26.07.2010 21:43

„Müssen die Einnahmen, Mitglieder- und Zuschauerzahl erhöhen“

Roman von Alvensleben viel Preußen Hameln 07 als Voristzender voranbringen
Roman von Alvensleben Vorsitzender Preussen Hameln 07 Fussball AWesA
Der neue 07-Chef Roman von Alvensleben
Roman von Alvensleben ist neuer Vorsitzender der SpVgg. Preußen Hameln 07. AWesA sprach mit dem Hamelner Rechtsanwalt über die sportliche Situation, Zuschauerzahlen und ein Samstag-Abend-Spiel mit Event-Charakter.

AWesA: Herr von Alvensleben, kam die Entscheidung, als Preußen-Vorsitzender zu kandidieren, spontan oder war das schon länger geplant?
Roman von Alvensleben: „Ich bin schon vor längerer Zeit gefragt worden, ob ich den Vorsitz übernehmen möchte und habe dann gesagt, dass ich das allein auf keinen Fall machen will, weil die festgefahrenen Strukturen bei Preußen dann möglicherweise dazu führen könnten, dass man da nur ein ‚Vorzeige-Männchen“ benötigt und letztendlich alles so bleibt wie es war. Ich habe mir überlegt, ich mache das wenn überhaupt mit einem Team und habe Herrn Götze dann dazu bewegen können, dass er mitmacht. Da bin ich auch sehr froh drüber, denn das ist ein Mann, der aus der Finanzwelt kommt. Dann habe ich Roman Klodnyckyj dazu bewegen können, mitzumachen. Er ist ohnehin fußballbegeistert und hat die Sachen vorher ja auch schon mit Herrn Dammeier zusammen kommissarisch geregelt. Damit steht das Kernteam. Jetzt bin ich noch auf der Suche nach einem Bindeglied zwischen Vorstand und Mannschaft.“

AWesA: Gibt es Personen, die für diesen Posten des „Managers“ bereitstehen? Klaus Kipke wurde bereits vermeldet, auch Axel Marahrens war und ist ein Thema.
Von Alvensleben: „Persönlich hat sich Herr Kipke bei mir noch nicht vorgestellt. Axel Marahrens wäre eine super Wahl, nicht nur weil ich ihn schon lange kenne, sondern weil er in diesem Bereich super engagiert ist, fußballerfahren ist und viele Kontakte hat. Ich habe noch einen anderen im Portfolio. Da möchte ich aber noch keinen Namen nennen. Er kommt aus der Wirtschaft und hat ein eigenes Unternehmen, kann gut reden und sich gut verkaufen. Wir müssen schließlich Sponsoren gewinnen und uns gut präsentieren. Es ist aus meiner Sicht wichtig, dass man einen Oberligaverein semi-professionell führt und Strukturen abkupfert, die in größeren Vereinen da sind.“

AWesA: Andere Oberligavereine arbeiten bereits unter professionellen Bedingungen. Da gibt es zum Teil Umsätze im sechsstelligen Bereich. Kann Preußen da auch hinkommen?
Von Alvensleben: „Vorstellen kann man sich alles. Wichtig ist, ein konsolidiertes finanzielles Standbein zu haben. Man muss zunächst einmal im Auge haben, dass die Verpflichtungen, die man jetzt eingegangen ist, erfüllt werden und die Altlasten abarbeitet. Wir haben bereits die ersten Gespräche mit Sponsoren geführt, wie die Situation ist und wie man zu Preußen steht. Wir müssen versuchen, durch Marketing die Einnahmen, Zuschauer- und Mitgliederzahlen zu erhöhen. Zudem liegt uns viel daran, den gastronomischen Bereich wieder in die Hände von Preußen Hameln 07 zu bekommen, weil das wie ein Zahnrad ineinander läuft.“

AWesA: Wenn man auf die Einnahmenseite blickt, gibt es neben Sponsoren und Mitgliedern auch den wichtigen Faktor Zuschauereinnahmen. Woran lag es, dass trotz der guten Leistungen in der letzten Saison so wenig Fans ins Weserbergland kamen und wie kann das verbessert werden?
Von Alvensleben: „Ich glaube, dass eine Kluft entstanden ist zwischen der Bevölkerung im Weserbergland und Preußen Hameln 07 – wie auch immer. Ich kann mich an meine Kindheit erinnern: Da sind Leute zu Fuß aus Wallensen gekommen, um Preußen zu sehen. Da war immer was los. Oberliga ist Oberliga. Sicherlich war das damals eher mit der heutigen Regionalliga vergleichbar. Aber das ist schon nicht schlecht – und man kann sich auch vorstellen, in solche Bereiche vorzudringen. Man sollte immer positiv in die Zukunft blicken und Visionen haben, die man dann vielleicht umsetzen kann. Das muss allerdings auf einer vernünftigen Basis laufen, denn es bringt auch nichts, wenn man den Verein dann wieder hoch verschuldet. Da hat man keine langfristige Tragfähigkeit.“

AWesA: Lassen Sie uns auf das Sportliche blicken. Trainer Kai Oswald ist von Platz acht überzeugt. Was hält der Vorsitzende für realistisch?
Von Alvensleben: „Wenn wir hier im Mai sitzen und wir stehen auf Platz eins, freue ich mich natürlich. Aber das ist natürlich weit hergeholt und unrealistisch. Ich denke, die Qualität der Mannschaft hat sich gar nicht verschlechtert. Die Abwehr ist letztendlich konstant zusammen geblieben. Das war die Grundlage für den Erfolg im letzten Jahr. Wir werden sehen, wie die Neuzugänge einschlagen. Ob vielleicht der eine oder andere Spieler eine gewisse Befreiung empfindet. Daniel Boateng hat mir beispielsweise sehr gut gefallen – oder auch Dominic Meyer. Ich bin da sehr zuversichtlich. Wir versuchen durch verschiedene Aktionen, Zuschauer ins Stadion zu holen. Zum Beispiel haben die Spieler und Betreuer jetzt Ermäßigungskarten bekommen, damit die Leute aus dem Umfeld günstig ins Stadion kommen können. Ich hätte auch keine Lust, vor zehn Leuten zu spielen. Wenn da 200 oder 300 sind, dann macht das schon mehr Spaß. Und wenn das Stadion voll ist, dann macht’s erst recht Spaß. Dann kann man auch über den einen oder anderen Neuzugang nachdenken, wenn es notwendig ist. Vor ein paar Tagen rief mich zum Beispiel ein Spieler an und sagte mir, er käme vom VfL Osnabrück, hätte dort in der U19 gespielt und sei iranischer Juniorennationalspieler, ob er bei uns ein Probetraining machen könnte. Ich habe ihm gleich gesagt, wir könnten kein Geld bezahlen. Das sei aber nicht schlimm, weil ihn seine Eltern unterstützen würden. Er hätte von dem Verein in der letzten Zeit etwas gelesen und fände das toll. Wenn sich solche Sachen ergeben, warum nicht? Wir nehmen jeden auf. Wir wollen auch unsere zweite Mannschaft verstärken. Da können auch heute alle noch kommen, die bei uns spielen wollen.“

AWesA: Was gibt es Neues von der „Baustelle zweite Herren“?
Von Alvensleben: „Eine zweite Herren soll es in jedem Fall geben – und wenn Roman Klodnyckyj und ich uns noch einmal ein Trikot anziehen (lacht). Wir werden das schon irgendwie hinkriegen. Da noch einmal der Aufruf: Wer bei Preußen Fußballspielen möchte, ist natürlich herzlich willkommen.“

AWesA: Wie sieht die Situation im Jugendbereich aus?
Von Alvensleben: „Unsere A-Jugend hat mit Dave Steadman einen guten Trainer. Er war ja einmal mit einer englischen Army-Auswahl Europameister und hat auch schon in Tündern erfolgreich trainiert. Er guckt auch immer beim Training der ersten Herren zu, um sich dort einige Sachen mitzunehmen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass es in unserem Jugendbereich wieder richtig nach vorne gehen.“

AWesA: Das klingt fast schon euphorisch. Was hat Preußen kurzfristig konkret vor, um die Region Weserbergland dem Verein wieder näher zu bringen?
Von Alvensleben: „Man muss das Gefühl bekommen, dass Fußballgucken in Hameln wieder Spaß macht. Das allererste, was ich gemacht habe, nachdem ich zum Vorsitzenden gewählt wurde, war, dass ich zur Spielebörse des NFV gefahren bin und die Anstoßzeit bei Heimspielen auf 14 Uhr vorverlegt habe. Damit man die Möglichkeit hat, hinterher noch Bundesligafußball im Fernsehen zu gucken. Wir haben auch einige Spiele gegen Mannschaften aus der näheren Umgebung auf den Freitagabend gezogen. Ein Flutlichtspiel am Freitagabend um 19.30 Uhr hat auch eine gewisse Atmosphäre. Und wir sind gerade noch dabei, uns mit dem VfB Oldenburg zu verständigen, um das Spiel auf Samstagabend um 20 Uhr zu legen. Das wäre dann so ein ‚Wetten-Das-Spiel’. Das ist aus meiner Sicht bares Geld, was die Zuschauereinnahmen betrifft. Jetzt kommt eben noch die Catering-Geschichte dazu. Das muss auch perfekt laufen. Da kann es nicht sein, dass die Leute dann eine Stunde auf ihre Bratwurst warten.“

AWesA: Roman von Alvensleben, wir danken für das Gespräch und wünschen für die Zukunft viel Glück und Erfolg.
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