24.06.2020 08:36

Spiel meines Lebens - Teil 1


Vollblutsportler, passionierter Trainer, Ironman: Axel Marahrens

Mit neun Jahren beginnt die Sport-Laufbahn des Axel M. / 1977 gewinnt Marahrens mit WTW Wallensen den Kreispokal
Das 1:0 im Pokal-Finale 1977
Das 1:0 im Kreispokal-Finale 1977 für den WTW durch Gunter Stapel. Die Salzhemmendorfer Bernd Meier, Lutz Hesse, Dieter Fuhrmann und Dieter Scholz (links) sind konsterniert, rechts Werner Schmidt, am Boden Torhüter Avelino, jubelnd reißt Wallensens Hans Schulz die Arme hoch, Torschütze Stapel dreht ab, Walter Constabel lauert einschussbereit. Aus dem privaten Archiv von Marahrens.
Von Oliver Steffan

Er ist vom Hamelner Raum, um Hannover und bis nach Göttingen bekannt wie der sprichwörtlich „bunte Hund“. Dieses „Hallo Axel“ haben die allermeisten schon gehört, wenn der drahtige Vollblut-Sportler sich hurtig, mehr rennend als gehend, durch die Stadt bewegt, mit dem Rennrad unterwegs ist oder auf dem Fußballplatz vorbeischaut. Dem Fußball über lange Jahre als Spieler, Trainer, Manager und zuletzt als sportlicher Berater verbunden, bereist der bekennende Kölsch-Trinker seit Mitte der 90er zunächst als Marathon-Läufer und folgend als Triathlet die Welt.

1966 Fußball WTW Schüler in Marienau
Die WTW-Knaben im Jahr 1966. Oben v.li.: Albert Stapel, Kalle Kreth, Achim Brüggmann, Gunter Stapel, Walter „Piefke" Constabel, Lothar Nickel, Didi Küter, Trainer Rainer Pohl. Unten v.li.: Peter Bock, Axel „Hanjo" Marahrens, Reinhard Röpke, Friedhelm Roloff, Wolfgang Schrader, Maskottchen Michael Roloff. Aus dem privaten Archiv von Marahrens.
Neunjährig bringt den gebürtigen Wallensener sein Freund und Spielkamerad Friedhelm Roloff zum Vereinssport beim gemeinsamen Heimatverein, dem WTW: „Wie das so üblich war, Ende der 50er, Anfang der 60er, spielten wir nach der Schule auf den umliegenden Wiesen, dem Schulhof oder ganz einfach auf der Straße Fußball. Das klappte ganz gut, denn Autos gab es bei uns im Ostkreis nicht so häufig zu sehen“, lacht der 66-Jährige und spricht gern von seiner glücklichen Kindheit, fernab von irgendwelchen materiellen Annehmlichkeiten.

Diese einfachen Verhältnisse prägen die Jungs im Ostkreis: „Das gern Gebrauchte: 'Wir hatten eine glückliche Kindheit', traf bei uns zu 100 Prozent zu – wenig Sorgen, viel Zeit mit den Kameraden und dann natürlich der Fußball. Ich bin praktisch als sechster Junge bei den Roloffs aufgewachsen. Friedhelm, ein prima Sechser, Herbert, der Libero, Heinz-Werner, ein offensiver Mittelfeldspieler, der es sogar bei den Preußen probiert hat, Michael im Tor und Bernd-Dieter, der es stets bereut hat, viel zu früh mit dem Kicken aufgehört zu haben, waren natürlich alle dem Fußball verschrieben.“

Das erste Tor in einem Pflichtspiel erzielt der Steppke in der Saison 1963/64 gegen Marienau: „Wir haben die SSG mit 15:1 auseinandergenommen und ich freute mich natürlich wie ein Schneekönig über meinen ersten Treffer in einem 'richtigen Spiel'.“ Die anderen Tore erzielen Walter Constabel (4), Gunter Stapel (3), Albert Stapel (2), Lothar Nickel (2), Kalle Kreth, Didi Küter und Friedhelm Roloff.

Mit Erich Kramme und Rainer Pohl coachen zwei rührige Jugendtrainer die talentierte “WTW-Junior-Bande“: „Walter Constabel, Lothar Nickel, Gunter Stapel, Christian Politze, Friedhelm Roloff, Axel Strehlow, Uwe Kirsch und ich bokten seit den Knaben gemeinsam. Wir waren, wie das so üblich war, nicht alle aus einem Jahrgang, spielten trotz dessen eigentlich die gesamte Jugendzeit zusammen. Die Spieler unseres Teams stellten dann das Gerüst für die später so erfolgreiche Erste Herren. Erich und Rainer, die Trainer, holten uns noch von daheim ab, brachten uns nach dem Spiel auch wieder nach Hause. Als ich vor einem Spiel krank war und im Bett lag, kam Rainer Pohl vorbei, um mich zum Spiel mitzunehmen. Zum Glück war meine Mutter nicht da, ich packte flugs meine Sachen, fuhr mit und legte mich nach dem Spiel wieder ins Bett. Am nächsten Tag hörte meine Mutter beim Einkaufen, dass ich gespielt hatte – da gab es natürlich Lack“, erzählt Axel grinsend.

WTW Wallensen A-Junioren 1969
Die WTW A-„Butscher“ im Jahr 1969. V.l.: Friedhelm Roloff, Walter “Piefke“Constabel, Siegfried “Ischi“ Krüger, “Foxi“ Roloff, Axel Marahrens. Aus dem privaten Archiv von Marahrens.
Vor dem letzten Jugend-Jahr spricht Günther Stoy, Trainer der Salzhemmendorfer A-Jugend, Mittelfeldspieler Marahrens an, ob er sich die Jugend-Sonderklasse, damals höchste Staffel im Kreis, zutrauen würde. „Wir hatten kein Auto und ich wusste nicht, wie ich zu jedem Spiel und Training nach Salzhemmendorf hätte kommen sollen. Günther beruhigte mich und versprach mir, mich zu jeder Einheit und jeder Begegnung abzuholen – er hielt sein Wort!“

Große Schlachten gilt es nun vor allem gegen die Pyrmonter zu schlagen. Das Gerüst der Pyrmonter Junioren bilden mit Konny Schenk, Udo Defitowski und Andreas Loges Akteure, die in den kommenden Jahren auch noch bis zur dritten Liga, der Amateur-Oberliga, für Schlagzeilen sorgen.

„Wir haben Axel deshalb nach Salzhemmendorf geholt, weil er für uns als sehr mannschaftsdienlicher Spieler wichtig war. Ungerechtigkeiten konnte er überhaupt nicht leiden, war dann auch sehr emotional. Mit Schiri Hans Dombeck aus Coppenbrügge ist er einmal so aneinander geraten, dass mich Hans ansprach und mich anwies, Axel auszuwechseln, er würde ihn sonst vom Platz schmeißen. Nachdem Axel wieder Normaltemperatur erreicht hatte, rief er bei Dombeck an und entschuldigte sich“, weiß Günther Stoy auch von Axels zeitweiligen Unbeherrschtheiten zu berichten.

„In Wallensen fand man es nicht so lustig, dass ich zum großen Rivalen nach Salzhemmendorf gegangen bin, um eine Klasse höher zu spielen. Die Konsequenz war, dass niemand im Dorf mehr mit mir gesprochen hat. Ich bin dann irgendwann zum Training meiner alten Jungs hin, habe einen ausgegeben, mich kurz erklärt und dann war die Sache vom Tisch“, weiß der Wallensener Bursche was sich gehört und macht „reinen Tisch“.

„Wichtig war mir, dass mir Fritz Köhne mit auf den Weg gab, dass ich jederzeit wieder willkommen wäre, egal was in Salzhemmendorf passieren sollte. Das war beruhigend und gleichzeitig tröstlich“, lässt der damals 17-Jährige durchblicken, wie sehr ihm die Worte seines Mentors weiterhelfen.

„Axel wollte immer mehr als andere, hatte Probleme mit den Spielern, die keine Ziele verfolgten“, kennt der „alte Fritz“ seinen alten Spezi ganz genau.

„Vor meinem ersten Herrenjahr 1971/72 gingen die Verantwortlichen bei Blau-Weiß dann auf große Einkaufstour, verpflichteten für gutes Geld  ältere Spieler, die schon höherklassig aktiv waren. Als Youngster konnte ich mich gegenüber der namhaften Konkurrenz nicht durchsetzen und hatte kaum Einsätze in der Bezirksklasse. Wir jungen Spieler wurden echt vergrault. So bin ich dann 19-jährig zum SC Duingen gewechselt.“

Abschlusstabelle Saison 1976 1977
Abschlusstabelle Saison 1976/77. Quelle: Dewezet.
In Wallensen wächst Mitte der 70er so langsam eine bärenstarke Truppe zusammen. Die Nachwuchsspieler sind inzwischen zu festen Säulen im WTW-Team geworden, ein Generationswechsel vollzieht sich und so verwundert es nicht, dass der Vorsitzende und beinahe väterliche Freund Fritz Köhne in Duingen vorspricht,  Axel anheuert, um das große Ziel, den Aufstieg in den Bezirk mit den östlichsten Ostkreislern, anzugreifen: „'Wir sind reif, wir brauchen alle verfügbaren Spieler und Jungs, die wirklich heiß sind', hat mich Fritz geködert. Ich sagte zu, weil ich wusste, dass wir etwas reißen konnten.“

Gemeinsam mit Gunter Stapel trainiert Axel den WTW-Nachwuchs der D-Jugend, freut sich über erste Erfolge der talentierten Knirpse und gibt so etwas zurück von dem, was er selbst in seiner Jugend-Zeit in Wallensen erlebt hat.

Der MTV Lauenstein steht in der kompletten Kreisklassen-Saison 1976/77, der ersten nach Axels Rückkehr, vor dem WTW, der als Zweiter mit immerhin 96 geschossenen Toren eine starke Serie spielt. Mit einem beruhigenden Punktevorsprung von fünf Zählern holt sich der MTV souverän die Meisterschaft.

WTW Wallensen Kreispokalsieger 1977
WTW Wallensen gewinnt 1977 den Kreispokal. Hintere Reihe v.l.: Christian Politze, Jörg Steins, Lothar „Hammer„ Nickel, Günther Wehder, Gunter Stapel, Hans „Locke“ Schulz, Friedhelm Roloff, Walter Constabel, Otto Thiele. Vordere Reihe v.l.: Wilfried Batke, Kalle Sürig, Hansi Kirsch, „Nobby“ Hümme, Axel „Hanjo" Marahrens, Herbert Roloff.
Im Pokal wissen die Wallensener jedoch restlos zu überzeugen. Durch einen 3:1-Erfolg im Finale über den alten Ostkreis-Rivalen BW Salzhemmendorf sichert sich das Team um Kapitän Gunter Stapel am 05. Juni 1977 den Kreispokal. Der Kapitän höchstpersönlich bringt seine Farben schon früh in Front. Sein Freistoß in der zehnten Minute schlägt, für BW-Keeper Avelino unhaltbar, in die Maschen ein. Doch die Blau-Weißen kommen zurück ins Spiel. Werner Schmidts Volleyschuss nach einer sehenswerten Kombination bedeutet den Ausgleich in der 21. Minute. Kurz vor dem Wechsel stochert Jörg Steins das Leder aus dem Gewühl zur abermaligen Führung der WTW-er über die Linie. In der 53. Minute erhöht Stapel nach einem Alleingang zum vorentscheidenden 3:1 für die Wallensener.

Mit dem Kreispokal-Sieg 1977 beendet Hans Schulz (3(9 seine erfolgreiche Karriere von links - Gunter Stapel, TW Klaus-Dieter Hümme, Hans Schulz, Axel Marahrens, Friedhelm Roloff, Walter Consatbel,
Mit dem Kreispokal-Sieg 1977 beendet Hans Schulz seine erfolgreiche Karriere. Von links: Gunter Stapel, TW Klaus-Dieter Hümme, Hans Schulz, Axel Marahrens, Friedhelm Roloff, Walter Consatbel. Aus dem privaten Archiv von Marahrens.
„Zum Wintersemester 1977 begann ich mein Sport-Studium in Göttingen, war allerdings mit Wallensen noch verbunden, besuchte meine Eltern, hatte meine Freunde hier – und mit der Ersten ja auch noch etwas vor“, nimmt der Erstsemester reichlich abzuspulende Kilometer von der Uni-Stadt nach Wallensen in Kauf.

WTW Wallensen 1977/1978
WTW Wallensen 1977/78. Hintere Reihe v.l.: Betreuer Wilhelm Hümme, Betreuer Martin Normann, Friedhelm Roloff, Eckhard Schütte, Kalle Sürig, Dietmar Knopp, Walter Constabel, Gunter Stapel, Axel „Hanjo" Marahrens, Trainer Siegfried Bartsch, Sponsor Heini Sonnemeyer. Vordere Reihe v.l.: Herbert Roloff, Hansi Kirsch, Jürgen „Hugo“ Brinkmann, Jörg Steins, Lothar „Hammer“ Nickel, Axel „Kuddel“ Strehlow. Aus dem privaten Archiv von Marahrens. 
Auch in der Saison 1977/78 hecheln die Wallensener die komplette Serie zweitplatziert einer etwas besseren Mannschaft, dem Spitzenreiter TuSpo Bad Münder, hinterher. Doch am vorletzten Spieltag scheint sich das Blatt zugunsten der WTW-er zu wenden. Während die Wallensener nach einem Dreier-Pack von Gunter Stapel und zwei weiteren Treffern von Kalle Sürig, bei einem Gegentor von Pirnke, den SC Diedersen mit 5:1 wegbügeln, patzt die TuSpo beim 2:4 daheim gegen  den VfB Hemeringen und darf den Sekt noch nicht aus dem Schrank holen. Am letzten Spieltag müssen die Badestädter beim TSV Grohnde bestehen, um den Aufstieg in die Bezirksklasse zu schaffen.

Abschlusstabelle 1977/78
Abschlusstabelle 1977/78. Quelle: Dewezet.
Zwar können die WTW-er die hohe Hürde beim TSV Bisperode nehmen und gewinnen nach spannendem Spielverlauf im Ith-Stadion mit 3:2 (Braukmüller und Stenke treffen für den TSV, Knopp und der gute Sürig (2) für den Gast aus Wallensen), doch Bad Münder bewahrt die Nerven. Marquardts Freistoßtor in der 70. Minute bedeutet den Münderschen 1:0-Erfolg gegen Grohnde und die Meisterschaft.

Übrigens nutzt BW Salzhemmendorf der energische Schlussspurt nichts mehr. 6:0 Punkte holen die Saale-Kicker (1:0-Sieg gegen Löwensen, ein 2:0-Erfolg bei Pyrmont II und ein 2:1-Heimsieg gegen den SC Diedersen) und müssen als Fünftletzter (!), mit einem Punkt Rückstand auf die sich rettenden Pyrmonter, den bitteren Gang in die 2. Kreisklasse antreten.

Übermorgen lest Ihr: Marahrens und seine Wallenser kämpfen um den Aufstieg in die Bezirksklasse.

WTW Wallensen Kreispokal-Sieger 1977: Klaus-Dieter Hümme - Uwe Kirsch - Axel Strelow - Hans Schulz - Friedhelm Roloff - Axel Marahrens - Jörg Steins - Gunter Stapel - Walter Constabel - Lothar Nickel - Otto Thiele (Karl-Heinz Sürig und Herbert Roloff).

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