05.07.2023 12:29

Interview


„Meisterschaft schon in der Hinrunde vergeigt“

Hasani: „Ich hatte in der Pokalrunde auf einmal acht Langzeitverletzte“
Hysen Hasani Trainer FC  Preussen Hameln Fussball Kreisliga
Preussen Hamelns Trainer Hysen Hasani.
Nach einer Aufsehen erregenden Aufholjagd klappte es trotzdem nicht – der FC Preussen Hameln verpasste die Kreismeisterschaft denkbar knapp, war jedoch die mit Abstand beste Rückrundenmannschaft. Im Interview erklärt Trainer Hysen Hasani, was in der Hinrunde schief lief und was in der Rückrunde umso besser klappte...

Der FC Preussen Hameln hat die wahrscheinlich extremste Entwicklung in der Kreisliga hinter sich. Trotz namhafter Neuzugänge seid Ihr erst in der Rückrunde ins Rollen gekommen und letztlich knapp als Vizemeister am Aufstieg vorbeigeschrammt. Wie erklärst Du Dir diese krasse Leistungssteigerung – und was lief vorher schief?
„Der FC Preussen Hameln hatte ein komplett neues Trainerteam und zudem hatten wir 14 Neuzugänge. Die Vorbereitung lief leider auch nicht ganz rund, da der Pokalmodus, den ich persönlich ganz schlimm fand, sein Übriges dazu beigetragen hat. Ich hatte in der Pokalrunde auf einmal acht Langzeitverletzte. Wenn wir uns zum Beispiel die ersten sechs Ligaspiele anschaut, sieht man, dass ich jedes Mal mit einer unterschiedlichen Mannschaft auflaufen musste. Meine komplette Abwehrkette war verletzt, sodass ich immer wieder improvisieren musste. Dazu kam noch, dass die Mannschaft mein System und meine Ideen logischerweise noch nicht ganz umsetzen konnte. Als ich zum Ende der Hinrunde wieder fast alle an Bord hatte, hat man gesehen, dass das System verstanden und verinnerlicht wurde. Glücklicherweise hatte ich einen vollen Kader und mehr Alternativen. Alle, die gespielt haben sowie eingewechselt wurden, taten dem Spiel sehr gut, da alle leistungstechnisch auf dem gleichen Niveau waren. Die Leistungssteigerung, speziell in der Rückrunde, ergab sich durch eine sehr gute Wintervorbereitung. Mit dem Kunstrasen haben wir einen ganz klaren Vorteil. Hervorheben möchte ich die Trainingseinheiten von Ansgar Stelzer und unserem Torwarttrainer Jens-Peter Schmidt, die eine absolut geiles Training mit den Jungs absolviert haben und absolvieren.“

Nach Germania Hagen ist der FCP für Dich die zweite Trainerstation im Herrenbereich. Was macht den Verein für Dich so besonders?
„Die Zeit bei Germania Hagen konnte ich trotzdem genießen, auch wenn dort Entscheidungen getroffen worden sind, die ich so nicht akzeptieren konnte und auch nicht akzeptiert habe. Ich werde die Zeit dennoch in guter Erinnerung behalten, denn da wo Menschen sind, passieren auch Fehler. Beim FC Preussen waren die Gespräche sehr gut und das Konzept im Allgemeinen hatte mir sehr gefallen. Zudem hatte ich auch de Möglichkeit, mit Pascal Lüdtke zusammen zu arbeiten. Wir haben dazu noch zwei super engagierte Betreuer mit Daniela und Marc Pusch, die sich gefühlt 24/7 um das Wohl der Mannschaft kümmern. Das erste Mal habe ich den FC Preussen Hameln um 2010 verfolgt, da mein Bruder unter den Trainern Alexander Kiene und Kai Oswald in der Oberliga gespielt hat. Da ist mir der Verein zum ersten Mal aufgefallen. Zu der Zeit lebte ich in Berlin und konnte nur ab und zu bei den Spielen dabei sein. Wenn ich mir vorstelle, wer vorher dort alles gespielt oder die Mannschaft als Trainer geleitet hat, erfüllt es mich sehr mit Ehrfurcht und Stolz.“
Preussen Hameln polarisiert aufgrund der Vereinsgeschichte mehr als die meisten Vereine in Hameln-Pyrmont. Wie hast Du die Rolle der Preussen im Landkreis erlebt?
„Der FC Preussen polarisiert nicht nur im Landkreis, sondern auch in der Umgebung Schaumburg, Holzminden und Co.. Egal, wo wir angetreten sind, ich hatte immer das Gefühl, dass der Gegner sich besonders anstrengt, um uns zu schlagen. Das hängt sicherlich mit der Vergangenheit des Vereins zusammen. Viele, die den Verein von außerhalb beobachten, denken ja immer noch, dass wir die Spieler monatlich bezahlen, was total absurd ist und nicht der Wahrheit entspricht. Das, was wir machen, ist zum Beispiel, dass sich die Spieler im Verein wohlfühlen, indem zum Beispiel Trainingsklamotten etc. von uns gestellt werden und auch vom Verein gewaschen werden. Jeder, der zu uns kommt, muss einzig und allein einen Kulturbeutel und Fußballschuhe mitbringen. Die andere große Sache, die wir offen zugeben, ist, dass wir Hilfe bei der Jobsuche stellen.“

Der Angriff gewinnt Spiele, die Abwehr gewinnt Meisterschaften – diese alte Fußballweisheit passt zu Euch wie die Faust aufs Auge. Ihr hattet den stärksten Angriff der Liga, während Meister Wallensen die beste Abwehr hatte. Woran hat es im Defensivbereich gehakt?
„In der letzten Saison hatten wir das größte Problem im Defensivbereich. In der neuen Saison wird das nicht noch einmal passieren. Wir hatten mit Sönke Wyrwoll und Bashkim Gutaj zwei Innenverteidiger, die sich beide sehr stark verletzt hatten. Zudem nehme ich die Abwehr in Schutz, da das System, was ich spielen ließ, sehr konteranfällig war. Aber auch hier haben wir uns viel vorgenommen.“

Die abgelaufene Kreisliga galt in ihrer Besetzung als eine der stärksten der letzten Jahre. Wie hast Du persönlich die Leistungsstärke in der Liga wahrgenommen?
„Ich habe das Gleiche wahrgenommen, was alle im Landkreis wahrgenommen haben. Die Liga war sehr stark und spannend. Gefühlt konnte jeder jeden besiegen. Ich denke, für den Zuschauer war es schön mit anzusehen. In der kommenden Saison wird es definitiv nicht anders sein.“ 

Abschließend: Was war Dein persönliches Saisonhighlight?
„Ich habe zwei Highlights. Der erste Höhepunkt ist für mich, dass wir in der kurzen Zeit so vieles bei Preussen erreicht haben, sowohl sportlich als auch im Drumherum, speziell mit dem neuen sportlichen Leiter Bashkim Gutaj. Und mein zweites Hightlight ist die komplette Rückrunde. Wir waren mit Abstand die beste Mannschaft. Dass wir eventuell ein Spiel verlieren und ein Spiel unentschieden spielen, war uns fast klar. Auch wenn das kein Ziel war, haben wir die Meisterschaft schon in der Hinrunde vergeigt.“
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Autor des Artikels

Jannik Schröder
Jannik Schröder
Jannik stieg nach seinem Praktikum vor einigen Jahren neben dem Studium als Freier Mitarbeiter bei AWesA ins Boot – und ist nach seinem Master-Abschluss in Germanistik und Geschichte seit Oktober 2015 Chefredakteur.
Telefon: 0176 - 6217 6014
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