislang in die andere Richtung getan?
Schwerdtfeger: „Brian Schwekendiek, Andreas Wölk und Paul Olczyszka sind feste Neuzugänge. Wir sind noch einigen Gesprächen. Vorsorglich haben sich alle Spieler aus dem Kader ersten Herren abgemeldet – außer Alexander Selensky.“
Lity: „Im letztjährigen Kader der zweiten Herren sind natürlich auch ältere Spieler dabei, wie Marco Wagner, Marwan Zaieter und Carsten Krohn. Dazu stehen noch sechs bis sieben A-Jugendliche auf dem Papier.“
Schwerdtfeger: „Der Kader für die erste Herren wird in der Breite auf jeden Fall ausreichen.“
Lity: „Ob auch die Qualität reicht, wird sich dann zeigen.“

Was hat Euch in den vergangenen Wochen besonders enttäuscht?
Schwerdtfeger: „Grundsätzlich muss man alles akzeptieren. Wichtig ist nur, wie man miteinander umgeht. Wenn aus irgendwelchen Hinterhalten geschossen wird, hast du keine Chance, dich zu wehren!“
Lity: „Für mich gab es ein abschreckendes Beispiel beim letzten Spiel unserer ersten Herren gegen Tündern. Als die Mannschaften nach der Halbzeit aus der Kabine kamen, wurde ein Spieler aus Tündern von einem Vertreter eines Kreisliga-Vereins angesprochen. Da fehlte nur noch, dass er ihm das Antragsformular in die Hand drückt. Das sind Dinge, die sich einfach nicht gehören.“

Mit welchem Gefühl blickt Ihr in die Zukunft?
Schwerdtfeger: „Wir schlagen jetzt diese Richtung ein. Und die ziehen wir durch! Du musst immer damit rechnen, dass es rauf und runter geht. Ich bin mit der Aufstellung unseres ganzen Vereins sehr zufrieden. Mit Martin Just habe ich einen Mann hinter mir, der sich richtig reinkniet. Wir haben eine tolle Arbeitsweise und sind immer ehrlich zueinander. Ich sehe das alles als große Chance! Nur jetzt müssen die Spekulationen aufhören!“
Lity: „Vorher ist alles über den Haupt-Vorstand gelaufen, weil es in der Sparte ein Vorstands-Vakuum gegeben hat. Wir würden gern eine Art Teammanager installieren, der Aufgaben im Umfeld der ersten Herren übernimmt. Das halte ich für sehr wichtig.“

Wir danken für das Gespräch und wünschen Euch viel Erfolg für die Zukunft.
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