23.10.2020 09:17

Interview


Im Gespräch: Gasde träumt vom Fußballlehrer – wenn alles passt

Ramlingen-Ehlershausen trifft am Samstag auf Tündern / „Mit Tündern ist immer zu rechnen“
                             
Philipp Gasde startete mit dem SV Ramlingen-Ehlershausen bisher ordentlich durch.
„Als junger Spieler wollte ich um jeden Preis Profi werden, als Trainer wollte ich das erreichen, was ich als Spieler zuvor nicht geschafft habe“, sagt Philipp Gasde, Coach des Oberliga-Aufsteigers SV Ramlingen-Ehlershausen. In der Jugend spielte der Hameln-Pyrmonter für PSV Eindhoven und Hannover 96, später für VfV Hildesheim und den FC St. Pauli II – der Sprung in den Profibereich wurde ihm jedoch durch Verletzungen verbaut. 2012 folgte bei der SpVgg. Bad Pyrmont sein erstes Engagement als Spielertrainer, überdies absolvierte er die A-Lizenz. In der Kurstadt durch David Odonkor ersetzt, heuerte Gasde zunächst bei Germania Hagen und zum 1. Januar 2019 schließlich bei RSE an. Prompt gelang ihm mit Ramlingen-Ehlershausen der Oberliga-Aufstieg. Am Wochenende ist Gasde mit seiner Elf im Weserberglandstadion zu Gast, trifft auf Tim Pionteks Tünderaner. Anlass genug für uns, mit dem akribisch arbeitenden Übungsleiter über den Aufstieg, die aktuelle Lage, mögliche Fußballlehrer-Pläne und den kommenden Gegner zu sprechen...


Philipp Gasde als Trainer von Germania Hagen.
Philipp, zunächst einmal Glückwunsch zu dieser bisher starken Saison. Hand aufs Herz: Inwieweit habt Ihr beim SV Ramlingen-Ehlershausen mit einem derart positiven Start gerechnet? Immerhin wurde die Mannschaft bereits zur Aufstiegssaison 2018/19 mit Regionalliga- und Oberliga-erfahrenen Akteuren verstärkt...
Philipp Gasde: „Das erste Saisonziel ist, dass wir unter die ersten Fünf kommen und uns damit für die Aufstiegsrunde qualifizieren. Damit sind wir automatisch sicher vor dem Abstieg – und das ist als Aufsteiger unser primäres Ziel. Wir haben eine gute, ausgewogene Mannschaft. Im vergangenen Winter hatten wir das Glück, dass Björn Masur vom HSC Hannover verfügbar war. Er ist mit seiner Regionalliga-Erfahrung im Sturmzentrum ein wichtiger Baustein, da wir vorher mit Luis Engelbrecht vorher nur einen etatmäßigen Mittelstürmer hatten. Zu dieser Saison sind mit Lasse Neubert vom 1. FC Wunstorf, Utku Kani von Egestorf-Langreder und Marco Papas aus der eigenen Jugend noch weitere Verstärkungen dazu gekommen. Wichtig ist, dass unsere vielen guten Einzelspieler als Mannschaft gut harmonieren. Du kannst noch so viele herausragende Individualisten haben, wenn es mannschaftlich nicht funktioniert, hast du ein Problem. Es gibt unzählige Beispiele dafür, auch im Profifußball.“

Die ersten drei Spiele habt Ihr allesamt gewonnen, dabei keinen einzigen Gegentreffer kassiert und neun Tore geschossen. Welche Faktoren haben euch nach der monatelangen Pause einen derartigen Höhenflug ermöglicht?
„Wir haben uns gut auf die Saison vorbereitet und nach dem 'Lockdown' so viel wie möglich trainiert sowie mit individuellen Plänen gearbeitet. Die eigentliche Vorbereitung ging aber 'nur' rund sieben Wochen. Eine zu lange Vorbereitung sehe ich als kontraproduktiv an, da man Gefahr läuft, das Ziel aus den Augen zu verlieren. Dann verpuffen die erhofften Effekte. In dieser Zeit haben wir akribisch an unseren Schwächen gearbeitet und die neuen Spieler ins System integriert.“

Die Zusammenarbeit zwischen Dir und dem Verein gilt als rundum harmonisch. Was macht das Miteinander so besonders?
„Wir verstehen uns alle super, sei es Präsident Jürgen Stern, Teammanagerin Maren Scharlemann oder der sportliche Leiter Kurt Becker. Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht mit Kurt telefoniere. Sportlich und privat pflegen wir ein tolles Verhältnis. Es wird dafür gesorgt, dass ich mich voll auf die Mannschaft konzentrieren kann. Die Rahmenbedingungen sind personell und infrastrukturell sehr gut – es ist ein schönes Arbeiten. Das überträgt sich natürlich auch auf die Mannschaft.“

Philipp Gasde Kopffoto
Bad Pyrmont war Philipp Gasdes erste Trainerstation.
Obwohl Ramlingen-Ehlershausen Aufsteiger ist, habt Ihr eine starke Mannschaft zur Verfügung, der Verein ist laut Berichten rundum glücklich mit deiner Arbeit. Welche Ziele hast Du Dir noch mit dem Verein gesetzt?
„Ich plane nicht mehr so weit voraus. Natürlich schaut man auf die andere Staffel, informiert sich intensiv über die Entwicklungen in der Oberliga. Wir sind aber gut beraten, den Fokus nur auf uns zu legen. Ein Blick auf unsere Tabelle genügt schon, um zu sehen, dass wir noch lange nicht sicher unter den ersten Fünf sind. Northeim ist als Sechster nur fünf Punkte entfernt, hat sogar noch ein Spiel weniger absolviert als wir. Tündern ist als Fünfter nur vier Punkte hinter uns. Es ist alles eng beieinander, sodass uns nichts anderes übrig bleibt, als die Situation von Spieltag zu Spieltag zu bewerten. Wichtig ist, dass wir bis zur Winterpause so viele Punkte wie möglich sammeln. Das Ziel ist, 30 Punkte in dieser ersten Oberliga-Runde zu erreichen; das sollte für Rang fünf reichen.“

Preußen Hamelns ehemaliger Trainer Alexander Kiene ist den Weg bereits gegangen, hat ein „Sabbatjahr“ eingelegt, den Fußballlehrer-Lehrgang erfolgreich absolviert und mit seinem Job bei SC Austria Lustenau den Sprung in den Profibereich geschafft. Inwiefern reizt Dich ein ähnlicher Werdegang?
„Als junger Spieler wollte ich um jeden Preis Profi werden, als Trainer wollte ich das erreichen, was ich als Spieler zuvor nicht geschafft habe. Mittlerweile bin ich 37 Jahre alt und man denkt natürlich auch an die Familie. So ein großer Schritt ist nur in Absprache mit meiner Frau möglich. Es muss sowohl privat als auch sportlich alles zusammenpassen. Sind diese Voraussetzungen gegeben, werde ich mich in naher Zukunft für den Fußballlehrer-Lehrgang bewerben. Erfahrungsgemäß ist es so, dass man die ersten Male abgelehnt wird, die Plätze für den Lehrgang sind begehrt und jährlich stehen nur etwas über 20 zur Verfügung. Alleine in den Kurs hineinzukommen, ist schon ein riesiger Schritt. Aber ich möchte noch einmal betonen: Bevor ich mich für den Lehrgang anmelde, muss alles passen.“

Am kommenden Wochenende steht für Dich eine Rückkehr in die Heimat an, in der Oberliga trefft Ihr auf BW Tündern. Wie blickst Du auf die kommende Partie im Weserberglandstadion?
„Mit Tündern ist immer zu rechnen, das zeigt bereits der 4:3-Sieg beim SVG Göttingen, der zu diesem Zeitpunkt noch Tabellenführer war. Sie haben mit Robin Tegtmeyer, Lukas Kramer und Ugur Aydin sehr starke Spieler in der Offensive, verfügen über viel Qualität im Konterspiel. Robin hat bisher zwar noch kein Tor erzielt, aber er arbeitet unglaublich viel für die Mannschaft. Es ist sehr wichtig, dass wir achtsam sind. In der Defensive steht Tündern kompakt. Sie haben eine Mannschaft, die über den Teamgedanken kommt. Die Spieler kennen sich teilweise von klein auf, spielen seit vielen Jahren zusammen. Vergleicht man den jetzigen Kader mit dem aus der jetzigen Saison, findet man im Stammpersonal kaum Veränderungen vor, abgesehen von Kaan Gündüz auf der rechten Verteidigerposition. Wir sind gewarnt.“

Philipp, wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Dir auf Deinem weiteren Weg viel Erfolg!
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