24.12.2023 08:05

Interview


Eickhoffs zweiter Frühling

„Die Verletzungen, die ich durch den Sport im Rücken und im Knie habe, sind leider irreparabel“ / Und doch ist Eickhoff besser denn je
Simon Eickhoff SSG Halvestorf Fussball Landesliga
Simon Eickhoff - einst als Sportinvalide gebrandmarkt, ist er heute auf der Spitze seiner fußballerischen Schaffenskraft.
Eigentlich war seine fußballerische Laufbahn vorbei. Simon Eickhoff bringt mehr Fußballbegabung mit als die meisten Fußballer im Kreis – doch beendeten schwere Sportverletzungen schon mit Anfang 20 den weiteren Weg des Offensivspielers. Scheinbar für immer. Doch kämpfte sich Eickhoff trotz Schmerzen über Jahre geduldig zurück, verhalf seinem Heimatverein BW Salzhemmendorf zum Bezirksliga-Klassenerhalt und ergriff dann die Chance, mit Halvestorf in der Landesliga anzugreifen. Wir haben uns mit dem Klasse-Kicker über seinen zweiten Sportfrühling unterhalten – und wie er es geschafft hat, trotz seiner Vorgeschichte mindestens genauso gut zu spielen wie früher.

Simon, du erlebst aktuell deinen zweiten Frühling. Nach langer Verletzungspause bist Du mit Salzhemmendorf in der Bezirksliga-Rückrunde 2022/23 richtig durchgestartet und warst einer der Erfolgsgaranten. Dabei galt Deine Laufbahn eigentlich als beendet. Woher kam die Wunderheilung?
„Als Wunderheilung würde ich es nicht bezeichnen. Die Verletzungen, die ich durch den Sport im Rücken und im Knie habe, sind leider irreparabel. Durch den Muskelaufbau, viel Physiotherapie und Veränderung meines Spielstils habe ich einen Weg gefunden, wieder Leistungssport zu betreiben, der mich glücklich macht. Die Schmerzen und Beeinträchtigungen sind aber nach wie vor vorhanden und werden wohl auch nicht mehr verschwinden.“

Verwunderung machte sich auch breit, als Dein Wechsel zur SSG Halvestorf in die Landesliga bekannt wurde. Du hast bis dahin von klein auf für „Solte“ gekickt – was hat Dich zum Wechsel bewogen?
„Nach meiner zehnmonatigen Auszeit kam im Winter die erste Anfrage von Halvestorf, dort stand Salzhemmendorf aber schon mit einem Bein in der Kreisliga - deshalb konnte ich es nicht übers Herz bringen, meinen Verein so zu verlassen. Als ich gemerkt habe, dass ich noch mithalten kann, gerade gegen die oberen Teams der Liga, kam Rik Balk (Trainer Halvestorf, Anm.d.Red.) noch einmal im Sommer auf mich zu und dann ging alles relativ schnell. Ich lebe in Hameln, wollte auf dem höchstmöglichen Niveau trainieren, mich nochmal in der Landesliga probieren und spürte das Vertrauen des Trainers. Zudem kenne ich viele Jungs aus dem Team schon lange und so war für mich schnell klar, dass ich es wage, auch einmal in meinen Fußballerleben zu wechseln.“
Mit Halvestorf erlebst Du eine Saison der Extreme. Erst sechs Spiele ungeschlagen, zuvor den Spitzenreiter, HSC Hannover, noch 2:1 besiegt und anschließend der Tiefflug vor der Winterpause, der Euch wiederum in Kellernähe hat fallen lassen. Ein Blick auf den Kader reicht aus, um zu erkennen: Ihr habt eine richtig starke Mannschaft. Wie erklärst Du diese Formschwankungen?
„Meiner Meinung nach haben die Schwankungen relativ simple Gründe. Einerseits, dass wir häufig durch Verletzungen oder Sperren wichtige Stammspieler, die unsere Achse bilden, nicht an Board hatten und andererseits, dass wir trotz all der Qualität sehr viele junge Spieler haben. Hinzu kommt, dass kaum jemand aus unserer Mannschaft vorher Herren-Landesliga gespielt hat, wo wir logischerweise manchmal einfach Lehrgeld zahlen mussten, wie z.B. beim „Last Minute“-Ausgleich in Wetschen. Zu guter Letzt haben wir viele Neuzugänge im Kader, wodurch sich die Mannschaft erst einmal einspielen muss.“

Für Dich persönlich läuft es hingegen besser: Mit sechs Treffern bist Du hinter Mehmet Özün (neun Tore) der beste Torschütze der SSG und hast Dich trotz des Sprungs in die Landesliga gut akklimatisiert. Wie erklärst Du Dir diese persönliche Steigerung – trotz langjähriger Verletzung?
„Ich muss gestehen, dass ich selbst vor Beginn der Saison nicht mit so viel Spielzeit und Startelf Einsätzen gerechnet habe. Zudem muss ich sagen, dass es mir bei vielen meiner Tore von meinen Teamkollegen leicht gemacht wurde und ich teilweise nur noch richtig stehen musste. Trotz alle dem merke ich täglich, dass ich noch mithalten kann und werde immer besser – gerade weil ich das Vertrauen der Trainer und Mitspieler spüre, was mir persönlich immer sehr wichtig ist.“

Was war Dein persönliches Highlight der aktuellen Saison?
„Für mich war ganz klar das Highlight der Saison der erste Spieltag zuhause gegen Tündern. Nicht nur, dass wir sehr dominant aufgetreten sind und dadurch zurecht 2:0 gewonnen haben, sondern auch die ganze Atmosphäre. Man spielt nicht alltäglich so ein Derby vor 600 Zuschauern bei bestem Wetter und misst sich mit den besten Spielern des Kreises.“
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Autor des Artikels

Jannik Schröder
Jannik Schröder
Jannik stieg nach seinem Praktikum vor einigen Jahren neben dem Studium als Freier Mitarbeiter bei AWesA ins Boot – und ist nach seinem Master-Abschluss in Germanistik und Geschichte seit Oktober 2015 Chefredakteur.
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