01.04.2011 08:43

Meldung Fußball


Ex-Profi Crépin spielt jetzt in Wallensens „Glück-Auf-Arena“!

23-jähriger Franzose war zuletzt in der zweiten portugiesischen Liga am Ball / Verletzung stoppt Karriere – dann führte beruflicher Weg vor zwei Monaten nach Salzhemmendorf
Nicolas Crepin Thomas Schuette Paolo Da Capela WTW Wallensen AWesA
WTW-Spartenleiter Thomas Schütte (li.) und Paolo Da Capela (re.) freuen sich über Neuzugang Nicolas Crépins.

Bei diesem „Transfer“ darf ohne Bedenken das Wort „sensationell“ in den Mund genommen werden. Kreisligist WTW Wallensen hat einen neuen Spieler in seinen Reihen. Und der kommt nicht aus dem nur einen Steinwurf entfernten Hildesheimer Land, vom DSC Duingen oder gar vom Bezirksligisten SV Einum. Der Neue im Hameln-Pyrmonter Ostkreis stößt aus Portugal zu den Rot-Weißen, wo er in der zweithöchsten Spielklasse beim SC Freamunde am Ball war. Sein Name: Nicolas Crépin. Sieben Tore schoss der 23-jährige Franzose noch in der vorletzten Saison in der „Liga de Honra“. Nun soll er für den Sportverein Weenzen/Thüste/ Wallensen für reichlich Zählbares sorgen. „Wir erhoffen uns durch Nicolas natürlich einen gewissen Schwung. Er ist ein unglaublicher Fußballer“, erklärt Thomas Schütte, der gemeinsam mit Sven Köhne die Fußball-Sparte des Vereins leitet. „Das Beste ist aber, dass er auch menschlich perfekt in unsere Truppe passt. Gleich nach dem zweiten Training hat er in unserem Vereinsheim für die ganze Mannschaften eine herrliche Bouillabaisse aufgetischt. Und dazu gab es einen verdammt guten Rotwein. Das ist super angekommen“, schwärmt Schütte.

Karriere-Schub: Als Außendienst-Mitarbeiter nach Portugal


Aber nicht nur kulinarisch hat es der gelernte Außenhandelskaufmann drauf. Auch seine fußballerische Vita lässt sich sehen. Bereits mit vier Jahren begann Crépin das Fußball-ABC zu erlernen. Von seinem Heimatverein Thonon-les-Bains, wo Crépin in der Nähe des Genfersees im Osten Frankreichs aufwuchs, wechselte er bereits mit acht Jahren zum Nachwuchs des FC Gaillard, der sich im Jahr 2003 in Football Croix de Savoie 74 umbenannte. Crépin galt in der Region um Évian und Thonon-les-Bains als eines der größten Talente und feierte mit 18 Jahren in der Saison 2006/07 sein Debüt im (Halb-)Profiteam des aufstrebenden Vereins. Als ihn eine komplizierte Adduktoren-Verletzung aber für mehr als ein Jahr zurückwarf, musste Crépin auf Drängen seines Vaters Gerard seine Ausbildung fortsetzen, die er zu Beginn seiner Profilaufbahn auf Eis gelegt hatte. „Das war im ersten Augenblick der bitterste Moment in meinem Leben. Im Nachhinein war es aber irgendwie gut, dass es so gekommen ist“, erklärt Crépin. Doch als der 1,78 Meter große offensive Mittelfeldspieler wieder auf dem Rasen stand, spielte er im Konzept des Chef-Trainers keine Rolle mehr. Nach einem kurzen, aber heftigen Streit meldete sich der Rechtsfuß bei Évian Thonon Gaillard Football Club, wie der Verein seit 2007 heißt, ab – und hing die Fußballschuhe für rund vier Monate an den Nagel. Dann kam ein Zufalls-Moment, der auch seine fußballerische Karriere ungemein pushen sollte. Seine Firma, die in Frankreich Käse produziert, schickte ihn als Außendienstmitarbeiter nach Portugal.

„Das war so etwas wie Liebe auf den ersten Blick“


Und da passte plötzlich alles zusammen. In Freamunde waren die Menschen nicht nur fußballverrückt. Der größte Club der rund 7.500-Seelen-Stadt war ein Jahr zuvor in die zweite Liga aufgestiegen. Crépin sah seine Chance gekommen: Er packte seine Sporttasche, ging zum Training, stellte sein Können unter Beweis. Und der Trainer wollte ihn sofort haben. „Das war so etwas wie Liebe auf den ersten Blick“, versucht Crépin das Verhältnis zu seinem neuen Coach zu beschreiben. Er sei sein bester Trainer gewesen – und zugleich so etwas wie eine Vater-Figur. Mit 20 Jahren trug er gegen Portimonense SC zum ersten Mal das Trikot des Sport Clube Freamunde, für den auch Chelsea-Star José Bosingwa von 2000 bis 2001 elf Mal im Einsatz war. Insgesamt brachte es Crépin in der Saison 2008/09 auf 24 Einsätze und erzielte dabei drei Tore. Gegen Ende der Spielzeit meldeten sich dann aber die Adduktoren zurück. Der Leistungsträger konnte bei großer Belastung nur noch unter starken Schmerzen spielen. Dennoch fehlte er in der kommenden Saison nur vier Spiele und traf gleich sieben Mal ins Schwarze. „Das war das erfolgreichste Jahr meiner Karriere! Aufgrund der Schmerzen konnte ich diese Zeit aber nicht so richtig genießen. Unter der Woche habe ich mehr Zeit im Wartezimmer der Ärzte als auf dem Trainingsplatz verbracht“, erinnert sich der Mittelfeldspieler, der am liebsten die Nummer acht auf dem Rücken trägt.

Nächster „Transfer“: Crépin wechselt beruflich nach Salzhemmendorf


Als er in einem Vorbereitungsspiel gegen Boavista Porto einen wuchtigen Tritt gegen die lädierte Stelle bekam, war an Fußball vorerst nicht zu denken. Deshalb musste Crépin, der während seiner „Profi-Zeit“ in Portugal drei Wochentage für seinen Arbeitgeber im Außendienst tätig war, die wohl schwerwiegendste Entscheidung seines Lebens treffen: „Meine berufliche Zukunft ist mir wichtiger gewesen. Mein Arbeitgeber hat Druck gemacht, weil ich nur drei Tage in der Woche zur Verfügung stand. Deshalb habe ich meine Profi-Karriere beendet“, so Crépin, der anschließend nur noch als Zuchauer bei den Spielen der „Liga de Honra“ im Stadion vorbeischaute. Aber nicht nur im Fußball-Geschäft gibt es Transfers. Crépin schien seinen Job gut zu machen. Deshalb bekam er das Angebot, den Arbeitsplatz zu wechseln – und nach Deutschland zu gehen. Und so landete der Franzose, der mittlerweile fließend portugiesisch und bestens deutsch spricht, vor gut zwei Monaten in Salzhemmendorf, von wo aus er deutschlandweit französischen Käse vertreibt. „Ein absoluter Glücksfall“, kann Schütte den Moment bis heute nicht fassen, als der Ex-Profi plötzlich auf dem Rasen der „Glück-Auf-Arena“ stand.

WTW-Stürmer Da Capela kennt das Gesicht aus den portugiesischen Heimat-Medien


Nicht nur, dass Crépins beruflicher Weg in den Ostkreis Hameln-Pyrmonts führte, war für Schütte ein Zufall. „Am Erstaunlichsten war eigentlich die Situation, die dazu geführt hat, dass Nicolas ausgerechnet bei uns Wallensen gelandet ist“, macht der WTW-Spartenleiter deutlich. In einem Salzhemmendorfer Restaurant kam Crépin zufällig mit Paolo Da Capela ins Gespräch – auf Portugiesisch versteht sich. Das Kuriose daran: WTW-Stürmer Da Capela stammt aus Portugal, genau genommen aus Lamoso - und das liegt nur rund zehn Kilometer von Freamunde entfernt. Crépins Gesicht war ihm aus den portugiesischen Heimat-Medien bestens bekannt. „So klein ist die Welt“, gibt Schütte lächelnd zu Protokoll. Der Kreisliga-Fußball wird für Crépin eine Nebenrolle spielen. Sein Beruf hat oberste Priorität. Und der 23-Jährige muss abwarten, wie lange er sich schmerzfrei bewegen kann, nachdem Wallensens Fußball-Chef Sven Köhne – von Beruf aus Physiotherapeut – seine „heilenden Hände“ angelegt hat. „Bei den Trainingseinheiten hatte ich bislang keine Probleme. Es kribbelt in den Füßen“, sagt der sympathische Franzose, der von großem Ehrgeiz getrieben und voraussichtlich am 07. April  beim Derby in Marienau seinen ersten Einsatz haben wird: „In dieser Liga traue ich mir viel zu. Ich will in der nächsten Saison Meister werden – und mindestens 30 Tore schießen!“
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