26.07.2010 21:54

Dammeier und Bartolillo stehen Rede und Antwort

Lizenz, Geldunterschlagung, Sponsoren, sportliche Zukunft: Jetzt reden die Preußens Verantwortliche Klartext
Wolfgang Dammeier Gaetona Bartolillo Preussen Hameln AWesA
Wolfgang Dammeier, Vincenzo und Gaetano Bartolillo. 
Seit den gesundheitsbedingten Rücktritten von Preußen-Präsident Heinz Mensing und dem 1. Vorsitzenden, Henner E. Kerl, leiten seit einigen Monaten der kommissarisch eingesetzte Vorsitzende, Wolfgang Dammeier, und der Teammanager der Oberliga-Mannschaft, Gaetano Bartolillo, die Geschicke des Traditionsvereins aus der Rattenfängerstadt. Nach etlichen Negativschlagzeilen in den vergangenen Wochen und einer breiten Diskussion im AWesA-Leserforum sprachen wir ausführlich mit Dammeier und Bartolillo, um Klartext zu reden und die Sachlage aus ihrer Sicht darzustellen.

AWesA: Man hört von allen Seiten Gerüchte und Aussagen über Preußen Hameln, laut denen der Verein kurz vor dem Ende steht. Auch hiesige Medien suggerieren, dass es um den einzigen Oberligisten in unserer Region nicht gut bestellt ist. Welche Informationen entsprechen der Wahrheit und wie stellt sich die finanzielle Lage des Vereins dar?
Wolfgang Dammeier: „Die finanzielle Lage bei Preußen ist noch nie so gut gewesen wie im Moment. Wir haben die Lizenz für die neue Oberliga-Saison beantragt und die Unterlagen beim NFV korrekt eingereicht. Und von daher gehe ich auch davon aus, dass wir die Lizenz bekommen werden. Wir haben einen Finanzierungsplan aufgestellt, wie es der NFV vorschreibt und haben auch alle anderen Vorgaben erfüllt. Preußen ist nicht überschuldet und hat auch keine großen Rückstände. Dazu bin ich bemüht, einen neuen ganz neuen Vorstand zu suchen. Auf dieser Suche bin ich auch schon fündig geworden. Einige haben schon grünes Licht gegeben. Die Wahlen, wer welchen Posten bekleidet, bringt die Jahreshauptversammlung mit sich. Es haben sich mit mir bislang drei Leute zur Wahl gestellt für die Posten, die jetzt frei werden.“

AWesA: Können Sie schon die Namen dieser Personen nennen?
Dammeier: „Das kann ich noch nicht. Und das möchte ich auch noch nicht, weil ich mit einer Person noch in Verhandlungen stehe. Und wenn das auch noch klappen sollte, dann läuft es bestens für den Verein 07. Welche Rolle ich dann einnehmen werde, entscheidet die außerordentliche Hauptversammlung, die ich einberufen werde und auch muss. Denn wir sind ja verpflichtet vor dem Vereinsregistergericht einen neuen Vorstand zu präsentieren und das muss jetzt schnellstens gehen. Und ich hoffe, dass die Leute, die jetzt mitmachen und mitarbeiten wollen in den nächsten zwei Monaten auch zur Stange halten.
Gaetano Bartollilo: „Es geht auf jeden Fall weiter. Wie es in den letzten Tagen berichtet wurde, dass alles zusammenbricht und es Preußen Hameln nicht mehr geben wird, das wird definitiv nicht passieren. Zur finanziellen Situation möchte ich einfach sagen, dass wir betrogen wurden. Es fehlt ein großer Sponsorenbetrag, der uns unterschlagen wurde.“
Dammeier: „Aber nicht von einem Hamelner oder Preußen-Mitglied. Der erste Vorsitzende und der Präsident sind einer Werbeagentur aus dem Osnabrücker Raum auf den Leim gegangen, die schon seit 2006 insolvent war.“

AWesA: Um welche Summe handelt es sich?
Dammeier: „Es geht ungefähr um 17.000 €, die ich jetzt auch einklage. Wir haben schon eine Klageschrift gegen den Unternehmer und seine Tochter eingereicht. Denn auf das Konto seiner Tochter soll das Geld geflossen sein.“

AWesA: Geht es denn um Geld, das dem Verein im eigentlichen Sinne gestohlen wurde, oder um einen Betrag, der zugesagt, aber nicht bezahlt wurde?
Dammeier: „Dieses Geld ist uns von einem großen Sponsor vertraglich zugsichert worden. Aber das Marketingunternehmen, das diese Sponsoreneinnahmen für uns verwalten sollte, hat uns diese Summe unterschlagen. Ansonsten haben wir aber auch noch andere Verträge, aus denen alle halbe Jahre Beträge ausbezahlt werden. Es kommen jetzt außerdem noch neue Sponsoren hinzu. Von der finanziellen Seite sind wir momentan also sehr gut aufgestellt.“
Bartollilo: „Diese 17.000 € sind natürlich Geld, das wir für diese Saison eingeplant hatten und das jetzt fehlt. Und durch die negative Berichterstattung über uns in der letzten Zeit ist es sicherlich zusätzlich schwer für uns geworden, noch irgendwelche Sponsoren anzusprechen.“
Dammeier: „Durch die schlechte Berichterstattung, die seit Monaten gegen den Verein läuft, sind uns vor allem auch schon Sponsoren abgesprungen. Denn wenn ich in der Zeitung schreibe, die stehen kurz vor der Insolvenz, dann bin ich als Sponsor selbstverständlich abgeschreckt. Seit Dezember habe ich dementsprechend schlechte Erfahrungen gemacht. Mittlerweile haben die Leute gesehen: Es geht ja doch weiter. Und jetzt sind auch wieder welche bereit für uns zu spenden und selbst mitzuarbeiten“

AWesA: Welche neuen Sponsoren hat Preußen für die nächste Saison? Es fällt häufiger der Name Kety-Bau!?
Dammeier: „Kety-Bau ist für die Zukunft auch ein Partner, hat aber auch in dieser Saison schon etwas im Jugendbereich gemacht. Und ein größerer Stahlbauer aus dem Landkreis Hameln-Pyrmont beteiligt sich aktiv in der Jugend und will auch im Vorstand mitarbeiten. Dazu kommt noch ein anderer Sponsor, dessen Namen ich aber noch nicht nennen kann, da wir uns noch in Verhandlungen befinden. Wenn der auch noch zusagt, dann kann ich wieder ruhig schlafen.“
Bartolillo: „Abschließend kann man zum Finanziellen sagen, dass wir betrogen worden sind und wir werden diese Lage bis zum Ende der Saison überbrücken müssen. Denn für die nächste Saison steht das Finanzielle. Man weiß, was reinkommt. Man hat auch schon einen Etat ausgerechnet. Und dieses Loch, das diese Saison durch dieses fehlende Geld entstanden ist, versuchen wir momentan eben wieder zu schließen.“

AWesA: Wie ist der Stand der Dinge, was das Sportliche betrifft? Auch da ist zu lesen und hören zu lesen, dass die Mannschaft auseinander bricht?
Bartollilo: „Diese Gerüchte gibt es jedes Jahr. Das geht schon im Februar, März, April los und das geht meistens noch bis in den Juli hinein, dass irgendwelche Spieler sich noch entscheiden, woanders hinzugehen. Dass wir drei Abgänge zu vermelden haben ist klar. Ansonsten ist noch alles offen.“

AWesA: Wer verlässt definitiv den Verein?
Bartolillo: „Dennis Offermann wechselt zum FC Springe, Steve Diener zu Halvestorf und Daniele Luggeri zu Bad Pyrmont. Das ist kein Geheimnis, aber bei den anderen Spielern ist das natürlich so, die wollen erst einmal eine Perspektive haben und wollen wissen, wer Trainer ist nächstes Jahr. Dass Gerüchte im Umlauf sind, das ist normal und okay. Und andere Vereine sind jetzt sicherlich hellhörig auf unsere Spieler geworden. Aber so schlimm, wie es von anderen Medien im Landkreis dargestellt wird, ist es nicht. Und ich bin sicher, dass wir im nächsten Jahr trotzdem eine schlagkräftige Mannschaft zusammen haben. Ich bin in Gesprächen mit Spielern von anderen Vereinen, die zu uns kommen möchten, weil die Oberliga immer interessant ist. Sofern wir sie halten. Aber davon gehe ich aus. Wenn ich im Alter von 20 oder 21 Jahren bin, dann ist es für mich als Spieler ein Anreiz in der Oberliga zu spielen. Man darf die Spieler deshalb nicht als geldgeil bezeichnen. Wir haben keine Spieler, die bei uns Unmengen an Geld verdienen, so wie es teilweise dargestellt wird. Als ob wir Festangestellte hätten. Das haben wir nicht. Bei uns geht es nur um Fahrtgelder und Prämien.“

AWesA: Und diese konnten aufgrund der ausbleibenden Einnahmen zuletzt nicht  gezahlt werden?!
Bartolillo: „Nur teilweise wurde nicht gezahlt. Es ist nur noch der letzte Monat, also der März, der offen steht. Das ist ganz normal. Wir arbeiten daran und das wissen die Jungs auch. Bis zum Ende der Saison werden wir dort eine Lösung finden.“

AWesA: Vor einigen Tagen erzählte Ruven Klimke in der Zeitung, dass mit den Spielern von Preußen noch nicht gesprochen wurde. Nun hat er u.a. ein Angebot aus Tündern…
Bartolillo: „Wie gesagt: Es ist normal, dass anderen Vereine unsere Spieler haben möchten. Wir sprechen mit den Spielern. Wir werden bis Ende dieses Monats dann Klarschiff machen und wissen, wie der Kader soweit aussieht. Zum Fall Ruven Klimke habe ich neulich auch etwas gelesen, zu dem ich noch etwas sagen möchte: Als ich letztes Jahr als Preußen-Manager anfing, habe ich damals bei einer großen Zeitung hier im Landkreis angerufen und hatte Ideen, wie man vielleicht etwas aufbauen könnte. Da wurde mir dann gesagt, dass so etwas über die Medien nicht möglich wäre und sie mir definitiv keine Hilfe geben könnten. Wenn ich aber lese, was für eine Werbung in dieser Zeitung momentan für Fußballschulen  läuft. Und mit ganz tollen Kontakten zu Bayern München, die dort geknüpft werden, dann ärgert mich das maßlos. Ich möchte niemandem zu nahe treten und ich habe auch nichts gegen diese Fußballschule. Ich hätte Ruven das gegönnt, wenn er nach dem Probetraining bei den Bayern Fuß gefasst hätte. Ich sehe aber, dass er da ausgenutzt wurde, um eine Publicity für eine Fußballschule hier im Landkreis zu fördern. Da wird meines Erachtens mit zwei Maßen gemessen. Das finde ich nicht okay und das ärgert mich maßlos.“

AWesA: Wie steht es um die Personalie des Trainers?
Bartolillo: „Der Zug ist noch nicht abgefahren.“

AWesA: Also ist Alexander Kiene noch nicht definitiv weg?
Bartolillo: „Es ist ganz einfach: Er hatte einen Vertrag für das nächste Jahr. Und diesen Vertrag musste er ordentlich kündigen, sonst könnte er nicht raus, wenn er ein Top-Angebot bekommen würde. Dieser Vertrag muss drei Monate vor Ablauf gekündigt werden. Und das hat er offiziell gemacht. Das ist ja auch sein gutes Recht. Aber der Zug ist definitiv noch nicht abgefahren. Natürlich ist es so, wenn jetzt ein Top-Verein kommen würde und würde ihm ein Angebot machen, könnten wir nicht mithalten. Aber ich denke, für Alex ist die Oberliga sehr interessant. Wir müssen ihm eine Perspektive geben. Und da arbeiten wir gerade dran.“

AWesA: Alexander Kiene hat vor einigen Wochen gesagt, wenn das sportliche in einem Verein wächst, muss auch das Umfeld wachsen. Das hat er zumindest zu diesem Zeitpunkt nicht gesehen. Wie soll das geändert werden?
Bartolillo: „Da kommen wir wieder zum Finanziellen. Das Problem ist einfach, wir sind nach Strich und Faden betrogen worden und das Geld fehlt halt. Das weiß er auch und das ist kein Geheimnis.“
Dammeier: „Ich habe mit ihm laufend Kontakt und er weiß, worum es geht. Und ich habe ihm kürzlich erst gesagt, so einen guten Trainer, wie wir ihn im Moment haben, hat 07 noch nie gehabt. Da können sich alle auf den Kopf stellen. So jemand, der so einen Erfolg hat, in so kurzer Zeit und mit diesen finanziellen  Mitteln, da muss man einfach den Hut vor ziehen.“
Bartolillo: „Alex könnte mit seinen Fähigkeiten definitiv höher trainieren, da bin ich mir sicher und ich würde ihm das auch gönnen, dass er das mal schafft nach oben zu kommen. Wenn er so weiter macht, dann wird er das auch schaffen. Dann wird man ihn vielleicht irgendwann einmal nicht mehr halten können. Aber für das nächste Jahr wäre es gut, wenn wir ihn halten könnten.“

AWesA: Ihr müsst Euch natürlich trotzdem darauf vorbereiten, was passieren soll, wenn Alexander Kiene den Verein verlässt. Welch Pläne gibt es da?
Dammeier: „Es haben sich sehr viele Trainer über das Internet und schriftlich bei uns beworben. Von denen möchte ich aber keinen einzigen für 07 auflaufen lassen. Wir suchen einen Trainer, der auch erfolgsorientiert ist, genau wie der, den wir jetzt haben. Einen anderen will ich gar nicht haben.“

AWesA: Also gibt es noch keine konkrete Alternative?
Bartolillo: „Natürlich haben wir einen Plan B in der Schublade liegen. Da möchten wir aber natürlich noch keine Namen nennen. Das gibt es drei, vier Kandidaten. Aber die Priorität liegt natürlich erst einmal bei Alex. Wenn es dann wirklich so sein sollte, dass er uns im Sommer verlässt, dann haben wir einen Plan B. Wir werden natürlich auch ein bisschen zweigleisig fahren müssen, das gehört in diesem Geschäft dazu und das weiß Alex auch. Aber in erster Linie ist er unser erster Ansprechpartner.“
Dammeier: „Außerdem bleibt Co-Trainer Ansgar Stelzer definitiv. Der ist ein alter Hamelner und Lehrer in Hameln. Und er ist ein alter Preuße.“
Bartolillo: „Davon haben wir viele in der Mannschaft. Stellmacher, Deck, Schmidt. Da sind insgesamt zehn Spieler, die sagen: Preußen ist mein Verein.“

AWesA: Letzte Woche gab es eine Hiobsbotschaft für den Verein. Hassan Hamadi tritt von seinen Posten zurück. Wie soll es vor allem im Jugendbereich weitergehen?
Dammeier: „Durch das neue Vereinsmitglied, das jetzt auch im Vorstand mitarbeiten will. Der möchte u.a. einen VW-Bus für die Jugend bereitstellen. Und er legt generell sehr viel Wert auf Jugendarbeit.“

AWesA: Hamadi hat auch die zweite Herren trainiert, die nach dem Aufstieg in die Bezirksliga kurz vor dem direkten Wieder-Abstieg in die Kreisliga steht. Wie geht es da weiter?
Bartolillo: „Bei der zweiten Herren ist einiges schief gelaufen dieses Jahr, weil in der Planung nicht darüber nachgedacht wurde, was wir mit der Zweiten erreichen wollen. Sie sind aufgestiegen, viele Leistungsträger sind weggegangen und die Mannschaft fiel auseinander. Und dann hatte man einfach nur eine Mannschaft, die vielleicht, ehrlichgesagt, nicht bezirksligatauglich ist. Da hätte man vielleicht sagen müssen, lieber Kreisliga. Dann hätte man seine Ruhe gehabt. Aber die zweite Mannschaft wird es nächstes Jahr auch weiterhin geben. Abschließend möchte ich noch einmal zusammenfassen: Der erste Punkt ist, dass wir betrogen wurden. Der zweite Punkt ist, es geht weiter. Der dritte Punkt ist, wir setzen alles daran, dass Preußen Hameln weiter existiert und nicht, wie berichtet wurde, morgen die Türen zugemacht werden. Ich möchte ganz klar sagen, dass ich mit der Berichterstattung nicht zufrieden bin. Ich wurde nicht einmal persönlich angerufen oder gefragt, wie  es aussieht bei uns. Es ärgert mich maßlos, dass nicht recherchiert wird und irgendwelche Leute befragt werden und wir es dann aus der Zeitung erfahren. Wenn jemand irgendeine Frage zu Preußen hat, dann soll er mich anrufen und nicht irgendwelche aufgeschnappten Dinge veröffentlichen und eine Kampagne gegen uns starten.“

AWesA: Wolfgang Dammeier, Gaetano Bartolillo, wir danken für das Gespräch und wünschen Euch viel Erfolg für die Zukunft.
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