12.07.2023 08:58

Interview


Ein Finale um den Aufstieg: „War offen gesagt tierisch aufgeregt“

Lennerd Kühn über das Foto-Finish in der 2. Kreisklasse, den entscheidenden Sieg gegen Lachem und den Zusammenhalt bei Beber-Rohrsen
Lennerd Kuehn SV Germania Beber-Rohrsen Kopfbild
War in der abgelaufenen Saison ein sicherer Rückhalt im Tor des Sportvereins: Lennerd Kühn.

Es war eines der spannendsten Foto-Finishs der letzten Jahre. Nachdem von Beginn an die Teams aus Bad Pyrmont und Lachem die 2. Kreisklasse dominiert hatten, entwickelte sich aus dem anfänglichen Zweikampf plötzlich ein Dreikampf um die Aufstiegsränge. Die „Welpentruppe“ des SV Germania Beber-Rohrsen legte einen „Dreier“ nach dem anderen auf dem Rasen hin und wuchs im Rückspiegel der beiden Kontrahenten nach und nach zu bedrohlicher Größe heran. Trotzdem blieb dem Nordkreisler-Team von Trainer Lars Langenstein lange Zeit nur die Verfolgerrolle, die Drittvertretung des FCBPH und die Majcan-Elf ließen einfach keine Federn. Doch auch Beber erlaubte sich so gut wie keine Fehler. Somit schritt das Trio beinahe im Gleichschritt dem Saisonfinale entgegen. Und dort kam es dann zum richtigen Endspiel um den Aufstieg. Vor heimischer Kulisse – die aufgrund der mitfiebernden Fans fast aus allen Nähten platzte – ging es gegen Mitstreiter Lachem im allerletzten Saisoneinsatz um alles. Und die Germanen zeigten eine unnachahmliche erste Halbzeit. Beim Stand von 4:0 zur Pause war den meisten bereits klar: hier würde heute nichts mehr anbrennen. Und so kam es dann auch, den Aufstieg ließ sich Beber nicht mehr nehmen. Im Interview spricht der Torhüter und Sprecher des Sportvereins, Lennerd Kühn, nun darüber, was die Germanen ausmacht, mit welchen Gefühlen er im Endspiel zu kämpfen hatte und vieles mehr.

Bisher habt Ihr oben mitgespielt, aber für den Aufstieg hat es erst in diesem Jahr gereicht. Was war im Vergleich zu den letzten Jahren anders?
Lennerd Kühn: „Wir hatten eigentlich auch in der letzten Saison schon ein starkes Team, mit dem wir selbst den Anspruch hatten, im Aufstiegsrennen mitzumischen. Durch eine überraschend schwache Hinrunde haben wir uns da leider selbst einen Strich durch die Rechnung gemacht. In diesem Jahr kam dann mit den Jungs aus der A-Jugend und nicht zuletzt durch Mika Siekmann, der in der Rückrunde zu uns gestoßen ist, das letzte Quäntchen dazu, das für den großen Wurf noch fehlte. Auch dadurch, dass Lars Langenstein und Yannik Braunschweig als Trainergespann übernommen haben, sind wir als Mannschaft noch ein Stück weiter zusammengewachsen und haben uns auch individuell noch ein Stück weiterentwickelt. Ich glaube, das hat dieses Jahr den Unterschied gemacht.“
Beber-Rohrsen ist insofern besonders, dass Eure Spieler fast durch die Bank weg allen Lockrufen höherklassiger Vereine widerstehen. Zumindest die SG Eimbeckhausen/Hamelspringe habt ihr in der Ligazugehörigkeit eingeholt. Was macht den Verein so besonders, dass Ihr drei Herrenmannschaften stellen und Euch mittlerweile gegen die größeren Nordkreis-Vereine behaupten könnt?
„Ich denke, wir sind einfach eine tolle Gemeinschaft, der es auch immer wieder super gelingt, die nachrückenden Jugendspieler schnell zu integrieren. Mit vielen Jungs haben wir auch schon regelmäßig Kontakt, bevor sie alt genug für die Herrentruppe sind. Bei uns macht es einfach Spaß – auch neben dem Platz – und ich schätze, das gefällt den Jungs. Auch drumherum haben wir viele tolle Leute, die sich engagieren und wirklich viel Herzblut in den Verein stecken. Natürlich gibt es auch immer mal wieder Jungs, die eine neue Herausforderung suchen – das kann man keinem verübeln. Aber alles in allem überwiegen bei den allermeisten dann doch die Werte wie Freundschaft und Treue und der Wille, zusammen etwas zu erreichen.“

Am letzten Spieltag habt Ihr im direkten Duell den SV Lachem vom Thron gestürzt und seid selbst aufgestiegen. Ihr habt eine unglaubliche erste Halbzeit gespielt – was hat Euch Euer Trainer Lars Langenstein vor dem Spiel mitgegeben, dass Ihr so furios losgelegt habt?
„Was mir persönlich besonders geholfen hat, war die Botschaft: ‚Ihr dürft ruhig aufgeregt sein, das ist nur natürlich – aber ich will, dass ihr heute alles gebt, was ihr habt, um das Spiel zu gewinnen.‘ Und ich war offen gesagt tierisch aufgeregt. So ein Spiel mag für viele nichts Besonderes sein, aber für uns war das ein Riesending. Da hatte ich schon ein wenig weiche Knie. Durch Lars´ Ansprache habe ich aber das Gefühl bekommen, dass wir eigentlich nichts zu befürchten haben, solange wir am Ende sagen können, wir haben unser Bestes gegeben. Ich denke, das hat uns geholfen, befreiter aufzutreten und nicht von der Anspannung erdrückt zu werden. Da kann ich aber natürlich nur für mich sprechen.“

Hand aufs Herz: Wie groß war Deine Hoffnung, dass ihr tatsächlich noch die Dominanz des FC Bad Pyrmont Hagen III und SV Lachem brechen könnt?
„Es gab ehrlich gesagt einige Momente in der Saison, bei denen meine Zuversicht ein paar Risse bekommen hat. Das Hinspiel gegen Lachem hat uns zum ersten Mal gezeigt, was für eine starke Truppe das eigentlich ist. Wir kannten die Jungs ja vorher gar nicht. Dann kam die überraschende Niederlage gegen Hastenbeck/Emmerthal – und das zu einem Zeitpunkt, an dem wir wussten, dass wir uns eigentlich keine Ausrutscher erlauben dürfen. Die Niederlage gegen Hagen im Rückspiel war auch ziemlich ernüchternd. Da kamen natürlich immer mal wieder Zweifel auf, zumal die Konkurrenz lange Zeit gefühlt überhaupt nichts anbrennen ließ. Aber wir haben uns immer wieder zurück gekämpft, sodass wir am letzten Spieltag noch alles in der eigenen Hand hatten und die Saison mit so einem unvergesslichen Finale krönen konnten.“

Abschließend: Was war Dein persönliches Saison-Highlight?
„Es gab so viele schöne Momente im Laufe der Saison. Ein Schlüsselerlebnis war meiner Meinung nach auch das Spiel in Tündern ein paar Spieltage vor Schluss. Wir haben in der ersten Halbzeit viel zu viel liegen gelassen und wie es dann immer so kommt, lagen wir in der zweiten Halbzeit plötzlich hinten. Dass wir da in den letzten zehn Minuten noch drei Buden machen und das Spiel gewinnen, hat einmal mehr gezeigt, zu was diese Mannschaft fähig ist. Der Moment, in dem im letzten Spiel der erlösende Abpfiff kam und wir alle wussten, wir haben es wirklich geschafft, war natürlich auch nicht schlecht (lacht). Davon werden wir alle noch lange zehren können und hoffentlich können wir diesen Schwung auch mit in die nächste Saison nehmen.“
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Autor des Artikels

Jannik Schröder/Robin Besser
Jannik Schröder/Robin Besser
Jannik und Robin haben diesen Artikel in Zusammenarbeit geschrieben.
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