26.07.2010 12:40

„Die Deutsche Meisterschaft war der bewegendste Moment“

Interview der Woche mit dem Tennisspieler Daniel Dohme
Daniel Dohme Tennis Bayer Dormagen AWesA
Als der Tennissport in Deutschland boomte feierte auch Daniel Dohme seine größten Erfolge: 1994 wurde der damals 11-jährige Emmerthaler Deutscher Meister. Ein Jahr später spielte er bereits im Herrenbereich für den HTC Hameln. Wir sprachen mit Dohme, der heute in Köln lebt, über seinen sportlichen Werdegang, den Tennissport in der Momentaufnahme und seine Rückkehr nach Hameln.

AWesA: Wie bist Du zum Tennissport gekommen und wie hat sich Dein sportlicher Werdegang entwickelt?
Daniel Dohme: „Mit Tennis angefangen habe ich eigentlich durch meinen Vater. Mit drei Jahren hatte ich das erste Mal einen Schläger in der Hand. Mit fünf Jahren hatte ich bei der TSG Emmerthal, dem Verein, den mein Vater mit gegründet hat, bei Axel Marahrens meine ersten Trainerstunden. Drei Jahre später bin ich zum HTC Hameln gewechselt und habe dort unter Hassen Soudani trainiert. Das war eine sehr lange und erfolgreiche Zusammenarbeit – bis ich mit 14 Jahren zum TC Bad Pyrmont gegangen bin. Dort habe ich damals unter anderem mit Tobias Köberle in der Verbandsklasse und Verbandsliga zusammengespielt.“

AWesA: Das war dann schon im Herrenbereich.
Dohme: „Richtig. Mit zwölf Jahren habe ich angefangen, beim HTC Hameln im Herrenbereich in der Bezirksliga zu spielen – im ersten Jahr an Position zwei, in der zweiten Saison mit 13 Jahren dann an eins. In Bad Pyrmont habe ich ebenfalls an zwei begonnen und dann mit 15 Jahren an eins gespielt, bevor ich mit 16 Jahren zu Schwarz-Weiß Hannover gewechselt bin…“

AWesA: …der zu den großen Vereinen in Hannover gehört?
Dohme: „Es gibt dort drei große Vereine, wobei Schwarz-Weiß zu dieser Zeit viele Sponsoren abgesprungen sind und der Verein im Gegensatz zum DTV und HTV mittlerweile keine große Rolle mehr spielt. Aber damals ist es quasi ein Trio gewesen. Wir haben in der zweiten Bundesliga gespielt. Das war natürlich mit weiten Fahrten verbunden. Ich habe damals mit 16 Jahren ein Jahr lang an sechs gespielt. Dann sind Schwarz-Weiß eben die Sponsoren abgesprungen. Und so bin ich mit 17 Jahren zum TC Alfeld gegangen, wo ich drei Jahre in der Regionalliga an Position drei und vier gespielt habe. An Position eins hat damals Todd Perry gespielt, der in den Top Ten der Doppelweltrangliste vertreten war.“

AWesA: Und dann kam die Rückkehr nach Hameln.
Dohme: „Genau. Nach drei Jahren in Alfeld bin ich zum DTH gewechselt und habe dort unter Andreas Filyo ein Jahr lang in der Oberliga in der Winter- und Sommerrunde an eins gespielt. Aus studientechnischen Gründen habe ich mich dann aber entschieden, nach Köln zu gehen.“

AWesA: Dort spielst Du jetzt für Bayer Dormagen.
Dohme: „Ein Jahr lang habe ich zunächst für den TC Lese Grün-Weiß Köln in der Oberliga an zwei und drei gespielt. Das ist ein Traditionsverein in Köln-Lindenthal. Seit drei Jahren bin ich jetzt beim TC Bayer Dormagen und spiele dort in der Oberliga an Position zwei bis vier.“

AWesA: Die Oberliga ist in Nordrhein-Westfalen die dritthöchste Spielklasse. In Hannover hast Du schon in der zweiten Bundesliga gespielt. Die größten Erfolge hast Du aber in der Jugend gefeiert?!
Dohme: „1994 bin ich mit elf Jahren in Hannover Deutscher Meister geworden und war bis zum Alter von 13 Jahren Nummer drei der deutschen Jugendrangliste und bis 17 im Bundeskader. 1995 habe ich bei der DM in Leipzig den zweiten Platz gemacht und bin 1996 in Ludwigshafen Dritter geworden. Bis 16 habe ich bei Deutschen Meisterschaften noch das Viertelfinale erreicht – und dort unter anderem gegen Florian Meyer, der zwischenzeitlich unter den ersten 30 der Weltrangliste stand, 7:6, 6:3 gewonnen. Auch bei Europa- und Weltmeisterschaften habe ich mitgespielt.“

AWesA: Wie groß war der Aufwand, um zu solchen Erfolgen zu kommen?
Dohme: „Bis 16 habe ich schon sehr intensiv trainiert. Es war natürlich mit dem Standort Hameln verbunden, dass man eben nicht jeden Tag trainieren konnte – wenn man einmal von Privattraining absieht. Von der verbandsseitigen Förderung hätte ich immer bis nach Bad Salzdetfurth und Hannover gemusst. Das ist über eine Stunde Fahrt und mit der Schule nicht immer einfach gewesen.“

AWesA: Du hast den Namen Florian Meyer angesprochen. Welchen großen Spielern von heute hast Du damals bei Deutschen Meisterschaften gegenüber gestanden und wie hast Du bei Weltmeisterschaften abgeschnitten?
Dohme: „Philipp Kohlschreiber war dabei, Simon Stadler, Florian Meyer. Die waren alle dabei. Die Weltmeisterschaften, der „Orange Ball“, haben in Miami stattgefunden. Da habe ich zwei Mal mitgespielt. Ich habe dabei relativ gute Ergebnisse erzielt, musste Qualifikation spielen, habe vier Quali-Spiele und drei Runden Hauptfeld gewonnen und bin bis ins Achtelfinale eingezogen. Das war wirklich aus dem Nichts heraus. Viele der damaligen Gegner stehen heute unter den Top 200 in der Weltrangliste.“

AWesA: Wie hast Du gegen Philipp Kohlschreiber abgeschnitten?
Dohme: „Ich habe gegen ihn selbst noch nie gespielt, aber wir hatten viel miteinander zu tun, waren auf DTB-Lehrgängen teilweise zusammen auf einem Zimmer.“

AWesA: Wenn Du einmal auf die vielen Jahre zurückblickst: Was war der bewegendste Moment Deiner Tennis-Zeit?
Dohme: „Ich glaube, das war schon der Deutsche Meistertitel als ganz junger Spieler, weil damals so einiges auf mich einprasselte, nicht nur lokale, sondern auch überregionale Medien. Überall habe ich Artikel über mich gefunden. Es kamen dann auch Anfragen, nach Amerika zu ziehen, um dort an einer Tennis-Akademie zu spielen, oder Leute, die als Manager fungieren wollten.“

AWesA: Welche sportlichen Ziele hast Du Dir für die Zukunft gesetzt?

Dohme: „Die Prioritäten haben sich natürlich verschoben. Ich bin jetzt berufstätig und will dort relativ schnell vorwärts kommen. Auf jeden Fall will ich immer Tennis spielen. In fünf Jahren bin ich 30. Dann kann man noch einmal bei den Herren 30 in anderen Ligen angreifen. Das ist mit einer kontinuierlichen Leistungsbereitschaft möglich.“

AWesA: 1994 warst Du Deutscher Jugendmeister. Das war eine Zeit, in der der Tennissport große Beachtung in den Meiden und in Deutschland allgemein fand. Es gab mit Boris Becker und Steffi Graf große Vorbilder. Glaubst Du, dass die heute fehlen?
Dohme: „Ja, definitiv! Solche Idole, wie Becker, der auch polarisiert hat, vermisst man schon. Die sind alle sehr „glatt“ geworden. Wir haben gute Spieler, vor denen man Respekt haben muss, wie Kohlschreiber, Haas oder Kiefer, aber nicht eines Kalibers eines Boris Becker oder Michael Stich – sowohl von der Leistung als auch von der Außendarstellung. Becker war ein Typ, der durch seinen Kampf die Leute mitgerissen hat.“

AWesA: Jetzt spielst Du, wie schon gesagt, in Dormagen. Wann kommt die Rückkehr nach Hameln?
Dohme: „Ich arbeite mittlerweile in Köln und muss erst einmal gucken, wohin es mich verschlägt. Wenn ich wieder in die Region zurückkehre, dann gehe ich natürlich gern wieder nach Hameln.“

AWesA: Du wohnst mittlerweile in Köln. Verfolgst Du denn weiterhin das Sportgeschehen in und um Hameln?
Dohme: „Natürlich. In erster Linie interessieren mich die Spiele der Fußballer der TSG Emmerthal, bei denen mein Bruder Marvin spielt und für die ich viele Jahre selbst gekickt habe.“

AWesA: Daniel Dohme, wir danken Dir für das Gespräch und wünschen Dir für die Zukunft viel Glück und Erfolg!
477 / 479

Autor des Artikels

Team AWesA
Team AWesA
Das Team AWesA stellt Euch die aktuellsten Sportnachrichten aus Hameln-Pyrmont kostenlos zur Verfügung. Bei Fragen und Anregungen kannst Du uns gern kontaktieren. Schickt ihr uns Infos, bereiten wir diese zu vollwertigen Artikeln auf.
Telefon: 05155 / 2819-320
info@awesa.de

Webdesign & CMS by cybox